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Doctor. Höher, höher! Einen wirklichen Doctorem Philofophiæ, der eben das ist, was ich bin, bloß, daß die Theologie als eine götts liche Wissenschaft, den Kang über die Philosos phie hat. Einen wirklichen Profeffor, sag ich dir, bekommen wir ins Haus, der Jahre lang auf der Universitåt Collegia gelesen hat, und der fich aus Hochachtung gegen mich so weit herabs läßt, daß er gern und willig mein Informator werden will. Wenn wir beyden nichts aus unserm Augustin machen, so fållt der Hims mel ein, mehr kann ich nicht sagen! Doch, mein Kind, geht heute nicht die Poft nach ***? Lorchen. Wie ich nicht anders weiß, erst übermorgen! Gesezt aber auch, sie gienge heute, willst du denn so gar sehr eilen?

Doctor. Ah, hier ist nichts zu eilen, aber wohl zu versäumen! Fronte capillata eft, poftica occafio calva, fagen wir Lateiner. Doch jezt will ich bey einem Pfeifchen noch einmal den Brief recht mit Verstande lesen! Vale, mein Kind!

Eine unwillkührliche, aber recht grosse Bans gigkeit und Beängstigung war Lorchens erstes Gefühl, als sie von ihrem Manne wieder allein gelassen wurde. Wenn ich wollte, könnt ich fagen, es wåre eine Ahndung gewesen! Aber in gegenwärtigem Falle ist es nicht Noth, zu

Ahndungen seine Zuflucht zu nehmen. Forchens Bangigkeit und Beängstigung entsprang aus sehr natürlichen und leicht zu erklärenden Ursas chen. Einmal war Winklere Abschied vor der Thür! Schon war er zu seiner Mutter gereist, um flezu besuchen, weil ihr Alter und ihre körperliche Schwachheit ihr nicht erlaubten, zur Hochzeit zu kommen. Dann, wenig Wochen nach seiner Zus rückkunft geschah die Installation, und wieder nach wenig Wochen wurden Winkler und Amalie öffentlich ein Paar! Dieser Tag nun lachte zwar Lorchen reizend entgegen: Aber mit ihm verlohr sie auch auf einmal thren besten Freund und ihre trauteste Freundin und Schwester. Drey Meilen find dem ersten Anscheine nach sehr wenig: Und dennoch, drey Meilen oder dreißig Meilen entfernt seyn, ist oft durch den einzigen Umstand, daß man Familie hat, völlig eins. Aus diesem Gesichtspuncte fah auch Lorchen die Sache an und dis war ein grosser Grund ihrer Bangigkeit, Noch mehr aber: Wie konnte Lors chen an der unmäßigen Freude ihres Mannes über einen mit Griechisch untermischten lateinifchen Brief eines fremden unbekannten Magisters Johannes Everhardus Acidalius, wie konnte ste, sag ich, daran Antheil nchmen? Versprach ihr dis schon allein, daß ihr Augustin nach wie vor an Frðininigkeit und Tugend wachsen und

zunehmen werde, woran ihr

und ich denke

mit Recht- unendlich mehr gelegen war, als an allen Sprachen der ganzen Welt? Ein Ums stand in dem Briefe, ob sie ihn gleich nicht verstand, war ihr sogar förmlich ansidßig; und das war der ellenlange Titel. Entweder, schloß sie, muß der Mann ein grosses Licht in der gelehrten Welt seyn, und denn müste man ja vorher schon was von ihm gehört haben; Oder aber er giebt sich ein falsches Ansehn und prange mit mehr, als an ihm ist. Um deswillen zitterte und bebte sie, ihr Mann möchte sich diss mal irren und in der ersten Hiße der Freude eis nen Accord schliessen, der ihn nachmals gereute, und bey dem auf allen Fall ihr Augustin zu kurz fåme. Auf diese Weise brachten Mann und Frau den Rest des Tages mit sehr verschiedenen Gedanken und Empfindungen zu. Er, that nichts, als daß er den mehrgedachten Brief las und wiederlas und immer mehr neue Schönhei ten darinn entdeckte. Die Monologen blieben natürlich nicht aus oder vielmehr die Dialogen: Denn der Doctor stellte sich bereits vor, sein Herr College wäre bey ihm und er unterhielte fich mit ihm lateinisch. Nebenher ritt er noch fein andres Steckenpferd! Ich habe oben erzählt, daß der Doctor ein hißiger Critiker der Nah, men war; daß er seine eignen, Justus Sa

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muel, sehr schlecht gewählt fand, und sichs blut, fauer hatte werden lassen, um für seinen noch ungebohrnen Sohn den Namen Augustin auszugattern. Nun behagte ihm gleich beym ersten. Lesen der Nahme Acidalius ganz aufferordents lich und er forschte jezt mit dem größten Fleiße im Jöcher, Bayle, Teißier, Adami und wo er nur irgend etwas für seinen Kram ver. muthete, nach allen Acidaliern, die jemals gelebt hatten. Nothwendig muste ihn diese Untersuchung sogleich auf den berühmten Dichter Valens Acidalius bringen, und da er in seiner Bibliothek die Delicias Poetarum Germanorum von Grutern besaß, wiewohl er sie zur Zeit noch nicht mit einem Auge angesehen hatte, sozog er sie jezt aus dem Staube hervor und las einen ganzen Abend in den Oden, Elegien und Epiz grammen dieses Dichters *). Da er nun auch auf die Acidalische Quelle stieß, die bey den Gries chen der Venus und den Grazien heilig war; Da er alle diese reizenden Ideen auf den JoHannes Everhardus übertrug, ohne sich die Etymologie von Brummer und Dummer, im *) Wenn Ihro Hochwürden beliebt hätten, die Augen ein wenig aufzuthun und mit Anwens dung auf sich selbst zu lesen, so würden Sie unter den angeführten Epigrammen eins ges funden haben, das recht ausdrücklich auf Sie selbst gemacht zu seyn scheint. Die Aufschrift

mindesten träumen zu lassen, so wuchs dadurch feine Begierde nach ihm so sehr, daß wer sich ans Heischig gemacht hätte, ihn den Augenblick auf D. Fausts Mantel herbeyzuschaffen, gewiß ein tüchtiges Trinkgeld verdient haben würde. Auf der andern Seite zerbrach sich die zårthche Bors chen den Kopf, wie und auf welche Art sie ihs rem Manne am sanftesten beykommen wollte, um ihm einen unüberlegten Schritt zu ersparen: Denn fanft muste es geschehen oder gar nicht! Dazu fand sich gleich die Nacht noch Gelegen, heit, als der Doctor sehr spåt ins Bette nachkam, und frisch von seinen gemachten Entdeckuns

heißt: In Rofcium; man seße davor: In D.
Prizelium und urtheile;

Dî male te perdant Rofci quid te mihi iactas
Affiduo, et toties exanimas miferum
Laudibus illautis, quas ægris auribus ufque
Audire aeterna eft carnificina mihi?
Define magnificè nugari, aut me mihi missa
Dehinc alios, tua queis facta loquaris, adi.
Sed me unum retines, et fi fugio ufque re-
prendis,

Et tua de te uno lingua tacere nequit.
O utinam aut mutum te Rofci, aut numina

furdumn

Me faciant, tu ne me toties facias?

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