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S. 16.

Jesus geht in die Wäßte, faßtet und wird versucht. Matth. 4, 1—11. Mark. 1, 12. 13. Luf. 4, 1-13.

Jesus aber, voll des heiligen Geistes, begab sich von Jordan hinweg, und wurde sogleich vom Geiste in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Und er war in der Wüste 40 Tage, unter den Thieren, und aß in jenen Lagen Nichts.

Der Hauptgrund für den Weg in die Wüste war für Jesus also das Versuchtwerden durch den Teufel, wenn auch nicht der einzige. In Christo war nämlich nicht bloß eine göttliche, sondern auch eine menschliche Natur, also auch ein menschlich-freier Wille, der durch Versuchung veranlaßt werden sollte, sich in freier That mit dem göttlichen zu vereinigen, und als zweiter Stammvater dem ersten gegenüber seine Heiligkeit in der steten Wahl des Guten zu bethätigen. Daher wurde Christus vom heiligen Geiste selbst der für ihn nothwendigen Versuchung entgegen getrieben, und bewogen, ihr nicht auszuweichen, sondern sie fieghaft zu überwinden.

In der Versuchbarkeit der menschlichen Natur Christi lag allerdings die Möglichkeit des Unterliegens, obwohl wieder in der göttlichen die Nothwendigkeit des Sieges lag.

Das ist ein Geheimniß, in das menschliche Beschränktheit, ungeachtet aller Forschung, nicht einzudringen vermögen wird.

In die Wüste. Wenn auch Johannes sich meistens in der wüßten Gegend, im Nord - Westen des todten Meeres, aufhielt, so befand er sich doch, wenn er kaufte, in dem schmalen, fruchtbaren Landstrich am Jordan. Jesus begab sich also nicht von der Wüste in die Wüste, wie Straus meint, sondern von Johannes weg in die eigentliche Wüste (die Tradition nennt als solche die schauerliche wüste Gegend zwischen Jerusalem und Jericho, „Quarantania" den Ort der 40 Tage). Hier in der wüsten Einsamkeit, will sich der Gottmensch durch ungestörte Contemplation, die noch durch Fasten befördert wurde, auf sein hohes Amt vorbereiten, und dem Beispiele eines Moses, Elias und feines Vorläufers folgen. Die Einsamkeit war von jeher die Schule, aus der große Männer hervorgingen.

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Er war unter Thieren, also aller menschlichen Hilfe und Ansprache beraubt, was durch längere Zeit schwer hält.

'Und aß in jenen Tagen Nichts. Das Fasten des Herrn war also ein vollständiges, und bestand nicht in Enthaltung von einer gewöhnlichen Mahlzeit, was nach dem Sprachgebrauche der Schrift wohl auch fasten heißt.

Jesus, der Prophet des neuen Bundes, konnte gewiß nichts Geringeres thun, als Mofes und Elias (5. Mos. 9, 9. 18.; 3. Kön. 19, 8.), die ebenfalls 40 Tage Nichts aßen. Das kann allerdings nicht ohne Wunder geschehen, die indessen auch in neuerer Zeit nicht fehlen.

Uebrigens war das Fasten des Herrn auch „sühnend die Eßgierde," wie sie sich bei uns Menschen zeigt, und besonders bei dem Stammvater äußerte.im Genusse der verbothenen Frucht, und Wink für die Kirche, die wirklich dieses Mittel alle Jahre in Anwendung bringt, die Lüfte des Körpers zu bekämpfen, den Geist der Andacht zu befördern, und Kraft in den Versuchungen zu ers langen.

Und als er 40 Tage und Nächte gefastet hatte, so hungerte ihn. Und es trat zu ihm herzu der Satan, der Versucher, und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brod werden.

Der Satan wird der Versucher genannt, weil ihm das Versuchen eigen ist. In unserem Falle aber handelte es sich, den Herrn aus seiner Stellung heraus zu bringen, und seine eigene Herrschaft nicht in Gefahr kommen zu lassen. Der nächste Zweck der Versuchung für den Satan scheint aber gewesen zu sein, zu erfahren, ob er wirklich der Sohn Gottes sei. Zu dieser Vermuthung mag den Satan gebracht haben die Begebenheit bei der Geburt, am Jordanflusse und Anderes, da ihm der göttliche Rathschluß zur Welterlösung überhaupt wohl genugsam bekannt sein mußte. Doch das Unscheinbare in Jesus, und das bei ihm scheinbar natürlich sich Verlaufende mag noch Zweifel zurückgelassen haben.

Noch eine wichtige Frage ist, wie man sich die Versuchung zu denken habe. Mit Umgehung der rationalistischen Ansichten, z. B. als sei der Versucher ein Jude gewesen, ein Pharisäer oder in einem Traume bestanden, die im Allgemeinen als überwunden zu betrachten sind, fragt es sich nur, ob wir die Versuchung als innere, oder als äußere zu betrachten haben. Innerlich in dem Sinne, als sei in Jesu selbst der Gedanke aufgestiegen, das zu thun, wovon die Versuchungsgeschichte handelt, kann die Versuchung nicht gewesen sein. Jesus war bei seiner absoluten Reinheit keines bösen Gedankens fähig. Wie der erste Adam von Außen versucht wurde, so mußte auch bei dem zweiten die Versuchung von Außen kommen. Dieses vorausgeseßt, kann man sie wohl in das Gebieth des Geistes übertragen, wie es von der orthodoresten Eregese schon geschehen; denn der Vorfall ist auch, bloß in der Form der Vision oder Ekstase vor sich gehend, ein realer (man erinnere sich an alttestamentalische Visionen), und es würden dadurch leicht manche Schwierigkeiten beseitiget.

Dessen ungeachtet denken wir uns die Versuchung als eine äußere. Abgesehen von anderen Bedenklichkeiten, geziemte es sich nicht, daß der zweite Adam

anders als der erste versucht wurde. Ueber die Schwierigkeiten kommt man auch bei dieser Annahme hinaus.

Die Gestalt, in welcher der Versucher erschien, war gewiß keine abschreckende, z. B. die eines Thieres, einer Schlange, eines Gespenstes, oder eines verkrüppelten Menschen, sondern eine solche, in der der Satan menschlicher Weise nicht vermuthen durfte, rom Herrn erkannt zu werden. Der Satan wird wohl einen gewöhnlichen menschlichen Scheinleib angenommen haben, womit er theils diabolisch einschmeichelnd, theils imponirend erschien; vielleicht hat er seine Gestalt nach den verschiedenen Situationen etwas gewechselt. *)

Jesus antwortete und sprach: Es steht geschrieben, nicht vom Brode allein lebt der Mensch, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes kommt.

Jesus beruft sich hier auf 5. Mof. 8, 3., wo von Manna die Rede ist, womit Jehova Israel speis'te, um ihm, wie es heißt, lund zu thun, daß der Mensch nicht vom Brode allein (von gewöhnlicher Speise überhaupt) lebe, sondern von Allem, was Gott durch sein Allmachtswort in's Dasein treten läßt. Der Sinn ist also: Zu meiner Erhaltung braucht es nicht gerade Brod, das ich durch schöpferische Macht in's Dasein rufen soll, sondern Jehova kann dazu, wie bei den Ifraeliten das Manna, andere Dinge bestimmen, und mich durch außerordentliche Mittel erhalten.

Das Unstatthafte der Anforderung bestand im Mißbrauche der höhern Kräfte zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse (der Sinnlichkeit), da sie Jesus doch in fortwährender Selbstverläugnung nur zum Heile Anderer gebrauchen soll.

Daher die Abweisung der Zumuthung, und zwar mit einem Schriftworte, da auch Satan auf das schöpferische Wort der Genesis anspielte. So überwand der zweite Adam die Versuchung zur finnlichen Eßluft, welcher der erste unterlag.

Dann nahm ihn der Teufel nach Jerusalem, in die heilige Stadt, und stellte ihn auf die Zinne des Tempels, und sprach zu ihm: Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich von da hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, dich zu beschüßen; und sie werden dich auf

*) Wenn Luk. 4, 1. zu sagen scheint, Jesus wäre 40 Tage lang versucht worden, so ist das nur abgekürzte Ausdrucksweise, und will andeuten, er verweilte dort 40 Tage, und wurde versucht, wie es Mark. 1, 13. gibt. Sonst würde sich der Evangelist selbst widersprechen, indem er sagt: Als die 40 Tage geendet waren, hungerte ihn (V. 2.), womit eben die Versuchung begann.

ihren Händen tragen, damit du nicht deinen Fuß an einen Stein stoßest.

Da wir die Versuchung als äußern Vorgang faffen, so kann das Nehmen, oder nach Luk. 4, 9. das Führen nicht wohl als „Begleiten, Mitgehen“ gefaßt werden, wogegen auch der Sprachgebrauch; was auch bei der dritten Versuchung seine Anwendung hat. Wenn es sich fragt, wie der Teufel Christum von einem Orte zum andern gebracht habe, so ist im Allgemeinen zu fagen: Vermittelst höherer Kräfte, die den Engeln eigen, und die auch nach dem Falle ihnen geblieben sind. Die Art und Weise, wie diese Kräfte angewendet worden, ist weder zu wiffen nothwendig, noch möglich.

Die Zinne des Tempels war das höchste platte Dach einer Tempelhalle, mit einem Geländer umgeben, von dem man in die Tiefe des Thales Cedron hinabsah.

Die vom Satan angeführte Pfalmstelle (90, 11. 12.), wodurch den Frommen der Schuß der Engel verheißen wird, paßt allerdings auch auf den Messias, aber nicht bei der diabolischen Zumuthung.

Es antwortete ihm Jesus, und sagte: Es ist auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn nicht versuchen.

Mit der Schriftstelle (5. Mof. 6, 16.), die Jesus dem Satan entgegen hielt, will er sagen: Du sollst Gott nicht auf die Probe stellen, gleichsam seine Allmacht herausfordern, ob sie sich auch dort thätig zeige, wo Tollkühnheit sie benöthigt.

Es ist also fündhaft, für eine unnöthige Gefahr auf den Beistand Gottes zu hoffen. Die Zumuthung des Satans wurde aber auch vom Herrn abgewiesen, weil er nicht die Wunderkraft Gottes in Anspruch nehmen sollte, um dem Volke ein Schaustück zu geben, und mit derselben zu glänzen, sondern zur Hebung der verschiedenen körperlichen Gebrechen. Dadurch sollte erst auf die Seele gewirkt, und der Geheilte für den Herrn gewonnen werden. Der Heiland überwand so auch die Versuchung zum Stolze, der Adam unterlag. (Lukas hat die zwei leßten Versuchungen minder passend in umgekehrter Ordnung.)

Wieder nahm ihn der Teufel auf einen sehr hohen Berg, und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit in einem Augenblick, und sprach zu ihm: Dieses Alles, alle diese Macht, und ihre Herrlichkeit, will ich dir geben denn mir ist sie übergeben, und wem ich will, übergebe ich sie wenn du daher niederfällst, und mich anbethest, soll sie ganz dein sein. Und Jesus antwortete ihm und sprach: Weiche von mir, Satan,

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denn es steht geschrieben: Den Herrn deinen Gott sollst du anbethen, und ihm allein dienen.

Hier erscheint der Satan als der Eigenthumsherr dieser Sündenwelt (1. Kor. 4, 4.), die er dem Heilande wohl in einem Blendwerke zeigte (numerische Genauigkeit aller Reiche anznnehmen ist unnöthig), und die er ihm zu Lehen geben will, wenn er ihn als Gebiether betrachte, und ihm feierlich huldige göttliche Ehre erweise. Diese Versuchung, die allzuplump war, und den Versucher - menschlicher Weise zu redenentlarven mußte, der dem. Reiche des Irrthums und der Sünde sein Bestehen dadurch sichern wollte, wurde durch das Schriftwort abgewiesen 5. Mos. 6, 13., und so auch die Versuchung zur Habsucht, nebst den übrigen überwunden. So haben wir einen Hohenpriester, der mit unsern Schwachheiten Mitleid zu tragen weiß, weil er selbst in allen Stücken doch ohne Sünde versucht worden (Hebr. 4, 15), und der uns lehrt, wie auch wir die Versuchung überwinden sollen.

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Und als der Teufel alle Versuchung geendet hatte, stand er von ihm ab auf eine Zeit; der Satan entließ ihn, und Engel kamen herzu und dienten ihm.

Die Zeit, wo der Satan mit erneuter Wuth auf Jesus einstürmte, war die Zeit der Leiden, zu der die Macht der Finsterniß in den Vorstehern der Synagoge und in andern Feinden Jesu ihr gewaltiges Spiel trieb.

Nach beendigter Versuchung dienten Engel dem Herrn, d. i. stärkten geiftig seine heilige Menschheit, und waren zu seinem Dienste bereit. (Man dachte bei diesem Dienen auch mitunter an das Herbeischaffen leiblicher Speise, was aber gar zu materiell klingen möchte.)

So endete die Versuchung bei dem Herrn mit himmlischer Tröftung, was nach treubestandenem Kampfe noch immer bei jedem Menschen der Fall ist.

S. 17.

Beugniß des Johannes. Joh. 1, 15-34.

Johannes gab Zeugniß von ihm, und rief laut und sprach: Dieser ist es, von dem ich sage: Der nach mir Kommende war vor mir; denn er war eher als ich. Denn aus seiner Fülle haben wir Alle empfangen Gnade über Gnade.

Das Zeugniß des Täufers, auf das sich hier der Evangelist bezieht, siehe

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„denn aus seiner Fülle," enthält den Grund von V. 14:

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