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ten. Sonach machte er sich, mit guten Stipene dien und mit den schallendsten Testimonien versehen, auf den Weg nach der Universität.

Es ist eine sehr leicht zu machende und eben so leicht zu erklärende Bemerkung, daß die sogenannte akademische Freyheit für eingeschränkte und etwas verschrobne Köpfe weit weniger reizend und verführerisch ist, als für helle und frurige, deren feine Nerven gleich reizbar fürs Denken und Empfinden sind. Unser Justus Samuel wenigs ftens kam von dieser Seite glücklich und unverfehrt davon, und erwarb sich wegen seines Fleisses und feiner Sitten ein allgemeines Lob. In der That versäumte er auch nie, ohne die höchsteNoth, ein Collegium; faß immer vorne vor, um keinen Laut einzubüssen; schrieb, daß ihm der Arm håtte erlahmen mögen, alle Worte seiner Lehrer getreus lich nach; retuschirte sehr fäuberlich das Ganze zu Hause, und brachte auf diese Weise in Zeit von vier Jahren nahe an dreyßig Quartanten Mas nuscript zusammen. Ausser den gewöhnlichen Brod-Collegien, von denen er jedes wenigstens zweimal hörte, verstieg er sich auch (wiewohl nur bis an die Kniee) bey einem Magister der oriens talischen Sprachen ins Chaldäische, Syrische und Arabische; hielt ein Disputatorium mit, und ers schien gleich im ersten Jahre bey einer öffentli chen Disputation als Opponens. Beyher machte

er sich dann und wann des Sonntags früb auf den Weg und wanderte auf ein nabgelegenes Dorf, wo er gewöhnlich eine donnernde Straf-Predigt gegen die Acheisten, Naturalisten, Socinianer, Arianer 2. hielt; zum groffen Schrecken der. Bauern, und zum deutlichen Vorsput, daß er künftig einmal eine Stüße und ein Pfeiler jener gramsüchtigen Orthodoxie werden würde, die, wie Lavater fagt, das größte, schleichende Hindernis des Reichs Gottes ist !

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Da er nun noch überdem mit der Bezahlung der Collegien richtig einhielt; da man ihn niè weder auf einem Wein noch Bier noch Caffees noch ** Hause erblickte; da er keine Landsmanns schaft, keinen Orden mithielt, und bey einem öffents lichen Tumulte immer ruhig hinter dem Ofen fißen blieb und seine Pfeife rauchte; endlich, da er vor seinem Abschiede gar in Magiftrum pros movirte, und, was selten vorkam, fich gegent feine Oppenenten mit einem fertigen lateinischen Maule wehrte: Wie konnte es wohl fehlen, daß nicht seine Universitäts - Testimonia eben so pompds ausfielen, als diejenigen waren, die er von Schulen mitgebracht hatte? Wohl zufrieden mit fich selbst und von Gläubigern unverfolgt, zog er also wieder heim in sein Land. Vater, Mutter und Geschwister waren auffer sich vor Freudert über den wohlgerathenen Sohn und Bruder,

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und die ganze werthe Dorfgemeine staunte und starrte, daß ihr ebmaliger Pfarr-Samuel nun ein Herr Magister wäre. Natürlich muste er gleich den nächsten Sonntag sein Probestück auf der Kanzel machen, welches, wenn er nur nicht ftecken blieb, (der einzige unverzeihliche Fehler bey dem Bauervolke!) in der Lage wohl unmög lich anders als gut ausfallen konnte. Dann aber eilte er sogleich zur Hauptstadt, um sich vor etnem hochlöblichen Landes: Consistorio pro Candidatura craminiren zu lassen.

Glücklicher, oder vielmehr unglücklicherweise bestand dieses Consistorium grade damals aus einem Cirkul von Männern, die ich mich eben so sehr scháme als scheue, zu schildern. So gar unähnlich waren fie jenem Bilde eines würdigen Bischofs, wie es Paulus in feinen Briefen an den Timotheus und Titus entwirft, und wie es noch in unsrem Jahrhunderte der unsterbliche Fenelon an fich trug, von dem die Freygeister über Hals über Kopf fliehen musten, um nicht fromm zu werden! *)

* So lautet das offenherzige Bekenntniß des Lords Peterborough, nachdem er Fenelon hatte kennen lernen;,,He is a delicious crea,,ture; but i was forced to get from him "as foon as i poffibly cood, for elfe he ,,wood have made me pious!"

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Der erste dieser Herren, B** war in seis nem Posten ein wirkliches Wunder von Unwisfenheit und Dummheit; auch war er zu demsel ben auf eine gar eigne und seltsame Weise gelangt. › Er hatte einen sehr vornehmen und vielvermögen. den Mann zum Patrone, der sich bey einer gewiss sen Prediger-Vacanz grosse Mühe gab, ihn anzubringen: aber vergebens; denn ein anderer ebenfalls vornehmer und vermögender Mann arbeites te ihm entgegen, und es gelang ihm dismal, mit feiner Creatur durchzudringen. Dis, und noch mehr einige anzügliche Reden, die der leßtere hingeworfen hatte, brachten den ersten so sehr in Wuth, daß er schwur, er wolte nicht eher rus hen und rasten, bis er seinen Clienten, weil er nicht Pfarr seyn sollte, zum Consistorialrath ges macht hätte! Durch welche Kniffe, Rånke, Chikanen 2c. er diesen Plan ausgeführt, ist hier nicht Noth zu sagen: Gnug B** ward richtig Con fistorial-Rath, und wenn das Collegium nebst Stadt und Land freylich leider keine Ehre von ihm hatte, so hatte es doch manches Vergnügen. Nie, weder auf der Kanzel, noch beym Examen, noch in der alltäglichsten Gesellschaft that er seinen Mund auf, ohne sich zum Spott und zum Gelächter zu machen. Gedächtniß und Urtheilskraft waren bey ihm gleich schwach, und eben aus Mangel des ersten verfiel er manchmal in die unge

heuersten Quiproquo's, so daß er . E. den Kirchenvater Hieronymus mit dem Hieronymus von Prag, Constantin den Grossen mit Carln dem Groffen, und die Formula Concordiæ mit der Augsburgischen Confeßion zu verwechseln im Stande war. Mit seinem big. chen von Schulen mitgebrachten Latein hatte er seit langer Zeit völlig Bankrut gespielt; und ob er gleich das doppelte Beneficium genoß, einmal sich zu einem Examen im Schweisse seis nes Angesichts zu präpariren, und dann gegen den ehrwürdigen Priscianus so viel und so gröblich zu schnißern, als er nur wolte, ohne daß der Candidat dagegen muchsen durfte: so dünkte ihm doch beides nur ein Beneficium fle bile und er wählte lieber die edle deutsche Mutgersprache. Aber welcher Ignorant sucht nicht wenigstens den Schein zu haben, als sey und wiffe er etwas! Zu dem Ende hatte dieser Mann einen Pfiff ersonnen, der ben alledem so dumm nicht war, und wodurch er, zwar nicht feinen Herrn Collegen, die das Ding besser wusten, aber doch einer Menge der Examinanden richtig eine Nafe drehte. Er erschien nemlich bey jes dem Examen immer eine gute Stunde zu spåt, damit er nie der erste seyn durfte, der den Tanz eröfnete: Dadurch gewann er den Vortheil, al femal vorher zu hören, wie die Sache lief! Num

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