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S. 65.

Brüderliche Burechtweisung. Versöhnlichkeit. Matth. 18, 15 — 35. Luk. 17, 3. 4.

a) Wenn aber dein Bruder gegen dich fündiget, so gehe hin, halte es ihm vor, überführe ihn zwischen dir und ihm allein. Wenn er dich hört, wenn er bereut, so hast du deinen Bruder gewonnen; vergib ihm! Wenn er dich aber nicht hört, so nimm mit dir noch Einen oder Zwei, damit auf Aussage zweier oder dreier Zeugen jede Sache beruhe (jeder Streithandel beigelegt werde. 5. Mos. 19, 15.). Wenn er aber auch auf diese nicht hört, sage es der Kirche; wenn er auch auf die Kirche nicht hört, sei er dir wie der Heide und Zöllner.

Wie Gott barmherzig ist und die Verlornen zu retten sucht, so soll auch der Mensch barmherzig sein und die Fehlenden zu retten suchen durch Vorhalt des Unrechtes, damit sie dasselbe erkennen und sich bessern. Hier ist genau die Stufenordnung der brüderlichen Zurechtweisung angegeben. Die Zurechtweisung unter vier Augen ist die erste Stufe, damit man dem Fehlenden alle Beschämung erspare. Die Gegenwart von noch zwei oder drei Zeugen die zweite Stufe, damit die Zurechtweisung nachdrucksamer werde, indem hiemit einstimmend mit dem alttestamentlichen Geseze gehandelt wird, und der geschehene Vorhalt auch nöthigen Falls bei dem höhern Richter erhärtet werden kann. Die Anzeige bei der Kirche, d. i. den Vorstehern derselben, ist die dritte Stufe. Wenn er diese nicht hört, so mag ein solcher Fehlende gelten wie ein Heide und Zöllner, das heißt ein solcher, der nicht mehr der christlichen Gemeinde angehört, dessen Umgang man meiden müsse. Es ist also nicht erlaubt, Groll gegen Jemand, der beleidiget hat, im Herzen zu tragen und auf seine Abbitte zu warten. Vielmehr, obwohl beleidiget, soll man sich bemühen, das Zerwürfniß beizulegen.

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Wahrlich ich sage euch, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöset sein.

Der specielle Fall der Beschlußnahme mit einem solchen Fehlenden von Seite der Apostel als Vorsteher der Kirche, erweitert sich hier zur allgemeinen Vollmacht, welche sie auf Erden haben. (Vergl. über Binden und Lösen §. 59.)

Wiederum sage ich euch, wenn Zwei von euch übereinstimmen auf Erden bezüglich jeder Sache, um welche sie bitten

mögen; werden wird sie ihnen von meinem Vater, der im Himmel ist. Denn wo Zwei oder Drei auf meinen Namen hin versammelt sind, dort bin ich in ihrer Mitte.

So werthvoll ist das gemeinschaftliche Gebeth, daß selbst die kleinste Vereinigung das erhält, um was sie übereinstimmend bittet; denn wo auch nur Wenige auf den Namen Jesu hin, d. i. in einer Sache, wovon Jesus der Grund ist, die auf ihn abzweckt, seine Verherrlichung zur Absicht hat, versammelt sind, da ist er als Erleuchter, als Helfer und Tröster in ihrer Mitte.

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d) Darauf trat Petrus zu ihm und sprach: Herr! wie oft darf mein Bruder wider mich fündigen, und ich muß ihm vergeben? bis auf sieben Mal? Jesus sprach zu ihm: Nicht, sage ich dir, auf sieben Mal, sondern bis auf siebenzig Mal siebenmal.

Zu der Frage wurde Petrus veranlaßt durch die obige Anweisung, die Aussöhnung mit dem fehlenden Bruder zu suchen. Und da die Rabbiner eine dreimalige Verzeihung festsetzten, mochte er durch die Siebenzahl eine große Steigerung zu machen glauben. Jesus aber vermehrte diese Siebenzahl mit siebenzig, wodurch er ein unbegränztes Verzeihen, ein unbestimmtes Oft im Vergeben ausdrücken will. *)

Darum ist das Himmelreich zu vergleichen einem Könige, welcher Abrechnung mit seinen Knechten halten wollte.

Deswegen hat es in meinem Reiche die nämliche Bewandtniß, wie mit einem Könige, der mit seinen Knechten Abrechnung halten wollte. Die Knechte sind hier die Verwalter des Königs, seine Steuerbeamten.

Als er aber anfing zu rechnen, ward zu ihm ein Schuldner von zehntausend Talenten gebracht. **) Da er jedoch nicht hatte, womit er bezahlen konnte, befahl sein Herr, ihn zu verkaufen, und dessen Weib und die Kinder, und Alles, was er hatte, und zu bezahlen.

*) Dieses unbestimmte Oft drückt der Herr bei Luk. 17, 4. durch Siebenmal des Tages aus: Und wenn er sieben Mal des Tages an dir fündigte, und sieben Mal des Tages sich bekehrte und spräche: Es reuet mich, so sollst du ihm verzeihen.< **) Ein Talent war = 3000 Sekeln oder 1500 Reichsthalern, somit betrugen 10,000 Talente 15 Millionen Reichsthaler, eine ungeheure Summe, und somit eine unbezahlbare Schuld. Gegen diese Schuld verschwand so zu sagen die Schuld seines Mitknechtes, die nur 100 Denare, also, den Denar zu 15 kr. gerechnet, 25 fl. unseres Geldes betrug.

Im Alterthume durften Schuldner mit Familie als Sklaven verkauft werden, damit der Gläubiger sich bezahlt mache, was auch nach jüdischem Gefeße gestattet war. (3. Mos. 25, 39. 2c.)

Es fiel nun der Knecht vor ihm nieder und sprach: Herr! habe Nachsicht mit mir, ich will dir Alles bezahlen.

Der Knecht versprach hier in der Angst seines Herzens etwas, was er nicht zu leisten im Stande war. Da dieses sein Herr wußte, so belohnte er die Erkenntniß seines Unrechtes und die temüthige Bitte auf eine Weise, wie es der Knecht sich weder zu verlangen getraute, noch vermuthen konnte.

Und es war der Herr jenes Knechtes vom Mitleid gerührt und entließ ihn frei und erließ ihm die Schuld. Nachdem aber jener Knecht hinausgegangen war, fand er Einen seiner Mitknechte, welcher ihm hundert Denare schuldig war; und er ergriff ihn und würgte ihn und sprach: Bezahle mir, was du schuldig bist. Da fiel sein Mitknecht nieder, bath ihn und sprach: Habe Nachsicht mit mir, und ich will dir Alles bezahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängniß, bis er die Schuld bezahlt hätte.

Der Gläubiger handelte nach dem römischen Geseze, nach dem er den Schuldner am Halse packen, zum Richter führen, ihn als Schuldner anzeigen und einsperren lassen durfte. (Vgl. S. 42 c.)

Als aber seine Mitknechte sahen, was geschah, wurden fie sehr betrübt; und sie kamen und erzählten ihrem Herrn Alles, was geschehen war. Darauf rief ihn sein Herr und sagte zu ihm: Böser Knecht! jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, weil du mich gebethen hast; mußtest du dich nicht auch deines Mitknechtes erbarmen, sowie ich mich deiner erbarmet habe? Und sein Herr wurde zornig, und übergab ihn den Folterknechten, bis er ihm die ganze Schuld bezahlt hätte.

Die Folterknechte, Peiniger, sind die Gerichtsdiener, die Aufseher des Gefängnisses, in das der Schuldner nach römischen Rechte gesezt werden durfte bis zur Abtragung der Schuld. Da diese auch als Vollstrecker der gerichtlichen Strafe gebraucht wurden, so führten sie mit Recht den besagten Namen.

Da die Schuld des Knechtes eine unbezahlbar große war, so mußte auch seine Kerkerpein nach menschlichem Ermessen fort und fort dauern.'

1

So wird auch mein himmlischer Vater euch thun, wenn ihr nicht verzeihet, ein jeder seinem Bruder, vom Herzen.

Diese Schlußworte enthalten den Schlüssel zur Deutung der einzelnen Züge des Gleichnisses. Der König ist demnach Gott selbst; der große Schuldner der sündige Mensch, der Gott stets beleidiget und die Sünden zu Bergen häuft; der kleine Schuldner der beleidigende Mitmensch, dessen Schuld im Vergleiche der Schuld des Sünders vor Gott wie Nichts anzuschlagen ist; die Mitknechte, die durch die Härte des großen Schuldners empört wurden, sind die Gerechten, die heiligen Engel.

Das Gleichniß enthält eine nachdrückliche Aufforderung zur Versöhnlichkeit, indem diese, wie aus dem Vaterunser erhellt, das Maß abgibt des Verhaltens von Seite Gottes in Bezug auf unsere Schulden vor ihm, und die Unversöhnlichkeit die Verwerfung nach sich zieht. (Vgl. Mark. 11, 25. 26.) Anderswo wird die Liebe zu Christo (Luk. 7, 47.), oder die Barmherzigkeit gegen die Menschen (Matth. 5, 7.) zur Bedingung der Sündenvergebung gemacht.

Siebenter Abschnitt.

Begebenheiten und Lehren Jesu bis zum Encänienfeste des letzten Jahres. *)

§. 66.

Jesus verläßt Galiläa und reiset durch Samaria_nach Jerusalem. AusSendung und Rückkehr der Siebenzig. Luk. 9, 51-56.

10, 1-11. 16-24.

a) Es geschah aber, als die Tage sich nahten, wo er hinaufgenommen werden sollte, war er Willens nach Jerusalem zu gehen. Und er sandte Bothen vor sich her; und sie gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, um für ihn zuzu

*) Da in diesen Abschnitt das Meiste fällt, was nicht sicher eingereiht werden kann, so soll die Aufschrift des vorigen Abschnittes nicht anzeigen, als sei möglicher Weise nicht noch Manches in diesem Abschnitte Berichtete in Galiläa geschehen oder gelehrt worden.

richten. Und sie nahmen ihn nicht auf, weil er Willens war, nach Jerusalem zu gehen.

Die Ursache, warum die Samariter ihm die Herberge verweigerten, war also Eifersucht, indem der Herr nicht bei ihnen verweilen, sondern nach Jerusalem reisen wollte.

Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes es sahen, sprachen sie: Herr! willst du, daß wir Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren lassen, wie auch Elias gethan hat? (4. Kön. 1, 10-12.) Er aber wendete sich um, schalt sie und sprach: Wisset ihr nicht, welches Geistes ihr seid? Denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, Seelen der Menschen zu verderben, sondern zu retten. Und sie zogen in ein anderes Dorf.

Das Evangelium athmet Sanftmuth und Milde; daher auch seine Bes kenner nicht Gerechtigkeit üben dürfen, wie es im Geiste des alten Bundes lag, sondern Barmherzigkeit, wie Gott im Sohne Allen gnädig sich erweis't.

b) Hierauf aber verordnete der Herr noch siebenzig Andere, und sandte sie, je Zwei, vor sich her in jede Stadt und an jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte.

Durch die Sendung dieser Siebenzig wollte der Herr bei der Nähe seines Todes noch Einmal das Volk in Maffe belehren, und seine Lehrthätigkeit vervielfältigen lassen. Die Jünger, die zu ihrer Sendung länger brauchten, als daß fie gleich wieder bei des Herrn Weiterreise ihn einholen konnten, mochten die Weisung erhalten haben, nach einer bestimmten Zeit in Judäa zu ihm zurückzukehren. Lukas berichtet ihre Zurückkunft gleich nach der Aussendung. (Es ist übrigens natürlich, daß Gedanken, die in der Instruction an die Apostel S. 47. vorgekommen, sich hier wiederholen, deren Erklärung auch dort nachzusuchen.)

Er sprach nun zu ihnen: Die Aernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet daher den Herrn der Aernte, daß er Arbeiter in seine Wernte sende. (Matth. 9, 37. 38.) Gehet hin! siehe! ich sende euch, wie Lämmer unter die Wölfe. (Matth. 10, 16.) Traget keinen Beutel, noch Reisetasche, noch Schuhe, und Niemanden sollet ihr auf dem Wege grüßen. (Matth. 10, 10.)

Das Lettere soll nicht Unfreundlichkeit an den Tag legen, sondern nur unterbleiben, um die Eilfertigkeit zu zeigen und nicht unnüg aufgehalten zu werden.

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