ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

Lorchen. Ich kann nicht anders rathen,

mein Kind, als daß du beschlossen hast, unserm Sohne, wenn uns Gott einen schenkt, den Nahmen Augustin zu geben, der ohne Zweifel auch der Nahme irgend eines groffen und sehr berühmten Mannes ist.

Doctor. Unvergleichlich! Rem acu tetigifti! Aber wie gefällt dir dieser Name, mein Kind? Nicht wahr, glücklicher hått ich ihn auf der ganzen Welt nicht wählen können? An und vor sich selbst betrachtet ist es freylich eine Kleinigkeit, ein Nahme: Uber an der Wahl des Nahmens ers kennt man den Augenblick den Mann! Meine Nahmen z. E. find alle beyde herzlich schlecht gewählt. Justus Samuel! Nun ja, Samuel war ein grosser Prophet, wer weiß das nicht? Aber die Zeiten der Propheten find heut zu Tage gänzlich vorben. Grosse Rabbinen mit dem Vornahmen Samuel hat es wohl eine ganze Reihe gegeben: Aver daran dachte weder mein Vater noch meine Mutter, noch kein Mensch, Eben so ists mit dem Justus! So es das bloffe adjectivum gerecht seyn, so erinnert es zwar an eine "Dollmetscher abgeben können. Kurz, mit natürlichen Dingen giengs nicht zu, und man fieng an stark zu munkeln, daß er der "Antichrist wäre." Was håtte doch der Doctor drum gegeben, solch einen Antichrist gezeugt zu haben!

[ocr errors]

Tugend, aber an eine sehr gemeine und niedrige, deren auch ein Heyde fähig ist. Sollt es etwa auf den Fuftus Lipfius zielen, den aber mein Vater sicherlich nicht kannte das wäre wohl etwas, aber nicht viel. Ich habe nie vor dem Lipfius groffen Respect gehabt, es fehlt ihm zuweilen gar zu sehr an Judicio *)! Wenns noch Juftinus wäre, ja das lieffe ich gelten! So dächte man doch dabey an den Justinus Martyr! Anfangs nahm ich auch wirklich den Nahmen juftinus mit auf die Wahl für meinen Sohn: Aber endlich, musten doch dem herrlichen Nahmen Auguftinus alle andern weichen; Das ist ein Mann, -der einzige in seiner Art! Der Verfasser von dem herrlichen Werte de civitate Dei! Der malleus hæreticorum, der Hammer der Keher. Mein Gott, was hat der Mann noch 1200 Jahre nach seinem Tode für Bewegungen in der Kirche angerichtet! Denn das bangt alles zusammen wie eine Kette: War tein Auguftinus, so war kein Jansenius! War Fein Fanfenius, fo war auch kein P. Quesnel! War kein Quesnel, so war auch keine Bulle

*) Der Doctor zielt hier vermuthlich auf das schöne Werk des Lipfius de virgine Halenfi, welches ihm freylich in meinem künftig hers auszugebenden Bedlam, oder Geschichte groffer Warren und Sonderlinge eine ans fehnliche Stelle erwerben wird,

Doch was sag ich? Alles

[ocr errors]

Unigenitus! das ist noch eine Kleinigkeit! War kein Auguftinus, so war auch kein Martinus Lutherus! War kein Martinus Lutherus, so war auch feine Reformation! War keine Reformationach, mein armes liebes Herz! dann hättest du auch keinen Confiftorial Rath Iuftus Samuel Prizelius zum Gemahle! Doch ich sehe, du

[ocr errors]

wirst schläfrig, mein Kind?

Lorchen. (schnell erwachend) Omein bester Mann, ich kann noch lange wachen.

Doctor. Nein, nein, ich will auch deine Geduld nicht mißbrauchen! Hab ich dir doch nun gesagt, was mir mein guter Genius eingegeben hat. Unser Sohn bekommt den Namen Augustin und soll ein zweyter Hermannus Conringius werden. Nun schlaf wohl, mein Kind!

Lorchen. Schlaf wohl, bester Mann! Und der grundgütige Gott gebe sein Gedeihen zu detnen Anschlägen.

Nun nichts von Betrachtungen und Refle rionen, zu denen dieser Dialog reichlichen Stof darbeut! Ich überlasse sie sammt und fonders meinen denkenden Lesern, bis auf cine allereinzige, die ich mir selbst vorbehalte: Sie betrift die Ehrenrettung der guten Lorchen. "Ohne prophetischen Geist zu haben, kann ich leicht vor-,

[ocr errors]

aussehen, daß das arme Weib mit ihrem Gott ergebnen und ihrem Manne gänzlich unterwor= fenen Sinne, bey unsern meisten heutigen Schö. nen wenig oder gar keinen Beyfall erhalten wird. Ein allgemeines mitleidiges Achselzucken wird sich über ihren Verstand erheben, und die Das men von Lectur, die sich bis in den Tristram Shandy verstiegen haben, werden sich sogleich an den Hosen - Dialog erinnern, und finden, daß Madam Lorchen und Madam Shandy, und Madam Shandy und Madam Lorchen ein paar so allerliebste Gänschen sind, als jemals unter der Weiber-Haube skaken. Dagegen hab ich nicht mehr als folgendes zu erinnern! Einmal ist es wohl boffentlich zweyerley, seinen Verstand gefangen nehmen, und keinen Verstand haben. Das erste war bei Lorchen der Fall im vorigen Dialog, und war es in regula in allen Dialogen mit ihrem Manne, wiewohl fie ihm auch zuweilen, wenn er im Begriff war, grosse Thorheiten oder wohl gar Ungerechtigkeiten zu begehn, folche männliche und starke Gründe, in ein so gefälliges Gewand gekleidet, vorhielt, Daß er beschämt in sich gieng und seine Thorheit unterließ. War hingegen korchen nur in einer Situation, wo sie ihrem Verstande frey Spiel laffen konnte und wollte; befand sie sich in einem puserlesenen und vertrauten Cirkel von Freunden

und Freundinnen: O welche Wonne war es dann, fie sprechen und urtheilen zu hören! Wie fein wuste fie den Discours von den gewöhnlichen alltäglichen Bagatellen ab, und auf würdigere und interessantere Gegenstände zu lenken! Wie bannte sie mit ihrer honigsüssen, aber dabey skachels losen Zunge den Lästerungsgeist, der gewöhnlich von zehn Gesellschaften neune leibhaftig besißt. Mit welcher innigen Zärtlichkeit hieng insbesondre die noch unschuldige und unverdorbene Jugend, Knaben und Mädchen, an ihr! Die engen Grenzen dieses Werkleins erlauben mir nicht, fie einmal in einem eleganten Damen-Cirkel aufzuführen, und zu zeigen, wie grade die stolzen weiblichen Geschöpfe, die so rasch sind, mit Gånß= chen um sich zu werfen, neben ihr am ersten zu Ganschen und respective Gänsen wurden! Aber eine Scene zwischen ihr und einem Manne will ich hier mittheilen, die in ihrer Art neu ißt, und die sich so mancher zum Muster nehmen möchte!

Lorchen hegte unter andern den strengen Grundsaß, daß das Tanzen Sünde sey. Nicht, daß sie irgend eine Tänzerin deshalb verdammt hatte! Aber sie bedauerte sie; und so wenig fle selbst tanzte, so liebreich und dringend warnte He jedes Mädchen in dem Cirkel ihrer Verwandschaft und Bekanntschaft vor dem Tanzen. Natürlich war das, befonders für feurige und jo

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »