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Deflo leichter hingegen ist es, die Meinun gen, Grillen und Bocksstreiche, nicht des Herrn Jochen Jeremies, sondern des Herrn Doctor Prizelius, die sehr häufig in der Kinderstube vorfielen, zu beschreiben. Zwar das erste Jahr hindurch verhielt er sich noch ziemlich paßtve, und wenn er ja über die physikalische Erziehung sets. nen Senf mit dazu geben wollte, so konnte ihn das erste das beste alte Weib sehr leicht zum Stillschweigen bringen, wenn sie nur zu ihm sagte: „Ihro Hochwürden werdens nicht übel nehmen -„Ihro Hochwürden sind ein grundgelehrter Mann, „das weiß die ganze Stadt — aber das muß „unser eins besser verstehen!“ Allein im zweiten Jahre, wo schon mehr von moralischer Erziehung die Rede war, da geschaben häufig Machtsprůz the, deren buchstäbliche Erfüllung die nachtheis ligsten Folgen gehabt haben würde, wenn nicht Lorchens guter Geist den Schaden abzuwenden gewust hätte. So z. E. machte Lorchen kurz vor Weynachten 1751 groffe Anstalten, ihren Kleinen Augustin mit dem ersten heiligen Chrift zu erfreuen. Da sie durchaus nichts ohne Eins willigung ihres Mannés that, so erzählte sie ihm auch haarklein alle die Menge von Spielfaben, die sie für ihn bestimmt hätte, worunter auch Soldaten, Kegel, Ball, Steckenpferd 20. waren. Ganz erschrocken, als wenn Feuer in

Hause wåre, schlug der Doctor beyde Hände zusammen und rief aus: Mein Kind, mein Kind, wo denkst du hin? Doch es ist nur ein Glück, daß du mir es vorhersagst! Ich weiß auch recht gut, daß du es nicht böse meinst: Aber bedenke nur, Soldaten, Soldaten! Wie schiz cken sich die für einen künftigen Gelehrten? Mein Gott, ich wäre auffer mir, wenn ich merkte, daß mein Augustin Lust zum Soldaten bekäme:. Und wie leicht könnte nicht diese Lust entzündet werden, sobald aus dem Soldatenwesen ein Spiel-, -werk gemacht würde: Nein, ums Himmels willen, nichts von alledem! Auch keine Kegel, das ift ebenfalls ein robes wildes Spiel, und verträgt, fich nicht mit den gesitteten Musen ! Ball? auch nicht gern, doch mag er zur Noch paßiren! Stes Cenpferd? →→→ - Mag auch paßiren: Ich erina nere mich so eben aus dem Plutarch, daß der Spartanische König Agefilaus nicht nur seinen Kindern erlaubte, auf dem Steckenpferde zu reis ten, sondern sogar selbst zuweilen mitritt. Es ist sehr möglich, wenn ich grade einmal bey guz ter Laune bin, ich mach es wie Agesilaus. Doch nunmehro will ich dir sagen, was ich für meis nèn Augustin zum Weynachtsgeschenk bestimmt babe. Eine ganze kleine Bibliothek! Das ist seiner künftigen Bestimmung gemäß, da kann er mit spielen. Er soll þaben. -... seine hebçåi

sche Bibet, fein griechisches Testament, feinen Corderius, drey Grammatiken und was mir fonst noch einfallen wird. - Ein paar Lerika tann er auch schon haben: Da wirst du sehen, wie dem Knaben das Sißen und Liegen über den Büchern gar bald zur andern Natur wers den wird.

Lorchen unterwarf fich wie gewöhnlich den Befehlen ihres Herrn und Meisters. Nur das einzige bat sie sich aus, daß sie noch ein Geschenk für ihren Kleinen hinzufügen dürfte, was sie fezt noch nicht verrathen wollte; aber auf allen Fall versprache sie, daß es seinen Absichten vollkom men entsprechen sollte.

Weynachten kam nun heran und der heilige Christ that seine milde Hand auf. Man führte den kleinen Augustin vor seinen Bücherrück, den Lorchen die Vorsicht gebraucht hatte, fehr bunt anstreichen zu lassen, so wie sie auch die Bücher in Gold - und Silber - Papier hatte einschlagen lassen. Dis Mittel schlug denn freylich vortress lich an, und der Knabe hielt eine ganze Weile bey den Büchern aus, wie der Doctor fich einbildete; eigentlich aber bloß bey den Bånden. Aber kaum hatte Lorchen ihr Geschenk sehen lassen, so waren alle Bücher rein vergessen! · Dis bestand denn aus einer dreyfachen Svite von Buchstaben, deutschen, lateinischen und griechis

fchen, alle auf einzelnen Blättern, und jedes Blatt, nicht von einem Farbenklecker, sondern von einem wirklichen Mahler mit irgend einem Gegenstande aus der Natur nach dem Leben ges siert. So groß die Freude des Kindes war, so groß war auch der Respekt des Doctors, den er vor diesem glücklichen Einfalle feiner Frau begs te. Mein Kind, fagte er, ich erstaune über dich! Und ich sehe nun, daß ich an dir eine treue Gehülfin haben werde, unsern Sohn zu einem weyten Hermannus Conringius zu machen. →→→→

Kaum war auch das vierte Jahr vorbey, fo konnte Augustin durch Lorchens unabläßiges Bemühen bereits völlig lateinisch und deutsch les fen; kannte die ganzen griechischen Buchstaben, die deutschen Zahlzeichen, und schrieb selbst schon ziemlich leserlich. Vornemlich aber war Lorchen darauf bedacht gewesen, ihm die ersten und simpelsten Grundsäge und Gefühle der Religion bey. zubringen: Sie hatte ihn nicht bloß ein MorgenAbend oder Tischgebet herplappern gelehrt, sondern ihm einen wirklich grossen, ob zwar kindis schen Begriff von dem höchsten Wesen beygea bracht. Die ganze Lebens - Leidens - und Ster bens - Geschichte unsers Heilandes war ihm durch Bilder und Erzählungen schon so geläufig, als hatt er die Evangelisten von einem Ende zum andern gelesen, Kurz, Augustin war für fein

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After an Seef und Leib ein wirklich vollkommner Knabe! Nunmehr aber, nachdem der erste Grund gelegt war, håtte billig der Doctor eintreten und auf dem Grunde weiter fortbauen sollen. Auch hatte er ja, laut des oben angeführten Dialogs, fich stolz und kühn genug vermessen, „daß wenn auch keine Schule und keine Universität in der ganzen Welt wàre, so wollte er allein Mann „davor seyn, seinen Sohn zum Gelehrten zu machen." Als es aber zur Sache kam, fiehe da, standen die Ochsen am Berge! Der Doctor Hatte sich jezt erst (ein wenig früher wäre obne Zweifel für einen Doctor schicklicher gewesen ) den Sag abstrahirt, daß der Unterricht eines Kindes eine ganz eigne Sprache erfodert; daß da mit einem halb deutschen halb lateinischen Wischiwaschi nichts: ausgerichtet ist, und daß er nicht dazu gemacht sey, jene Sprache zu reden. Natürlich hegte er demohnerachtet von feinem werthen Selbft keine geringere Opinion ; Es war nicht etwan Ungeschicklichkeit, oder Uns biegsamkeit des Geistes, oder Mangel an gesuns dem Menschenverstande, sondern bloß Uebers maaß von Genie und Gelehrsamkeit. Auf allen Fall war indeß ein Informator nöthig, und da man die guten nicht sogleich auf jeder Straffse aufgreift, so machte sich der Doctor ans Werk, vinen zu verschreiben, Noch hatte er keine Ante

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