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schen. Dann gieng er in das gemeine Leben und in die Geschichte über, erzählte hundert und abermal hundert der außerlesensten Beispiele, und ganze Lebensgeschichten, von der Wiege bis ins Grab, die er sich auf seinen vieljährigen Reisen als Hofmeister, und aus tausend Büchern gesammlet hatte. Beithm lernte man den Menschen, von der höchsten Stufe feiner Vollkoms menheit an, bis zu der allertiefsten seines Ver derbens, kennen; und auch für den abscheulichften Bösewicht wuste er immer noch Mitleid zu erregen, indem er aufs deutlichste zeigte, wie aus einer ganz kleinen, in uns allen liegenden Quelle, dieses Verderben seinen Anfang genom men, und nachmals durch schlechte Erziehung, vöse Beispiele, durch die Macht der Gewohnheit, bis zu einem so schauderhaften Grade gestiegen sen. Er lehrte aber nicht blos, fondern übte auch seine Zuhörer in eignen Auffäßen; gab ihs nen einzelne Thatsachen und Gespräche hin, und ließ fie daraus das Ganze des Characters entwickeln; und selbst auf dem Catheder hielt er oft inne, und ließ aus den angegebnen Datis die Folgen errathen. Wie sehr dis den Beob achtungs- Geist schärfen; wie treflich diese Ues bung einst dem Geistlichen im Beichtstuhl und am Krankenbette, dem Juristen bey Inquisitios nen, dem Arzte bey Ergründung der wahren

Ursachen der Krankheiten, und einem Jeden im täglichen Umgange zu statten kommen muste, fällt von selbst in die Augen!

Gegen diesen Mann nun, der von dem geschehenen Vorfalle eben so viel wufte, wie der Mann im Monde, gab der Doctor abere mal ein Memoire raisonnébey Hofe ein, seufzte bitterlich über den Mißbrauch der Phtiosophie zum Nachtheil der Theologie und zeigte, wie daher die Kirche mit Kehern und die Welt mit Freygeistern und Religionsspåttern überschwemmt würde. Dann schritt er näher zur Sache, machte von dem Candidaten ein wahres Beelzebubsund Adramelechs - Gemälde, und schilderte ihn nicht etwan als einen schlimmen Spötter und Verachter seiner eignen hochwürdigen Person, sondern als einen erklärten Feind Gottes und Christi, als eine Pest, die im Finstern schleichet und eine Seuche, die im Mittag verderbet. Dieser Ruchlose, fuhr er fort, sey zwar durch ein von Gott geschicktes Pani sches Schrecken, gleich Cain unstát und flüchtig geworden, und werde forthin nicht mehr diese Fluren vergiften: Aber bald würs de das Land von einer ganzen Legion seines gleichen heimgesucht werden. An eben dem Orte, wo bloß der heilige Geist seine Werkståtte haben sollte, habe jezt der Teufel in

der Person des D. Müllers die feinige aufs geschlagen, der in seiner Philosophischen Echule die Pfeile des Verderbens für die allerheiligste Religion schmiede, die nach mals seine Schüler im ganzen Lande vers schiessen müsten.

Dis Memoire zog dem guten Müller eine förmliche Inquisition auf den Hals; alle seine Hefte und Dietata wurden auf das schärfste untersucht und selbst seine Zuhörer gegen ihn abges hört. Ohne der gute Kopf zu seyn, der Müller war, war er ohne Rettung verloren: Aber er wuste seine Unschuld gegen alle Schikanen so gründlich und beredt zu vertheidigen, daß man ihn endlich absolviren muste.

Ich würde mir gewiß bey meinen Lesern schlechten Dank verdienen, wenn ich ihnen der gleichen Geschichten noch mehrere auftischen woll te: Glücklicherweise gehören sie weiter nicht in meinen Plan und ich ergreife nun sogleich, mit Doctor Slop, den forceps um meinen Helden an das Licht dieser Welt zu ziehen,

Zweites Kapitek.

Ein Fragment aus der Jagd.

Michel. (supft den König im Herausgehn). Heh, Herr König! noch ein Wörtchen! Der König. Nun?

Michel. (lachend) He he he! darf ich? Der König. Alles Michel, nur heraus ? Michel. Wenn nu etwa unser Bölkchen übers Jahr

Rose. (zupft Micheln) Pfuy Bater! schäme euch doch!

Michel. Es hat sich schämen! Der Herr König weiß lange, was in Jahr und Tag bey folchen raschen. Leutchen, nach einer, Hochzeit zu paßiren pflegt,

Nun eben dieses Vertrauen, was Michel in die Weisheit und Wissenschaft des Königs seßte, hab ich auch zu allen meinen Lesern und Leserinnen; und wenn ihnen die oben angeführte Doppel-Hochzeit zwischen dem Doctor-und Lorchen Werth einerseits, und dem Kaufmann Klever und Hannchen Prizelius andrerseits noch im

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frischem Andenken ist, so wird es ihnen eine ganz faßliche und begreifliche Sache seyn, wenn ich fage, daß die Frau Doctorn und Consistorialrás thin im Jahre 1750 den achten May früh um 4 Uhr mit einem muntern und gefunden Sohne entbunden wurde, und Madam Klever an eben dem Tage Abends um achte mit einem kleinen Dito nachfolgte. Die Freude in beyden Fámiften war unendlich groß, um so mehr, da nicht der geringste Unfall, deren so manche auch die glücklichste Niederkunft noch hinter her zu trüben pflegen, sich hier einstellte. Man schritt also nach christlichem Gebrauch zur Taufe, bar ein halb Dußend Gevattern und Gevatterinnen, und stopfte ihnen für ihr Pathengeld den Leib bis an den Hals voll.

Doch eh ich weiter erzähle, muß ich erst noch meinen Lesern ein paar Gardinen - Gespräche mittheilen, die ohngefähr zwey Monate vorher zwischen beiderseits Eheleuten porfielen. Sie find völlig von einerley Inhalt, und gleichwohl' könnten zwey Dinge schwerlich verschiedener feyn!

Den Kopf auf ihre Hand gestüßt, lag die Bochschwangere Hannchen den einen Abend an der Seite ihres Mannes, und holte aus der innersten Tiefe ihres Herzens einen schweren Seufzer.

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