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te er Lorchen vor wie nach, liebte sie sogar nochy mehr, weil er sie diese Zeit über in so mancherlen Situationen hatte kennen lernen, in denen sich ihre himmlische Seele ganz spiegelte: Über das Toben in Gehirn und Adern war izt vorüber; Vollkommenheiten der Seele wurden bloß wies der durch die Seele empfunden und die Nerven gaben nur ein leises Echo! Ungleich wärmer und feuriger schlug sein Herz für seine künftige Gats tin: Aber ebenfalls ohne alles Toben! Selten verstrich ein Tag, daß nicht ein füsses Briefchen hin oder her spaziert wäre:. Aber es kam wohl dann und wann eine ganze Woche ins Land, ohne daß sich die beyden Liebenden sahen, Geist der Arbeitsamkeit und Geist der Liebe sind sonst in der Regel gänzliche Antipoden, und so waren sie es auch eine Zeitlang bey Winklern: Sobald aber feine wilde Schwärmeren sich in einen sanfs ten Enthusiasmus, Hofnungslosigkeit in sichre erfreuliche Aussicht, und Bestrafung seines eigs Ben Gewissens in füßes Bewustseyn, recht zu handeln, umftimmte, so bekamen auch seine bisher gelähmten Nerven neue Spannkraft! Nicht nur griff sich Winkler bey feinem Augustin mehr als jemals an und brachte ihn in Sprachen, Wissenschaften und Tügend zusehends weiter, fondern die beyden Leutchen sorgten auch schon im voraus für ihr künftiges Etablissement. Biør

her hatte Winkler sein meistes Geld in Bücher gesteckt: Izt hielt er damit gänzlich ein und kaufte davor Zinn, Meßing, Kupfer, Porcellan, Federn, Leinwand, Stühle, Tische, und kurg alles, was zum Hausrathe gehört. Daß Ama tie dabey die erste Rathgeberin war, versteht sich von selbst: Aber die zweyte und noch nüzlichere war Lorchen; denn diese gab jedesmal an, was nicht gekauft werden sollte, weil sie es aus ihs rem reichlichen Vorrathe entbehren könnte. Una ter diesen kleinen angenehmen Sorgen erschien die erste Vacanz, die aber Winkler ohne Besins nen ausschlug. Es erschien die zweytë: Auch diese ward ohne Reue aufgeopfert. Ve Håtte Lors chen bloß auf ihren Augustin gesehen, so håtte sle wohl wünschen mögen, daß Winkler diese Großmuth noch öfter wiederholen möchte : Allein, da sie an Großmuth keinem Sterblichen was nachgab, so geschah eß, daß da im Jahre 1759 eine hübsche Landpfarre, 3 Meilen von der Res Fidenz, auffam, Lorchen nun selbst alles Ernstes barauf drang, Winkler follte und müste diese Stelle annehmen; um so mehr, da sie wuste, daß sowohl er als Amalie die Einsamkeit des Lans des bey weitem dem Geräusch der Städte vorzös gen. Das geschah denn nach vielem und lans gem Weigern und nicht ohne reichliche Thränen ~ Hen beyden Seiten! Und nun, mein Kind, sagte

der Doctor zu Lorchén, nun ist es Zeit, daß wir nach einem neuen Plane arbeiten, wenn aus unserm Augustin noch ein zweyter Hermannus Conringius werden soll! Bis jezt hab ich es gemacht, wie die groffen Bildhauer, die sich eis nen Marmorblock, aus dem ein Meisterstück eis ner Statue werden soll, erst von einem Gefellen aus dem gråbsten arbeiten lassen, eh sie selbst zum Meiffel greifen. Das wird nun geschehen! Unser Augustin ist bereits über den Kinderunters richt hinaus und vollkommen reif zu eigentlichen Vorlesungen. Du siehst aber leicht ein, daß meine Amtsverrichtungen mir nicht erlauben, dieselben ganz allein zu übernehmen; ich werde also von neuem einen Gehülfen suchen, und keis nen andern, mein Kind, als der wenigstens Pros fessorstudia hat. Ein andrer müßt es freylich bleiben lassen, einen folchen aufzufinden: Alleis mir fann er nicht entstehen; denn wenn er seine Sache gut macht, foll seine Belohnung diese feyn, daß ich ihn über kurz oder lang zu meinem Collegen im Consistorio mache. Das kann nies mand wie ich, und um diesen Preiß drängt sich gewiß auch der allergelehrteste Mann in meinen Dienst! Laß dir also keinen Augenblick um den Abschied von Winklern bange seyn. Ich muß Dir sogar sagen, wenn er mir auch långer hätte bienen wollen, so þått ich ihn länger nicht ges

Brauchen können! Er war so weit recht gut für ben gemeinen Menschenverstand: Aber zu-der eigentlichen tiefen Gelehrsamkeit, da will mehr gehören! Nun → du wirst es selbst sehen, wenn unfre Vorlesungen bey Augustin ihren Anfang nehmen werden!

Diese Einleitung verspricht schon im voraus, baß das folgende Kapitel von einem ganz andern und gewiß auf keinen Fall zårtlichen Inhalte feyn wird, und so werden es auch die Leser fins den. Mit schwerem Herzen nåhere ich mich nun dem Zeitpuncte, da in Augustins reiner und unschuldiger Seele der erste Samen des Verderbens ausgestreut ward. Bisher hatte er schwerlich weder an Kopf noch Herz in der gans zen grossen Residenz seines gleichen gehabt! Er faßte jedes Ding, was seinen kindischen Kräften proportionirt war. mit eben so groffer Leichtigs keit, als er és auf Nimmerwiedervergessen seiz nem Gedächtnisse einverleibte. Mit der treflichften Anlage zum Denken forschte er unabläßig nach Ursach und Wirkung, erregte Einwürfe, Jößte sich selbst Zweifel, hielt lange bey einer und eben derselben Sache aus und fast das einzige Erholungsspiel, an dem er Vergnügen fand, war der Ball Auf der andern Seite war kein gehorsameres Kind, wie er; ein Wink von War ser oder Mutter oder Informator beflügelte ihm

schon; kein unwahres Wort kam je über seine Zunge; voll zärtlichen und mitleidigen Gefühls, wie seine Mutter, rollten ihm bey jeder rührenden Geschichte die Thränen über die Wans gen, und er fannte kein füsseres Geschäft, als zu helfen und mitzutheilen. So plump und ungeschickt ihn auch sein Vater gar häufig ins Angesicht lobte, so wenig ward er doch darauf ftolz, da Lorchen und Winkler diesem Lobe glücks lich das Gift benahmen; Diefer, indem er ihm zu Gemüthe führte, daß er alles dis Lob blos als einen Sporn, noch besser zu thun, gebraus chen müsse: Jene, indem sie ihn unablåßig auf die große Wahrheit zurückführte:

Alle gute Gabe

Kommt oben her, von Gott,

Vom schönen blauen Himmel herab! –

Doch wie leicht ist es nicht einem Thoren, das in kurzem spielend niederzureiffen, was meh rere kluge Leute in langer Zeit mit dem größø ten Fleiße und Mühe gebaut hatten ! Und wenn nun gar zu einem Thoren ein andrer noch grös, ferer hinzukommt, und diefe beyden mit Sims kons Fäuster das zwar niedliche, aber doch schwache und zärtliche Gebäu anpacken! — Ich bitte meine Leser im voraus, sich mit Geduld and Festigkeit zu rüßten: Denn der Mann, den

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