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ten; auch miste man wohl ganz blind am Vers stande seyn, um nicht zu sehen, daß Ihr kleis ner Augustin sich in ganz vortreflichen Hånden befindet; nicht zu gedenken, daß ich selbst jezt Winklern gar grosse Verbindlichkeit schuldig bin, für den mitleidigen Antheil, den er an meiner Krankheit nimmt, und für die viele Zeit, die, er mir schenkt. Allein auch eben so lange hör ich von Winklers Melancholie reden; Sie selbst haben mich mehr als einmal aufgefordert, sie ihm vertreiben zu helfen, und, o wie gern, wenn ich nur könnte. Weil indeß jedes Ding in der Natur seinen Grund hat, so hab ich allmählich bey mir selbst überlegt, daß es mit Winklers Melancholie wohl eben so seyn müste, und nun. wollt ich wohl eine grosse gewaltige Wette drauf eingehn, ich habe die wahre Ursach errathen.

Lorchen. (bis an die Fingerspite erröthend, wie Amalie es vorhergesagt hatte, doch konnte, diese es nicht inne werden, wegen der doppelten Dunkelheit ihrer Augen und auch des Zimmers) Nun?

Amalie. Hier steht sie vor mir, in Lebenss groffe, die ganze schöne Ursach! Ist es denn auch wohl ein Wunder, wenn ein junger Mann, voll Geist und Feuer, der das Glück, oder vielmehr das Unglück hat, mit Ihnen unter einem Das che zu wohnen und täglich und stündlich mit Ih

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hen umzugehen, daß der Flamme fångt? Ich fühle es, wenn ich eine Mannsperson wäre, es würde mir nicht ein Haar besser gehen.

Lorchen. Omachen Sie meine Verwirrung nicht noch grösser, als sie schon ist! Leider haben Sie Recht und ich bin die unglückliche Ursach von des guten Winklers Melancholie. Daß hat mich einige Zeit her, nicht nur manche brennende Schamrothe, wie Sie sagen, sondern auch mans chen Seufzer, manche Thräne gekostet. Doch Gottlob, jezt schöpf ich gute Hofnung, nun.ich Sie bey mir habe! Wie sehr ist er nicht schon verändert!

Amalie. Verändert ? O da irren Sie sich, meine allerliebste Freundin! Wenn Sie ihn manchmal sollten seine Melancholie beschreiben hören Die Gänsehaut möchte einem gleich überlaufen!

Lorchen. Wenn schon ! Eben das, was Sie da sagen, ist bey ihm schon eine grosse Veråndes rung zu seinem Vortheile. Vorher war er ganz stumm und es war ihm schlechterdings kein Wort aus dem Munde zu bringen: Jezt findet er doch fchon einen Trost darinnen, Ihnen fein Leid zu Klagen. Und wie geizt er nicht nach Ihrer Ge fellschaft! Seit Sie hier find, soll er noch den ers ften Schritt ausser dem Hause thun, und bald werden Sie ihm eben so unentbehrlich seyn, wie-mie.

Amalie, ha, ha, ich merke, die Reihe foll jezt an mich kommen, eben so brennend schams roth zu werden, wie Sie vorbin,

Lorchen. Nein, liebstes Kind! Das ist niche meine Absicht. Andre Absichten hätt ich wohl Aber wo nehm ich die Dreistigkeit her, sie Ihs nen zu entdecken ?

Amalie. Nun so verzeih mirs der Himmel': Und wenn ich jezt gleich in der Kirche wåre, so könnt ich mich des Lachens nicht enthalten! Sie, Eie, reden gegen mich von Dreiftigkeit?

Lorchen. Allerdings! Grade gegen seine liebsten Freunde muß man, denk ich, in gewissent Stücken am allerbehutsamsten seyn; Denn wenn ich auch die besten Absichten von der Welt habe, das Glück meines Freundes zu befördern, so kann dis Glück vielleicht grade für ihn kein Glück fehn und gleichwohl könnte er aus einer zü weit getriebenen Freundschaft und Zärtlichkeit sich meinen unüberlegten Wünschen aufopfern: Lies ber alles in der Welt, als das!

Amalie. Nun ich sehe schon, daß mein Las ben sehr albern war; auch nehm ich es hiers mit beschämt zurück. Uebrigens, meine Theuerste, entdecken Sie mir frey, was Sie wollen, und feyn Sie überzeugt, daß ich Ihnen eben so aufs richtig und unverbolen alles wieder entdecken will,

was ich nur irgend auf meinem Herzen und Ges wissen habe.

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Lorchen. Topp, ich halte Sie beym Worte, Borserst also eine kleine Frage ach, sie wird mir sehr schwer zu thun! Sagen Sie mir, hat Winkler durch die Entdeckung, die Sie bey ihm gemacht haben, viel, fehr viel in Ihrer Achtung verlohren?

Amalie. (lächelnd) Seltsam! Wunderfelts fam! Winkler foll dadurch bey mir verlohren haz ben, daß er Augen genug im Kopfe gehabt hat, meine liebenswürdigste beste Freundin zu lieben? Hab ich Ihnen nicht vorhin schon mein Glaus bensbekenntniß über diesen Punct gesagt? Freylich, daß Winkler so heftig einer Leidenschaft nachhängt, die nun einmal nicht befriedigt were den kann, daß er sich wie ein Licht in sich selbst verzehrt, daran thut er nicht gut: Aber ach! das arme schwache Menschenherz! Es ist leicht gefagt, daß die Religion eine solche Leidenschaft unterdrücken muß; aber bey uns schwachen Menschenkindern ist es nur, leider Gottes! oft gar schwer gethan.

Lorchen. O Sie sprechen mir aus der Seele, und ich danke Ihnen, herzlich dank ich Ihnen, daß Sie so denken! Aber nun werd ich auch gleich dreister, und komme mit einer zweiten Frage, die Ihnen ein bißchen nåher ans Herz greifen

wird: Sagen Sie mir, fühlt dies liebe gute Herz, bereits, ich will nicht sagen Liebe, sondern nur eine entfernte Zuneigung für irgend eine Mannsperson, die ich übrigens gar nicht zu wifs fen begehre, bis Sie mich und meinen lieben Mann zur Hochzeit einladen?

Amalie. Bald hått ich gesagt, Sie spottes ten meiner, wenn es anders möglich wäre, daß ein solcher Gedanke in Ihr Herz kommen könnte. Wer sieht in einer stolzen üppigen Residenz, wie diefe, sich nach einem armen und unbekannten Mädchen um, wie ich bin? Ja! wenn ich noch die wäre, die ich sonst war, dann würde mirs an einem Heere junger, schmachtender Liebhaber nicht fehlen, die, nicht um mein Herz, aber um meine Thaler und Ducaten bühlten! Aber, seitdem diese ausgeflogen sind, fållt mir gar nicht 'einmal ein Gedanke ein, der einer Heyrath ähnlich sieht.

Lorchen. Wie? Sie verschmähen falso den Ehestand?

Amalie. Keinesweges! Wie follt ich vers schmähen, was Gott als heilig eingefeßet hat! Aber geseht einmal, ich thắt es, wår es denn so gar unflug gethan? Ist es nicht gewissermaßen ein Glück, das zu verschmähen, was man in feiner Lage nicht gut haben kann, und nicht schlecht haben mag?

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