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(wir wollens einmal'fo nennen) Pfaffenstick chen nichts'wuste, so hielt er diesen Schumpfs nahmen vor eine schändliche Verleumdung, die von irgend einem Feinde herrühre.

,, Mag Jer doch, beschloß er endlich bey sich selbst, von meinem Vater denken, was er will: Mag er „doch ihn und mich dazu verachten! Ich werde dadurch nicht um ein Haar schlechter werden! Und um ihm zu zeigen, daß ich nicht ein so ,,fchlechter Mensch bin wie er glaubt, will ich „von der ganzen Sache kein Wort nach Hause schreiben: Mein Vater würde ihm sonst die Quinteßenz anstreichen, daß er dran dächte.“ Darin hatte Augustin vollkommen recht: Denn wenn der Doctor das erfahren håtte, er hätte nicht eher geruht und gerastet, bis dieser Pfafs fenfeind relegirt worden wåre, und wenn sein Vater der groffe Mogul gewesen wäre!

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Mittlerweile machte Augustin in der medis cinischen Encyclopädie eine andere Bekanntschaft mit einem Nachbar, der ungleich geschmeidiger und zuthulicher war, wie der erste. Er hieß Weigel, studirte Medicin, und für einen der so wenig Menschenkenntniß hatte, wie Augustin, war er ein artiger scharmanter Mensch, zu dessen Connoissance man sich Glück wünschen mustę. Es kam zwischen beyden sehr bald zu Besuchen und zu wechselsweißiger Vertraulichkeit, und da

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rückte denn Augustin mit dem Affront herans, den ihm der bordirte Herr mit der hohen Mine angethan hatte. Nun erführ er auch erst dent Namen desselben, daß er ein Herr von Crosigk wäre, und sein Vater Cammerherr in wirklichen Diensten an einem der ersten deutschen Höfe, Weigel stellte sich, als nåhme er den lebhaftes ften Antheil an dem ihm widerfahrnen. Vers brusse. Er schalt sogar auf den von Crosigk.

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Warten Sie nur, sagte er, bis ich zu ihm ́„komme, ich will ihm den Kopf schon waschen, „daß er so unartig gegen Sie gewesen ist, und er foll Ihnen Abbirte und Ehrenerklärung thun! Verlaffen Sie sich auf mein Wort! Es wäre ,, ewig Schade, wenn zwey so gute Köpfe, wie " Sie und Crosigk sind, nicht näher mit einans „der bekannt werden sollten. Den einzigen „Punct ausgenommen, daß er gegen die Geists lichkeit so erdracht ist, nach dem bekannten Sprichworte: Juristen sind böse Christen →→ „ ist er der scharmanteste Mensch, der nur ges dacht werden kann. Er spricht wie ein Buch und hat eine Menge Sachen im Kopfe, daß es ganz zum Erstaunen ist. Ich stehe Ihnen ́„ davor, wenn er Sie nur erst kennt, er wird ,, mit keiner Sylbe wieder dran denken, ob Ihr Herr Vater ein Schwarzrock oder ein Roths rock ist.“. Augustin empfand hierüber grosse

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Freude. Zwar, fagte, er, eine Abbitte und Ehrenerklärung verlange ich ganz und gar nicht; Aber es soll mir lieb feyn, wenn der Herr von Crosigk sein Unrecht einsieht und mir und meis nem Vater Gerechtigkeit wiederfahren läßt. Uebrigens würde ich mir es zur größten Ehre rechnen, wenn er mich seines Umgangs würdi. gen wollte: Ich wünsche nichts mehr, als mit Leuten Umgang zu haben, von denen ich profis tiren kann. — Ach du armer Augustin, wie jämmerlich wird dein Profit seyn! Welcher Chris ftenmensch wird ihn mit dir theilen mögen?

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Weigel begab sich unmittelbar darauf zu dem von Croßigk: Bruder, sagte er, was Teufel hast du denn mit des Consistorialraths Sohne aus *** vorgehabt? Prostituirst den armen Jungen da im Collegio! Zwar vor einem Car. telle bist du wohl sicher genug, und darum magst dus auch wohl gethan haben: Aber doch hast du das gar nicht gut gemacht! Sackerlot! der Junge ist ganz für uns geschaffen. Er hat Geld voll auf, mehr wie ich, und fast soviel wie du. Dumm ist er wahrhaftig auch nicht; bloß die frommen Mucken müßten ihm erst aus. getrieben werden. Ich dächte, du erbarms test dich über ihn: Du solltest einmal sehen, was du für einen treflichen Schüler aus thm ziehen würdeft,

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Crosigk bezeigte anfangs wenig Lust zu dies fem Vorschlage und hielt Augustinen der Ehre der Verführung fast für unwürdigs: Aber gar bald erschroben diese Herrn etwas von seiner Geschichte mit Clementine F. Vergebens hatte Crosigk dieser seine Fallßtricke gelegt: Und noch würde es ihn weit weniger gekränkt haben, wenn Augustin ihm blos ́áls Liebhaber den Rang abgelauffen, als daß er den Ruhm haben solls te, durch die Macht der Religion feine Leidens schaft besiegt zu haben. Es ward also ausges macht, Weigel follte Augustin nächstertages zu fich bitten und Crosigk wollte denn auch hins kommen. Gesagt, gethan. Doch ehe wit Diese Scene eröfnen, erst noch ein paar Worte von Crosigt.

Er war, wie ich vorhin anführte, der Sohit eines reichen Cammerherrn an einem Hofe, too Muhammed, Zoroaster, Confucius, Sans chuniathon 2c. in dem größten Ansehn standen'; hingegen Moses und Christus und feine Apostel und das ganze Buch, was wir andern Einfaltspinsel die heilige Schrift nennen, daß ewige Ziel der Spötterey und Hohneckerey was ren. Der Cammerherr selbst war eine der vornehmsten Säulen der Freygeisterey ; zwar bluts wenige und blos superficielle Kenntnisse, aber eine desto grössere Dreiftigkeit im Entscheiden und

viel glänzender Wig, den man aber nur in der Ferne beschauen muster Denn wenn man näher trat, so hieß es, wie in jenem Epigramm:

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A. Ha, welche Farben! Welcher Schein ! Das muß die Göttin Jris seyn!B. Hm, Freund! es sind entlehnte Strahlen, . Die sich, in Wasserdünsten mahlen! — a Manche Freygeister legen doch darin ein Zeugs nis für die chriftliche Religion ab, daß fie wel nigstens ihren Kindern kein Aergerniß geben wollen und für guten moralischen Unterricht derå felben Sorge tragen: "Nicht also unser Cams merherr. Gleich den Zigeunern, die ihre Kins ber, sobald sie nur laufen können, zum Maus fen und Stehlen abrichten, und ihnen alle Kunstgriffe und Vortheile davon mittheilen, zog anch er seinen Sohn von der Kindheir an zum Freygeist, hielt ihur keine andern Lehrerals solche, und gab ihm in aller Absicht durch Borte und Berke, die herrlichste Anleitung. Er hielt sich neben seiner Gemahlin eine öffent liche Mätresse: Und die Frau Gemahlin hatte, neben dem Herrn Gemahle, jedesmal einen ers klärten Galan, Dis Beyspiel wirkte so kräftig auf den jungen Herrn, daß, als er kaum sein fechzehntes Jahr erreicht hatte, sich das eine Cammermädchen von Hause bereits von ihm

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