ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

weiß Gott, niemand mehr Ursach dazu hätte, wie ich!

Wie Sie, versezte Winkler? Verzeißen Sie, aus der Munterkeit Ihres Gesprächs sollte man das nicht schlieffen!

ich bin auch nicht immer munter, vers feßte Amalie! Wenn mich manchmal die und jene Dame, die im Grunde nichts vornehmes res ist, wie ich, stolz über die Achsel ansieht, dann giebt mirs, wohl einen kleinen Stich und ich denke bey mir selbst: O wenn mein Vater noch lebte, dann könnt ich mir auch ein Ansehn geben, könnte auch mit Juwelen um mich blisen, wenn ich sonst wollte! Doch darüber bin ich jezt fast ganz weg: Was verlohren ist, ist verlohren und mag meinetwegen auf immer verloh ren bleiben! Aber wenn mir zuweilen gewisse andre Betrachtungen einfallen; wenn ich mir den schrecklichen Fall denke, ich würde krank, oder nicht einmal das, ich kriegte bloß schlimme Augen oder schlimme Finger, so daß ich nichtarbeiten könnte: Gütiger Gott, was sollte aus mir werden! Und nennen Sie das nicht Grund genug zur Melancholie, wenn man sein ganzes Glück an einem kleinen, dünnen Zwirnsfaden hängen sieht, der jeden Augenblick reissen kann?

Eins nur haben Sie vergessen, liebes Kind, fiel Lorchen hier ein: Daß so lange wir lehen,

unser Haus Ihnen zu jeder Zeit und Stunde of fen steht, und daß ich es Ihnen nie vergeben würde, wenn Sie in irgend einer Noth und Verlegenheit Ihre Zuflucht zu jemand anders, als zu uns nehmen wollten.

O meine beste, theuerßte Freundin, rief Amas Jie mit Thränen im Auge aus: Wer kennt ihr wohlthätiges Herz beffer wie ich! Auch seyn Sie fest überzeugt, daß ich in allen meinen Nöchen zu niemanden das Vertrauen haben würde, als zu Ihnen: Aber helfen Sie mir auch den Himmel um die einzige Gnade anflehen, daß er mir meine Gesundheit und meine Kräfte fristet. Wer jemals in der Lage gewesen ist, selbst Wohlthaten austheilen zu können, für den ist es eine gar zu schwere Demüthigung, ein trauriger Gegenstand der Barmherzigkeit zu werden!

Die weinerliche Scene, und die Empfin dungen, die Amalie åuferte, schoffen zuerst einen Strahl in Winklers trübe Seele. Sie scheint sin sehr braves Mädchen zu seyn, sagte er. Dies ses scheint nun, muzte ihm zwar Lorchen weid= lich auf und schalt ihn, daß er nur zu rasch wåre, das, was ihm nicht gefallen sollte, schön zu finden; von einem Mädchen hingegen, die seine und aller Mannspersonen Hochachtung verdiente, spräche er mit einem blossen kalten, es scheint: Im Herzen hingegen war fie ungemein froh, daß

sie doch wenigstens schon die Grundlage” ihres : künftig zu errichtenden Gebäudes vor sich sah.

Doch es wären vielleicht noch Jahre versiris chen; Winkler und Amalie hatten einander alle Woche wenigstens einmal gesehen, und eine Men-> ge Schönes und Empfindsames mit einander gesprochen: Und doch wäre Winklern nimmer der Gedanke in den Kopf gekommen, die möcht ich mir wohl zur Frau wünschen! Alein die Vors sehung, deren so sichtbarer Gang es ist, immer aus dem Kleinen das Große zu entwickeln, ließ ganz von fern cine kleine kaum merkbare Feder: springen: Und sieh da, die kleine Ursach gebar die grosse Begebenheit, ohne daß Lorchen zu jener das geringste beygetragen hatte.

Amalie bekam, ohne zu wiffen wie, ein Gerstenkorn ins Auge. Hätte sie sich der Natur überlassen, so war die Geschichte in ein paar Tagen zu Ende und das Auge gut. Allein vers führt von einer superklugen Wirthin, die für alle Gebrechen und Krankheiten tausend Hülfsmittel wuste, von denen eins immer schlimmer war als das andre, ließ sie sich gelüsten zu quacksalbern. In 24 Stunden war auch das andre Auge entzündet! Es wurden frische und immer bißigere Mittel versucht, und gar bald gerieth Amalie in die åuserste Gefahr, wo nicht ganz um den Gebrauch ihrer Augen zu kommen, doch wenige

ftens Jahr und Tag keinen Stich arbeiten zu können. Da war er denn, einer von diesen Unglücksfällen, den Malchen so sehr befürchtet hatte, und noch dazu zum Theil durch ihre elgne Schuld. Lorchen, die kaum ein paar Tage verstreichen lassen konnte, ohne von ihrer Freuns din Nachricht einzuztehen, erfuhr gar bald, daß ihr nicht wohl sey: Dis erfahren, ́sich in den Wagen seßen und spornstreichs zu ihr fahren, war eins. Amalie, theils aus wirklicher Unwissenheit ihres schlimmen Zustandes, theils, um nicht die obengenannte schwere Demüthigung zu fühlen, stellte sich eben so munter und flink wie sonst: Aber kaum hatte Lorchen ihre Augen etwas nå, her beleuchtet, kaum hatte sie von den Pfuschereien gehört, die damit waren vorgenommen worden, so stürmte ste mit allem Ernste der Freundschaft in Amalien ein, sie sollte ja die Sas che nicht auf die leichte Achsel nehmen, sondern aufs eiligste einen verständigen und erfahrnen Arzt gebrauchen; sie wollte ihr morgendes Tages gleich den Doctor G**, den geschicktesten am Orte zuschicken. Ausserdem schmiedete sie noch auf der Stelle ein anderes herrliches Project, das sie aber vorjezt ganz und gar nicht merken ließ, sondern bloß Amalien bat, sie würde doch, da sie übrigens frisch und gesund wäre, nicht aufs

hören, fie vor wie nach zu besuchen, welches diese auch versprach.

Kaum war sie nach Hause, so hielt fie mie ihrem Manne ein kleines Tete a Tete, unters mischt mit tausend Küssen und Liebkosungen, und da fichs, wie sehr häufig, so auch jezt fügte, daß der Doctor in Befriedigung der Wünsche seiner Frau auch reichlich Futter für seinen eignen Stolz fand, so erhielt sie von ihm sehr leicht, was sie ges beten hatte. Sogleich erhub sich im Hause ein Laufen und Rennent und Einpacken und Auspa cfen und Tragen und Schleppen, alles nach eis nem Zimmer, das mit Winklers seinem auf eis nem Flur und nicht über zehn Schritt davon war. Der Lerm machte ihn neugierig und er wollte wissen wie? warum? für wen? Allein er konnte es vorizt nicht erfahren. Unterdeffen kam der Nachmittag des folgenden Tages heran, und der von Lorchen bereits inftruirce Doctor G** fuhr bey Amalien vor. Er untersuchte aufs genaueste den Zustand ihrer Augen, und fand ihn noch ein gut Theil schlimmer, als er ihm vorläufig war geschildert worden. Doch, sagte er, wir wollen vorjezt abbrechen und den Statum morbi in dem Hause des Herrn Raths vollends ins Reine bringen, als wohin ich Ordre, habe, Sie abzuholen. Amalie, ohne noch zu

3

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »