ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wort, als ihm das gute Glück bereits einen in die Hände führte, den er mit allem Schreiben nie so gut, noch weniger besser erhalten haben würde.

Viertes Kapitel.

Ein in junger Theolog, Nahmens Winkler, war für ein grosses angefehenes Haus als Informas tor eines einzigen Knaben von 6 Jahren unter fehr vortheilhaften Bedingungen verschrieben worden. Er war ein Schüler des berühmten Jos hann Matthias Geßner, eines Mannes, der; ohne Larm und Geräusch zu machen, gewiß ets ner der größten Pådagogen des iztlaufenden Jahrhunderts war, und Winkler war wieder einer feiner besten und liebsten Schüler! Allein so wie er den ersten Fuß in das Haus seines Patrons fezte, fand er die ganze Familie in der alleräuss fersten Betrübniß; denn eben der für ihn bes stimmte junge Eleve lag tödtlich an den Blattern, und es dauerte auch nur noch 24 Stunden, als er durch seinen Tod seine Eltern beynahe in Vers zweiflung sezte. Mit Winklers Informatorschaft

war es folglich auch zu Ende, und nach einem wöchentlichen Aufenthalte war er bereits wieder im Begriffe, abzureifen, als glücklicherweise Lors chen von ihm hörte und ihn ihrem Manne empfahl. Dieser ließ ihn zu sich bitten, und da Winkler alles dreyes, Kopf, Kenntnisse, und Sits ten in fich vereinigte, so hätte der Doctor gar einer von denen seyn müssen, die am Berge stehen, wenn er sich nicht eines solchen SchaBes bemächtiget hätte. Auf der andern Seite, da Winkler ein eifriger Theolog war, und über kurz oder lang in den Chorrock zu fahren gedachte, konnte er in dieser Absicht keinen bessern Patron wünschen als den Doctor, der den Hauptschlüsfel zu allen geistlichen Stellen im ganzen Lande in Hånden hatte. Kurz, der Kauf ward sehr bald richtig; Winkler trat fein neues Amt an, und bald hieng der kleine Augustin eben so zårtlich an dem Halse seines Lehrers, als er sonst nur allein an dem Halse seiner Mutter that.

Mit dem Unterrichte gieng es nun auch frisch verwärts. Es ward scharf lateinisch und französisch geplaudert; decliniven und conjungiren mard spielend gelernt; mit dem griechischen Lesen kam es auch sehr geschwind in den Gang, und es war nur eine Lust zu sehen, wie Augustins guter Kopf und Winklers gute Methode einander wechselsweise in die Hånde arbeiteten. Aber nicht

blos von Sprachen war hier die Rede, sondern von Sachen! Bohl hundertmal an einem Tas ge fragte Augustin Winklern: Was ist das? Wo kommt das her? Warum ist es so? Und mit unermüdeter Geduld erklärte Winkler Aus gustinen, was sich ihm nur irgend faßlich ma= then ließ, und wegen des übrigen vertröstete er ihn auf die Zukunft. Doch ach! wie heißt das Ding in der Welt, bey dem nicht ein Que ist, oder doch bald kommt! Nicht über ein Viertel fahr währte es, so verschwand zusehends die Heiterkeit und Fröhlichkeit, die der Lehrer mit ins Haus gebracht hatte. Seine jugendliche. Wange verblühte; fein Fleisch welkte; das Feuer: feiner Augen verlosch; unwillkührliche Abwe fenheiten des Geistes überfielen ihn bey Tische und in der Gesellschaft, und so oft nur irgend ein rührender Gegenstand aufs Tapet kam, zits: terten ihm die Thránen im Auge. Lorchen, die es nur mehr als zu gut fühlte, welcher Schaß für ihren Augustin sie an ihm gefunden, und die feinerhalben oft das brünstigste Dankges bet zu Gott gefchickt hatte, war die erste, die; mit dem zärtlichsten Ungestüm in ihn drang, ihr zu entdecken, was und wo es ihm fehle: Sie. wolle alles, alles thun, um die Gesundheit seis » ner Seele und seines Körpers wieder herzustellen. : Allein alles Eindringen war vergebens; entwe.

der leugnete er, dem Augenscheinè zu troße, daß ihm was fehle, oder er sprach von einem Anfalle von Hypochondrie, der bald wieder vorüber ges hen würde. Lorchen nahm das letztere für wahr an und suchte den Grund davon in der gar zi grossen Einsamkeit und Eingezogenheit. Um deßwillen veranstaltete sie sehr bald mehreremal, daß Winkler entweder mit ihrem Manne allein, øder auch in ihrer Gefellschaft kleine Reisen thui muste: Allein wer eben so zurückkam, als er ausgereift war, das war Winkler! Unmöglich konnte dis ohne Folgen für Augustin bleiben. Aller Anstrengung ohnerachtet, verlohr Winkler nach und nach sein Feuer und seine muntre Laune in den Lehrstunden. Viertelstundenlang fah er manchmal starr auf einen Fleck, seufzte, wischte sich die Augen, und rief aus der Tiefe feines Herzens: Ach Gott, Ach Gott! Ofe war es Augustinen gelungen, ihn durch seine tindischen Einfälle, durch seine Auffoderungen zum Spielen, aus seinem Trübssinn zu wecken :: Aber auch dieser Sporn verlor zulezt seinen Stase cel! Und nun fieng Augustin selbst an, mit seis nem Lehrer zu seufzen und zu klagen, und fog jene falsche Empfindsamkeit ein, die jeden thätigen Nerven abspannt, und anstatt dem Unglücke kraftig entgegen zu arbeiten, sich ihm kleinmüthig hingiebt, und in einem gewissen, wollüstigen,

Schmerzens Gefühle das höchste Gut findet. So währte es fort, bis netto drey Vierteljahr um waren. Da geschah és an einem Sonns abende, daß Winkler den Nachmittag über Land wegritt, um den Sonntag zu predigen: Vorher aber hatte er dem kleinen Augustin ein Billet an Papa und Mama anvertraut, der es auch rich tig bestellte. Die Bestürzung beyder bey der Les fung desselben war ausserordentlich; ~ nur fiel fie beym Doctor mehr ins Grimaßiren, bey Lorchen hingegen wars tiefe Empfindung, die ihr Inners stes erschütterte. So lautete das Billet Wort fur Wort :

Hochwürdiger Patron!

und Höchstzuverehrende Patroneße!

[ocr errors]

Was ich jezt empfinde, indem ich die Feder ergreife, an Sie zu schreiben, das weiß Gott nur und ich. ́ ́ Indeß ich soll und muß an Sie schreiben, soll und muß Ihnen eine Erklå. rung thun, die, ich sehe es vorher, mir Ihren ganzen Zorn und Unwillen zuziehen wird. Wie ich den, bey der unendlichen Achtung und Liebe, die ich für Ihr Haus hege und ewig hegen werde, ertragen will, das weiß ich nicht: Aber daß ich thm entgegen gehen muß, das weiß ich! Doch ich könnte noch lange in dunkeln Orakelsprüchen reden, ehe Sie mich erriethen: Also lieber mit klas

ren

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »