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aber doch ein wenig abschreckend begegnen und ihn merken lassen, daß sie ausser dem Mitleid mit seinem traurigen Zustande nichts von Achtung und Freundschaft mehr für ihn fühle; so war der nächsře Schritt, den er that, dieser, daß: er von Stund an, auch ohne die Zurückkunft des Doctors abzuwarten, aufbrach und der Einsain.. keit zueilte. Hier hätte er denn vollends seiner Leidenschaft den Zügel schieffen lassen und in we-niger Zeit konnte seine Mutter, deren einzige Freude und Trost er war, das Herzeleid an ihm erleben, ihn ins Tollhaus schicken zu müssen. Allein Lorchens überschwengliche Güte und ächtchristliche Sanftmuth, mit der sie ihm ans Herz redete, gab der Sache eine glücklichere Wen-. bung. Mit tiefer Beschämung fühlte er den Widerspruch zwischen seiner Lehre und Wandel,. demüthigte sich ernstlich vor Gott, und bald sah er sich im Stande, Lorchen mit einem Blicke, der aufs rührendste um Verzeihung bat, folgendes Billet in die Hand zu drücken:

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Dem Allmächtigen und Ihnen sey es Dank, ein Theil meiner verlohrnen Ruhe und Heiterkeit ist wieder in mein Herz zurückgekehrt! Seit ,,mehr als hundert Nächten ist die gestrige die erste, die ich ohne zu träumen fest in den Armen des Schlafs zugebracht habe. O welche „Himmlische Güte ist die Ihrige! Mit welcher

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unbegränzlichen Milde reichen Sie mir die „Hand, mich von meinem Falle aufzurichten! „Hier, meine Verehrungswürdigste, fireck ich Ihnen meine Hände entgegen und gebe mich Ihnen „gänzlich überwunden. Machen Sie mit mir, was. Sie wollen, wie Sie wollen. Ich will nicht fort von Ihnen, ich will bleiben, so lange bis Sie felbft mich nicht mehr habenwollen. Meine ge ftrige Geschichte wird zwar freylich aufimmer ein Denkmal meiner Thorheit bleiben: Aber mit Gottes Beistand, um den ich ihn täglich anflehen werde, will ich meiner Leidenschaft Troß bieten! O welch ein schwerer Kampf! Meine Kräfte sind erschlafft — und ich wohne mit Ihnen unter einem Dache — sche Sie täglich Ihr Anblick wird meine zuheilende Wunde immer wieder von neuem aufreiffen! n Doch -Sie haben recht! Wir vermögen als , les durch den, der uns mächtig machet! Und ich müste entweder meine ganze Religion verleugnen oder ich muß diefen Kampf wagen! „Ich will es: Gott, du weißt es - Stehe du

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mir Schwachen bey!“ Mit inniger Freude las. Lorchen dieses Billet, ermunterte Winklern mit den stärksten Bewegungsgründen der Religion zum Kampfe, er versprach sein Aeußerstes, und so ward vor der Hand diese kritische Herz zens Angelegenheit bepgelegt! Sobald der Beng

Doctor nach Hause kam und Winklern, wie gewöhnlich, nach seinem Befinden fragte, gab ihm dieser zur Antwort, daß wenn er sich vor sechs Wochen nur so leidlich gefühlt hätte, wie jezt, so würd es ihm nicht eingefallen seyn, eine Condition aufzusagen, zu der sich auch der allerges fchickteste Candidat GlüF wünschen müste. Dis Compliment, das der Doctor ganz seinen eigHen Berdiensten zuschrieb, und der Umstand, daß er noch mit keinem neuen Subjecte versehen - war, machten, daß das Engagement von neuem auf unbestimmte Zeit geschlossen wurde, und Winkler erwähnte nun nichts weiter, weder von feiner Mutter, noch von den einsamen Wäldern, in denen er berumirren wollte. Gleichwohl hegte korchen zu viel Mitleid mit dem armen Winkler, als daß sie ihm seinen schweren Kampf nicht möglichst hätte erleichtern follen! Sein Schmachten und Sehnen nach einer Geliebten war nun einmal rege: Dieses, auf einen andern und rechtmäßigen Gegenstand gelenkt, war dann ganz und gar nicht strafbar, sondern völlig in der Ordnung der Naturk deswegen bildete Lorchen in aller Stille einen Anschlag, ihn von Grundaus zu heilen.

In einer abgelegenen Straffe der Stadk, in einem schlechten Bürgerhause und in einem Eleinen, niedrigen Stübchen desselben lebte ein

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Mädchen mit Nahmen Amalie Schulz. Ibr Vater war ein steinreicher Amtmann gewesen, der das Silbergeld mit Scheffeln und die Duz çaten mit Megen maaß; aber zum Glück machte ihn sein Reichthum nicht schwindlicht, sondern er erzog seine Kinder so, als sollten sie künftig einmal ihrer Hände Arbeit leben. Dieser Fall trat wirklich ein, und das mit Blut und Elend porzüglich bezeichnete Jabr 1745, in welchem Mars dreimal nacheinander bey Hohenfriedes berg, Sorr und Kesselsdorf, Menschen bep tausenden würgte, brachte auch dem reichen Schulz den Tod. Er ward als Geißel mitges nommen und skarb plözlich an einem Schlagflusse. Es entstand ein Concurs - Proceß, von dem die noch unmündigen Kinder nach langen Jahren nur so viel erfuhren, daß von der ganzen Erbs fchafts Maße für sie nichts übrig sey. Sie wurden nun weit von einander zerstreut und Malchen kam zu einer Verwandtin in der Refidenz, die aber auch nach fünf Jahren starb und fle sich selbst überließ. Seit der Zeit lebte fie gänzlich unabhängig und nährte sich von Nähen und Sticken. Durch diese ihre Arbeiten hatte fie Lorchen kennen gelernt, sie öfter zu sich koms men lassen, und sie herzlich lieb gewonnen. Auch verdiente fic es ganz, von guten Seelen geliebe zu werden! Es wäre ihr ein, leichtes ger

wesen, ihren Unterhalt auf eine andre Art als durch Schweiß und Arbeit zu verdienen, wenn sie gewissen Anerbietungen junger Herrn hätte Gehör geben wollen: Allein sie zog tugendhafte Armuth lasterhafter Ueppigkeit und öffentlichen guten Nahmen, heimlicher Schande vor. Diese Amalie Schulz war es, die Lorchen erfab,' wo möglich, ihren Winkler aus dem Grunde zu curiven. Noch kannte er sie nicht, ob fie gleich oft im Hause gewesen war: Jest fand er fie einen Abend bey Tische und muste neben ibr figen. Amalie war munter und aufgeweckt, sprach viel und sprach gut: Desto einsylbiger hingegen war der Herr Nachbar, hielt auch gar nicht lange aus, sondern machte seinen Reverenz und fort auf sein Zimmer. Lorchen, ob es ihr gleich sehr verdrüßlich war, daß Winkler feine neue Bekanntschaft kaum einmal recht zu be». merken schien, ließ sich dennoch nicht abschrecken und in acht Tagen erschien Amalie wieder beym Mittagtische. Lorchen foderte sie auf, ihren melanholischen Nachbar ein wenig zu ermuntern, Amalie warf einen forschenden Blick auf ihns Wie, fagte fie, Sie melancholisch? Denn bedaue re ich Sie von ganzem Herzen. Ich für mein' Theil mache mir davon gar fürchterliche Vors stellungen, deswegen hab ich mich auch bis jezt noch immer glücklich davor bewahrt, obgleich,

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