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Meine Leser müffen also schon ein wenig ihre Einbildungskraft zu Hülfe nehmen, um sich vorzus fiellen, auf welche verschiedene Weise Lorchens Rede rechts und links penetrirte. Sehr felten kams beym Doctor dazu, daß einmal eine Thråne in sein Auge trat: Jezt kullerten sie doch richtig kitte um die andre die Backen herab. Bald sah er mit einem beschämten und gerührten Blicke nach Lorchen, bald mit einem grimmigen und wütenden nach dem Magister. Endlich als Lors chen zu reden aufgehört hatte, fragte er ihn mit einer donnernden Stimme 1o Nun, mein Herr, was fagen Sie dazu? Woniit verantwors ten Sie sich? Der Magister nach Art aller nies derträchtigen Seelen, wenn Sie nicht mehr wifs fen, wo aws noch ein, fieng an zu kriechen und bat den Doctor huf lateinisch um Vergebung. Dieser aber fertigte ihn gleich ab: Hinweg, rief er, aus meinen Augen! Sie sind ein nequam, ein homo fine ulla religione ac fide, nicht werth; daß ich jemals die geringste Freundschaft für Sie gehegt babe! Kein Wort weiter! Da ist die Thür! Hin schlich er, wie der Fuchs in der Fabel, der alle seinen Schmuck und Zierde, feinen Schwanz eingebüßt hätte.

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Und nun erfolgte zwischen Mann und Frau die aufrichtigste und vollständigste Versöhnung! Aller Haß, Zorn, Eifersucht verschwand, wie

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Nebel vor dem Strahl der Sonne. Wie hätt er auch noch länger eifersüchtig bleiben können? Er war es bloß in einem Zeitpuncté der trübs finnigsten Laune über das allzugroffe Lob gewors den, das Lorchen Winklern ertheilt haben sollte: Und siehe da, beym Lichte besehen, hätte Lorchen dem Magister alle Gerechtigkeit" wiederfahren lassen, hatte ihm, in Absicht der Gelehrsamkit, Winklern gänzlich nachgefeßzt → was konnte fré niehr thun? Denn 'in Absicht der Sitten-wat auch in des Doctors Augen kein Zweifel, daß Winkler den Vorzug 'verdiente,' Kurz, Lorchéns ganzes Betragen gegen den Magister erschien ihm izt nicht nur ganz rein und untadelich, sons dern er fühlte es auch mehr als zu sehr, daß er in gleichen Umständen den Mägister ganz anders gepackt haben würde. Und diefer Undankbare wollte seiner großmüthigen Feindin Untergang und Verderben bereiten? Wollte ihn, ihn selbst, zuht Werkzeuge dazu gebrauchen,' und 'es ́ war ihm sogar schon halb und halb gefunden? Und wenn er nun auch der leibhaftige Hermannus Conringius und Baraterius, ja selbst der heis lige Auguftinus Bischof zu Hipon gewesent ware, fo muste er fort, da war bey Gott Gnade?

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* Züm Glück zeigte sich sogleich eine Gelegens heit, ihn los zu werden, ohne ihr just ins weite Blaue zu verstoffen. Ein alter invalider Res

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ctor in einer Provincialstadt brauchte feit langer Zeit schon einen Substituten,, nur hatte sich bis izt noch keiner gefunden. In weniger als pier Wochen war die Sache richtig, und der Magis fter gieng als Rector fubftitutus nach *** ab. Der Doctor verreiste den Tag vorher mit Fleiß, um nur feinem Abschiede aus dem Wege zu ges hen Lorchen aber ohne im mindesten in Vers legenheit zu seyn, fagte ihm, ein aufrichtiges Les bewohl, bedauerte, daß er sie gezwungen habe, gegen ihn zuwerfahren, versicherte ihn übrigens, daß fie fo menig als Feindin von ihm scheide, doß se vielmehr, wenn, er seinem Amte Ehre machte, alles bey ihrem Manne „anwenden würde, um ihn höher zu befördern, und endlich drückte sie ihm ein Papierchen, mit Golde in die Hand, zur Einrichtung seines Etablissements. So vieler Güte und Milde konnte auch das harte „Herz des, Magisters, nicht widerstehen. Er wollte seinen Dank stammeln, aber Thrånen erstickten feine Rede, Lorchen begleitete ihn bis an die Hausthür, machte ihren Knifs und wischte sich beym Zurückgehen ebenfalls die Aus gen. So lassen, wir ihn dann ziehen auf Nims merwiedersehn, und, trösten uns mit der Hofe nung, die Corchen auch hegte, daß sein leßter tiefer Fall grade das Mittel zu seiner Selbsts `erkenntniß und Besserung seyn werde.

Siebentes Kapitel.

Jede Frau sollte billig »etwas - anfehnliches

drum geben, daß ihr ihr Mann nur einmal auf eine rechte rauhe und schmerzliche Art Unrecht thate! Denn, wenn sich nun die Sache entwis ckelt hat, und ihre Unschuld am Tage liegt, welche Wonne muß es nicht für ein weibliches Herz seyn, den stolzen Herrn der Schöpfung abbitten und demüthig zum Krenge kriechen zu fehen! Aber noch mehr: Eine Frau hat dann offenbaren Gewinn! Wäre der Mann auch noch so pantoffelscheu, noch so eifersüchtig, dën Scepter des häuslichen Regiments allein und ungetheilt zu führen: In dem Augenblicke, wo sein Herz vor Reue schmilzt, läßt er sich ihn ges wiß aus den Händen schlüpfen, oder doch spies lend, mit einem Kusse oder mit einem Thråns chen, herauswinden.

Diese Reflexion steht hier keinesweges, um auf Porchen ausgelegt zu werden. Diese war freylich weit entfernt,` sich über ihren demüthigen und reuigen Mann zu kißeln: "Vielmehr versiegelte sie ihm gleich den Mund mit Küssen,

wenn er nur ein Wort von Unrecht oder Abbitte ·vorbringen wollte! Und eben so wiffen wir bes reits zur Gnüge, welch eine gänzliche Ausnahme sie von der berühmten Regel machte, die in Lisuart und Dariolette also heißt:

Das ganze weibliche Geschlechte

Wünscht sehnsuchtsvoll die Oberherrschaft sich

Aber gleichwohl, was Lorchen nicht suchte, Fam dennoch von freyen Stücken! Mein liebes Kind, sagte der Doctor, nun rathe einmal, nunt gib Anschläge, was wir mit Augustin weiter ans fangen sollen? Die verdanımtë Geschichte mit dem Magister hat mich um allen Muth gebracht, ich traue mir selbst nicht mehr!

Mein bester Mann, erwiederte korchen: Weil du mich aufforderst, meine Meynung zu fagen, will ich es gern und mit Vergnügen thun. Einen neuen Informator, wie ich und du ihn wünschten, und wie Augustin ihn brauchte, werden wir wohl gar nicht finden: Also dächt ich, wir liessen den ganz weg. Nun das zweyte, eine öffentliche Schule! Von der hiesigen weiß ich bereits deine Meynung, die nicht sehr vortheilhaft ist und eine auswärtige? Ich gefteh es dir, mein bester Mann, daß es mir unendliche Ueberwindung kosten würde, mein einziges Kind in einem so zarten Alter fremden

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