ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Wein, den man nach jüdischer Sitte (mit Bezug auf Sprüchw. 31, 6.) den zum Tote Verurtheilten reichte, um ihre Sinne zu betäuben und die Todesschmerzen zu lindern. *)

Und als er davon gekostet hatte, wollte er nicht trinken. Jesus wollte bei vollem Bewußtsein sterben und die ganze Bitterkeit des Todes verkosten.

Dort kreuzigten sie ihn, und mit ihm zwei Andere, die Missethäter, Mörder (Räuber), zu beiden Seiten, den einen zur Rechten, den andern zu seiner Linken, Jesum aber in der Mitte.

Und es wurde erfüllt die Schrift, welche sagt: Den Missethätern ist er beigezählt worden. (If. 53, 12.)

Die Evangelisten beschreiben die Kreuzigung nicht, sondern seßen sie als bekannt voraus. Sie war die schmerzvollste und schimpflichste Strafe, die nur über verbrecherische Sklaven, über Aufrührer und die größten Bösewichte verhängt wurde. Sie war vorzugsweise eine heidnische Strafe, und wurde den Juden erst später bekannt, war aber schon früher bei den Persern, Karthagis nensern und Römern üblich. Der zu dieser Strafe Verurtheilte wurde, nachdem er sein Kreuz selbst getragen hatte, an der Richtstätte seiner Kleider bis an das Lendentuch beraubt und an das aufgerichtete und in dem Boden befestigte Kreuz hinaufgehoben. Dieses hatte gewöhnlich die bekannte Gestalt +, bestehend aus einem längeren senkrechten und kürzeren Querbalken. In der Mitte des senkrechten Balkens befand sich ein hervorragender Block, auf welchem der Zukreuzigende saß, damit wegen der Last des Körpers die Nägel nicht die Hände durchrissen. Nachdem der Missethäter auf diesen Block gehoben war, wurde er zuerst an das Kreuz gebunden und dann an Händen und Füßen mit Nägeln daran befestiget, die man durch sie schlug. So schwebte der Ges ́ freuzigte nicht viel über der Erde, bis er langsam oft erst nach 3 Tagen und qualvoll sein Leben endete. Die Römer berücksichtigten aber bei den Juden ihr Gesetz (5. Mos. 21, 22. 23.), wenigstens in Rücksicht des Sabbats (Joh. 19, 31. ff.), und ließen die Gekreuzigten noch Abends desselben Tages abnehmen.

[ocr errors]

Diese Strafe hat nun auch der Herr für uns gelitten, und ist ein Fluch geworden (5. Moj. 21, 23.), um uns den Segen zu bringen. Er ist dagestanden in der schauerlichen Blöße, in der einst Adam dastand, um uns das

*) An einen Widerspruch zwischen Matthäus und Markus ist daher nicht zu denken, da nach syro-chaldäischem Sprachgebrauche Galle im weiteren Sinne alles Bittere, was auch die Myrrhe ist, überhaupt bedeutet,

Kleid der Heiligkeit und Gerechtigkeit wieder zu erwerben; er ist gehorsam geworden bis zum Tode am Kreuze (Phil. 2, 8.), um für unsern Ungehorsam genug zu thun. Wie der erste Adam am Holze fündigte, so büßte der zweite Adam am Holze des Kreuzes und errang durch das Kreuz über jenen den Sieg, der am Baume der Erkenntniß des Guten und Bösen für immer gestegt zu haben meinte. Dadurch ist auch der Tod abgethan, der auf den Genuß der Frucht gelegt war, und zwar nicht bloß der leibliche, der ja nur ein Moment in dem Lebensauflösungs - Prozeß der Sünde war, sondern auch der geistliche, der das Band zwischen dem Menschen und Gott löste, und_nothwendig auch durch die Trennung von der wahrhaften Lebensquelle die Lösung des Bandes des physischen Lebens zur Folge haben mußte.

Der Kreuztod Jesu ist daher nicht so fast Bestätigung seiner Lehre, obwohl auch dieser Moment miteingeschlossen ist, als vielmehr Versöhnung der Welt mit Gott im umfassenden Sinne. Viele Stellen des neuen Testamentes bestätigen diese Bedeutung. (Vergleiche insbesondere die Einseßungsworte des heiligen Abendmahles §. 106.) Die Früchte dieses Todes muß sich der Mensch auf jenen Wegen aneignen, die früher in diesem Werke sind angedeutet worden.

Die Frage ist nur, die hier zu beantworten der passende Ort sein dürfte, ob bei der Genugthuung Jesu Christi für die Sünden der ganzen Welt auch der sündhafte Mensch noch genugthun, Bußwerke üben soll. Die Frage ist bekanntlich ein bis zur Gegenwart noch nicht erloschener Gegenstand konfessionellen Streites.

Ein Blick in die alttestamentliche Offenbarung zeigt, daß Gott mit der Schuld und ewigen Strafe nicht ohne weiters auch die zeitliche Strafe erlasse. Man erinnere sich an Moses, Aaron, die Israeliten in der Wüste, an David und besonders an die Stammältern, deren Strafgerichte sogar das ganze Geschlecht getroffen haben, und auch noch über die Wiedergebornen im neuen Bunde ergehen. Man ziehe die tägliche Erfahrung noch gegenwärtig zu Rathe, die hinreichend überzeugen kann, wie Gott häufig auch den wahren Büßer noch mit zeitlichen Uebeln heimsuche.

Die Genugthuung Jesu Christi, obwohl an sich überflüssig, tilgt also nicht schlechthin jede Sündenfolge. Der Mensch soll vermög einer höheren Weltordnung die zeitliche Strafe der Sünde tragen und so die Folgen der Sünde empfinden, damit, wie der hl. Augustin sagt, die Schuld nicht geringer geschäßt werde, wenn mit ihr sogleich ohne weiteres die Strafe abgethan wäre. Der Sünder hat durch Verlegung der göttlichen Weltordnung unendliche Schuld sich zugezogen, die er abzutragen nicht im Stande ist. Da tritt das Verdienst Christi stellvertretend ein, durch das ihm Schuld und ewige Strafe erlassen wird. Hat damit die göttliche Liebe wieder den Sünder in die Lebensgemeinschaft mit Chrifto verseßt, so behauptet die göttliche Gerechtigkeit gleichfalls ihr Recht durch Verhängung zeitlicher Sündenftrafen, um den Sünder zu warnen,

das Uebel der Sünde ihn empfinden zu lassen, und die göttliche Weltordnung zu wahren, die durch die Sünde frevelnd verlegt wird. Zudem nehmen diese Strafen den Charakter sittlicher Heilmittel an, wodurch den nachwirkenden Leidenschaften der Sünde begegnet, ihre Macht gebrochen wird. Da also Gott selbst durch häufigen Vorbehalt der zeitlichen Sündenstrafen ein Gesetz aufgestellt hat, das seine Gerechtigkeit offenbaren soll, indem diese verlangt, daß der Sünder die Folgen seiner Sünden empfinde; und da diese Strafen auch sittliche Heilkraft haben: so ist es leicht erklärbar, wenn diese Wahrheit von jeher in dem christlich - kirchlichen Bewußtsein lebte und sich aussprach durch den Mund der Väter und in der Bußpraris der Kirche. Treibt es doch den reumüthigen Sünder selbst, die Sünde an sich zu rächen, und die ihm von der Kirche auferlegten Bußwerke, die von jeher im Allgemeinen in Bethen, Fasten und Almosen im weitesten Sinne bestanden, willig zu übernehmen, die somit nur ein im wahren Bußgeiste liegendes Bedürfniß befriedigen.

Man schmälert also nicht, wie die bekannte Einrede heißt, durch die eigenen Bußwerke das Verdienst des Erlösers, das nicht da ist, um den Menschen ohne weiteres straffrei ausgehen zu lassen und dadurch eine Geringschäzung der Sünde zu veranlassen, sondern richtet sich nur nach der von Gott selbst vorgezeichneten Ordnung; man seßt die eigenen Werke nicht neben das Verdienst des Erlösers, gleichsam als Ersazmittel desselben, sondern das Vertrauen steht allein auf dieses, durch das unser Thun erst den Werth erhält (Trid. Sess. 24. c. 8.), und durch welches Thun wir die Früchte der Buße aufzeigen.

Nach dieser längern Reflerion gehen wir wieder zu unserm Texte zurück. Daß sie Jesum in der Mitte kreuzigten, mag in ihrem Hasse gelegen sein, indem sie ihn dadurch als den größten unter den drei Missethätern bezeichnen wollten. Die Veranlassung dazu lag darin, weil er an die Stelle des Barabbas trat, der wohl ein größerer Verbrecher war, als die zwei mit Jesu Gekreuzigten, deren Mitte er daher ohne Zweifel würde eingenommen haben.

Die Soldaten nahmen, als sie Jesum gekreuziget hatten, seine Kleider und machten vier Theile daraus, jedem Soldaten einen Theil, und das Unterkleid. Das Unterkleid war aber ohne Naht, von oben an durch und durch gewirkt. Da sprachen sie zu einander: Wir wollen es nicht zertheilen, sondern darum loosen, wem es gehören soll, damit die Schrift erfüllt werde, welche sagt: Sie haben unter sich meine Kleider vertheilt, und über mein Gewand das Loos geworfen. (Ps. 21, 19.) Dieses nun thaten die Soldaten.

Die Kleider der Hingerichteten fielen gefeßlich den Vollstreckern des Urtheils zu, welche hier vier Soldaten waren. Derjenige, der auf Erden nicht so viel hatte, wohin er sein Haupt legen konnte, starb fogar, der eigenen Kleidung entblößt, am Kreuze.

Es war aber die dritte Stunde (unser 9 Uhr Vormittag), da sie ihn kreuzigten. Und sie seßten sich nieder und bewachten ihn.

Das Bewachen geschah, um den Tod Jesu abzuwarten und zu verhindern, daß er nicht früher vom Kreuze abgelös't würde.

Pilatus hatte aber auch eine Inschrift geschrieben und an das Kreuz heften lassen oberhalb seines Hauptes; und es war die Ueberschrift seiner Schuld überschrieben: Dieser ist Jesus von Nazareth, der König der Juden. Diese Inschrift lasen viele Juden; denn der Ort, wo Jesus gekreuziget wurde, war nahe bei der Stadt. Und sie war geschrieben mit griechischer, Lateinischer und hebräischer Schrift. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der König der Juden; sondern, daß er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.

Es war römische Sitte, daß man eine weiße Tafel vor dem Verurtheilten hertrug, auf welcher das Vaterland, der Name und das Verbrechen desselben mit schwarzer Farbe geschrieben war. Diese Inschrift rief der sie tragende Soldat aus, und hernach wurde sie an's Kreuz geheftet. Diese Sitte wurde auch bei Jesus beobachtet, aber die Schrift war nicht nach dem Sinne der Hohenpriester geschrieben. Was aber der Heide zum Spotte und Aerger der Hohenpriesterschaft geschrieben hat, ohne sich zu einer Aenderung bewegen zu lassen, das hatte tiefe Wahrheit; die königliche Würde des Messias sollte allgemein kund werden. Deswegen wurde sie auch unter geheimen Walten Gottes in den drei Sprachen verfaßt, welche die ganze damalige civilifirte Menschheit repräsentirten: Die Griechen, Römer und Juden.

S. 123.

Jesus am Kreuze; sein Tod.

Matth. 27, 39-56. Mark. 15, 29-41. Luk. 23, 34-49. Joh. 19, 25-37.

Jesus aber sprach (da sie ihm die Nägel durch Hände und

Füße schlugen): Vater! verzeih' ihnen, sie wissen nicht, was fie thun.

Erstes Wort. Jesus hatte einst ermahnt, selbst die Feinde zu lieben, ihnen wohlzuthun, für sie zu bethen. Wozu er mahnte, das befolgte er selbst, bethend für sie in dem schrecklichsten Momente, wo sie ihn an das Kreuz schlugen, und sie entschuldigend, daß sie nicht wissen, was sie thun. Allerdings waren die Werkzeuge der Vollstreckung des Urtheils in voller Unwissenheit, und auch bei den Obersten fehlte nach Apostelg. 3, 17. und 1. Cor. 2, 8. die volle Einsicht, weil sie sonst den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuziget hätten. Unterdessen war diese Unwissenheit nicht ohne Schuld, indem Neid und Hoffart der Grund war, warum sie den Messias verwarfen und eine bessere Erkenntniß nicht auffommen ließen. Aber gerade darin, daß Jesus ungeachtet dieser Schuld seine Feinde entschuldigte, zeigte sich seine verzeihende Liebe im schönsten Lichte. Durch dieses Beispiel bewogen, unterdrückten schon viele Anhänger Jesu, von Stephanus an bis herauf in unsere Zeit, das Gefühl der Rache, und sprachen in rühmlicher Selbstverläugnung die Worte nach, die der Herr am Kreuze gesprochen.

Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopa, und Maria, die Magdalenerin.

Da nun Jesus die Mutter sah, und den daneben stehenden Jünger, den er liebte (Johannes), sprach er zu seiner Mutter: Weib! sieh, das ist dein Sohn. Darnach sprach er zum Jünger: Sieh! das ist deine Mutter. Und von jener Stunde an nahm sie jener Jünger zu sich.

Zweites Wort. Unter allen Bekannten und Anhängern Jesu, die ferne standen (Lukas V. 49), waren die vier genannten Personen die einzigen, die sich bis in die Nähe des Kreuzes Jesu hindrängten; so groß war ihre Liebe und Anhänglichkeit. *) Und dieses gab dem Herrn Gelegenheit, noch in den lezten Lebensstunden einen Beweis abzulegen der Liebe und Sorgfalt gegen seine Mutter; denn mit den Worten: „Sieh, deine Mutter!" empfahl er die Witwe, die nun auch des Sohnes beraubt wird, der Objorge des Johannes, der sogleich, die Worte des Meisters befolgend, sie in sein Haus aufnahm und

*) Maria_von_Magdala und die andere hier genannte Maria, das Weib des Klopa, werden zwar Matth. 55. 56. V. und Mark. 40. V. unter den Personen genannt, welche von Ferne zusahen. Daraus folgt aber nicht, daß sie in dem langen Zeite raum von 6 Stunden ihren Standort zuweilen nicht verändern konnten.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »