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sondern auch einen recht lebhaften Abscheu vormk Bösen einflösfen wirst. Das ist eben der Fehler der gar zu eingezogenen Erziehung, daß Eltern ihre Kinder, wenn sie auch schon zu Verstand und Ueberlegung gekomment find, doch nie das Böse fehen lassen. Wie kann ein Kind sich vor einer Schlange in Acht nehmen, wenn es nicht weiß, wie eine Schlange aussieht, und wie gefährlich ihr Gift ist? ba crinnere ich mich immer noch von meis nen Schuljahren her, daß uns erzählt wurs de, die alten Lacedamonier hätten die Gewohn heit gehabt, ihre Sklaven recht tüchtig zu bes fäufen und sie hernach ihren Kindern zu zeigen, damit diese einen rechten Abscheu vor der Besoffens heit bekommen möchten. Das erste taugte nunt freylich nichts, aber der Endzweck wurde sicher dadurch erreicht. Und so glaub ich ganz gewiß, daß man einem Kinde durch allerhand Geschich ten und Erzählungen und durch den selbsteignen Anblick des Bösen einen solchen lebhaften Abscheu einflössen kann, daß wenn auch der junge Mensch Bernach in die grosse Welt kommt, die Verfühe rung bey ihm nicht anschlägt. Nein, nein, Nebstes Weib, dein künftiger Söhn wird deine Lehren und Ermahnungen nicht vergeffen ; › du wirst sie ihm zu tief einprägen, als daß er das töunte.

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Hannchen. O was bist du für ein glücklicher Mann, daß du dir solche allerliebste Bilder vor Augen mahlen kannst, wo ich nichts als Schreckbilder sehe! Doch ich will nicht mehr in meinem vorigen Tone fortfahren: Du könn test wohl sonst gar auf den Argwohn gerathen, ich machte die Schwierigkeiten der Erziehung bloß darum so groß, um einen hübschen Vors wand zu haben, die Hände in den Schooß zu lei gen. Da sey Gott vor! Hier hast du meine Hand, so gut als an Eides Statt:- Alles, was nur irgend in meinen Kräften und Vermögen steht, und was die Pflicht einer rechtschaffenen Mutter mit sich bringt, will ich gern und mit Freuden thun! Keine Mühe soll mich verdriessen ; Zwanzig schlaflose Nächte sollen mir in keinem Finger wehe thun, und die Ungeduld foll mich nie fassen! Das versprech ich dir, und ich fühl es, daß ich auch im Stande bin, es zu halten. Uebrigens will ich es von der Gnade und Barm= herzigkeit Gottes erwarten, ob mein Fleiß und meine Mühe gesegnete Früchte tragen werden. Ich will mir keinen Gedanken in den Kopf seBen, so soll dein Sohn oder deine Tochter feyn, das und das soll aus ihnen werden. Wie es Gott fügen wird, so soll mirs recht seyn: Es heist ja in der Schrift, den Demüthigen giebt er Gnade.

Klever. O mein bestes, theuerstes Weib, wie kann ich dich für solche Gesinnungen genug lieben und schäßen! Gewiß, gewiß, Gore wird uns Gnade geben und wir werden dankbar davor seyn und

Thränen der Frömmigkeit und Zärtlichkeit erstickten die weitere Rede; Morpheus trocknetė fie, indem er das liebe Ehepaar lächelnd in seine sanften Arme schloß.

Den Kopf auf ihre Hand gestüßt, lag auch die hochschwangre Lorchen an der Seite thres Mannes, und horchte auf die einzelnen abges brochenen Laute und Worte, die dieser in seinen tiefen Reverten von sich sticß. Der Doctor batte die Weise mancher theatralischen Dichter an sich, daß er in Monologen ungemein stark war. Auf der Studirstube, im Bette, und selbst manchmal auf der Straffe, kam dieser theatralische Geist über ihn, und dann durchsägte er, mie Shakespear zu reden, die Luft rechts und links, legte den Zeigefinger an die Nase oder an die Stirn klopfte damit auf den Tisch, oder aufs Obers Bette und begleitete jede Bewegung mit einem Ja! So!- Nicht ans Das wäre möglich! Richs Bene! Optime! und dergleis

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den mehr. Nicht immer war die Welt fö glücklich, es zu erfahren, was eigentlich in Ihro Hochwürden Gehirn gespuckt hatte; Allein off war der Spuck so extra schön und anziehend, daß er sich nicht enthalten konnte, ihn seinem geliebten Lorchen ganz frisch mitzutheilen. So geschah es dismal! Nachdem er eine ganze Weile monologifirt, drehte er sich mit einemmale herum auf die Seite seiner Frau und fragte ganz leise: Schläfst du, mein Kind?

Lorchen. Nein, mein Bester! Und wenk ich auch schliefe, würd ich nicht den Augenblik mit Vergnügen erwachen, um dir Gesellschaft zu leisten?

Doctor. Hore mein Kind! Es ist mir ein Gedanke durch die Seele gefahren, der capital ist, und den ich mich nicht enthalten kann, die mitzutheilen. Er betrift unsern künftigen erska gebohrnen Sohn.

Lorchen. Unsern Sohn? Uch mein bester Mann, noch wissen wir ja nicht, ob uns der gütige Gott so glücklich machen wird, uns eis nen zu schenken.

Doctor. Nun pofito, non conceffo! Wiewohl ich gewiffen indiciis zu Folge es so gut als gewiß vorhersagen kannt. Also pofito, du bekommst einen Sohn, so hab ich bereits im vor

aus ein wenig darauf gedacht, was wir mit ihm anfangen wollen. Daß er ein Gelehrter wird, versteht sich per se: Und wenn keine Schule und keine Universität in der ganzen Welt wåre, so wollt ich allein Mann davor seyn. Allein das ist mir noch zu wenig, einen blossen simpeln Gelehrten an ihm zu haben. Bedenke nur, mein Kind! Mein Großvater war ein schlechter Tagelöhner, und doch arbeitete sich mein Vater so weit, daß er Prediger ward. Ich für mein Theil habe, wie du weist, einen noch ungleich grössern Sprung gethan und stehe, Gott sey Dank! auf der höchsten geistlichen Stufe, die in diesem Lande möglich ist. Wenn nun die Proportion so fortgehen sollte, so müste aus unserm Sohne nichts weniger als ein Bischof oder gar Erzbischof werden; und im Vertrauen, lebten wir so gut in England, Schweden oder Dannemark, als wir in Deutschland leben, so wollt ich dir im voraus die Hand drauf geben, daß du in deinem Sohne einen künftigen Bischof küssen solltest. Das geht nun aber leider in Deutschland nicht an! Als Geistlicher kann mein Sohn nicht höher steigen, wie ich, und was hätt er dann, wodurch er sich vor dem Vater auszeichnete? Ich bin also auf eine andre Idee gefallen eigentlich auf zwey Ideen, von de nen ich aber eine wieder verworfen habe: Nicht

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