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lieber Vater! und laß das dankbare Seufzen der Deinigen mehr gelten, als die ruchlose Undankbarkeit des großen Haufens, die deiner und ihrer selbst vergessen!

125. Der Jähzorn.

Eine feine und sonst gottselige Frau klagte, daß sie zum ge= schwinden Zorn sehr geneigt wäre und oft über eine Kleinigkeit zu großem Eifer, der sie blaß und zitternd mache, bewogen würde, welcher zwar in kurzer Zeit wieder verginge, ihr aber die Reue und Betrübniß im Herzen und Benachtheilung der Gesundheit in allen Gliedern hinterließe. Gotthold sagte: Danket Gott, daß er euch zur Erkenntniß dieses eures sündlichen Fehlers hat kommen lassen, daß ihr denselben entweder für keine, oder ja für eine geringe Sünde nicht achtet, denn dies ist die erste Stufe zur Besserung, wenn man weiß, wo man Besserung bedarf. Und ich zweifle nicht, daß ihr dieses Mangels gerne los wäret, das ist die andere Stufe; daß ihr auch fleißig dawider betet, das ist die dritte. Sonst, wenn man von zweien Uebeln das beste erwählen soll, ist der geschwinde Eifer, wie leicht er sich auch oftmals rege machen läßt, dennoch besser, als der heimliche und tückische Grimm, der, je mehr er sich verbirgt," desto länger brennt und gemeiniglich zu seiner Zeit in ein unlöschbares Rachfeuer heraus bricht. Der geschwinde Zorn ist wie die Flamme in Werg und Stroh, welche eilends auflodert und eilends vergeht, und die Leute, so damit behaftet, sind gemeiniglich aufrichtig, treu und ehrlich, uud wenn die fliegende Hige vorbei ist, bringen sie mit Gutthätigkeit wieder ein, was sie zuvor versehen haben. Der langsame Zorn aber ist wie die Schwefellohe oder wie das Feuer im feuchten Holz, welches, je später es zur Macht kommt, desto mehr Glut hernach giebt. Die Leute, so, wenn ihnen etwas zuwider geschieht, tückisch schweigen, lächeln und sich in der Gegenwart keines Dinges annehmen, die sammeln alles ein und legen es tief in den Sinn, auf daß sie es zu gelegner Zeit mit größerer Rache ausschütten. Sie find den Böcken gleich, welche weit und allmälig zurückgehen, wenn sie einen starken Stoß thun und jemanden zu Boden rennen wollen. Vor solchen hat man sich billig zu hüten. Ihr aber, weil ihr eure Natur kennt, so leget ihr da den

stärksten Zügel an, wo sie am meisten hinaus will, stopfet und bessert da am meisten, wo das Wasser über und durch den Damm reißen will; habt allezeit vor Augen die Langmuth und Leutseligkeit Gottes und die Freundlichkeit des sanftmüthigen Herrn Jesu und höret nicht auf, ihn täglich anzuflehen, daß er mit einem Tröpflein seiner Güte euer hißiges Herz abkühle, so werdet ihr erfahren, was Gottes Gnade und Geist und unser Gebet und Kampf wider unsere Natur vermag.

126. Die Laute.

Als im Beisein Gottholds ein guter Freund seine Laute bringen ließ, fand er, daß dieselbe, als sie in die Stube gekommen, sich sehr verstimmt hatte, maßen denn auf solchen Instrumenten bei Veränderung des Wetters und der Luft man solches gewohnen muß. Indem nun derselbe sie wieder einzurichten und chormäßig zu stimmen bemüht war, dachte Gotthold bei sich selbst: was ist lieblicher, als eine wohlgestimmte Laute, und was ist angenehmer, als ein getreuer Freund, der dich in Traurigkeit mit rathsamem und freundlichem Zusprechen zu erfreuen weiß? Allein was verstimmt sich auch eher, als eine Laute, und was ist wandelbarer, als der Menschen Freundschaft? Ander Wetter, ander Ton; ander Glück, ander Tück. Hast du gut Wetter, liebliche Sonne, sanften Wind, so hast du auch wol Freunde, verstimmt sich aber dein Glück und Wetter, so sollen viel Freunde halten, wie jezt die Saiten auf der Laute, deren wol zehn aufgezogen werden, ehe man eine findet, die rein klingt und den Zug aushält. Doch, was beklag ich mich über andere, da ich selbst an mir finde, das sich dieser Laute verähnlicht? Was ist das Gemüth des Menschen? Anders nichts, als eine verstimmte Laute, die bei guten Tagen wohl und hoch klingt; ich will sagen, daß unser Herz, wenn das Glück es liebkoset, trozig, frech und muthig ist, Gefallen an sich selbst hat und meint, alle seine Gedanken und Vornehmen seien vor Gott und Menschen köstlich und lieblich. Allein, wenn Gott das Wetter ändert, die Glückssonne ihre Strahlen verbirgt und sich unter rauhen Trübfalswolken versteckt, da ist aller Muth dahin und werden wir oft so kleinlaut, und laufen die sorglichen Gedanken so seltsam durch einander, daß es zu verwuns

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dern ist. Mein Gott! ich erkenne, daß mein Gemüth ist wie eine unrichtige Laute; du hast stets daran zu stimmen, sonst taugt es nirgends zu. Erhalte mich bei allerlei Wetter, wie du das über mich kommen lassen willst, bei dem einigen Ton: Du bist und bleibst mein Gott!

127. Das Gewächs im Keller.

Als Gotthold in einen Keller etwas zu besichtigen gegangen war, fand er eine Rübe, welche daselbst ungefähr war liegen geblieben; die war ausgewachsen, hatte lange, doch sehr schwache und zarte Sproffen gesezt, welche doch mehr weißgelb, als grün und also ganz untauglich waren. Hier hab ich, dachte er, ein Vorbild menschlichen Vornehmens, welches Gott zu fegnen und wachsen zu laffen nicht beliebt. Diesem Gewächs fehlt der Sonnenschein und die freie Luft, und darum kann es nicht fortkommen, sondern wächst eine Weile in Schwachheit, bis es vergeht. So ist alles unser Tichten und Trachten, das Gottes Gnadenschein nicht bestrahlt und sein Segen nicht forthilft; wie auch unser Erlöser sagt: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzt, vergehen und werden ausgereutet. Matth. 15, 13. Als er nun wieder hinausging, fiel ihm weiter bei, daß in solcher Pflanze auch gar artig abgebildet wäre ein unerfahrner und ungeübter Mensch, der etwa in einem Winkel gesteckt und viel zu lernen sich bemüht, auch selbst auf seine Wissenschaft ein Großes hält, vermeinend, daß er mit seiner selbst gewachfenen Weisheit nicht nur eine Stadt und Kirche, sondern wol die halbe Welt regieren und zu mächtigem Gedeihen bringen wolle, allein, wenn es hernach dazu kommt, hat er in seinem ganzen Schulsack nicht Künste genug, einem und anderm geringen Handel sein abhelfendes Maß zu geben, und befindet, daß es viel ein anders sei, etwas bei ihm selbst wissen und, was man weiß, bei andern Leuten, die auch etwas wissen, zu Markt und anzubringen. Im Christenthum geht es auch so zu, daß wir vermeinen, es sei unser Glaube, Liebe und Geduld zum herrlichen Wachsthum gerathen, und steht doch alles oft auf sehr schwachen Füßen. Die Erfahrung macht Leute und das Kreuz gute Christen. Niemand wächst mit Bestand und Dauerhaftigkeit ohne Widerpart. Dies Gewächs hat die Sonne

nicht beschienen, der Thau nicht befeuchtet, der Regen nicht geneßt, der Wind nicht bestürmt, die Kälte nicht gehärtet, darum ists untauglich. Also ein Christ, der nicht durch Glück und Unglück, in Lieb und Leid bewährt ist, kann nicht für tüchtig gelten. Drum sagt der theure und wohlversuchte Apostel: Trübsal bringt Geduld, Geduld bringt Erfahrung, Erfahrung bringt Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden. Röm. 5, 3. 4. 5.

128. Der Schmeichler.

Es ward von einer reichen Frau erzählt, daß dieselbe gar milde und mitleidig gegen die Armen sich bezeigte, hätte aber einen Nachbar, der ihr stets zu Gefallen redete und nicht nur ihre Wohlthätigkeit gegen die Dürftigen, sondern auch ihren ganzen Wandel ge= gen andere Leute in ihrem Beisein mit vielen Schmeichelworten zu rühmen wüßte, darum er denn auch sonderliche Gunst bei ihr fände und zu öfters auch ihrer Freigebigkeit zu genießen hätte. Gotthold sagte hiezu: Ich erinnere mich eines Gedichtes der Alten, daß ein Rabe habe einmal einen Käse gestohlen und habe mit seinem Raube auf einen Baum sich gesezt, denselben zu verzehren; als nun der Fuchs solches inne geworden und lieber selbst den Käse gegessen hätte, als einen andern ihn essen sehen, habe er sich unter dem Baum eingefunden und angefangen, den Raben trefflich zu loben, wie schwarzglänzend seine Federn, wie schön sein Schnabel, wie scharf seine Klauen, wie schnell sein Flug und vor allem wie lieblich seine Stimme wäre. Der Rabe durch dieses Schmeichellob bewogen, wird muthig und will vor Freuden jauchzen. Als er nun den Schnabel aufthut und sein Koras heraus würgt, entfällt ihm der Käse, welchen der Fuchs sofort nimmt, verzehrt und dem Raben das Nachsehen läßt. Ihr vernehmt leicht, was hiemit gemeint sei, nämlich, was ihr jezt erzählt habt. Was thut der Schmeichler und Mundstreicher anders, als daß er der guten Frau ihre Gutthaten zu nichte macht, indem er wegen ihrer Almosen die Posaune bläst und sie unter dieselben bringt, von welchen unser Erlöser sagt: Sie haben ihren Lohn dahin! Matth. 6, 2. Er rühmt sie, nicht weil sie den Armen Gutes thut, sondern weil er selbst viel Wohl

thaten von ihr empfangen hat und noch mehr erwartet. Indessen vergißt sie des Worts ihres Erlösers, der da spricht: Wenn du Almosen giebst, so laß die linke Hand nicht wissen, was die rechte thut, Matth. 6, 3.; in der Meinung: willst du dem dürftigen Nächsten Gutes thun, so laß es nicht allein andere Leute nicht wissen, sondern bemühe dich, es selbst auch nicht zu wissen und es stracks zu vergessen, damit du nicht in Hoffart und Vertrauen auf dich selbst fallest, welches ärger ist, als alle andern Laster, weil es auch die Tugend zur Sünde macht; begnüge dich daran, daß es dein Nächster gedenkt, oder, so du es vergissest, daß es in Gottes Tagbuch verzeichnet wird. Der Teufel ist der Frommen Schmeichler, und, wenn er ihre Gutthaten nicht hindern kann, so trägt er ihnen zum wenigsten einen Spiegel vor, darinnen sie alle ihre Frömmigkeit sehen sollen, daß er das Gefallen an ihnen selbst in ihnen erwecken, sie selbst zu ihrem Abgott machen und also mit einem Streich alles ihr Wohlthun zu nichte machen möge, und hierin geht ein solcher Schmeichler dem Satan zur Hand. Selig ist, der Gutes thut mit einfältigem und vergeßlichem Herzen!

129. Der fiedende Topf.

Gotthold sah einen Topf am Feuer stehend so sehr steden, daß er endlich überwallte und das Feuer mehrentheils auslöschte. Seht, sagte er zu seinen Leuten, diesen Topf an als ein Bild stolzer und übermüthiger Leute, denen ihr Reichthum, Herkommen, Ehre und Gewalt glühende Kohlen sind, die ihr Herz in Ueppigkeit, Frechheit, Verachtung anderer und Hochhaltung ihrer selbst wallen machen, und eben dieses sind die Mittel, dadurch die übermüthige Glückseligkeit sich selbst verdirbt und zu Boden richtet. Mancher ist großen Vermögens, es wallt aber sein Herz in Wolluft und ergießt sich durch Pracht und Verschwendung; dadurch wird das Einkommen geschmälert, und er aus dem Ueberfluß in die Dürftigkeit gesezt. Ein anderer ist adeligen und berühmten Geschlechts und meint, der Adel bestehe in der Freiheit, zu thun, was einem gelüftet, und vernachtheilt dadurch den Glanz seiner Vorfahren, daß sie wie todte Kohlen anzusehen sind. Ein anderer hat Herrengunst, und was darauf zu folgen pflegt, Ehre, Ansehen und Gewalt, allein, weil sein Ge

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