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andächtige, keusche, sittsame, bescheidene, sanfte, holde, füffe-Ja wer doch nur längern Athem båtte! in den Engel, in den Cherubim, in den Seraphim, der in menschlicher Sprache ge„ nannt wird, Eleonora Werth! Ich dacht's gleich vorher: Sollte sich der da nicht was bolen? Nun ists richtig, und das ist mir eine herzliche Freude, daß du endlich-verzeih mirs, bald hått ich gesagt — gescheut wirst! „ Ift's doch die Wahrheit! Was soll dir nun lán„ger alle das ewige Studiren und Bücherschreiben? Amt und Ehre haft du ja die Hülle und die Fülle! Brod auch! Ich habe dirs nur nicht sagen mögen, aber die Leute haben manch„mal hinter deinem Rücken was ehrliches räson, „nirt, daß du in diesem Stücke als ein Geistlicher so ein schlechtes Beyspiel gäbst! Stünd'st da immer vor dem Altar und låsest frisch weg: Seyd fruchtbar und mehret euch, und, dein Weib wird seyn wie ein fruchtbarer Wein"stock um dein Haus herum, und du wärsk doch selber ein erzunfruchtbarer Hagestolz! Noch ,,ist's Zeit, noch kanst du alles wieder gut machen, wenn du das schöne Lorchen heyrathest. Und das muß wahr seyn, zur Frau Consistorialrå„ thin schickt sich auf der ganzen Welt kein Mädchen besser wie fie! Und die Kleinigkeit von » 20000 Rthlr. die sie denn so mitbrächte, wäre,

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dünkt mich, nicht bitter! Ich will damit nicht ,, sagen, daß du fie ums Geldes willen nehmen follst: Gott behůte! Machs so wie ich! Siehst du, ich habe meinen Bräutigam berzlich lieb und ich werde ihn noch immer mehr lieb haben, „ wenn er mein Mann seyn wird, Gefeßt, es „ gienge uns in unserm Ehestande unglücklich, er machte z. E. bankrut, wie es bey einem Kauf,, mann ein gar leichter Fall ist, und wir würden alle beyde Bettelarm, o deßwegen würd ich mir kein Haar aus dem Kopfe reissen! So lang ,, ich noch gesunde Arme am Leibe hatte, wollt ich arbeiten, was das Zeug hielte, um wenigstens Brodt und Salz zu verdienen, und auch das solte mir an der Seite meines Mannes berrlich schmecken! Uber dagegen wärs auch Narrnsposse, wenn ichs leugnen wollte, daß es mir lieb ist, daß mein Mann Vermögen hat, "Den Vortheil hats nun gleich, daß man beym „ersten halben Dußend Kinder nicht bange seyn darf, wovon man ihnen ein Höschen oder ein Röckchen anschaffen will, und ich glaube, daß das manchen guten Eheleuten ein schwererStein „auf dem Herzen ist. Also kurzum, du gehst

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morgendes Tages gleich bey Lorchen und fragt, wies im Catechismus steht, bey ihr an: Grete, willst du Hansen haben? Oder soll ich dirs etwa gar noch bequemer machen und au deiner

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Stelle anfragen? Auch das! Du mußt mir ‚ohnehin auf meine Hochzeit ein tüchtiges Präfent machen, da könnt ichs bey dieser Gelegenheit gleich abverdienen!"

Diese und mehrere andre Vorstellungen fchmolzen das Hagestolzen-Eis bey unserm Manne gänzlich zu Waffer! Er umarinte feine Schwester, gestand ihr seine Liebe, und bat sie auf das inständigste, sie möchte doch ja das Amt einer Freywerberin übernehmen: Er könne unmöglich für sich selbst reden. Das geschah denn; Schwes fter Hannchen ließ sich beym schönen Lorchen melden und ward mit Vergnügen angenommen. Kürzer und erbaulicher ist wohl in langer lieber Seit keine Heyrath zu Stande gebracht worden, als diese! Doch wo sollten auch zwischen zwey, aufrichtigen Seelen, in denen kein Falsch ist, Umschweife und Winkelzüge herkommen? Kaum hatte Hannchen ihr Gewerbe angebracht, so gestand Lorchen mit aller Taubeneinfalt, „daß, obgleich ihre jeßige tiefe Trauer ihr alle andere Empfindungen vor der Hand verböte, so schåge „fie fich doch diesen Antrag für die größte Ehre; he habe immer gewünscht, einen Geistlichen jum Manne zu haben, und das sey auch ihres Sterbenden Vaters Wunsch gewesen; zwar hielte „sie sich nicht für würdig, die Hand eines so ge„lehrten und berühmten Mannes zu erlangen,

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wie Ihro Hochwürden, der Herr Doctor: Wenn es indeß der heiligen Vorsehung Wille so wäre, „so würde sie sich gehorsam und demüthig unterwerfen, und die gewissenhafteste Erfüllung aller Pflichten einer Frau würde jederzeit ihr einzis ges Bestreben seyn." Nach solch einem Ges ftändnisse, aus dem Munde des scönsten Mådchens, noch långer stumm zu bleiben, wåre ohne Zweifel Blödsinn, nicht Blödigkeit gewesen. Auch bekam nun unser Mann vollkommen Zunge und Sprache, und brauchte weiter keinen Ge hülfen, um auf Lorchens Mund den ersten süffen Kuß der Verlobung zu drücken, Durch befondre zufällige Umstånde muste es sich fügen, daß auch Hannchens Bräutigam, obwohl zu seinem groffen Berdrusse, fich genöthigt fand, seine Hey, rath noch eine ganze Weile aufzuschieben, Darüber gieng Lorchens Trauerzeit völlig zu Ende, und nun machten die beyden Paare an einem Tage, in einer Kirche und vor einem Altare Hochzeit. Dis geschah zwar an einem simpeln Werkeltage: Aber für die ganze Stadt war das ein hoher Feft- und Feyertag. Schon am frühen Morgen fieng das Volk an, zur Kirche zu strömen und drückte sich einander schier den Odem aus. Aus zwanzig Caroffen bestand das Hoch. jetrgefolge: Aber wohl noch funfzig, mit Zu fbauern und Zuschauerinnen aus der adlichen

und bürgerlichen Noblesse, waren schon eine gute Weile voraufgefahren. Aller Augen und Herzen waren auf Lorchen gerichtet; hundert und abermal hundert Jünglinge thaten inbrünstig den Wunsch: Owenn doch deine zukünftige Braut nur halb so schön wåre! Eben so viel Frauen und Jungfrauen, da sie, so gern sie auch wollten, ihrer Schönheit nichts anhaben konnten, amülirten sich damit, ihren Brautschmuck in die Pfanne zu hauen, und ein halb Dußend wollüftiger Hoffchranzen hätte sich schier die Pistole vor den Kopfschiessen mögen, daß ein verdammter Pfaff sich unterstehen sollte, ihnen einen folchen Engel wegzukapern, der durch ihre gü tige Vermittelung sich zum hohen Posten einer Cleveland, Pompadour und Königsmark håtte schwingen können.

Biele meiner Leser und Leserinnen werden nun ohne Zweifel, nach glücklich vollbrachter Hochzeit, auf eine grosse Metamorphose in dem Character und dem ganzen Thun und Beginnen unsers Mannes rathen! Wenigstens unterschreibt ganz Deutschland ziemlich den Schluß des Das menliedes in Lisuart und Dariolette;

Liebe, deine Wundermacht
Reißt Herzen aus des Lasters Nacht.
Schaft Thoren um zu Weisen:
Dich müsse jede Zunge preisen.

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