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Der arine Augustin! der schon ganz über den Berg zu seyn glaubte, und sich nun, nach Empfang dieses Briefes, an einer neuen, noch gefährlichern Anhdhe fah! Mögen doch meine faltern, unschwärmerischen Leser und Leserin nen über Clementinen noch so mitleidig die Achs feln zucken; mögen sie sie noch so währ für Thörin, ausschweiffend, unvorsichtig und wer weiß was schelten: In Augustins Seele muste sich das alles anders darstellen! Die Verschraus bung des Verstandes in diesem Briefe ist nur Welt- und Menschen - Kennern einleuchtend, und ein solcher war Augustin nicht im gering. ften. Er erblickte darinn - und wie konnte er anders? — die bewundernswürdigste Erhas benheit des Geistes, die reinste Tugend, den edelsten heldenmüthigsten Character →→→→→ ein una verdientes Glück ohne seines gleichen, von einen folchen Engel geliebt zu werden! Schon fieng er an zu wanken: Aber hier bestätigte sich die große Wahrheit, daß Ein Sieg, über sich felbst erhalten, den nächsten Kampf schon um die Hälfte erleichtert! So warm ihas auch ums Herz ward, so behielt er doch Freys heit genug, den Brief, nachdem er ihn zweys mal gelesen, beyfeitzulegen, und so wie gestern feine Zuflucht zur Bibel zu nehmen. Da rief ihm denn gleich der weiße Sirach das Wort

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entgegen: Was du thust, so bedenke das Ende, so wirst du nimmermehr übels thun! Mehr brauchte es nicht, um Augustinen zu ei« ner ernstlichen Ueberlegung aufzufodern, was Denn wohl das Ende einer solchen Liebschaft seyn dürfte? Und hier konnte er sich, wenn er aufs richtig in seinen Busen griff, ich etwas anders prophezeihen, als: Eine, zwar unausfprechlich füße Liebe, aber auch den gewissen. Tod alles Fleißes und alles Studirens; eine

Liebe, die sich in der Länge der Zeit nicht mehr in den Grenzen der Unschuld und Tugend halten. würde; den Zorn seines Vaters, und das Hers zeleid feiner Mutter! Schnell stand sein Ents. schluß fest, und er schickte Clementinen folgens

Des, furze, aber alles, fagende Billet:

Edelstes, zärtlichstes Mädchen,.

Die Stelle Hiob 31. v. 1. hat mich von meiner Leidenschaft gerettet. Folge meinem Beyspiele und sey glücklich!

Augustin P.

Welch ein Donnerschlag für die arme Clea

mentine! Kaum athmete sie, fame Cles

lebte e

und doch ehen dieser

als fie mit starren Augen dieses Billet durchs lief! Und doch Donnerschlag war für Clementinen die heilfama

fte Erschütterung ihres ganzen Wesens, sie von ihrer thörichten Schwärmeren von Grundaus zu heilen. Welchen Garg diese große Revo fution bey ihr nahm, wäre viel zu weitläuftig zu sagen: Genug, nach einiger Zeit schrieb sie abermal an Augustin, und dankte ihm innigft, daß er sie auf ihre Thorheit, und zugleich auf den wahren Weg der Weisheit aufmerksam ge macht, den sie nun aus allen Kräften zu wans deln sich bestrebte. Daß Augustin diese ganze Geschichte seiner Mutter schrieb; daß diese vor Freuden außer sich war, und ihren Sohn nach einer solchen Brobe für stark genug hielt, jede andre Versuchung ritterlich zu bestehen, läßt fich leicht erachten. Eins nur fehlte noch: Daß Augustin fich Gellerts goldne (rein: aus der Bibel geschöpfte) Lehre tief in Herz und Seele fchrieb:

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Sey nicht vermessen! Wach' und streite;
Denk nicht, daß du schon gnug gethan! -
Die Sicherheit droht dir den Fall ;
Drum wache stets, wach' überall!

Mittlerweile waren die Collegia angegangen, und Augustin flog die ersten Tage von eis nem ins andere, um aus der Menge diejenigen zu wählen, die ihm nach Inhalt und Vortrag Am besten gefallen würden. Endlich blieb er

Ben folgenden fünfen stehen: Hermenevtik, Hiftoria juris, medicinische Encyclopädie, Astronomie und Botanik. Er meldete diese gethane Wahl seinem Vater, und erhielt dafür den vollkommensten Beyfall; Ja wenn sie noch bunter gewesen wäre, destomehr hätte er sich badurch eingeschoffen! Da begegnete ihm nun gleich anfangs in der Historia juris ein zweytes · Abentheuer, das an sich sehr unbedeutend war, und dennoch über das ganze Schicksal feines Lebens entschied.

Zufälligerweise kam er neben einem Studens ten zu fißen, dessen bordirtes Kleid und hohe Mine etwas Vornehmes anzukündigen schien. Augustin grüßte ihn auf die höflichste Art: Jes ner dankte ihm auf die unhöflichste und beleidis gendste Manier von der Welt, fah ihn von Zeit zu Zeit verächtlich über die Uchsel an und rückte soviel möglich von ihm weg, als fürchtete er durch seine Berührung angesteckt zu werden. Vor Scham und Unwillen ward Augustin feuers roth, und es kränkte ihn im Innersten seines Herzens, sich, ohne daß er die geringste Ursach absehen konnte, so ins Angesicht verachtet und verschmäht zu sehen: Doch sagte er kein Wort und gieng nach der Stunde ganz ruhig nach Hause. Den folgenden Tag – sieh da, war der bordirte Herr mit der hohen Mine zwar wiés

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der im Collegio, aber er hatte sich einen andern von Augustin weit entfernten Sig gewählt. Das war nun diesem so weit ganz recht: Denn, nes ben einem Menschen zu fißen, der mit jedem Blicke, mit jeder Bewegung Pfui vor einem - macht, wer könnte das in die Länge aushalten, und wenn jener nicht von selbst decampirt wäre, so würd es Auguftin gethan haben! Aber doch reizte diesen die äuserste Neugier, zu wissen, was ihn doch eigentlich in jenes Augen is schwarz und verabscheuungswürdig machen,mögę? Sein Wunsch wurde sehr bald, wo nicht ganz, doch zur Hälfte gestillt: denn beym Herausgehn aus der Stunde hörte er ihn ganz deutlich zu einem ans dern fagen: „Alle das Pfaffengeschmeiß ist „mir von Haus aus zuwider ; und sein Vas „ter ist just eine rechte Quinteßenz von Pfaffen: Was sollte an dem Sohne bessers „seyn?" Ich mag die Menge der Betrachtuns gen nicht herrechnen, die diese Worte in Aus gustins Kopfe veranlaßten. Daß sie auf ihn

zielten, war klar: Aber wie sein Vater dazu kommen sollte, eine Quinteßenz von Pfaffen gescholten zu werden, das begriff er mit allen feinen Sinnen nicht. Zwar wußte, er recht gut, daß sein Vater nicht fehlerfrey sey; auch liebte er feine Mutter tausendmal mehr wie ihn : Aber doch immer liebte er ihn, und da er von seinen

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