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ahnden, was mit ihr werden sollte, machte sich geschwind fertig und stieg mit dem Doctor ein.

Dismal ward fle nicht, wie sonst gewöhns lich, in Lorchens Zimmer geführt, sondern in ein andres, thr völlig fremdes, wo aber Lorchen ih rer bereits erwartete. Hm, fieng Amalie nach der ersten Umarmung scherzhaft an, folltich doch fast glauben, ich hätte Sie mit meinen schlimment Augen angesteckt, so dunkel ist es hier! Madeimoiselle, fiel drauf der Doctor ein, dis Zimmer ift von hent an für Sie! Da Sie sich einmal meiner Cur anvertrauet haben, so werden Sie fich auch hoffentlich nicht weigern, sich alle dem zu unterwerfen, was die Vorschriften meiner Kunst mit sich bringen. Nur unter einer einzigen Bedingung kann ich Ihnen für einen glücklichen Ausgang Bürge feyn : Wenn nemlich Ihre Seele nicht auch par Compagnie mit krank wird. Dis aber hab ich alle nur mögliche Ursach zu befürchten, wenn Sie in Ihrer Einsamkeit Tage und Wochen lang, entweder mit verbundenen Angen, oder so im Dunkeln, wie hier, ohne afle Beschäftigung fißen sollten! Ich habe deshalb die Frau Råthin dahin disponirt, mir diese Besorgniß zu benehmen und Ihnen, so viel als nur irgend möglich, Gesellschaft und Zeitvertreib zu verschaffen, bis ich sie erst mit Gottes Hülfe

wieder so weit gebracht habe, daß Sie zu einem Buche oder zu ihrer Nadel greifen können.

Hier konnte sich Amalie nicht länger halten, fondern fiel Lorchen mit heftigem Weinen und Schluchzen um den Hals: O meine Beste, Eins zige, rief sie aus Ich kann keine Worte fins den! Ich weiß doch wohl, daß alles das

Ihr Werk ist!

Uch Gott, wie foll ich jemals. im Stande seyn, Ihnen dafür zu danken!

Mir zu danken, erwiederte Lorchen: Ers weise ich Ihnen denn das geringste mehr, was Sie mir nicht auch erwiesen, Freundschaft und Bärtlichkelt?

Scht, fcht, fiel hier der Doctor ein und winkte warnend mit der Hand: Ja keine Ge müths - Bewegung! Keine Leidenschaft! Die Affecten!

Amalie kam gar bald von der ersten Heftigs keit ihres Affects zurück, fühlte durch korchens niedliche Wendung nichts von der schweren Demüthigung, ein trauriger Gegenstand der Barmherzigkeit zu seyn, und bezog von Stund an thre Camera obfcura mit dem leichtesten Herzen von der Welt. Lorchen hatte num nichts angelegentlicheres zu thun, als für die Unterhaltung und Zeitverkürzung ihrer halbblins den Freundin zu sorgen. Die gute Hälfte des Tages war sie selbst regelmäßig bey ihr: Die übrige

übrige Zeit mußten Winkler und Augustin sie ablösen. Fast haben wir unsern Helden über den Liebeshåndeln seines Lehrers ganz aus den Augen verlohren, und so wird es auch noch eine kleine Zeit bleiben, bis alles wieder ins rechte Gleiß kommt. Jezt nur so viel von ihm, daß er die Zeit über, auch unter andern (es versteht fich, nach Urt eines Kindes) ganz treflich hatte lesen lernen. Die kleinen Fabeln und Erzåh, lungen, deren er eine Menge auswendig wuste, gewannen in seinem Munde eine ganz unbe® schreibliche Unmuth, und wenn er auch etwas zum allererstenmale lag, so trug er es ein gut Theil richtiger vor, als sein Herr Papa, der bereits fo viele lange Jahre auf der Kanzel des clamirt und exclamirt hatte. Kurz Augustin erhielt jezt bey Amalien den Posten eines Vors lesers: Und Winkler- doch von diesem ein apartes Wörtchen!

Schon die bloße Nachricht: Amalie ist krank, sieht in groffer Gefahr ihre Augen zu verlieren, machte auf sein Herz einen gewaltigen Eindruck. Die Unglücklichen ketten sich so gern an eins ander, sagt einmal Orsina zum Odoardo: Dis traf auch hier ein! Winkler, ohne weiter kors chens Untreiben nöthig zu haben, stahl sich jes den Augenblick ab, um seiner Mitgenoßin im Leiden Gesellschaft zu leisten. Was ward da J

nicht geseufzt und geklagt! Und je weniger Wink, ler den Gegenstand seines Schmerzens mit Nas men nannte, desto tragischer klang es, wenn er bloß in allgemeinen Ausdrücken elegifirte und fich z. E. herzlich wünschte, daß er doch im Stande seyn möchte, Amalien ihr Kreuz und Leiden abzunehmen. Bey Jhnen, sagte er, ist és das einzige, und das einzige ist allemal schwer, aber wer schon ein gröfferes hat, für den ist das kleinere wie nichts. Bem ein Kind stirbt, der fühlt in demselben Augenblicke nichts, wenn auch sein bester vertrautester Freund auf immer von ihm Abschied nåhme; und wen eine Million Cents ner von Schmerz zu Boden drückt, was fragt der darnach, ob zu dieser unzähligen Menge noch eine neue Anzahl hinzukommt! → Diefer Ton, der sehr geheimnißvoll seyn sollte, blieb für Amalien nicht lange ein Råthfel! Siebuchstabirte sichs sehr richtig zusammen, daß Lor chens schöne Augen dem jungen Herrn das Ge-, hirn verbrannt håtten. Allen Umstånden nach schien es ihr wahrscheinlich, daß ihre Freundin Noch nichts davon wüste, und so hielt sie es für Pflicht, ihr ihre gemachte Entdeckung witzutheilen, um ihre Maaßregeln darnach zu nehs Dis gab zu folgendem, hoffentlich nicht sehr alltäglichem Gespräche Anlaß: Liebste Freundin, hub Amalia an, werden Sie mir es wohl

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übel nehmen, wenn ich Ihnen ganz im Vertrauen, in der geheimsten Stille etwas ent decke?

Lorchen. (scherzhaft) Ja, ich werds Ihnen übel nehmen; ganz gewiß!

Amalie. Nun, nun, spasen Sie nur dismal nicht! Denn das weiß ich gewiß, wenn ich Ihs nen wirklich etwas neues sage, so kommen Sie wenigstens nicht ohne eine recht brennende Schamröthe weg.

Lorchen. Sie haben mich ohne Zweifel auf einer recht grossen Thorheit ertappt. 'Amalie! Wovor mich Gott beßute! Nur der Allerweisefte oder der Allerthörichtste unter den Menschen könnte es sich herausnehmen. Sie auf Thorheiten ertappen zu wollen: Und Sie wissen wohl, ich halte mich in aller Absicht gern ins Mittel! Nein, nein, Sie haben nichts ges than; Sie haben sich bloß, wie der Herr Dos ctor es ausdrücken würde, paffive verhalten. Boch gewissermaßen auch active, wie mans

nimmt.

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Lorchen. Kind, sprechen Sie mir nicht in solchen dunkeln Characteren! Ohne Vorrede zur Sache.

Amalie. Nun denn, ohne Vorrede! Vont längst her ist es mir bekannt, daß Sie und Ihr liebster Mann auf Winklern unendlich viel hals

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