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das durch die Seele dringt, die feinigen hinges gen ein Eisklumpe wåren, der ins Herz fährt! Allein, diefen Tadel abgerechnet, war das ganze Auditorium darin eins, daß er ein ganz vortrefliches Metall in der Stimme habe, und daß sein Kählbraten jeßt schon einem Weißbischof keine Schande machen würde.

Aufgemuntert durch seinen Gönner und Pas tron, und eben so sehr durch eine gewisse innere wurmförmige Bewegung getrieben, von der der berühmte Dichter Reinhardt der jüngere fol» gendermaffen fingt:

Es drücket ihn ohn Unterlaß
Inwendig so zu schreiben was -

trat er nun auch für sich selbst als Schriftsteller
auf und celebrirte den ersten vorfallenden Ge
burtstag seines Måcens mit einer lateinischen
Dissertation über Esaus Linsengericht. Die
Materie an sich war schon uninteressant, und
durch die geistlose Art der Behandlung ward fie
es noch weit mehr; allein die Zueignungsschrift
war für die Kenner der menschlichen Natur und
für die schadenfrohen Lacher über die Thorheiten
und Schwachheiten thres Geschlechts ein reche
ter Leckerbissen. Nie war das Sprüchwore
mulus mulum scabit (zu deutsch:. Ein Langs

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ohr kraut den andern) so vollkommen gespielt worden, wie hier! Wenn einerseits der Consi storialrath den Magister in allen Gesellschaften als die Krone der Candidaten und als den Magifter Magiftrorum herausstrich, so erbos andrerseits der Magister den Consistorialrath wieder bis in die Wolken, und versicherte, daß seines gleichen an Genie, Gelehrsamkeit, Fleiß, an allen chriftlichen Tugenden, vornehmlich auch an Bescheidenheit, in der ganzen weiten sichtbaren und unsichtbaren Kirche nicht zu fin- 2 den fey! Daß dis zu manchem Bonmot, zu manchem Einfalle in Kästners oder Göckingks Manier Anlaß gab, ist leicht zu errathen: Allein, wie billig kehrte sich der Magister an nichts, sondern gleng rüstig und ungehindert seinen Gang fort, stellte eine Dissertation, eine Pres digt, eine Abhandlung nach der andern, bald lateinisch, bald deutsch ans Licht, und dedicirte fie jedesmal, mit reichlichem Weihrauche des Lobes bestreut, bald den übrigen Herrn Consis storialen, bald einem edlen Magistrate, bald einem hochweisen Kirchencollegium, nicht minder (ein neuer Trät der Pastoralklugheit) einigen durch ihre äußere Frömmigkeit sich auszeichnens den und durch ihren Pantoffel über ihre Männer viel vermögenden Damen. Sein persönliches Betragen, das nach der Meinung der Beffern.

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ein wenig ins Kriechende fiel, nach dem Urtheile der Meisten aber für liebenswürdige Demuth und Bescheidenheit galt, seßte ihn vollends in einer Menge von Gemüthern fest, und so fehlte nichts weiter, als eine gute Vacanz; denn schlechte waren schon mehrere gleich von der Hand abgewiesen worden.

Diese gute Vacanz erschien in Zeit von drey Jahren durch den Tod eines Hauptpastors an etner der vornehmsten Kirchen der Stadt. Die Stelle trug nahe an 1000 Thaler, und da nach Schrift und Vernunft die sieben fetten Kühe Pharaons (tebenswürdiger waren, als die fieben ma- gern, so war es natürlich, daß eine ganze Schaar geistlicher Hirten einen innern Beruf zu fühlen glaubte, ihre magern Heerden gegen diese fettere zu vertauschen. Ein Dußend Hofmeister, mit halb bittenden, halb gebietenden Res commendationen von Excellenzen, Hoch - Hochwohl - und Wohlgebohrnen Herren in der Tasche, pråsentirte sich ebenfalls vor dem Schranken des geistlichen Schafftalls. Der wichtigste Compe tent aber war bei weitem der Hintermann des Verstorbenen, der zeitige Archidiaconus F***: Ein Mann, gegen den der Magister zum Klingebeutel, nicht zur Kanzel geschaffen war! Was Spalding für ein so feltnes Talent crklärt, Licht und Wärme zugleich zu haben, grade das bes

faß er: Und damit verband er noch die meisterhafte Declamation eines Pazke! Nun hatte er zwar kein eigentliches Recht, an die Stelle des Verstorbenen zu rücken; wie er denn auch deshalb nicht einen einzigen Schritt that, nicht einen einzigen Bückling machte: Allein einmal war eine lange Observanz auf seiner Scite; zweitens schien es offenbare Hårte und Ungerechtigkeit, einen so verdienstvollen Mann zu übergehen; und endlich war es ein Beyspiel ohne Beyspiel, einem Candidaten, und wenn er ein Moßheim and Jes rusalem gewesen wäre, ein Hauptpastorat ans zuvertrauen. Schier wolte bey so bedenklichen Umständen das Lämplein der Hofnung in unserm Herrn Magister erlöschen! Allein fein groffer Gönner und Patron, der Herr Consistorialrath, goß von Zeit zu Zeit frisches Oel darauf, und versicherte ihn, ohnerachtet aller beynahe unübersteiglichen Hindernisse und Schwierigkeiten, folle dens noch kein andrer die Pfründe haben, wie er! In der That machte er auch bier sein Meisterstück, und selbst Richelieu, der Vater aller Intrigen, folte ihm sein Bravo nicht versagt haben. So wie der berühmte Fontana, als ihm Pabst Sixt den ungeheuern egyptischen Obelisk aufzurichten befahl, erst schwere dynamische Bes rechnungen in seinem Kopfe wålzte; dann ein hohes Gerüst mit 41 Haspeln erbaute; 800 Men

fchen und 160 Pferde daran stellte und jedem genau seine Arbeit vorzeichnete; endlich mit einer Glocke das Zeichen geben ließ, und nun das ganze Regiment von Vich und Menschen aus allen Kräften anzog, daß der schwerfällige Koloß sein Haupt von der Erde erhub und sich gehor. samlich auf sein Piedestall verfügte: Also rechnete, baute und commandirte auch unser hochwürdiger Herr, um seinen Magister auf das Piedestall des Hauptpastorats hinaufzubringen. Alle seine Collegen im Confistorio musten mit ans Werk und jeder erhielt fein angewiesenes Penfum. Der Hauptstein des Anstosses ward dadurch aus dem Wege geräumt, daß man dem würdigen Archidiaconus eine Vocation zu einem Pastorat und Inspectorat in einer andern Stadt zuschickte, die er auch annahm. Die zwölf Haspel, die das Kirchencollegium ausmachten und anfangs ziemlich streng giengen, wurden allmählich durch fleiffiges Schmieren vollkommen geschmeidig. Dem einen, dessen Credit als Kaufmann verzweifelt wankte, half der Consistorialrath wieder auf die Beine; den Sohn eines andern, der Gottesgelahrheit Beflissenen, gegenwärtig aber im Carcer wohnhaft, rettete er so eben von der Relegation; die Tochter eines Dritten ward durch ihn die Frap eines sehr reichen Mannes; einem Vierten verschafte er die sichre Anwartschaft

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