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ålterer und neuerer Zeit fabricirten Formularen, die kaum mehr ein christliches Gepräge haben.

Vater unser. Vater nennt sich Gott zwar auch im alten Bunde (5. Mof. 32, 18. und Is. 63, 16.) als Erschaffer und Versorger. Aber erst im neuen Bunde, wo Christus durch seine Menschwerdung unser Bruder gewor= den, ist diese Vaterschaft zur vollen Wahrheit geworden. Und dieser Vatername ist das erste Wort, das der Bethende in dem Munde führt, damit es ihm Muth und Vertrauen einflöße, den Gegenstand seiner Bitte auch zu erhalten. Welcher Vater versagt seinem Kinde eine vernünftige Bitte?

Unser erinnert, daß wir uns als Brüder ansehen, als eine große Familie, die alle einen gemeinschaftlichen Vater haben.

Der du bist in den Himmeln. Der zwar allgegenwärtige Gott hat vorzüglich im Himmel seinen Wohnsiß, wo auch das Kind Gottes seine Heis math hat, wohin sein Streben und Trachten zielt, woher es einst seinen Heis land erwartet,

Geheiliget werde dein Name.

Name Gottes =

sein Wesen, Gott selbst. Der absolut heilige Gott soll auch von uns Menschen geheiliget, d. i. immer besser erkannt, gelobt, geliebt werden.

Es komme dein Reich.

Diese zweite Bitte folgt aus der ersten. Wo Gott erkannt, gelobt, geliebt wird, dort herrscht Gott, der in ewiger Herrlichkeit regiert (1. Tim. 1, 17.), auch über seine vernünftigen Geschöpfe, und die Kinder seines Reiches hienieden erben nach den Kämpfen der Erde das Reich der Glorie, das Christus ihnen verdient hat, und herrschen mit ihm (Matth. 8, 11.).

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erde. Die Worte, wie im Himmel" weisen auf die Einwohner des Himmels hin und auf ihre hurtige, genaue Vollziehung des göttlichen Willens. So foll nun, will die Bitte sagen, auch an und durch uns der Wille Gottes vollzogen werden.

Unser nöthiges Brod gib uns heute.

Brod =

nöthig ist.

Heute

Nahrungsmittel überhaupt, und was zur leiblichen Eristenz

nach Lukas ausdrücklich täglich, was man für jeden Tag braucht, gemäß der Weisung: „Sorget nicht für den morgigen Tag.“

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Nöthige - enthält die nähere Erklärung zu heute. Nicht Ueberfluß foll der Chrift verlangen auch nur auf einen Tag, sondern sich begnügen lassen mit dem, was er für jeden Tag zu seiner Eristenz benöthiget. (Die gewöhnliche Ueber. segung „täglich“ ist ungenau und verwickelt sich in eine harte Tautologie. Mit

der Uebersetzung „überwesentlich, übernatürlich," (wie kлisolos allerdings auch heißen kann, und wie bereits einige alte Auctoritäten es gegeben haben), entfernt man die Bitte um zeitliche Dinge ganz aus dem Vater unser wenigs stens in positiver Hinsicht, was kaum thunlich. So möchte die Uebersetzung ,nöthig, hinreichend" der Sache am angemessensten sein.)

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Und vergieb uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern.

Hier sehen wir selbst die Bedingniß, unter der wir Verzeihung hoffen, wie dieses noch im Folgenden (nach Matth. 6, 14. 15. und Mark. 11, 25. 26.) näher erläutert wird.

Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen.

Die Versuchung, insoferne fie Reizung zum Bösen ist, geht nicht von Gott aus (Jak. 1, 13.), aber er läßt sie zu zur Strafe, Prüfung und Läuterung. Insofern die Versuchung nothwendige Veranlassung zum Verdienste ist, kann der Mensch nie ganz davon frei bleiben. Das Kind Gottes fürchtet aber darin Gott zu beleidigen, und deswegen bethet es mit Jesu (Matth. 26, 39.), die Versuchung möchte vorübergehen. „Versuchung" aber ist offenbar emphatisch eine allzuschwere, der die Kräfte nicht gewachsen sind, sie zu überwältigen, und die daher deswegen, oder wegen des entzogenen Gnadenbeistandes den Fall zur Folge hätte.

Von dem Bösen (ẳñó rõ ñоvnoš) scheint zunächst den Urheber alles Bösen, den Teufel zu bezeichnen. Da aber eben dieser der Urheber alles sittlichen und physischen Uebels ist, so kommt es auf Eins hinaus, wenn man dieses darunter versteht, und zwar vorzüglich das sittliche, indem die Sünde das wahre, einzige Uebel ist, wovon die zeitlichen Drangsale nur Folgen sind. Amen ist das hebräische Bestätigungswort: „Ja, so geschehe es, true!

das

Denn wenn ihr den Menschen vergebet ihr Vergehen, so wird auch euch euer himmlischer Vater vergeben (geht auf die fünfte Bitte zurück). Wenn ihr aber nicht vergebet den Menschen ihre Vergehen, so wird auch euer Vater euch nicht vergeben eure Vergehen.

Und er sprach zu ihnen : Wenn Jemand von euch einen Freund hätte, und er käme zu demselben um Mitternacht, und spräche zu ihm: Freund! leihe mir drei Brode; denn mein Freund ist von der Reise zu mir gekommen, und ich habe nichts ihm vorzuseßen; und wenn jener von innen antwortete und

spräche: Falle mir nicht zur Last, die Thür ist schon verschlossen und meine Kinder sind bei mir im Bette, ich kann nicht aufstehen und dir geben. Ich sage euch, wenn er auch nicht aufstehen und geben würde, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.

Auch ich sage euch: Bittet und es wird euch gegeben. werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgethan werden. Denn Jeder, der bittet, empfängt, und wer suchet, der findet, und dem Anklopfenden wird aufgethan werden. Oder welcher Mensch aus euch, wenn ihn sein Sohn um Brod bittet, wird ihm einen Stein geben? und wenn er ihn um einen Fisch bittet, statt des Fisches eine Schlange geben? oder auch, wenn er ihn um ein Ei bittet, ihm einen Skorpion darreichen?

Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, gute Gaben euern Kindern zu geben wisset, um wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes denen geben, die ihn darum bitten.

Hier wird ein vollständiger Unterricht über das Gebeth gegeben. Gott erhört das Gebeth vermög seiner unendlichen Vaterliebe, in Vergleich mit welcher die Menschen in ihren Liebesäußerungen böse erscheinen, wie sie wirklich schon von Natur aus böse sind. Allein soll das Gebeth Erhörung finden, so muß es sowohl der Beschaffenheit, als dem Gegenstande nach den hier gegebenen Vorschriften angemessen sein. Anhaltend, beharrlich muß das Bitten geschehen, gleich dem Bitten eines zudringlichen Menschen, und vielseitig, mit Nachdruck, andringend (bitten, suchen, anklopfen wohl nur die Eine Bezeichnung der Energie und Inständigkeit des Bittens); und das Bittgebeth darf sich nur auf nügliche Gegenstände für den Menschen beziehen. Gott gibt nichts Schädliches, da dieses nicht einmal Aeltern thun, sondern nur Gutes, für ihr Heil Ersprießliches; und da der heilige Geist alle Gaben spendet, so nennt Lukas gerade den guten Geist" statt das Gute.

S. 69.

Das Pharifaer-Mahl. Luk. 11, 37–54. *)

Es bath ihn ein gewisser Pharisäer, daß er bei ihm

*) Mehreres von der bei diesem Mahle gehaltenen Rede kommt bei der in die Leidens

speise. Er ging daher hin und begab sich zu Tische. Der Pharifäer aber wunderte sich, als er sah, daß er sich vor dem Essen nicht zuerst gewaschen hatte. Es sprach aber der Herr zu ihm: Ihr Pharisäer haltet wohl das Aeußere des Bechers und der Schüssel rein, euer Inneres aber ist voll Staub und Bosheit (Matth. 23, 25.). Ihr Thoren! hat nicht der, welcher das Aeußere gemacht hat, auch das Innere gemacht? Gebet lieber das darin Befindliche als Almosen, und siehe! Alles ist euch rein.

Wenn das in den Bechern und Schüsseln Enthaltene als Almosen ges spendet wird, die Frucht der Ungerechtigkeit, so wird das Unrecht ausgeglichen, das Innere wird mit dem Aeußern rein, das Gewiffen von den Vorwürfen, befreit, und Beides dient als Gemach Gottes zu seiner Verherrlichung.

Aber wehe euch, Pharisäer! ihr verzehntet die Krausemünze, und die Raute und allerlei Gemüse; aber das Recht und die Liebe Gottes lasset ihr außer Acht Dieses muß man thun,

und Jenes nicht unterlassen.

Nach dem Geseze Gottes mußten nur die Feldfrüchte an die Priester verzehntet werden (3. Mos. 27, 30. 4. Mos. 18, 21. 5. Mos. 14, 22.); die Pharisäer haben aber, um mehr als das Verlangte zu leisten, selbst die unbes deutendsten Gemüse verzehntet, hingegen die Gebothe Gottes gewissenlos übertreten, da Jenes leicht war, die Beobachtung der Gebothe Gottes aber Opfer und Ueberwindung kostet. (Vgl. Matth. 23, 23)

Wehe euch Pharisäer! die ihr liebet den ersten Plaß in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Gassen (Matth. 23, 6.). Weh euch! weil ihr seid wie verborgene Gräber, auf denen die Menschen herumgehen, ohne es zu wissen.

Wie die Gråber von Außen schön, inwendig aber voll Todtengebeine und Unflath sind (Matth. 23, 27.), ohne daß die Leute, die darüber gehen, das Leßtere merken, so waren die Pharisäer.

Diese scharfe Strafpredigt gegen die Pharisäer und im Folgenden gegen die Schriftgelehrten läßt sich am besten daraus erklären, daß ein Klubb Pha

geschichte fallenden Rede, Matth. 23, fast wörtlich wieder vor. Es hindert nichts, anzunehmen, daß Jesus die Hauptvörwürfe gegen die Pharisäer bei den gegebenen Anlässen wiederholt hat. Und so können auch die zwei Reden bei beiden genannten Veranlassungen gehalten worden sein. Sie werden daher auch doppelt mitgetheilt.

risäer absichtlich die Gelegenheit abwartete, den Herrn, auf den sie schon lange erbost waren, Verlegenheiten zu bereiten, wegen unterlassenem Ceremoniel zur Rede zu stellen. Einer unter ihnen mußte den Gastwirth machen, und die Uebrigen erschienen mit Jesu als Mitgäste. Jesus, der ihre Absichten kannte, ließ fie kaum zur Rede kommen, und geißelte, als er die Verwunderung des Gastwirthes wegen der unterlassenen Waschung merkte, mit furchtbarem Ernste ihre ganze Handlungsweise, chne sich weiter in eine Streitfrage über Waschungen einzulassen.

Ein Gefeßlehrer aber erwiederte und sprach zu ihm: Lehrer! indem du dieses sagst, schmähest du auch uns. Er aber sprach: Auch euch Geseßlehrern wehe! denn ihr leget den Menschen unerträgliche Lasten auf und ihr rührt nicht mit einem Finger die Lasten an (Matth. 23, 4.).

Wehe euch, denn ihr bauet die Grabmäler der Propheten, eure Väter aber haben sie getödtet. Wahrlich ihr legt Zeugniß ab und stimmet mit den Thaten der Väter überein, weil sie selbe tödteten, ihr aber ihre Grabmäler bauet.

Der Bau der Grabmåler konnte wohl auch zur Genugthuung geschehen und wäre so nur lobenswerth gewesen. Da er aber hier getadelt wird, muß demselben eine andere Absicht zu Grunde gelegen sein, etwa die Bosheit der Väter zuzudecken, dem Volke zu schmeicheln.

Vorzüglich aber mag der Grund des Tadels in jener Gesinnung liegen, womit die Schriftgelehrten im grellen Contraste theils den Prophetenmord der Vorāltern factisch widerriesen als etwas Sündhaftes, theils doch wieder Mordgedanken gegen den Propheten vorzugsweise und seine Gesandten hegen und sie zur Ausführung bringen, und sich als ächte Söhne entarteter Väter zeigen. Aus Matth. 23, 29-33. leuchtet der Gedanke unverhüllter hervor, wie auch aus Folgendem.

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Darum (daß ihr euer Sündenmaß voll machen könnet, vergleiche Matth. 23, 34.) spricht auch die Weisheit Gottes (durch meinen Mund mich selbst): Ich will senden zu ihnen Propheten und Apostel, und aus ihnen werden sie Einige tödten und verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das vergossen worden vom Anfange der Welt, an diesem Geschlechte gerächt werde, vom Blute Abels bis zum Blute Zacharias, welcher umkam zwischen dem Altar und dem Tempel. Ja, ich sage euch, es wird gerächt werden an diesem Geschlechte (Matth.

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