ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Gott! find alle deine Bettler und schreien dir nach, wenn du auf den Wolken fährst: Gieb uns unser täglich Brod! Die Wolken find dein Sprengkrug, damit du als ein Gärtner zur dürren Zeit unser trocknes Land befeuchteft; sie sind deine künstlichen Wasserzieher, durch welche du das Wasser in die Höhe führst und von dannen im Regen mit Segen nach aller unserer Nothdurft herunter leitest; sie sind dein guter Schaß mit Wein, Bier, Del, Butter, Korn, Malz und Schmalz gefüllt, welchen du, wenns deiner Güte beliebt, eröffnest, und sättigest alles, was lebt, mit Wohlgefallen; sie find deine große Decke, damit du nach Gutbefinden die Gewächse überziehst und überhüllst, daß sie nicht in anhaltender scharfer Hize ausgesaftet und verderbt werden; sie sind auch zuweilen dein Zeughaus, darinnen dein Geschüß, Kraut und Loth, Donner und Bliz meine ich, verwahrt wird, damit du entweder die Menschenkinder väterlich schreckst, oder mächtiglich strafft. Nun, mein Gott, ich sehe an dieses dein herrliches Geschöpf in Demuth und schuldigster Dankbarkeit; wann soll ich aber, mein Herr Jesu! sehen die Wolken, in welchen du wirst wieder kommen, zu richten die Lebendigen und die Todten? Das wird wol eine Wolke sein, wie die zwischen den Israelitern und Aegyptern, welche jenen Licht und diesen eine Finsterniß war. 2. Mos. 14, 20. Also werden deine Gläubigen in deiner Thronwolke lauter Licht und die Gottlosen lauter Finsterniß finden. Hilf, mein Herr und mein Gott! daß ich hieran allezeit denke, deine Wiederkunft stets in guter Bereitschaft erwarte und endlich, mit allen Auserwählten in den Wolken dir entgegen gerückt, bei dir allezeit sein möge.

144. Der Spiegel.

Als Gotthold in eine schöne Stube kam, in welcher unter anderem auch ein heller großer Spiegel hing, darinnen man im Aufund Niedergehen sich selbst gar eigentlich abgebildet sah, gerieth er darüber auf folgende Gedanken: niemand kann sich selbst unter dem Gesicht betrachten, wo er nicht den Spiegel, oder was spiegelartig ist, zu Hülfe nimmt; also ist niemand, wie verständig er auch sonst ist, flug genug und scharfsichtig in seinen eignen Sachen, sondern er muß erfahren, daß ein anderer, der es aufrichtig meint, ihm seine

Beschaffenheit besser, als er selbst vorstellen kann; zweifelsfrei hat es der allweise Gott also verordnet zu dem Ende, daß nicht der Mensch sein selbst eigen Abgott würde und andere für Schatten und Schwämme hielte. Er giebt einem Kinde einen Apfel in die Hand, damit die andern ihm nachfolgen und brüderlich mit ihm spielen mögen; er macht aus der Noth, und daß einer des andern bedarf, einen Liebesgürtel, damit er uns sämmtlich verbinden will, allermaßen wie er auch in einem Lande nicht alles wachsen läßt, damit ein Volk mit dem andern durch Kaufmannschaft zum Frieden und nachbarlich gutem Vertrauen möge vereinbart werden. Wie sinds doch denn so thörichte Leute, die Sonderlinge, die sich im betrüglichen Spiegel der Eigenliebe beschauen, meinend, alle Welt bedürfe ihrer, sie aber bedürfen niemandes; sie haben und wissen alles, andere nichts. Von diesen hat der weiseste unter den Königen wohl gesagt: Ein Narr hat nicht Lust am Verstand (und verständigem wohlgemeintem Einrathen anderer Leute), sondern an dem, was in seinem Herzen steckt (und wächst, welches zuweilen lauter Nesseln und Disteln zu sein pflegt.) Sprüchw. 18, 2. Mein Gott! laß mich nicht in die thōrichte Hoffart gerathen, die da meint, daß aller Menschen Wiß bei ihrer Weisheit zu Lehen gehe. Gieb mir allezeit einen klugen, gottseligen und treuen Freund, der als ein aufrichtiger Spiegel, was zu meinem Besten dient, mir vor Augen stelle. Sollte es aber daran fehlen, so halte mir allezeit vor den Spiegel deines Worts, vom Glanz deiner Gnade und Geistes bestrahlt, damit ich in Erwählung deß, was meiner Seligkeit dient, nimmermehr fehle.

145. Der Weizenhaufen.

Der Weizen wird billig für das schönste Korn gehalten, maßen er benn nicht allein mit seiner gelbbraunen schönen Farbe die Augen, sondern auch mit dem schneeweißen Mehl den Magen nach Wunsch füllt und sättigt. Als nun Gotthold einen ziemlich großen Weizenhaufen auf einer Tenne liegen sah, schlug er seine Hände mit Seufzen zusammen, erhob seine Augen gen Himmel und sagte bei fich felbft: du milder Vater und Erhalter aller Kreaturen: du schaffst unsern Grenzen Frieden und sättigst uns mit dem besten Weizen! Pf. 147, 14. In diesem so schönen Haufen find viel

.

tausend Körnlein und ein jedes ist nichts anders, als ein Tröpflein deiner göttlichen Güte. Denn ohne dieselbe könnte keine Kraft dem menschlichen Leben zu Dienst darinnen sein. Dieser Haufen ist unten breit und spißt sich oben zu, dabei ich mich erinnere deiner weitläuftigen Gnade, die sich in unzählig vielen Wohlthaten über den ganzen Erdkreis erstreckt, oben aber auf das Einige ausläuft, daß alle gute und vollkommene Gabe von oben herab, von dir, dem Vater des Lichts, kommt. Jak. 1, 17. An diesem Haufen, wenn ein paar Körnlein geregt und hinweg genommen werden, so fallen 100 andere nachher, daran ich mit Lust schaue ein Bild deiner göttlichen Mildigkeit, welche, wenn wir ein Weniges mit demüthiger Dankbarkeit nehmen und verzehren oder dem dürftigen Nächsten reichen, mit tausendfachem Segen solches wieder einbringt. Mein Gott! es war ein Großes und Wunderbares, daß du deinem Volke Brod ließest in den Wolken wachsen und schüttetest es haufenweise mit dem Thau um ihr Lager her, 2. Mos. 16, 24., allein, mein Vater! ich verwundere mich nicht weniger über dies, dein edles Geschöpf, weil jenes hell, weiß und klar war, wie theils Wolken sind, die den filberhellen Regen gebären; die Erde aber ist schwarz, steinig und scheußlich und bringt doch diese so schöne gelbbraune und mit dem weißen Mehl angefüllte Frucht. Ich halte, dieses wäre eben so ein großes Wunder, als jenes, wenn es auch so selten geschähe, als jenes. Frommer Gott! wenn ich so viel Zungen hätte, als in diesem Haufen Körnlein sind, könnte ich dich nimmer genugsam loben, und will doch nicht unterlassen, dich zu loben, weil du nicht müde wirst, Gutes zu thun.

146. Der Steckenreiter.

Gotthold sah ein Knäblein auf einem Stecken fröhlich und frisch daher reiten, sein Spießrüthlein in Händen habend. Ach, fagte er bei sich selbst, wie glückselig ist die Zeit, die wir also in findlicher Einfalt zubringen! Was hat ein großer Rittersmann, der auf einem stolzen und prächtigen Gaul daher sprengt, mehr davon, als dieses Kind, weil doch unsere zeitliche Glückseligkeit mehrentheils auf unserem Wahn beruht! da denn dieser ritterliche Fußgänger bei sich selbst und andern vielleicht so viel angesehen ist, als jener. Ja,

ein prächtiger Reiter ist oft mit so vielen Sünden, Sorgen, unlustigen Geschäften und Schulden belästigt, daß es Wunder ist, wenn es das Pferd tragen kann. Dieses Kind aber springt fröhlich in seinem Taufkleide und Unschuld daher, hat keine Sorge, wo es für fein Pferd wolle Futter bekommen, und keine Schulden, als damit es seinen Eltern zum Gehorsam und Dankbarkeit verpflichtet ist. Wir lachen dieses Kindleins, daß es auf seinen Füßen reitet und, als hätte es sie entlehnt, daher trabt, allein, wenn wirs recht bedenken, so ist unsere Herrlichkeit und Luft eben so lächerlich, vornehmlich in dessen Augen, der in vielem Kreuz und mancherlei Widerwärtigkeit alt geworden und gelernt hat, die Eitelkeit der Welt verachten und die beständige Herrlichkeit suchen. Die Kinder reiten, fahren, zählen Geld, bauen Häuser, halten Gastmahl, Hochzeit und Kindtaufe, bis sie müde werden und schlafen gehen. Also wir Alten machen uns auch viel zu schaffen, haben mancherlei Einfälle, sammeln Schäße, bauen Häuser, Paläste und Schlösser, bis wir endlich an allen unsern Werken einen Eckel sehen, alles für eitel ausrufen und im Tode uns zur Ruhe geben. Mancher, wenn er zurücksieht auf sein Kinderspiel, kann sich des Lachens nicht enthalten, wenn er aber aus jenem Leben auf die Thorheit dieser Welt wird zurückdenken können, wird er nicht wissen, wann er mehr kindisch gewesen, in der Jugend oder im Alter. Mein Herr Jesu! ich gedenke jezt an dein Wort: Wahrlich, ich sage euch, es sei denn, daß ihr euch umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Matth. 18, 3. Verleih mir Gnade zur kindlichen Einfalt, Demuth, Aufrichtigkeit, Mitleiden, Versöhnlichkeit, Keuschheit und Unschuld! - Besser ist es mir in kindlicher Thorheit selig, als in thörichter Weisheit verdammt werden.

147. Die Schlafgänger.

In einer Gesellschaft gerieth man unter anderem auch auf die Rede von den Schlafgängern, welche bei Nacht schlafend aufstehen, hin und wieder wandeln und allerlei wunderliche, seltsame Dinge vornehmen, auch zuweilen ungeachtet der großen Gefahr, darinnen fie schweben, glücklich vollbringen. Als man nun nach Anführung

vieler Erempel von den Ursachen solchen seltsamen Thuns sich bes fragte, sagte Gotthold: Ich kann anders nicht befinden, als daß nebst den natürlichen Ursachen auch der Satan auf Gottes Verhängniß bei solchen Leuten geschäftig sei, doch also, daß ihm der h. Engel Wachsamkeit stets widersteht und Gottes gnädige Verordnung ihm Maß und Ziel bestimmt, wie weit er gehen soll, und das darum, daß wir auch im Schlaf nicht sicher sein, sondern denselben mit eifrigem Gebet anfangen und mit fleißigster Dankbarkeit enden follen. Wer ein und ander Erempel mit Nachsinnen betrachtet, wird hierin mir leicht Beifall geben. Jener Schulmeister, Gundifalvus, wurde gewiß im Schlaf von dem Mordgeiste geführt, als er einen andern in seinem Bette mit einer Scheere erstechen wollte, welches aber derselbe, der eben ohne Zweifel durch Gottes Schickung wachte, bei hellem Mondschein gewahr geworden, sich hinterm Bette verkrochen und den Schlafwanderer in sein Hauptkissen 3 oder 4mal hat stechen lassen. Nicht weniger denkwürdig ist, was sich mit einem spanischen Edelmann, Tapia zugenamt, begeben, der, als er auch einmal seiner Gewohnheit nach bei heißer Sommerzeit im Schlaf ge= wandelt und sich im kalten Fluß abzukühlen willens gewesen, vom bösen Geist in ein tiefes Loch oder Schlund im Wasser von der Brücke zu springen beschwazt worden und kaum mit dem Leben wieder ans Ufer gekommen ist. Ich selbst habe von den Meinigen. oft erzählen hören, daß ein Goldschmid einen Gesellen gehabt, der mit dieser Krankheit beladen gewesen; als nun derselbe einmal zeitig schlafen gegangen und in der Stube viel Frauen und Jungfrauen aus selbigem und benachbarten Häusern beisammen gewesen, in einem Kreis ums Licht geseffen und gesponnen haben, ist er im Schlaf aufgestanden, bloß bis aufs Hemde in die Stube gegangen, hat eine schwere Lade ergriffen und dieselbe ohne besondere Mühe aufgehoben, willens unter sie zu werfen, daß sie kaum mit ängstlichem Geschrei ihn ermuntern und abhalten konnten, da er endlich die Lade niedergesezt und ganz erschrocken und schamroth wieder zu Bette geeilt. Laßt uns aber an diesen Leuten wahrnehmen ein Ebenbild der üppigen Weltkinder, die da wachend schlafen und sich in ihrem ganzen Leben, so tags als nachts, von ihren fündlichen Einbildungen und Begierden, von der Welt Reizung und des Teufels Einraunen leiten und führen lassen. Es geht ihnen zwar ihr Muthwille eine Zeit lang wohl von statten, allermaßen als die Schlaf

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »