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mehr befand sich dieser (um mich einmal eines Gleichnisses à la Hudibras zu bedienen) schier in derfelben Lage, wie jener Cantor, der ein so hars monisches Ohr hatte, daß er schlechterdings keis nen unaufgelößten Accord leiden konnte. Eis nige feiner Lehrlinge und dabey lose Schelme machten sich diesen Umstand zu Nuge, standen manchmal des Nachts auf und fiengen an auf dem Pösitive zu spielen, hörten aber immer mitten im Stücke auf und schlossen mit einem gåhnenden Septimen oder Quint-Sexten - Accorde oder dergleichen. Der Cantor, deui schier vor Schmerz die Ohren springen wollten, fuhr wütend aus dem Bette auf, feßte sich im blossen Hemde selbst ans Positiv, fiel in den angestimmten Accord ein und lößte ihn nach allen Regeln des Genes ralbasses in seine Consonanz auf, wornach er dann für diese Nacht flugs und frölich einschlafen Fonnte. Einen eben so disharmonischen unaufs gelößten Accord hatte Amalie izt Winklern in die Ohren gedröhnt und fein Blut befand sich in nicht geringerer Bewegung, wie beym CantorBald ergriff er die Feder, an sie zu schreiben und ihre vorgebrachten Gründe zu widerlegen; bald nahm er Hut und Stock, kehrte aber in der Thür wieder um, und so währte es drey Tas gè, als ein kleiner ohngefährer Umstand feinert schwankenden Entschluß bestimmte. Er fand

nähmlich in einem Winkel ein Halsband von Amalien, welches sie entweder verloren oder vers gessen hatte. Freudiger, als hått er einen grossen Schaß entdeckt, eilte er damit, was er konnte, immer nach Amaliens Wohnung zu. Anklopfen: und die Thür aufmachen war eins. Da bin ich, rief er, ohnerachtet Ihres strengen Verbots, und hier (indem er das Halsband hervorzog) ist mein Paßport. O daß Sie doch noch recht viel bey uns verloren haben möchten und ich fånde alles wieder! Als ehrlicher Bote, der Ihnen das Jh. rige wieder zustellt, würden Sie ja unmöglich die Thüre vor mir verschliessen.

Ich danke Ihnen, verseßte Amalie, indem fie alle ihre Fassung zusammen nahm : Ich danke Ihnen für Ihre Bemühung, und freylich würd es unartig von mir seyn, wenn ich Ihnen statt des Botenlohnes Schelte geben wollte; allein nun ersuche ich Sie auch in allem Ernste, lassen Sie dis das erste und das leßtemal seyn, daß Sie mich so überfallen! Sie würden zum erstens male ein zorniges Gesicht bey mir sehen, wenn Sie wieder kämen! Und schon würd ich es Ihs nèn machen, wenn ich nicht so sehr Ihre Freuns din wåre! Es war immer mein Lieblingsgedanke: Entweder sterb ich als Mädchen, und dann wollt ich den Stolz mit ins Grab nehmen, daß nie ein männlicher Fuß meine Schwelle betreten

hätte! Oder aber ich sollte noch die Frau eines Mannes werden, nun dann sollte mein Bråntigam und kein andrer dis Zimmer betreten ! Las chen Sie immerhin über diese Grille: Genug ich habe mich bis izt überaus wohl daben befuns den, und wenn Sie wirklich mein Freund sind, wie ich nicht zweifle, so werden Sie mich hoffentlich in einer Grille nicht stören, die einer grossen Theil meiner Glückseligkeit ausmacht.

Ich weiß eben nicht, wie meinen Lesern bey diesem Råfonrement zu Muthe seyn mag: Aber das weiß ich, daß es bey Winklern ganz unends lich penetrirte. Stumm und sprachlos stand er da, mit zur Erde gesenktem Blick, bis er ends lich den Kopf in die Höhe warf und einen mächs tigen Seufzer von sich bließ.

Nun, fragte Amalie ganz freundlich, hab ich Ihnen weh gethan? Das wollt ich nicht!

Nein, fagte Winkler, Sie haben recht! Ich verlaffe Sie: Aber bey Gott! Entweder betret ich die Zimmer nie wieder, oder wenn ich es betrete, und Sie machen mir dann ein ers zürntes Gesicht, so hdr ich auf zu leben.

Winklers erster Gang, am folgenden Morgen, war in das Museum seines hochwürdis gen Herrn Patrons, der eben seine erste Pfeiffe rauchte und dann gewöhnlich bey ganz vortreflicher Laune war. Ihro Hochwürden, fagte

er,

er, ich habe eine großfe Bitte an Sie. Darf ich?

Ein gnädiger Wink, der auf deutsch so viel hieß als Sie dürfen, war die Antwort!

Winkler. Sie erinnern sich des gütigen Vers sprechens, was Sie mir gethan haben, einmal künftig an meine Beförderung zu denken. Nun zweifl ich zwar keinen Augenblick an der Erfüls lung Ihres Versprechens; auch ist es mir izt noch gar nicht Noth, ins Amt zu kommen: Gleichwohl aber, um gewisser Ursachen willen, wünscht ich aus Ihrem Munde nochmals die Bestätigung zu hören, daß Sie meiner, nicht ex merito, sondern lediglich ex gratia, ben einer nächsten Vacanz, das heißt, nicht vor Jahr und Tag, gedenken wollen. Darf ich hoffen?

Doctor. (mächtig lachend) Nun das heißt in der That, wie Horatius fagt: Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus. Ich glaubte, Sie brachten mir die Nachricht von eis nem Todesfalle und wollten mich bitten, daß Sie an die Stelle des defuncti tamen..

Winkler. Nun, und wenn ich Sie gebeten hätte, würden wohl meine demüthigen Bitten mit dem Quintilian zu reden, aures faciles ge funden haben? Doch ich les es bereits in Ihrer Mine und ich habe nun schon Wersprechens genug!

Doctor. Ja, aber a propos, junger Herr! Wenn Sie hernach ins Examen kommen, wie wird es ums Chaldäische, Syrische und Arabische aussehen? (NB. Das waren die einzigen Kennts nisse, worinn der Doctor feinen Informator überfah, und es ist leicht zu erachten, daß er es ihm bey allen Gelegenheiten auf dem Brodte zu essen gab) Wenn ich Ihnen nun repulsam geben müste!

Winkler. O davdr bin ich nicht bange ☀ Denn wenn Ihro Hochwürden das thun, so kann ich mir nicht helfen - ich muß Sie verklagen! (Der Doctor schlägt eine grosse Lache auf) Ja, ja, nicht anders: Und das zwar ex capite iniuriarum, daß Sie auf einen armen demüthis gen Candidaten eine Satyre machen, darüber, daß er nicht Doctor Theologiå ist.

Mit diesen Worten ergriff Winkler die Thür und fort! Der Doctor aber fand in diesem Ein. falle folch einen Haupt- und Statsspaß, daß er ihn nicht nur noch eine ganze Weile belachte, nicht nur damit zu seiner Frau lief, um ihn ihr mitzutheilen, sondern ihn auch lange Zeit nach her in allen Gesellschaften auftischte und seinen Senf drüber goß. Winkler hingegen, izt nicht aufgelegt, weiter Spaß zu treiben, begab sich vom Doctor zu korchen und fragte sie mit ans

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