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sie sich jeßt in ein freudiges Erstaunen. Zits ternd und mit klopfendem Herzen machte er sich auf den Weg zu Amalien, - fiel ihr und sie ihm in die Arme, schwur ihr und sie ihm ewige Lies, be und Treue weiter vermag meine Feder. von dieser Scene nichts zu schildern. Der erfte, dem sich die beyden Verlobten vorstellten, war natürlich Schlegel, und da er Amalien bes reits aus ihrem Briefe an ihn hatte hochschäs Ben lernen, so erwarb sie sich jezt durch ihr persönliches Betragen vollends fein ganzes Herz, so daß er keinen Augenblick zweifelte, daß ihre Ehe vollkommen glücklich ausfallen werde. Daß übrigens die ganze Stadt über diese selts fame Mariage reichlich und überschwenglich zu Klatschen hatte, versteht sich von selbst. Amas lia aber, ganz heiter und frölich, ließ alles über sich ergehen, und blos um manchen Leus ten das Kopfbrechen zu ersparen, wie sie fie künftig nennen sollten, wirkte sie bey Hofe für Augustin den Character eines Justizraths nus. Pfingsten 1776 war die Trauung und Schles gel der Trauende, und wenn ihm jemals gute Wünsche von Herzen giengen, so war es dismal.

Doch, ach! Wie ohnmächtig sind alle guten Wünsche, wenn wir den Keim des Unglücks in uns selbst tragen. Der Anfang und das Ende dieses so glücklich scheinenden Ehestandes gräys

zen so nahe an einander, daß sie nicht einmal Stoff genug geben, ein besondres Kapitel das von zu machen. Schon in der Flitterwoche begann ein geheimer Schmerz an Amaliens Seele zu nagen. Sie machte, ich weiß nicht wie, die Entdeckung, daß die Jugendfünden ihres Mannes, die sie ihm so großmüthig vers ziehen, ungleich größer gewesen seyn müsten, als sie sich je vorgestellt; so groß, daß wenn fie dis eher gewust hätte, sie sich nicht würde haben entschließen können, ihm ihre Hand zu geben. Wider ihren Willen erzeugte sie in ihs rem Herzen eine Art von Eckel und Abfchen, den Augustin mit alle seiner Zärtlichkeit und mit alle seinen Liebkosungen nicht überwinden konnte. Doch verbarg fie ihre Empfindungen aufs äußerste, und als sie sich nach einiger Zeit wider Vermuthen schwanger fühlte, versteckte sie ihr Kreuß und Leiden hinter die gewöhnlis chen Plagen der Schwangerschaft. Die Auss ficht, Matter zu werden und der Welt einen braven Sohn oder eine tugendhafte Tochter zu schenken - diese sonst für ein gutes weibliches Herz fo reizende Aussicht, war es für sie nicht! Ihr ahndete schon, daß sie dieses Glück nicht genießen würde, und so oft sie ein paar einsas me Stunden für sich gewinnen konnte, ergriff fle Youngs Nachtgedanken oder Weitens

kampfs Troftgründe oder seßte sich ans Klavier und spielte aus Gellert:

Meine Lebenszeit verstreicht 2c. 2c.

Augustin hingegen brachte seine Zeit volls kommen froh und vergnügt zu. Bormals würde das Landleben für ihn unausstehlich ges wesen seyn, aber jest goutirte er es über alles. Er fieng an, die Oekonomie theoretisch und practisch zu sindiren, war fleißig auf dem Fels de zu Fuß und zu Pferde, kahnte, jagte, fischte, kurz war ganz der Horazische

Beatus ille, qui procul negotiis
Paterna rura bobus exercet fuis.

Håtte er einen Blick in Amaliens Secle thun können, so war es sicher um sein Vergnüs gen geschehen! Aber dazu ließ sie ihn nicht kommen, indem sie ihm theils immer noch mit Liebe und Zärtlichkeit begegnete, theils sich auf ihre Schwangerschaft berief, die Ursach an ihrem Trübfinne sey.

Endlich rückte denn der entscheidende Augen. blick der Entbindung mit Ostern 1777 herbey. Die arme Amalia muste den Fluch der Mutter Eva: Du sollst mit Schmerzen Kinder gebähren, in seinein höchsten Uns fange erfahren. Nachdem man sie an 72

Stunden gequält, und alle ihre Kraft ers schöpft war, so daß ihr Leben nur noch an einem Faden hieng, ward sie zwar Mutter eis nes lebendigen Kindes, aber eines solchen, vor dessen Anblick man sich entseßen muste. Das Kind brachte die Kopfwassersucht mit auf die Welt, ein Uebel, das eben so scheußlich als tödtlich ist. Ohnerachtet ihrer Entkräftung, verlangte dennoch Amalia ihr Kind zu sehen, und verlangte es nur desto heftiger, je mehr man Ausflüchte machte, es ihr zu zeigen. Noths gedrungen muste man ihrem Verlangen nachs geben, beförderte aber dadurch nur ihren Tod; denn als sie es erblickte, fuhr sie wie vom Blize gerührt vor Schreck zusammen, und in wenis ger als sechs Stunden athmete sie ihre matts gequälte Seele von sich. Das arme Würms chen lebte drey Tage, die es unter beståndigen Zuckungen und Krämpfen der schweren Kranks heit zubrachte, und folgte dann seiner Mutter ins Grab nach. Ich ziehe den Vorhang vor Diese Scene des Jammers, um in dem folgens den Kapitel den Vorhang zu einer andern nicht minder schmerzlichen Scene zu öffnen.

Neun und zwanzigstes Kapitel.

Augustin, ganz trosilos und auffer sich über den unschäßbaren Verlust seiner Amalia, schick te einen Wagen nach Schlegeln, und ließ ihn auf das dringendste bitten, zu ihm zu kommen und ihn vor Verzweiflung zu schüßen. Schles gel fam, und sogleich brach Augustin gegen ihn in die heftigsten Klagen und Vorwürfe ges gen Gott und feine Regierung aus. Nun, fagte er mit einem bittern Tone, wer hat nu recht, Sie oder ich? Sonst glaubt ich, daß alles in der Welt durch einen blossen blinden Zufall regiert würde, Sie hingegen fanden übers all Weisheit und Ordnung und Güte! Zeigen Sie mir doch jeßt einmal die Weisheit und Güte Gottes in dem Jammer und Elende, das über mich Unglücklichen hereinbricht! Ich bin mir bewußt, daß ich mich aufrichtig zu Gott bes kehrt hatte; ich nahm meine Amalia als ein Geschenk seiner Vorsehung mit Dank und Lobe an, und nie, nie würd es mir möglich gewesen feyn, mich in Ihren Armen wieder vom Wege des Guten zu entfernen. Aber nun, da liegt He durch einen frühzeitigen Tod hingeraft!

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