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logie zicht", kommt er zu dem Resultate, daß „zwischen der Lehre Kuhns und des h. Thomas ein tiefer Zwiespalt bestehe" und erstere die größten und gefährlichsten Irrthümer enthalte. Da Schäzler einen überaus großen Eifer für die Reinheit der kirchlichen Wissenschaft und insbesondere für den echten Thomismus“ zur Schau trägt, und durch große Gelehrsamkeit und gewandte Dialektik imponirt, so ist es erklärlich, daß er vielseitige Zustimmung gefunden. Dagegen sind wir der entschiedenen Ueberzeugung, daß die theologische Wissenschaft Kuhns nicht blos dogmatisch unanfechtbar, sondern auch mit der des h. Thomas inhaltlich und wesentlich übereinstimmt und die Vorwürfe Schäzlers durchgängig auf Mißverständnissen und Verzerrungen der Kuhn'schen Lehre be= ruhen. Die Begründung dieser unserer Ueberzeugung wollen wir in der folgenden Abhandlung auf die Lehre von der natürlichen Erkennbarkeit Gottes beschränken. Denn in dieser Lehre, welche „das Hauptproblem der Philosophie und das Grundproblem der Theologie" bildet, tritt zunächst und am schärfsten die philosophische Grundlage der Kuhn'schen Theologie hervor. Dazu kommt, daß nach der Ansicht Schäzlers und anderer Theologen, welche diesem zustimmen, die betreffende Lehre Kuhns durch die Entscheidungen des vaticanischen Concils ganz bestimmt verworfen sei (vgl. Schäzler, „die ersten Glaubensbeschlüsse des vatic. Concils", Freiburg 1870; recens. von Ruckgaber, Bonner theol. Literaturbl. 1871, S. 286).

Zwar scheint der erkenntnißtheoretische Standpunkt Kuhns eine fundamentale und principielle Abweichung von der thomistischen Wissenschaft zu bewirken, indem er selbst die Erkenntnißtheorie, welche er in seiner Lehre

von der natürlichen Erkenntniß Gottes und überhaupt in seiner theologischen Wissenschaft zu Grunde legt, die platonisch-patristische, und die des h. Thomas die aristotelisch-scholastische nennt. Indeß werden wir in unserer Abhandlung nachweisen, daß diese Bezeichnungen nicht einen wesentlichen Gegensatz bedeuten. Freilich macht Kuhn einzelne Elemente der platonischen Erkenntnißlehre, ähnlich wie die h. Kirchenväter es gethan, geltend und verarbeitet dieselben systematisch in der Lehre von der Erkenntniß Gottes, während die Scholastiker namentlich in erkenntnißtheoretischer Beziehung dem Aristoteles folgen. Da es aber Thatsache ist, daß weder die Kirchenväter einseitige Platoniker, noch die Schola= stiker einseitige Aristoteliker gewesen sind, so ist es auch undenkbar, daß die kirchlichen Theologen, welche mehr der platonischen, und jene, welche mehr der aristotelischen Richtung folgen, in einem wesentlichen und unvereinbaren Gegensaße zu einander stehen.

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Es ist vielfach der Irrthum verbreitet, als ob die sog. scholastische Philosophie blos einseitig aristotelisch, die der h. Väter aber platonisch gewesen sei. Beides ist grundfalsch, und das ist bezüglich der Scholastiker schon daraus klar, daß sie den ganzen Lehrgehalt des h. Augustinus und des Pseudo-Dionysius Areopagita in sich aufnahmen und verarbeiteten, wenn sie schon nicht die eigenen Schriften des Plato ebenso wie die des Aristoteles commentirten" (Scheeben, Hdb. 1. k. Dog. Nr. 996. S. 410). Daher nennt dieser Kölner Theologe die „wahre Philosophie", welche durch den natürlichen Einfluß oder durch den Geist des Christenthums sich entwickelt hat und als solche in Harmonie mit dem christlichen Glauben

steht und in der spekulativen Glaubenswissenschaft zur Anwendung kommt, die sokratische. Dieselbe „besteht in der richtigen Combination der platonischen und aristotelischen Form. Diese Formen ergänzen und korrigiren sich gegenseitig, sie sind daher naturgemäß auf einander angewiesen und so auch beide, wenn schon bald mehr die eine, bald mehr die andere vorherrscht, in der kirchlichen Philosophie mit einander verbunden worden“ (ib. S. 409). In ähnlicher Weise sprechen Heinrich und Kleutgen von einer sokratischen Philosophie, welche als die wahre, als die christliche und katholische Philosophie bezeichnet werden kann und in der Vereinigung des Wahren aus Plato und Aristoteles besteht“ (Dog. Th. B. II. S. 726 und Th. d. Vorz. S. 139 ff.). „Obschon die Scholastiker... Aristoteles dem Plato vorgezogen hatten, so betrachteten sie doch die Spekulation des leßteren nicht gerade als eine mit der ihrigen durchgängig streitende. Daher geschah es denn auch, daß jene neuen Anhänger der platonischen Philosophie, die sich übrigens in den Schranken der Mäßigung und Rechtgläubigkeit hielten, wie die beiden Pico und Ficinus... nicht so für eigent liche Gegner der Scholastik angesehen wurden" (Kleutgen, Th. d. V. l. B. S. 81).

Wir haben nun nicht die Absicht, eine vollständige dogmatische Monographie über die natürliche Gotteser= kenntniß vorzulegen, sondern wir haben uns die Aufgabe gestellt, die platonisch - patristische Lehre der natürlichen Gotteserkenntniß und zwar in der von Professor Dr. D. Kuhn entwickelten Form mit der entsprechenden aristotelisch-scholastischen Lehre zu vergleichen. Zu diesem Zwecke müssen wir vor allem die Kuhn'sche Lehre durch speku

Theol. Quartalschrift. 1881. Heft I.

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lative Entwicklung und Begründung gegen die vielfachen Mißverständnisse und Vorwürfe vertheidigen. Dann aber werden wir nachweisen, daß dieselbe sowohl dogmatisch unantastbar ist, als auch inhaltlich oder sachlich mit der aristotelisch-scholastischen und insbesondere der thomistischen Lehre übereinstimmt. Diesen leztern Nachweis glauben wir am einfachsten und schlagendsten dadurch zu geben, daß wir die Ausführungen mehrerer anerkannt entschiedener und hervorragender Thomisten aus der Jeztzeit zur Vergleichung heranziehen und nur nebenbei auf die Lehre der h. Schrift und Tradition und namentlich des h. Thomas selbst einen Blick werfen.

Um aber eine sichere Grundlage für unsere Erörterungen zu haben und um Wiederholungen zu vermeiden, scheint es uns zweckmäßig, zunächst die betreffende firchliche Lehre, wie sie zunächst auf dem vatikanischen Concil definirt ist, zu erklären und zu untersuchen, welche Momente derselben dogmatisch entschieden und welche der freien wissenschaftlichen Untersuchung überlassen sind. Alzdann müssen bei der wissenschaftlichen Entwicklung der Lehre von der natürlichen Erkenntniß Gottes zwei Hauptfragen unterschieden werden: Erstens, wie kommt überhaupt der Mensch durch das natürliche Licht seiner Vernunft zur Erkenntniß Gottes oder wie entsteht im Menschen das natürliche Bewußtsein von Gott; zweitens, wie wird insbesondere das Dasein Gottes objektiv und theoretisch bewiesen? Die weitere ausführliche Entwicklung des Wesens Gottes oder die wissenschaftliche Lehre von den Eigenschaften und Vollkommenheiten Gottes kommt hier nicht weiter in Betracht.

Demnach zerfällt unsere Abhandlung in 3 Theile :

1) Erklärung des Dogma von der natürlichen Erkenntniß Gottes; 2) die Lehre von den Quellen und dem VerLaufe der natürlichen Erkenntniß Gottes; 3) die Lehre von der objektiv-theoretischen Beweisbarkeit und die Lehre von den Beweisen des Daseins Gottes. Da übrigens der erste Theil nur einen vorbereitenden und grundlegenden Zweck für unsere beabsichtigten Untersuchungen hat, so ist es begreiflich, daß derselbe gegenüber den beiden andern Theilen ungleich kürzer ausfällt.

I.

Von den Quellen und dem Verlaufe der natürlichen Erkenntniß Gottes.

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§ 1. a) Nach der aristotelisch-scholastischen Erkenntnißtheorie kommt die Erkenntniß Gottes ausschließlich durch denkende Schlußfolgerung aus den Creaturen zu Stande. Vermöge unserer Vernünftigkeit sind wir im Stande, aus den durch den äußern und innern Sinn wahrgenommenen Erscheinungen der erschaffenen Dinge deren Wesen als endliches und contingentes zu erkennen, von ihrem Dasein und Wesen aber auf das Wesen und Dasein Gottes als ihres absoluten Urhebers zu schließen" (Heinrich, dogm. Theol. III. B. S. 40). Jedoch ist „zur Erlangung der natürlichen Gewißheit von Gottes Dasein ein förmlicher wissenschaftlicher Beweis nicht nöthig“ (ib. S. 162 f.). Vielmehr liegt der Grund der allgemeinen natürlichen Ueberzeugungen von Gott und seinem Dasein in der gesunden Vernunft, welche mit Sicherheit und Leichtigkeit von der sichtbaren Schöpfung auf ihren unsichtbaren Urheber und seine ewige Kraft und Gottheit schließt" (ib. S. 201). Demnach wird zwar von den

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