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sich damit nach dem Gutdünken ihres Herzens. Wollt ihr dies nicht, so schweigt und behaltet euer Wort beim Herzen. Ihr sagt, ihr habt im Vertrauen mit einem guten Freunde geredet und euch des Laurers nicht versehen; Lieber, erinnert euch, was der weise König sagt: Fluche dem Könige nicht in deinem Herzen und fluche nicht (rede nicht Böses von) dem Reichen in deiner Schlafkammer, denn die Vögel des Himmels führen die Stimme und die Fittiche haben, sagens nach. Pred. 10, 20. Denket aber allezeit hieran und seid künftig behutsamer in euren Reden. Vergesset auch nicht eines andern Laurers, der allezeit horcht und alles hört, sieht und weiß, was wir insgeheim bei uns selbst oder im Vertrauen mit andern reden, thun oder denken! ich meine das wachsame Gewissen. Was ist das anders, als ein bestallter Buchhalter Gottes über unser ganzes Leben? Eaget mir, wolltet ihr wol frei und ungescheut reden`alles, was euch einfiele, wenn ihr wüßtet, daß einer in der Gesellschaft wäre, der alles einsammelte und hernach zu Papier brächte? Ich halte nicht. Warum scheut ihr euch denn vor eurem Gewissen nicht, welches alles verzeichnet und euch einmal vielleicht mehr vorhalten möchte, als es euch lieb wäre? Mein Gott! lege ein Schloß an meinen Mund und drücke ein fest Siegel auf mein Maul, daß ich dadurch nicht zu Fall kommen möge. Sir. 22, 33.

139. Der Schieferdecker.

Als an einem bekannten Ort ein Schieferdecker eine vom Winde leschädigte Thurmspige bestiegen und nunmehr die Höhe derselben erreicht hatte und auf dem Knopf stand, ließ er sich einen Trunk Wein in einer Kanne und danebst ein Glas geben, schenkte sich selbst ein und trank unterschiedliche Mal auf Gesundheit einer und anderer vornehmen Person solchen Orts, welches männiglich und auch Gotthold mit furchtsamer Verwunderung ansah und darauf sagte: Es nimmt uns Wunder, daß dieser Mensch in solcher augenscheinlichen Gefahr, die wir ohne Grausen nicht bedenken können, ohne Furcht stehen, reden und trinken kann. Mein, sagt mir aber, ist wol unser einer, die wir hier auf flacher Erde stehen und ihm zusehen, mehr seines Lebens einen Augenblick sicher, als er? Ihn

könnte ein geringer Wind, ein weniges Gleiten, ein unvermuthlicher Schwindel von dannen herabstürzen, uns kann ein unversehener Fall oder Wurf oder Schuß, eine plößliche Krankheit, der Schlag oder eine andere in geschwinder Eile aus der Welt fortschicken, wie die Erfahrung lehrt. Ich weiß Erempel, daß einer auf der Kanzel stehend predigt und einen jungen Prediger zu seinem Amt einführt und der Tod führt ihn plößlich in die Ewigkeit ein. Ein vornehmer und berühmter Arzt und Lehrer bei einer hohen Schule ist auf einer Waise Hochzeit, die ihn zum Vater erbeten hatte; als er mit ihr nach des Orts Gewohnheit den ersten Ehrentanz thut, fordert ihn der Tod unvermuthet an seinen Tanz und eilt mit ihm aus der Welt. Ein Barbier hilft eine adelige Leiche zu Grabe tragen, und nachdem dieselbe ins Grab gelassen, will er nebst andern helfen, das Grab füllen, fällt aber um und bleibt stracks todt und -füllt also sein selbst eignes Grab. Eine Dienstmagd will aus einem großen Sack Malz ins heiße Wasser schütten, der aber etwas entweicht, daß sie selbst hineinfällt und eilend ums Leben kommt. Eine andere geht vors Thor und will Sand holen; da aber der Berg schon eine große Höhle hatte und sie dennoch dahinein kriecht, fällt er über sie her und begräbt sie lebendig mit viel Fudern Erde. Dergleichen Fälle sind nicht selten, und dennoch achten wir es nicht. Wir stehen auf der Spize der Ewigkeit und essen, trinken und sind ficher! Mein Gott! ich weiß gar nicht, wie, wo und wann der Tod auf dein Geheiß meinem Leben ein Ende machen wird. Darum sei jezt und allezeit dies mein Vertrag im Glauben mit dir, mein Gott! daß ich dir lebe, dir sterbe, und lebendig oder todt dein sei und bleibe.

140. Der Maulwurf.

Gotthold sah, daß ein Gärtner einem Maulwurf aufpaßte, welchen er auch, indem er in seiner schädlichen Arbeit war, glücklich ertappte und mit dem Grabscheit aus der Erde warf, da er denn mit dem Leben bezahlen mußte. Dies Thierlein, dachte er bei sich selbst, ist ein artiges Bild eines zank- und gewinnsüchtigen Weltkindes, denn es thut nichts, als daß es um seiner Nahrung willen die schönen Gärten und Aecker durchpflügt, den Pflanzen die Wurzeln

benagt und verdirbt, und mit seinen vielen aufgeworfenen Haufen die Gärten und Weiden verunziert, und so genau es im Finstern unter der Erde sehen und mausen kann, so blind ist es, wenn es ans Licht unvermuthet gebracht wird. So machts manches Weltfind, es wühlt uud mauset im Finstern, es sucht seinen Vortheil, wenn schon andere darüber verdorren und verderben, es stiftet hie und dort ein Gedächtniß seines feindlichen und eigennüßigen Gemüths, und wie klug und verschlagen es ist in weltlichen, irdischen Dingen, so weiß es doch von göttlichen, himmlischen und geistlichen Sachen weniger, als nichts zu sagen; der Tod aber steht und wartet auf des Höchsten Wink, da er denn so bald allen seinen irdischen Anschlägen und Ränken ein Ende macht und ihn aus der Erde in die Erde, aus seinen irdischen Gütern in das Grab wirft, da er denn nichts kann mitnehmen, und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren, sondern, wie er in seinem Leben die Finsterniß mehr, als das Licht geliebt, also sieht er nach diesem Leben das Licht nimmermehr. Pf. 49, 18. 20. Getreuer Gott! was wäre ich nüße auf der Welt, wenn ich das Licht des Himmels nicht sehen könnte und dich, du ewiges Licht, nicht sehen wollte? Beffer wäre es, ein Maulwurf zu sein, der nach seinem Tode wes der Gutes, noch Böses zu erwarten, als ein gottloser Mensch, der in die ewige Finsterniß, da Heulen und Zähnklappern sein wird, gehört.

141. Die wälsche Nuß.

Gotthold wurden etliche wälsche Nüsse in ihren grünen Rinden, wie sie halb zerschlagen und gequetscht vom Baum gekommen, vorgesezt; indem er nun von denselben versuchte, hatte er dabei folgende Gedanken: dieser Kern muß doch eine sonderliche Kraft bei sich haben, wenn er mäßig und als eine Arznei gebraucht wird, weil man an der Natur fast gewohnt ist, daß sie, was sonderlich gut ist, aufs fleißigste einschließt und verwahrt, maßen denn auch dieser Kern zu Anfang, ehe er recht auswächst, mit 4 und hernach mit 3 Röcken versehen ist. Ich sehe aber an dieser Nuß eine Abbildung menschlicher Frömmigkeit. Niemand ist, dessen Güte nicht in etliche Sündenhülsen sollte verhüllt sein. Ich kann zum Kern 26 5.

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dieser Nuß nicht kommen, ehe ich meine Finger mit dem Saft der äußern grünen Rinde befleckt, die harte Schale zerquetscht und zerbrochen und endlich den weißgelben Rock ihm abgezogen habe. Und dies alles nehm ich gern über mich, weil der Kern mit seiner SüBigkeit alle solche Mühe erwiedert. Warum wollt ich denn nicht auch mit meinem Nächsten vorlieb nehmen, wenn er nicht lauter Kern und Tugend ist? Warum wollt ich nicht seine Fehler dulden, zuvoraus, wenn ich weiß, daß er nicht eine taube Nuß ist, ich will sagen, wenn ich klärlich spüre, daß das Herz nicht böse ist, sondern vom Glauben und Liebe mehrentheils beherrscht wird, nur daß es sich seiner angebornen und tief eingewurzelten Fehler nicht sofort entschlagen kann. Das edle Gold ist nicht alles stracks rein und Lauter, sondern mit Schlacken umgeben, davon es das Feuer erlöst, Der schönste Weizen hat viel Spreu, die er doch, wenn er geworfen wird, hinter sich läßt; also leiden wir das Schlechte um des Besten willen an andern Dingen, warum wollten wir es unter uns nicht selbst thun? An lobwürdigen, tugendhaften Leuten ist nicht alles löblich und Tugend, und unter den Schlimmen muß man den für den Besten passtren lassen, der die wenigsten Fehler an sich hat. Mein Gott! vor dir weiß ich anders nichts zu sagen, als daß ich unter allen Sündern der vornehmste bin; vor Menschen aber habe ich genug, wenn sie noch etwas Gutes an mir finden und meine Fehler, wie ich ihre, mit Sanftmuth ertragen. Von denen aber, die niemals ihres Nächsten Finger mit ihren Fehlern befleckt und lauter Kern sind, magst du urtheilen, der du aller Welt Richter bist.

142. Die Dörfer.

Als Gotthold auf einem hoch erhabenen Hügel stand, konnte er über das flache Land ziemlich weit um sich sehen und unterschiedlich viele Dörfer, die er an ihren Kirchthürmen erkannte, in der Runde zählen. Er seufzte und gedachte: du allwissender Gott! ich stehe hier auf einem Hügel, der gegen das große Gebirge auf Erden als ein Maulwurfshaufe zu achten ist und kann doch so viel Dörfer sehen und zählen. Ich sehe aber weiter nichts, als ein erhabenes Merkzeichen, daß Leute da wohnen; was es aber für Leute sind, wie viel ihrer sind, was sie jest thun, wo sie sißen, wohin sie

gehen, das sehe und weiß ich nicht; nur, daß ich hoffe, daß dennoch in so vielen Dörfern viele fromme Christen sind, die dich und detnen liebsten Sohn Jesum Christum erkennen, lieben und loben; daneben befahre ich, daß auch viele freche, eigennügige, unwissende Leute bei und nebst den andern sich befinden. Du aber hast dich sehr hoch gesezt und siehest von dannen auf das Niedrige im Himmel und auf Erden. Pf. 113, 5. 6. Du siehst und zählst alle Länder, Städte und Dörfer auf dem ganzen Erdboden, du schaust auch auf alle Einwohner und weißt, was sie gedenken, hörst, was sie reden, siehst, was sie thun. Ach, barmherziger Gott! du siehst zweifelsfrei manches fromme Herz, das seine Augen auf dich gerichtet hat und in deiner Furcht wandelt, wer will aber dens ken können, wie viel Bosheit, Tücke, Anschläge, Schande und Laster deine allerheiligsten Augen auch unter deinen Christen sehen müssen? Und dennoch regierst du die Welt mit viel Verschonen und übersiehst der Menschen Sünde, daß sie sich bessern sollen. Weish. 11, 24., 12, 18. Weh aber denen, die deine langmüthige Güte mißbrauchen und wollen vor dir verborgen sein, ihr Vornehmen zu verhehlen, und ihr Thun im Finstern halten. und sprechen: Wer sieht uns und wer kennt uns? Jes. 29, 15. Mein Gott! ich mag frei sündigen, wenn ich mich wohin verbergen kann, da du mich und mein Vornehmen nicht siehest. Allein, laß mich ja nimmermehr vergessen, daß deine Augen heller find, als die Sonne, damit du auch in die verborgensten Winkel siehst. Sir. 23, 27. 28.

143. Die Wolken.

Nachdem es eine Weile geregnet und nunmehr ein mäßiger Ostwind begann die Wolken zu vertreiben, ging Gotthold ins Feld hinaus, dankte seinem Gott für das fruchtbare Gewitter, und als er die Augen gen Himmel erhob und die schwebenden Wolken ansah, sprach er bei sich selbst: mein Gott! da ziehen sie hin, deine Wagen, darauf du (laß mich armen Menschen auf Menschenweise reden!) lustiren fährst und deine Aecker, Gärten, Wiesen, Wälder und Felder besichtigst. Die Bettler laufen hinter reicher Leute Karoffen und Kutschen her und geilen und gelfern um ein Almosen; wir, mein

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