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nen stolzen und rachsüchtigen, und eo ipfo von der wahren Religion ganz entfernten Pfaffen zu halten. Aber eben so abscheulich und grausam war es von seiner Seite, daß er, unter dem Vorwande, sich zu rechtfertigen, in dem Herzen des armen Augustins eine der edelsten Empfins dungen der menschlichen Natur, die kindliche Liebe und Ehrfurcht, untergrub, und sie in thren innersten Grundfesten erschütterte. Vers gebens würd ich es zu beschreiben suchen, was Augustin während dieser Erzählung und während der Lectur einiger Actenslücke empfand: Und noch dazu wuste fich Crosigk sehr künstlich das Ansehn zu geben, als suchte er ihn auf alle mögliche Art zu schonen, als könnte er noch weit mehr sagen, wenn er wollte, durch welches alles der tödtliche Pfeil nur noch tiefer ins Herz drang. Endlich schloß er mit diesen Worten: Da haben Sie meine Rechtfertigung! Da haben Sie die Ursach, weswegen ich mich anfangs scheute, nes ben Ihnen zu sizen: Denn ich dachte bey mir selbst, holla, der wirft dir auch wohl bey Gele. genheit einen Inquisitionsproceß an den Hals, wie sein Vater: Aber ich muß nun über mich selbst lachen, nachdem ich das Vergnügen habe, jezt zum erstenmale mit Ihnen zusammen zu feyn. Mein, mein liebster Freund, in Ihnen fteckt nicht eine einzige Ader vom Pfaffen; ich

habe alles nur mögliche Vertrauen auf Sie, und ich wünsche, daß Sie es ebenfalls gegen mich haben mögen. Seyn Sie mein Freund: Ich bin und werde stets der Ihrige seyn.

Lange genug hatte Augustin seine Empfin dung zurückgehalten; lange genug hatten ihm die Thrånen in den Augen gezittert, um nun mit einemmale hervorzubrechen. Statt der Antwort sprang er auf, stürzte ans Fenster, vers Barg fein Gesicht, und weinte bitterlich. Cros figk und Weigel fielen ihm beyde um den Hals, und fuchten ihn aufs möglichste zufrieden zu skel. len. Er ermannte sich gar bald wieder von felbst und sagte: „Ich danke Ihnen tausendmal für Ihr Mitleiden --- für Ihre Freundschaft-Nur erlauben Sie mir, daß ich Sie ,, vor heute verlasse! Ich werde mich nach und nach schon beruhigen: Nur jeßt ist es mir uns möglich!“ Das fitten aber die beyden Herrn schlechterdings nicht. Es giebt ein gewisses Bes ruhigungsmittel, fagte Crosigk, oder wenigstens ein kleines Betäubungsmittel, das in dergleichen Umstånden von vortreflicher Wirkung ist. Holla, Freund Weigel, deine beste Bouteille Wein her! Und wenn du nichts recht Gutes hast, so laß mich nach Hause schicken. Weigel hatte bereits davor gesorgt, und brachte eine Bouteille Chamıs pagner, Ohnerachtet pun Augustin mehr als

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einmal versicherte, jeder Tropfen würde für ihn Gift seyn, so ließ er sich doch zu einem einzigen Glas bereden, und aus dem einzigen wurden allmählich zwey, ja gar drey, das heißt, mehr als er in seinem Leben auf einmal getrunken hatte. Die natürliche Wirkung hiervon blieb nicht aus; die Thränen vertrockneten; die flüchs tigen Geister stiegen zu Kopfe, und Scherz und Frölichkeit verdrangen gar bald allen Schmerz. Das Band der Freundschaft ward nun auch ein gut Theil fester geknüpft, und Crosigk lud Au gustinen ein für allemal in sein Concert ein, das er wöchentlich gab, und versicherte ihn überdem, jeder Besuch von ihm würde ihm zu aller Zeit und Stunde höchst willkommen seyn.

Dabey blieb es denn vor dismal stehen, und doch fühlte sich Augustin den folgenden Tag schon als einen ganz andern Menschen. Mit wüstem Kopfe und stumpfen. Herzen stand er viel später als gewöhnlich auf, und seßte diss mal seine Morgen - Andacht ganz beyseite. Der Unglückliche! Dadurch beraubte er sich des eins zigen unfehlbaren Mittels, das ihn auf der Stelle retten konnte. Håtte er wie sonst, in Beziehung auf seinen moralischen Zustand, die Bibel nachgeschlagen; Håtte er ihre fanften eindringlichen Vermahnungen gehört - Lies bes Kind, spotte deines Vaters Gebrechen

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nicht, denn es ist dir keine Ehre; → halt ihm zu gute, ob er kindisch würde, und verachte ihn ja nicht, darum daß du ges schickter bist: 2c. Welch ein ganz andres Licht würd ihm über die gestrige Geschichte aufgegans gen seyn! Er würde bald eingesehen haben, daß es ihm nicht zukomme, feinen Vater zu richs ten daß sein Vater seine Sünden lediglich bey Gott zu verantworten habe — daß er ihn von jeher nur zu fehr geliebt und ihm noch jezť tausend Wohlthaten erweise daß seine beste Mutter nie, nie auch nur eine Sylbe zum Nachtheil seines Vaters gesprochen, sondern ims mer alles zum Besten gekehrt und so hätte er in der geheimsten Stille sich mit seinem Vas ter vollkommen ausgeföhnt, und ihn vielleicht noch wärmer als zuvor geliebt. Seine Uebers legung hätte ihn dann auch wohl auf den Punce geführt: Was doch wohl Crosigk davon has ben könne, ihm diese odidsen Dinge von seinem Bater so angelegentlich daher zu demonstriren?

Statt alles dessen suchte sich Augustin blos feinen Vater ganz aus den Gedanken zu schlagen: Und zugleich konnte er vor Ungeduld kaum den Tag erwarten, daß er zum erstenmale dem Concerte bey Crosigk beywohnen solltes. So schnell schlug die Freundschaft bey ihm Wurs zel, die, weil sie nicht auf den rechten Gegens

sland gerichtet war, ihn in den Abgrund des Verderbens stürzte.

Der

Eilftes Kapitel.

Der Tag des Concerts erschien, und Augustin stellte sich eine gute Stunde früher ein. Cros figk empfieng ihn auf die freundlichste Art von der Welt, und da er bemerkte, daß Augustin Fich voller Verwunderung überall im Zimmer ums fahe, machte er sogleich den Cicerone, und ers klärte ihm alle Gemåhlde und Kupferstiche, die an den Wänden hiengen. Nun war Crosigk ganz von dem Geschmacke des Paris, als er die drey Göttinnen höflichst ersuchte:

Weil, wie bekannt, sich zwischen Hals und
Fuß

Verschiednes eingehüllt befindet,
So zeigt euch alle drey in naturalibus.

Augustin hingegen, als der Sohn der Feurs schen und züchtigen Lorchen, hatte nie Gelegen heit gehabt, diefen Geschmack auch nur in Ges mählden und Kupferstichen zu befriedigen.

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