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vielmehr positiv sagen, daß ich Ihr Haus auf immer verlasse.

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Lorchen. Das ist hart! So ist denn auch meine einzige noch übrige Hoffnung hin! Und zugleich müssen wir uns den schmerzlichen Vorwurf machen, daß der Gegenstand Ihrer Ges müths Unruhe in unserm Hause ist. Das ist nun ganz klar, obgleich Ihr Brief das Gegens theil versicherte! In dieser traurigen Ungewißheit kann ich Ihnen vorjezt nichts weiter sagen. Sie werden eine elende Nacht haben: Ich nicht minder! Ich verlasse Sie also dismal, ohne Ihnen gute Nacht zu wünschen! (Sie will gehen) Winkler. Obleiben Sie, bleiben Sie! Nur noch auf ein Wort!

springen- und doch.

Mein Herz will zer-
Hören Sie! Do

ich gleich fest, fest beschlossen hatte, mein Ge heimniß mit mir sterben zu lassen; ob ich gleich bey der Entdeckung desselben alle Ihre unerschöpfliche Güte und Freundschaft gegen mich aufs Spiel seße, so sey es drum, und hier geb ich Ihnen mein Wort Eh ich Sie verlasse, sol= len Sie, und nur Sie allein wissen, was mich yon Ihnen zu gehen zwingt. Dann, dann/

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Lorchen. (freundlich ihm in die Rede fallend) Werden Sie bey uns bleiben: Dann, dann → wird Sie nichts zwingen, von uns zu gehen! Gewiß, gemis! So bedenklich Sie auch noch

däßen aussehen. Nun bin ich froh, und will es ganz geduldig abwarten, bis es Ihnen eins fallen wird, mir Ihr Herz aufzuschliessen. Aber zögern Sie auch nicht zu lange; nicht etwan bis auf den leßten Augenblick!

Winkler. Wenigstens nicht weit davon!

Lorchen. Sie-Wollen Sie meine Hofnung schon wieder zerstören? Doch es soll Ihnen nicht gelingen. Ich will nun so herrlich schlafen, als ob ich Ihr Geheimniß schon wüste! Thun Sie ein gleiches.

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Damit ergriff sie das Licht und fort!

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Nicht wahr, das war nun wieder einmal „so ein Streich à la Lorchen, um einen Infor „mator-folch ein Jammern zu verführen ? Mit„ternachts auf seine Stube zu kommen, ihm „ was vorzuminseln, und zulegt hoch froh zu feyn, als das Männchen sich halbwege erweis cben licß! Quel horreur!" Ich fühle mich so eben nicht aufgelegt, Turlupinade durch Turlupinade zu beantworten: Also ernsthaft ! Ber im Ernste glaubt, daß man einem guten Lehrer zu viel Freundschaft und Vertraulich keit erweisen, fich zu viel Mühe geben könne, ihn, wenn man ihn einmal hat, bey seinen Kindern fest zu halten, dem wünsch ich zur wohlverdienten Strafe so einen Bremer-Raus cher oder Hamster-Fänger aus dem Rabner,

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oder einen M. Frommann eder Firm aus dem Büsch (vermischte Abhandlungen 1. Theil.) Bey dem Abschiede solcher Nicht-Winkler kann man sich mit Ehren jeden Tropfen Thráne ersparen!

Obnerachtet mehrerer kleiner Aufforderun gen und Anfragen von Lorchen, vergtengen gleichwohl noch volle sechs Wochen, eh Winkler feinen Entschluß vollführte. Nach dieser Zeit aber fügte es sich, daß der Doctor in Introductions - Angelegenheiten auf eine halbe Woche verreiste. Lorchen und Winkler waren allein: Und nun, sagte sie zu ihm, dring ich darauf, daß Sie Ihr Wort halten! Sie haben mich allein zur Vertrauten bestimmt, mit Aus. schluß meines Mannes. Das find ich nun zwar keinesweges hübsch: Indeß schlieffen Sie hier. aus auf die Grösse meiner Freundschaft! — Und nun beraus mit der Sprache!

Winkler. Ich reden? - Um alle Schäße der Welt nicht! Ich habe geschrieben, längst geschrieben, gefiegelt, den Brief zwanzigmal in der Tasche und in Hånden gehabt, um ihn Jhnen zu überreichen ich habs nicht vermocht!

Lorchen. Nun denn sollen Sies jezt gleich vermögen. Haben Sie ihn bey sich?

inkler. Rein!

Lorchen. Gut, ich gehe mit auf Ihr Zimmer und hol ihn!

Winkler. Ach Gott!

Lorchen. Es hilft nichts! Endlich muß doch Ihres selbstgemachten Leidens einmal ein Ende' werden.

Winkler. Und von einer andern Seite wird es erst recht seinen Anfang nehmen.

Lorchen. Nicht doch! Kommen Sie! Sie machte die Thür auf und er folgte ihr zitterad und bebend nach.

Der Schreibtisch, worinn Winkler feine Heimlichkeiten zu haben pflegte, stand offen. Kommen Sie her, sagte fie: Wo ist er? Lange noch zauderte er: Endlich erhielt sie ihn und schnell eilte fie damit in ihr Zimmer. Noch hastiger ergriff Winkler Hut und Stock, und gleich einem armen Deserteur, der die Lermkanone dreimal hinter sich herdonnern hört, lief er Queerfeld ein, ohne zu wissen wohin?

Ein gut Theil stärker als gewöhnlich klopfte auch Lorchens Herz, als sie zu ihrer größten Ueberraschung folgendes zu lesen anfieng:

„Hier sig ich, fest entschlossen, an Sie zu schrei ben! Aber woher nehm ich Kraft, die Feder zu „halten? So zittert kaum ein Missethåter, wenn er den ersten Fuß auf das Gerüst des Todes

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seher, wie ich in diesem Augenblicke, - D

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nein!

Vernunft, edles Geschenk Gottes; du, die ich ach! so lange schon entbehre, nur eine kleine Weile kehre wieder zu mir zurück, damit ich zu der, die ganz Vernunft ist, nicht als ein Wahnsinniger rede! Und Sie, Muster Ihres Geschlechts, nehmen Sie alle Ihr Mitleid zusams men; denken Sie an meinen abgezehrten und ausgemergelten Körper, der bloß der Schatten von meinem innern Leiden und - Bald hätt ich es mit einem Worte herausgesagt: Aber Doch ja! Es sey!-Denken Sie an meinen abgezehrten und ausgemergelten Körper, der bloß der Schatten von meinem innern Leiden Ihr Werk ist. Da steht das Wort und zum erstenmale seit langer Zeit freu ich „mich, daß es da steht! Und Sie, Edelste, Tu„gendhafteste, Schönste, zittern Sie nicht, in„dem Sie es lesen; scheuen Sie sich auch nicht; weiter fortzufahren. Wer noch an Gott und ,,Vorsehung glaubt, der kann nichts denken, nichts „fchreiben, was gradezu den Abscheu einer Person

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und

verdienen sollte, die eben diesen Glauben be„kennt. D heilige, wunderbare, unerforsch„liche Vorsehung Gottes, wie hast du mich ge. ,,führt Für ein ganz andres Haus bestimmt, sollt ich und must ich in dieses Haus kommen. „Zwar der erste Anblick von Ihnen durchschauerte „mein Innerstes, und ich war aufdem Sprunge,

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