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Sie erwiederten ihm: Wir sind Nachkommen Abrahams und haben nie Jemanden (als Knechte) gedient; wie sagst du: Ihr werdet frei werden? Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich sage ich euch: Jeder, der Sünde thut, ist der Sünde Knecht. Der Knecht aber bleibt nicht immer im Hause, der Sohn aber bleibt immer. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wahrhaft frei.

Wie der Sklave fein Recht auf einen Hausgenossen hat, und entlassen werden kann, sondern nur der Sohn immer im Hause bleibt, so seid auch ihr Juden als Knechte der Sünde keine ächten Genossen des Reiches Gottes, aber der Sohn kann euch zu solchen machen, euch die wahre und nicht eine eingebildete Freiheit verschaffend. Wie wahr und vielfagend die Worte des Herrn find, und wie das Christenthum nicht bloß dem einzelnen Menschen Freiheit gewährt, sondern die schweren Fesseln der Sklaven gelöst, den Despotismus der Regenten gebrochen, lehrt die Kirchengeschichte.

Ich weiß, daß ihr Nachkommen Abraham's seid; aber ihr suchet mich zu tödten, weil meine Lehre bei euch nicht Plat greift.

Die Worte sagen, daß die Vers 30. 31. genannten Jünger, wenn die Gegenreden von ihnen ausgehen, nicht wahre, lautere Anhänger Jesu geworden, indem ihr Glaube wohl nur Folge eines vorübergehenden Eindruckes war, ohne daß das Wort des Herrn tiefere Wurzel im Herzen gefaßt hatte.

Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; ihr aber thuet, was ihr bei euerm Vater (dem Teufel V. 44.) ge= sehen habet.

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Sie erwiederten und sprachen zu ihm: Unser Vater ist Abraham. Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abraham's wäret, so würdet ihr die Werke Abraham's thun. Nun aber suchet ihr mich zu tödten einen Menschen, der ich euch die Wahrheit sage, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht gethan. Ihr thut die Werke euers Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht durch Hurerei erzeugt; Einen Vater haben wir, Gott.

Hurerei

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Gößendienst (Apok. 12, 1.), das Gegentheil von dem Dienste des wahren Gottes. Da die Juden den wahren Gott erkannten und verehrten, so behaupteten sie, nicht von Gößendienern entsprungen zu sein, nicht einge

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bildete Gottheiten als ihre Urheber anzusehen, sondern allein Jehova. So glaubten sie, sowohl den physischen, als geistigen Ursprung hinlänglich gerechtfertigt zu haben.

Jesus sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben; denn ich bin von Gott ausgegangen und herabgekommen; denn nicht von mir selbst bin ich gekom men, sondern jener hat mich gesandt. Warum kennet ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnet (aus Mangel an Empfänglichkeit). Ihr seid aus dem Vater dem Teufel, und wollet die Gelüste eueres Vaters erfüllen; dieser war ein Menschenmörder von Anfang, und bestand nicht in der Wahrheit; denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.

Der Teufel war ein Menschenmörder dadurch, daß er die Menschen zur Sünde verleitete, und dadurch den physischen Tod über sie brachte, und durch die Uebertretung des göttlichen Gebothes sie auch dem sittlichen Tode unterwarf. Den Menschenmord, den er durch Eingebung von Mordgedanken fortführt, bewirkte er ursprünglich durch die Lüge, vorgebend: „Ihr werdet Gott gleich sein, nicht sterben." Daher wird er, wie er selbst in der absoluten Wahrheit, in Gott nicht bestanden, sich von ihm durch die Sünde getrennt, sich von seiner Gemeinschaft losgesagt hat, der Urheber der Lüge genannt, dem dieselbe eigen, indem keine Wahrheit in ihm sei.

Weil ich aber die Wahrheit sage, so glaubt ihr mir nicht. Eine nothwendige Folge von dem Vorhergehenden: Weil die Juden Kinder des Teufels sind, des Lügners, so kann ihnen die Wahrheit nicht zusagen.

Wer aus euch kann mich einer Sünde (überhaupt, und besonders der Unwahrheit) zeihen? Wenn ich euch aber Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht?

Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes; darum höret ihr nicht darauf, weil ihr nicht aus Gott seid.

„Hören“ bezeichnet hier mehr als ein äußeres Vernehmen, nämlich hören mit Theilnahme, willig annehmen und in's Herz fassen, was eben dem Gotteskinde, und nur ihm eigen ist.

Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht richtig, daß du ein Samariter seist und einen Teufel habest? (Joh. 7, 20.)

Die Samariter waren Erbfeinde der Juden, und legten somit ihre seindfelige Gesinnung bei jeder Gelegenheit zu Tage, was ihrer Seits auch die Juden thaten, welche das halbheidnische Volk verachteten, und alle Gemeinschaft mit ihm aufhoben. Der Schimpfname,,Samariter" mochte daher im Munde der Juden nicht blos eine feindselige Gesinnung gegen sie, sondern auch Irrthum in Religionssachen ausdrücken; denn das schien ihnen unerträglich, daß die Verehrer Jehova's Teufelskinder sein sollen.

wirke.

Einen Teufel haben, heißt: wahnsinnig sein, was eben dieser be

Jesus antwortete: Ich habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Vater, ihr aber entehret mich. Ich aber suche nicht meine Ehre, es ist Einer, der sie suchet und richtet.

Auf die grobe Beschimpfung läßt Jesus eine ruhige Vertheidigung folgen, daß seine Aeußerungen nicht Folgen des Wahnsinns seien, daß er vielmehr durch Verkündigung der Wahrheit den Vater ehre; sie aber entehren ihn. Die Entehrung und Verunglimpfung nehme er aber nicht hoch auf, denn er überlaffe Ehrenrettung und Gericht dem Vater.

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn Jemand mein Wort halten wird, so wird er den Tod in Ewigkeit nicht sehen.

Vergleiche VV. 31. 32., zu denen Jesus nach den durch Zwischenreden veranlaßten Unterbrechungen und Widerlegung der Verleumdungen zurückkehrt.

Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du einen Teufel habest. Abraham und die Propheten sind gestorben, und du sagst: Wenn Jemand mein Wort halten wird, so wird er den Tod in Ewigkeit nicht schmecken. Bist du größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben; was machst du aus dir selbst?

Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts; es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sagt, daß er euer Gott sei.

Ich könnte allerdings meinen Vorzug vor Abraham und den Propheten behaupten, und so mich ehren; doch dieses gilt in euern Augen nichts. Deswegen aber gehe ich meiner Ehre nicht verlustig, indem mein Vater, euer vorgeblicher Gott, für meinen Ruhm sorgt durch die Werke, die ich in seinem Namen verrichte.

Aber ihr kennet ihn nicht, ich aber kenne ihn; und wenn ich sagte, ich kenne ihn nicht, so wäre ich gleich euch ein Lügner. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort. Abraham, euer Vater, hat frohlockt, daß er meinen Tag sehe; er hat ihn gesehen und sich gefreut.

Abraham war hoch erfreut, daß ich zu seiner Zeit erscheinen soll (1. Mof. 18, 18. 22, 18.); er hat die Erfüllung der Weissagung im Scheol gesehen, und wurde mit Freude erfüllt.

Die Juden sprachen nun zu ihm: Du bist noch nicht 50 Jahre alt, und hast Abraham gesehen?

Fünfzig Jahre, eine runde Zahl = das höhere Mannes-Alter. (Die Folgerung, àls müsse Jesus in die 40 Jahre gewesen sein, ist unberechtigt.) Das Sehen nahmen die Juden sinnlich, das sie sich als gegenseitiges dachten. Dieses veranlaßte den Herrn, sein vorweltliches Dasein deutlich auszusprechen.

Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe Abraham war, bin ich. Da hoben sie Steine auf, um nach ihm zu werfen (zur Strafe der Gotteslästerung und der Verachtung Abrahams); Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.

S. 53.

Die wunderbare Heilung des Blindgebornen. Joh. 9. Kap.

Als er weiter ging, sah er einen Menschen, der von Geburt aus blind war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Lehrer! wer hat gesündiget, dieser oder seine Weltern?

Der Frage liegt die Vorstellung zu Grunde, daß jedes außerordentliche leibliche Uebel Strafe der Sünde sei. Daß diese auch mit und statt der Aeltern die Kinder treffen könne, ist aus mehrern Stellen des alten Bundes ersichtlich. Wie fönnen aber die Jünger vorausseßen, daß der Blindgeborne persönliche Verschuldung büßen könnte? Geht die Strafe auch der Sünde voraus? Man erklärte sich die Frage aus der Alexandrinischen Theorie von der Präeristenz der Seele, von der es aber zweifelhaft ist, ob sie wohl auch in Palästina gar so gang und gebe gewesen sei. Besser ist daher wohl die Ableitung der Frage aus der rabbinischen Ansicht, als könne der Mensch auch im Mutterleibe sündigen. Vielleicht war eine persönliche Schuld den Jüngern selbst unerklärlich; da sie aber doch keinen dritten Ausweg wußten, so trugen fie eben wegen des Außerordentlichen dem Herrn die Frage vor.

Jesus antwortete: Weder dieser sündigte, noch seine Aeltern, sondern (deswegen ist er blindgeboren), daß die Werke Gottes (die Wunder der Gnade Gottes, durch mich gewirkt) an ihm sich offenbaren. Ich muß wirken die Werke dessen, der mich gesandt hat, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht (des Todes), da Niemand wirken kann. So lange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt (im physischen und moralischen Sinne). Da er dieses gesagt hatte, spie er auf die Erde, machte einen Koth aus dem Speichel, und strich den Koth auf die Augen des Blinden, und sprach zu ihm: Gehe hin, und wasche dich am Teiche Siloah, *) das ist verdollmetschet: Gesandter. Er ging hin, wusch sich und kam sehend zurück.

Daß weder der vermittelst Speichel und Erde bereitete Teig, noch die Quelle Siloah, wenn sie auch heilend war, das Vermögen an sich besaßen, die Augen eines Blindgebornen, und zwar so geschwind zu heilen, liegt auf der Hand. Warum Jesus hier, statt wie sonst Glauben zu fordern, diese äußern Beihilfen anwendete, mag in dem Bedürfnisse des Blinden gelegen sein, der den Helfer wenigstens durch sinnliche Zeichen wahrnehmen sollte.

Da sprachen die Nachbaren und die ihn früher gesehen hatten, weil er bettelte: Ist es nicht dieser, der da saß und bettelte? Einige sagten: Es ist dieser; Andere aber, er ist ihm ähnlich. Er aber sagte: Ich bin es.

Da sprachen sie zu ihm: Wie sind denn deine Augen ge= öffnet worden? Jener antwortete und sprach: Ein Mensch, genannt Jesus, machte einen Koth, und bestrich meine Augen, und sprach zu mir: Gehe hin zum Teiche Siloah und wasche dich. Als ich aber hinging, und mich wusch, so sah ich. Sie sprachen zu ihm: Wo ist jener? Er sprach: Ich weiß es nicht.

*) Siloah ist eine Quelle, die am Fuße des Berges Sion in einer felsigen Höhlung entspringt, und bald wenig, bald viel Wasser enthält, also einen Teich bildet. In der Leben spendenden Heilquelle sieht der Evangelist eine Parallele mit Christus, daher ihre Verdollmetschung.

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