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einen Schriftsteller darum tadeln, daß er mit feinem Hauptzwecke noch diesen und jenen Nebenzweck zu verbinden sucht? Einmal sind die Beyspiele ja eben so selten nicht, und das Jahr 1772 wird wohl, so lange Geschichte gelehrt und gelesen wird, an einen Freygeist erinnern, der eines, noch dazu sehr würdigen Geistlichen Sohn war. Zweytens aber hielt ich es hier für den rech ten Ort, die so häufig niedergetretene und übersprungene Scheidewand zwischen der Religion -- und ihren Dienern wieder einmal recht vor die Nase aufzuthürmen. Thaten die Freygeister nichts weiter, als der wirklichen Thorheiten einzelner Geistlichen zu spotten und gegen die wirklichen Bosheiten einzelner Geistlichen ihren lebhaftesten Abscheu zu åusern, welcher Mensch, außer die Thoren und Bösewichter selbst, würde das an und für sich allein strafbar finden? Auch mein Zwerchfell erschüttert sich; auch. meine Galle ergießt sich in gleichen Fällen. Ich lache, trok einem, über einen hochehrwürdigen Herrn Erdmann Neumeister, wenn er in seinem Wasserbad im

Worte allen Ernstes die Fragen aufwirft:

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Wenn ein Kind durch den Mund seiner ,,Mutter zur Welt käme, ob das zu tau,,fen? Wenn ein zur Welt gebohrnes ,,Kind bald selber ein Kind gebähren foll, ob ,,folches zu taufen?" Ich verabscheue, trok einem, einen hochehrwürdigen M. Arnault Sorbin, wenn er in seinem vray Reveille matin die Pariser Bluthochzeit bis in den Himmel erhebt und die Bartholomåusnacht (ich kenne nichts schauderhafteres) der Nacht an die Seite fest, in welcher Christus gebohren ward. Steinige man meinetwegen ein solches Ungeheuer von Pfaffen, und ich will sagen, er hat sein Schicksal verdient. Aber hier ist auch die Grenze, hier der Pfahl, wo Vernunft und Billigkeit still zu stehen gebieten! Die Freygeister hingegen, was thun die? Ein Priester seyn, oder ein verächtlicher Mensch seyn, ist für fie völlig eins. Eben der Voltáre, der selbst den Bischof von Lisieur schrieb, dem in der Geschichte tausend und abermal taufend der würdigsten und vortreflichsten Men-schen aus dem Clerus vorgekommen seyn

müffen: Wiegefliffentlich zwackt er überall in seinen Schriften den ganzen geistlichen Stand an? Und dann, die ewigen Rückschlüsse von schlechten Priestern auf schlechte Religion von schlechten Bibelauss legern auf eine schlechte Bibel selbst von gemißbrauchten Stellen der Schrift auf eine innere Schädlichkeit derselben. Wahrlich, Bruyere hat wohl Recht zu fragen: Les efprits forts fçavent-ils qu'on les appelle ainfi par ironie?

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So wie das Geschlecht der Schlangen fich in giftige und ungiftige, und wiederum in mehr und weniger giftige theilt, so ist es auch mit den Freygeistern. Der Leser wird leicht gewahr werden, daß mein Warnungswink lediglich auf die giftigste Race unter allen geht, auf diejenige nehmlich, die auf ser der christlichen Religion, auch alle Moralität und Verbindlichkeit zur Tugend über den Haufen wirft. Beydes hångt nicht nothwendig zusammen, wie ich gelegentlich an dem Beyspiel des lords Cher, bury bewiesen habe: Aber ich fürchte sehr, daß wenn sich die rasche feurige Jugend ein

mal die Ehrfurcht vor die christliche Religion wegspotten läßt, so dürfte es auch ficher um alle Moralität und Tugend ge= than seyn.

An die Kunstrichter insbesondere hab ich vor dismal gar nichts zu bestellen. Ich wohne zur Zeit in einem so entfernten Win fel der gelehrten Republik, daß mir von ihrem Lobe oder Tadel wenig oder nichts zu Ohren kommen kann. Indeß will ich im voraus auf alles lob gern Verzicht thun und allen Tadel gern über mich ergehen lassen, wenn nur mein Büchlein das Glück hat, den und jenen Jüngling von dem Wege des Verderbens zurückzuschrecken. Was ist alle Autorgröße gegen die Wonne, im Stile len Gutes zu wirken!

Erstes

Erstes Kapitel

on einer angesehenen, der alten Rechtglâu. bigkeit noch treulich zugethanen Proving Deutschlands, lebte ein Geistlicher vom ersten Range mit Namen Justus Samuel Prizelius. Sein Vater auch ein Diener des göttlichen Worts auf einem Dorfe ohnfern der Residenz, hatte ihn frühzeitig zur Schule angehalten: 'Und da er mit einem eisernen Kopfe für Wörter und Phrases gebohren war, so schlang er, fast noch als ein Kind, das Lateinis sche, Griechische und Hebräische hinter, wie Wasser. Etwas windiger sah es freylich um die Aufklärung des gesunden Menschenverstans des aus, doch hinderte diese Kleinigkeit nicht, daß ihn seine Lehrer nicht schon mit dem acht zehnten Jahre für vollkommen reif zur Akade mie erklärten, und seinen darüber ganz entzück ten Vater versicherten, daß das Maaß seiner Gei lehrsamkeit so schweppernd voll sey, daß sie auch nicht einen Tropfen mehr hineinbringen könn

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