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Geldstrafen ahndete — Entheiligung des Sonntags, falsches Zeugniß, Unzucht, Sacrilegien begangen durch Verwundung oder Tödtung von Clerikern, Beschädigung des kirchlichen Vermögens, Kirchendiebstahl, Schändung einer Kirche durch Mord oder Verlegung des Asylrechts erinnern noch an einen andern Umstand, der für Würdigung der Verhältnisse, um welche es sich hier handelt, von großer Bedeutung ist, weil er den Beweis liefert, daß die Geldstrafen nicht kirchlichen, sondern staatlichen Ursprungs sind.

Als erster und wesentlichster Zweck der bürgerlichen Gesellschaft galt den germanischen Staaten der Friede, die Sicherheit der Person und des Eigenthums, früher vom gesammten Volke, später vom König gewährleistet. Wer den Frieden durch eine Gewaltthat störte oder brach, hatte eine vom Gesez bestimmte Geldbuße zu entrichten, von welcher der eine Theil (fredum) dem König oder dem Gemeinwesen, der andere dem Beschädigten oder dessen Blutsverwandten zufiel 1). Dieser Friede war theils ein allgemeiner, der Alles im Staate gleichmäßig umfaßte, theils ein besonderer), wenn er einzelnen Personen, Anstalten oder Einrichtungen aus specieller Gunst verliehen war und seine Verlegung vom Missethäter mit einer höheren Geldbuße gefühnt werden mußte 3). Einen solchen besonderen Frieden hatte nun auch die Kirche und Verlegungen

1) Tacitus, German. c. 12: »Pars mulctae regi vel civitati: pars ipsi qui vindicatur aut propinquis ejus exsolvitur.<<

2) Er wurde mit den Ausdrücken: »sub tuitione, sermone vel mundeburdio regis, in verbo regis esse« bezeichnet. Vgl. Roth, Beneficialwesen, S. 124.

3) Walter, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 759.

ihrer Diener, Beschädigung ihres Eigenthums, Nichtbeachtung ihrer Sagungen, Verfehlungen gegen bestimmte Sittengeseze wurden mit höheren, bald dem König oder Fiscus und der Kirche 1) bald dieser allein 2) zufallenden Friedensgeldern geahndet. Unter den vom Staate zu Gunsten der Kirche mit erhöhten Strafen belegten Vergehen finden sich gerade auch diejenigen, welche von jenen Concilien erwähnt werden: Arbeiten am Sonntage 3), falsches Zeugniß oder Meineid *), Unzucht 5), Verwundung

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1) Lex Alam a n n. tit. IV: » ad ipsam ecclesiam quam polluit sexaginta solidos componat, ad fiscum vero similiter alios sexaginta solidos pro fredo solvat, parentibus autem legitimum widrigildum solvat.« Walter, Corp. jur. German.

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2) Capitular. Reg. Franc. L. V. c. 186: »Presbyteri interfecti episcopo, ad cujus parochiam pertinent, solvantur secundum capitulare gloriosi Karoli genitoris nostri, ita videlicet ut medietatem wirgildi ejus episcopus utilitatibus ecclesiae, cui is praefuit, tribuat, et alteram medietatem in eleemosyna illius juste dispertiat, quia nullus nobis ejus heres proximior videtur quam ille qui ipsum Domino sociavit.<< Auch bei Gratian c. 26. C. XVII. q. 4 und c. 2 X de poenis. 5. 37.

3) Decretio Childeberti ann. 596. 14: »De die dominico similiter placuit observare, ut si quiscunque ingenuus, excepto quod ad coquendum vel ad manducandum pertinet, alia opera in die dominico facere praesumpserit, si Salicus fuerit, solidos quindecim componat; si Romanus septem et dimidium solidi.« Pertz, I. p. 10. Cfr. L. Alaman. Hlo thar c. 38. L. Baiuvar. VI. 2.

04) Capitula pacto L. Salic. addit. ann. 561. c. 15: »Si quis alterum inculpaverit periurasse et ei potuerit adprobare, 15 solid. conponat qui periurat.<< Pertz, II. p. 13. Cfr. L. Ripuar. L. 2. L. Baiuvar. XVI. 1. § 2. XVI. 5.

5) L. Liutprand. VI. 22: » quicumque sanctimonialem feminam adulteravit, componat solid. CC, quia de secularibus feminis Edictum continet, ut componantur pro adulterio solid, C.-L. Ripuar. XXXV. 2. L. Burgund. XLIV.1.

oder Tödtung von Clerikern 1), Kirchenraub 2), Schändung einer Kirche durch Mord oder Todtschlag 3) oder durch Verlegung des Asylrechts *). Daß die Kirche die Geldbußen nicht von sich aus verhängte, sondern die vom Staate verhängten als eine ihr zugewendete Vergünstigung bloß acceptirte, beweisen die Canones, in welchen sie ihre eigenen und die staatlichen Strafen neben einander stellte. Die Diöcesansynode von Auxerre im J. 585 verordnete, daß ein Laie, welcher die Ermahnungen seines Archipres= byters hartnäckig von sich weise, aus der Kirche bis er Gehorsam leiste ausgeschlossen und zugleich mit der vom König angedrohten Geldstrafe belegt werden solle 5).

1) Capit. Reg. Franc. L. V. c. 261: »Qui subdiaconum occiderit, trecentos solidos componat. Qui diaconum, quadringentos solidos. Qui presbyterum, sexcentos. Qui episcopum, nongentos. Qui monachum, quadringentis culpabilis judicetur. L. Alamann. Hlothar. XI-XIII. Capit. Aquisgran. ann. 817. Legib. addend. c. 2. Pertz, II. p. 210. 2) L. Ripuar. LX. 8: »Quod si quis de ecclesia aliquid vi abstulerit, in triplum restituat.< L. Baiuvar. I. 6. 3.

3) L. Alamann. IV: Si quis liber liberum infra januas ecclesiae occiderit, cognoscat se contra Deum injuste fecisse et ecclesiam Dei polluisse: ad ipsam ecclesiam quam polluit sexaginta solidos componat etc.<<

4) Capit. Reg. Franc. L. V. c. 337: »Si quis homo contumax vel superbus . . fugientem servum suum vel quemlibet persecutus fuerit vel de ecclesia vel de porticu ejus per vim abstraxerit. . componat ad ipsam ecclesiam solidos quingentos et pro fredo ad fiscum solidos ducentos. Cfr. L. Alamann III. 3.

5) Conc. Autisiodor. c. 44: .. tamdiu a liminibus sanctae ecclesiae habeatur extraneus, quamdiu tam salubrem institutionem adimplere non studuerit. Insuper et mulctam, quam gloriosissimus dominus rex praecepto suo instituit, sustineat.< Hard. III. p. 447.

Die Excommunication auszusprechen, war Sache des Bischofs, die Einziehung der Geldbußen aber gehörte in den Geschäftskreis der staatlichen Behörde, wie aus dem mit unserer Synode zusammenhängenden Edicte des Königs Guntram deutlich hervorgeht 1). Hiemit in voller Uebereinstimmung sagt ein der Mitte des achten Jahrhunderts angehöriges (von Einigen fälschlich nach Met verlegtes 2) fränkisches Concil: wir verordnen, daß der Archidiacon des Bischofs in Gemeinschaft mit dem Comes die Priester und Cleriker ermahne, zur Synode zu kommen; den Säumigen oder dessen Vertheidiger solle der Comes um 60 Solidi, welche dem Fiscus zufallen, bestrafen und der Bischof ihn nach den Vorschriften des kirchlichen Rechtes aburtheilen 3).

Selbstständig und ohne Mitwirkung des Staates scheint die Kirche die Geldstrafen bei Ausübung der Bußgerichtsbarkeit in Anwendung gebracht zu haben. Die Pönitentialbücher, welche den Beichtvätern Anleitung

1) Guntchramni Regise dictum ann. 585 ad omnes episcopos et judices regni: »Enim vero quicunque sacerdotum aut secularium intentione mortifera perdurantes, crebrius admoniti, emendare neglexerint, alios canonica severitas corrigat, alios legalis poena percellat.. Convenit ergo, justitiae et aequitatis in omnibus vigore servato, distringat legalis ultio judicum, quos non corrigit canonica praedicatio sacerdotum.< Pertz, I. p. 4.

2) Hefele, Conc. Gesch. III. S. 590 f.

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3) Conc. »Metens.<«< c. 3: » comes eum distringere faciat, ut ipse presbyter aut defensor suus sexaginta solidos componat. . et episcopus suum presbyterum vel clericum juxta canonicam auctoritatem dijudicari faciat. Solidi vero sexaginta de ipsa causa in sacellum regis veniant.< Hard, 1. c. p. 1993.

gaben, an die Pönitenten die erforderlichen Fragen zu stellen und nach Maßgabe des Bekenntnisses unter Berücksichtigung der Individualität, des Geschlechtes, Alters und Standes, der Bildung und moralischen Disposition die entsprechende Buße zuzumessen 1), schreiben für bestimmte Vergehen wiederholt Geldbußen vor z. B. für eine in der Kirche begangene Mißhandlung eines Menschen 2), für die verschiedenen Arten der körperlichen Verlegung eines Bischofs oder Priesters 3), für Kirchenraub 1) 2c. Wenn nun auch feststeht, daß die Kirche im Beichtstuhl eine durchaus unabhängige, von der Staatsgewalt in keiner Weise beeinflußte Thätigkeit entfaltete und nach eigenem freien Ermessen die Pönitenzen auflegte, so ist auf der andern Seite ebenso gewiß, daß ihre Bußdisciplin an die bestehenden Staatsgeseße sich anlehnte und diese zur Vorausseßung hatte. Die Beichtbücher schöpften ihren Inhalt zu einem großen Theil aus den Volksrechten o), nahmen auf diese Weise die vom Staate mit höhern Geldbußen belegten Friedensbrüche in die kirchliche Praxis

1) Nach Regino De synodalibus causis et disciplinis eccles. L. I. c. 96 lautete eine der Sendfragen, welche der Bischof an den Priester der Parochie stellte, also: »Si habeat poenitentialem Romanum vel a Theodoro episcopo aut a venerabili Beda editum, ut secundum quod ibi scriptum est, aut interroget confitentem, aut confesso modum poenitentiae imponat ?« Cfr. c. 304 in fin. (Edit. Wasserschleben, p. 26. 148).

2) Canones Wallici, c. 53 (Wasserschleben, Die Bussordnungen, p. 133).

3) Can. Hibernens. III. c. 1 sqq. Poenitent. Civitatens. c. 53. (p. 140. 693).

4) Poenitent. Pseudo-Egberti, Additament. § 6. (p. 346).

5) Wilda, a. a. D. S. 533 ff.

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