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leife, o dann träumte der gute Mann schon in Gedanken von dem Segen, den dieser neue Arbeiter im Weinberge Gottes stiften würde, und o daß er sich doch nie betrogen haben möchte! Ben alle dieser Eingeschränktheit des Kopfs und des Herzens, war Werth dennoch ohne Vergleich, die Krone des ganzen Consistoriums. Sein Wandel war rein und untadelhaft, und sein Haus ein stiller, Gottgeheiligter Tempel. Die Armen hatten an ihm einen Bas ter, und seine rührenden Ermahnungen gewan nen das Herz so manches Sünders für Religion und Tugend. So sehr er Freygeistercy als den graden Weg zur Hölle verdammte, so konnte doch jeder Freygrist es sicher wagen, in Noth und Elend seine Zuflucht zu ihm zu nehmen; Gewiß hielt er einem solchen eine äußerst scharfe Strafpredigt, aber eben so gewiß leistete er ihm auch Hülfe.

Grade so, oder doch ziemlich so, muste ein Confistorium aussehen, bey dem ein Justus Samuel Prizelius ein ausserordentliches und recht glänzendes Glück machen sollte. Bor jedem andern, bestehend, ich will gar nicht eins mal fagen aus Spaldings, Tellers, Dites richs, 2c. 2c. sondern nur aus wahrhaft aufgeklärten und denkenden Männern, welche wisz fen, daß Religion, Theologie und Schul

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füchserei drey ganz verschiedene Dinge find: Vor jedem andern, fag ich, würde unser Magister zwar immer auch wegen seiner Schulkenntnisse mit vie, lem Beyfall aufgetreten seyn; aber wenn man nach wiederholtem Unklopfen an seinen Verstandess kasten gehört hätte, daß es da durchaus überall hohl klänge, dann würde doch gewiß das mitlei dige Achselzucken den Beyfall überwogen haben. Ein eben so offenherziger als einsichtsvoller Tele ler würde ihm vielleicht mit aller Freundlichkeit gesagt haben: „Junger Mann, wenn du dem Winke der Natur und meinem Rathe folgen willst, so gieb alle Gedanken und Wünsche auf ein geistliches Amt auf! Geh zurück, wo du bergekommen bist; lerne noch ein halb Duzend Jahre recht fleißig und werde dann Professor der Orientalischen Sprachen. Zwar wirst du nié einer Gesellschaft gelehrter Månner, die nach Arabien reisen, Fragen mitgeben; wirst nie, und wenn du Methusalahs Alter erreichtest, „Sprachkenner werden; Aber ein guter und nüßlicher Sprachmeister für Anfänger kanst du immer werden." So ftell ich mir vor, würde ohngefehr das Urtheil eines Tellers ausgefallen feyn. Aber hier, wo die Schale der Theologie für Kern galt, war des posaunenden Lobes und Beyfalls über das Wunderthier vonCandidat gar kein Ende. Wie konnt es auch anders seyn?

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So wie die Stiere mit ehernem Hufe, die vor Dims Zeiten das goldene Vlick bewachten, aus Maul und Nasenlöchern einen ununterbrochenen Feuerstrom schnoben, so schnob auch der Magister einen langen starkenStrom von Latein, Griechisch und Hebräisch, untermischt mit Chaldäisch, Sys risch und Arabisch von sich. In der kritischen Lehre de communicatione idiomatum ward er vollkommen sattelfest befunden, und als man ihın die Keser - Secte der Monophysiten vorhielt, hich er sie mir nichts dir nichts in die Pfanne. Drey ganzer Stunden (ohne daß die beyden übri gen Herrn nur ein einzigesmal zum Worte kamen) fochten sich der Ritter des Grundtextes und der spisfindige Duns Scotus im Schweisse ih= res Angesichts mit ihm herum, und wenn doch nur eine einzige Frage gewesen wäre, die er ihnen nicht beantwortet hatte; eine einzige schwache Stelle, bey der sie ihn ertappt håtten. Beym Schlusse also, nachdem erst das ganze Collegium eine General Saive des Lobes abgefeuert, bemächtigte sich der Ritter des Grundtertes føgleich feiner, nahm ihn mit zu Tische und labte ihn nach ausgestandriem schwerem Kampfe mit Speiß und Trank und füffem Weihrauch. Aber nicht ge= nug, sondern er erklärte sich auch ein für allemal für seinen Patron und Mäcen; versicherte ihn, daß er sein Haupt nicht sanft legen wollte, bis er

ihm zu einer recht ansehnlichen und fetten Pfrüns de verholfen; und, um ein solches Kleinod nicht aus den Händen zu lassen, bot er ihm freye Station und 50 Thaler Gehalt an, wovor er nichts weiter zu thun haben sollte, als zuweilen für ihn zu predigen, ihm bey seinen Consistorial. und Schriftsteller - Arbeiten zur Hand zu gehen, und kurz, sein Minister, sein Hof-Cavalier, sein Favorit, sein Parade -Pferd und alles mitein. ander zu seyn. act

Ein solches Anerbieten, als Interims: Stas tion betrachtet, war nicht auszuschlagen, und in der. That befanden sich auch beyde Herren überaus wohl dabey. Die Schriften des Herrn Consistorial-Raths, die bisher immer von hartherzigen Recensenten den Vorwurf batten leiden müssen, daß sie an theologischer Gelehrsamkeit so gar arm wåren, fiengen mit einemial an, von Varianten; kritischen Muthmassungen z Citationen aus den Kirchenvåtern und selbst aus den Rabbinen; Erläuterungen aus allen couranten orientalischen Sprachen, das Coptische nicht ausgenommen zc. mächtig zu Froßen. Voll Erstaunen fragre das Publicum: Woher kommt diesem so urplöglich solche Weißheit? Da es aber unmöglich auf den rechten Grund kommen konnte, daß nehmlich Meister Prizelius in aller Stille die gelehrte Schleuse set

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ner dreyßig Bånde Manuscript aufgezogen hatte, und nun noch überdem von einer großen öffentlichen Bibliothek mächtigen Zufluß schöpfte, fo lief alles zu groffem Lob und Preise des angeblichen Herrn Verfassers ab, daß er sich in seinem Alter und bey seinen vielen Geschäften noch einen solchen gelehrten Schwung ge geben. Dis geschah in der Ferne: In der Nås be aber erndete wirklich der Magister alles Lob und Ehre ganz allein, Nicht nur hieß man ihn in der ganzen Stadt durchgehends den gelehr ten Magister schlechtweg, item des Consistorialraths rechte Hand, (auch wohl mit einem etwas derbern Ausdruckte, seinen grossen Jun gen, oder das Kalb, womit er pflügte) sondern ein loser Schelm sagte ihm einmal in einer große fen Gesellschaft gerade auf den Kopf zu, er könn= je wenn er wollte, es so machen, wie Virgil und an die Thür schreiben:

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Hos ego verficulos feci: tulit alter) honores

wogegen fich aber der Magister mit Händen und Füssen, als vor der abscheulichsten Injurie wehrte. Nicht geringer war fein Ruhm auf der Kanzel, die der Consistorialrath nunmehr je långer je sele tener betrat. Zwar viele gute Leute wollten Klage führen, daß, so wie man manche Predigten mit einem Schwerdte vergleichen könnte,

das

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