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schmuck und Krone sei Gottes Gnade, eure Halskette viel Sprüche der Schrift, eure Perlen die Buß-, Gebets- und Liebesthränen, euer Kleid die Gerechtigkeit des Glaubens und die Gottseligkeit, euer Gedenkring ein gutes Gewissen, euer Flor die Demuth, eure weiße Leinwand ein unbefleckter Wandel, euer Gespräch oder, wie die Welt sagt, euer Compliment das Gebet, euer Spiegel das Gesez und das heilige Leben des Herrn Jesu Chrifti, euer Reichthum der Himmel, so werdet ihr eine Braut Christi sein und im Himmel vielen andern vorgezogen werden.

16. Das spielende Kind.

Ein kleines Kind lief in der Stube umher und machte sich viel Spielens und kindlicher Luft; sein Gelb waren Scherben, sein Haus etliche Klöglein, sein Pferd ein Stecken, sein Tractament ein Apfel, sein Sohn eine Puppe und so fortan. Der Vater saß am Tisch, hatte wichtige Sachen vor, die er verzeichnete und in gute Richtigkeit brachte, damit sie dermaleinst eben diesem Spielvöglein nügen möchten. Das Kind lief oft zu ihm hinan, that viele kindliche Fragen und begehrte viel zur Beförderung seines Spiels; der Vater beantwortete das wenigste, fuhr indessen in seiner Arbeit fort und hatte doch immer ein wachendes Auge auf das Kind, damit es nicht gefährlich fallen und Schaden nehmen möchte. Gotthold sah folches und gedachte: das ist eine artige Abbildung der väterlichen Fürsorge Gottes! Wir alte Kinder laufen in der Welt umher und spielen oft thörichter, als die Kinder; wir sammeln und zerstreuen, wir bauen und brechen, wir pflanzen und reißen aus, wir reiten und fahren, wir essen und trinken, wir fingen und spielen, und meinen, wir thun große Dinge, die Gott sonderlich in Obacht nehmen müsse. Indessen sigt der allwissende Gott und schreibt unsere Tage auf sein Buch, er ordnet und schafft, was wir vor oder hernach thun, er richtet alles zu unserem Besten und unserer Seligkeit und hat dabei stets ein wachendes Auge auf uns und unser Kinderspiel, damit wir keinen verderblichen Schaden nehmen. Mein Gott! folche Erkenntniß ist mir zu wunderlich und zu hoch, ich kanns zwar nicht begreifen, aber doch will ich dich dafür allezeit loben und preisen! Laß mich, mein Vater! aus deiner Acht und Aufsicht nicht, besonders dann, wann ich etwa, wie ein solches Kind, thöricht handle.

17. Der Fliederbaum.

Es sagte ein guter Freund zu Gotthold, als ste bei einem großen Fliederbaum, der voller Beeren war, vorbeigingen: es nehme ihn Wunder, daß dieser Baum nicht in höherem Werth bei uns wäre, weil seine Frucht in der Arznei so dienstlich, und der Saft, so daraus gekocht würde, der Deutschen Theriack mit allem Recht könnte genannt werden. Gotthold antwortete: Nicht ohne ist es, daß an diesem Baum fast nichts, welches nicht seinen Nugen in der Arznei hat; die im Frühling ausschlagenden jungen Knospen geben einen guten Salat, der in gewissem Maß gebraucht die schädlichen Feuchtigkeiten abführt; die Blüthe giebt, wenn sie abgezogen wird, cin kühlendes und heilendes Waffer, die Beeren geben einen guten Saft, der den Schweiß treibt und dem Gift. sich widersezt, ja ich. habe Nachricht, daß ein erfahrner Mann mit wenigen der kleinen Steinlein, so in den Beeren sind, nachdem er sie zerstoßen und zu Pulver gemacht, sich und andere glücklich von bösen und übermäßigen Feuchtigkeiten erleichtert hat, dazu auch der Saft der Oberrinde, an der Wurzel ausgepreßt und in wenig Wein genossen, den Wassersüchtigen vornehmlich dienlich ist. Allein diesem guten Baum ist zuwider theils sein starker und schädlicher Geruch, damit er den Herannahenden das Haupt beschwert, theils daß er so gemein ist und an allen Mauern und Zäunen wächst, wo man doch oft seiner nicht warten kann. Und habt ihr also an diesem Baum einen Abriß eines gelehrten, erfahrnen und künstlichen Menschen, der aber von Sitten grob und bäurisch ist, und seine gute Waare in einem saubern Korb nicht weiß zu Markt zu tragen, oder sich gar zu ge=" mein macht und wie das Huhn auf allen Misthaufen scharrt. Trauet mir, die wohlständigen Sitten sind oft die Farben und das Gold, so ein hölzern Bild ansehnlich machen; eine Jungfrau ist oft kaum so schön, daß man sie nicht häßlich nennen kann, und macht sich doch mit schönen Sitten und Geberden so beliebt, daß sie vielen andern vorgezogen wird, und bleibts wol bei dem Alten, daß, wer in Künsten zu und in Sitten abnimmt, derselbe mehr ab-, als zugenommen habe. So verhält sichs auch mit der gar zu großen Gemeinheit, und ist es wol kein Wunder, daß die Waare verdächtig ist und von andern nicht groß geachtet wird, die der Verkäufer selbst nicht

groß achtet und sie täglich auf dem Laden hat. Es ist eine Klugheit, wenn einer sich und seine Kunst zu rechter Zeit entdecken und verbergen kann.

18. Ein Baum ohne Zaun.

Unfern davon wurden sie eines Apfelbaums gewahr, der in einem wüsten Garten stand, und obwohl seine Zweige voll schöner Früchte hingen, so hatten sie doch nicht Frieden, zeitig zu werden, sondern wurden von den Jungen abgeschüttelt und verderbt, maßen denn der Steine und Knittel eine gute Anzahl unter dem Baume lagen. Immer schade, sprach Gotthold, um den edlen Stamm! Ich wollte ihn mit Geld in meinen Garten hineinkaufen; aber das find die Früchte des Krieges, welcher allen Zaun und Schuß hinwegnimmt und manchen fruchttragenden Baum zum Raub sezt. Sonst, fuhr er fort, sehe ich an diesem Baum ein eigentliches Bild der Wittwen und Waisen; das sind die Leute, die in der Welt viel Truß und wenig Schuß erfahren müssen; sind sie schon voller Früchte, haben sie von Gütern und Mitteln durch Gottes Segen und der Verstorbenen Fleiß etwas behalten, so gehts ihnen doch wie diesem Baum, welchen schüttelt, wer vorübergeht. Ursache zu ihnen darf man nicht lange suchen, die Knittel liegen unterm Baum; weil sie Wittwen und Waisen sind, müssen sie leiden, was der Welt beliebt. Darum eine Wittwe auch in hebräischer Sprache den Namen hat von Binden und Schweigen, daß ihr gleichsam die Hände gebunden sind, und daß sie viel Unrecht leiden, dazu schweigen und ihr Leid in sich fressen muß. Mein Gott! nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage, damit nicht mein Weib eine Wittwe, und meine Kinder Waisen, und also in den Orden der Elenden und Trostlosen versezt werden! Oder, so es dir anders beliebt, so sei du meines Weibes Mann und meiner Kinder Vater!

19. Die Klettenbüsche.

Gotthold sah die Schafe unter den Klettenbüschen weiden, da denn die Kletten Häufig in der Wolle hängen blieben. So gehts zu, gedachte er, wenn zanksüchtige und fromme Leute zusammen

kommen; jêne hängen sich an diese, und wissen alles zu tadeln, und lassen ihnen nichts recht sein, und wie sehr oft ein friedliebendes Herz bemüht ist, sich von einer Haderkaße los zu wirken, so will sie ihm doch immer in die Wolle, und heißt es wohl, wie Salomo sagt: Wenn ein Weiser mit einem Narren zu handeln kommt, er zürne oder lache, so hat er nicht Ruhe, Sprüchw. 29, 9. Herr! errette meine Seele von den Lügenmäulern und von den falschen Zungen! Pf. 120, 2.

20. Der Weinstock.

Es klagte einer, daß er sich im Glauben schwach und daher oft betrübt befinde; dem zeigte Gotthold eine Weinrebe, die um einen Pfahl sich gewunden und befestigt hatte, und voll schöner Trauben hing. Mein! (wahrlich), sprach er, was schadet es diesem schwachen Holz, daß es schwach ist, zuvoraus da es seinem Schöpfer gefallen hat, es so und nicht anders zu machen? So wird es auch eurem Glauben nicht schaden, daß er schwach ist, wenn er nur ernstlich und ohne Falsch ist. Der Glaube ist Gottes Werk; der giebt, so viel er will und für gut findet; laßt euch an seiner Gnade genügen! Eures Glaubens Pfahl und Stüße sei der Kreuzbaum eures Erlösers und das Wort Gottes; hierum windet euch nach der Kraft, die Gott darreicht! Gott hat seine Luft daran, daß er die Seinigen wider des Teufels Stürmen und gewaltiges Toben in Schwachheit erhalten kann. Ein Herz, das seine Schwachheit sieht und mit demüthigen Seufzern der Gnade des Höchsten stets zu Füßen liegt, ist ihm angenehmer, als ein anderes, das durch starken Glauben zur Sicherheit und Stolz Anlaß nimmt, es sei denn, daß ihr meint, die zu den Füßen des Herrn Jesu liegende und weinende Sünderin sei ihm nicht so angenehm gewesen, als der schuldigste und hochmüthige Pharisäer. Luc. 7, 37. ff.

21. Die Zankenden.

Ihrer zween waren in einer Gesellschaft mit etlichen harten Worten an einander gerathen; der eine war auf guter Leute Zusprechen gewichen und hatte dem andern das Poltern und Schnar

chen allein gelaffen, welches aber, wie es schien, ihm hernach leid war, weil er vermeinte, daß es ihm von andern für eine Zaghaftigkeit gedeutet, und jener dadurch bewogen werden würde, es mehr zu wagen, daß er ihn schimpflich hielte, weil es ihm diesmal frei ausgegangen. Gotthold vernahm solches und sagte: Lieber! wenn ihr einen Berg hinan gehen wolltet, und es würde euch ein großer Stein oder Klog entgegengerollt, würdet ihr es euch auch schimpflich achten, daß ihr bei Seite tretet und ihn vorbeirauschen ließet? Ich halte nicht. Nun, was ist dann Schimpfliches daran, wenn man einem Menschen, welchen der Trunk und Zorn hat ins Rollen gebracht, entweicht und ihn walten läßt, bis er sich besinnt, und sein erregtes Gemüth in der Reue Ruhe findet? Wer seinen Willen bricht und nachgiebt, der ist im Hinaufsteigen; wer aber sich von seinen Begierden bemeistern läßt, der ist im Fallen begriffen.

22. Verfekte Blumen und Bäume.

Gotthold sah einem Gärtner zu, der zur ersten Frühlingszeit etliche Nelken zu versezen geschäftig war und dabei berichtete, daß er aus der Erfahrung hätte, wie eine einfache Blume durch wiederholte Versehung verdoppelt, und eine doppelte durch Versäumung fönne verringert werden, maßen denn es sich auch befinde, daß ein junger Baum von seinem Ort herausgenommen und an einen andern verpflanzt lustiger wachse und zeitlicher fruchte. Dabei erinnerte sich Gotthold, daß es mit manchen Menschen sich also verhalte, daß der in seinem Vaterlande kaum zu einer einfachen Blume gediehen wäre, durch die von Gott verhängte Versehung in die Fremde zu einer vielgedoppelten werde, und der in seinem Boden ein verachtetes Reislein hätte bleiben müssen, der breite im fremden durch Gottes Segen seine Zweige fröhlich aus und trage Frucht zu vieler Vergnügen. Im Vaterlande wird selten von einem geurtheilt, wie er ist, sondern wie es entweder den Freunden, oder Feinden gut dünkt. Ist einer vornehmen und ansehnlichen Geschlechts, so kann leicht seiner Freunde Licht seine Finsterniß erleuchten, und schwimmt oft eine leere Blase empor; hingegen ist einer von geringen Eltern, und ist etwa der erste oder der andere, der seinem Geschlecht das Licht der Ehren und Künste zugebracht hat, so helfen die andern alle, so viel möglich ist,

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