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noch danken, daß er meines Angesichtes Hülfe und mein Gott ist. Pf. 42, 12.

133. Das unwillige Almosen.

Als Gotthold bei etlichen wichtigen Verrichtungen geschäftig und daher voll tiefsinniger Gedanken war, kam sein Töchterlein unvermuthet zu ihm hinein und brachte ihm einer armen Wittwe schriftliches Zeugniß, darin ihres Elends Ursachen glaubwürdig verzeichnet waren, und erheischte für dieselbe ein Almosen. Darüber entrüstete er sich ziemlich und fuhr das Mägdlein mit harten Worten an. Bald aber befann er sich und sagte bei sich selbst: ich elender Mensch! wie großes Ansehen hat oft mein Christenthum bei mir selbst, und wie kühnlich darf ich sagen: Herr Jesu! du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe, und jezt, da mein Erlöser kommt und ein geringes Almosen für diese arme Wittwe als eine wirkliche Bezeugung meiner Liebe begehrt, da laß ich mirs zuwider sein, daß er mir in meinen schlechten Gedanken eine kleine, doch selige Störung macht? Gehe nun hin und liebkose dich selbst mit deinem Glauben und der Gottseligkeit! Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. 2. Cor. 9, 7. Das unwillige Almosen aber ist wie eine Rose, vom Schwefelgeruch entfärbt und verderbt, wie ein sandig und steinig Mehl, wie ein versalzenes und unschmackhaftes Gericht. Wer mit unwilligem Herzen und harten Worten Gutes thut, ist einer Kuh gleich, die Milch giebt und schlägt mit dem Fuß den Eimer wieder um. Eine Gutthat gegen die Armen soll sein wie das Del, welches, wenn es aus einem Gefäß in das andere fließt, kein Geräusch macht, sondern lieblich und linde fällt. Mein Gott, du heißest mich kommen, wenns mir beliebt und meine Noth mich zu dir treibt, und ich komme niemals dir ungelegen oder zur Unzeit; du haft die Welt zu regieren und läßt dich nicht irren, wenn ich abends, morgens und mittags zu dir hinein rausche und ein Almosen von deiner Barmherzigkeit fordere. Was bild ich snir denn ein, daß ich meine Geschäfte und Gedanken höher, als meines betrübten Mitchriften Flehen und Seufzen achten wolle? Jezt erkenne ich, daß die Sünde eine Uebereilung ist, und habe Ursache, hinfort mit mehr Freundlichkeit meinen Herrn Jesum in seinen Gliedern zu

empfangen, damit er auch nicht, wenn ich seiner benöthigt, mir den Rücken zuwende.

154. Die Citronenschnitte.

Einem vornehmen Herrn war von den Aerzten gerathen, daß er allezeit unter dem Effen sich sollte etliche Citronenscheiben, mit Zucker dick bestreut, auftragen lassen und dieselben genießen. Gotthold hörte dies und erkundigte sich wegen der Ursache, da ihm denn geantwortet wurde, daß es der Gesundheit des Herrn nicht anders zuträglich wäre, denn weil er mehrentheils andere hohe Personen bei sich hätte oder selbst in hohen Verschickungen bei andern sein und viel starken Weins trinken müßte, könnten die Citronen ihn nicht allein beim Appetit zum Essen erhalten, sondern auch der Hize des Weins mit ihrer Kühle widerstehen und ihm zu zehren geben. So ist es denn, sagte Gotthold bei sich selbst, so schwer, als unmöglich, daß einer im großen Glück ohne Unglück glückselig sein kann. Das stetige Wohlergehen ist wie das stärkste Getränke; es macht fröhlich mit Uebermuth, frech, wild, unbarmherzig, lüstern, sicher und vergeffen; und was kann hieraus, als die größte Gefahr des Leibes und der Seele entstehen? Darum ist es eine verborgene Wohlthat Gottes, wenn er einem bei dem süßen Wein weltlicher Glückseligkeit etliche saure Citronenschnitten von Widerwärtigkeit vortragen läßt, und dies macht mir gute Hoffnung von vielen reichen und hohen Leuten, daß sie zum Himmel gehören, weil ich sehe, daß sie bei aller ihrer Herrlichkeit oft so faure Bissen essen müssen, davon ihnen die Augen übergehen, das Herz einen Eel vor der Welt kriegt und nach der lautern, beständigen Herrlichkeit im Himmel verlangt. Die aber hievon nicht wissen, die haben ihr so stetiges Wohlergehen in Betrachtung des reichen Mannes um desto mehr verdächtig zu halten. Mein Gott! meine Citronen und Zucker, deren ich mich im Wohl- und Uebelstand zur Gesundheit meiner Seele bedienen will, soll sein die Betrachtung meiner Sünden und deiner Gnade, der weltlichen Eitelkeit und der himmlischen Seligkeit, damit ich weder übermüthig, noch gar zu kleinmüthig werde, und dieser Welt so brauche, daß ich ihrer nicht mißbrauche.

155. Der Schweiß.

Gotthold sah einen Taglöhner arbeiten, daß ihm nicht allein die Schweißtropfen über das Gesicht liefen, sondern auch das Hemde pfüßennaß machten; dabei gedachte er und sagte: Der faure Schweiß, der uns bei schwerer Arbeit über die Nase läuft, ist eine Strafe der Sünde, 1. Mos. 3, 19., und dennoch ist Gott so gütig, daß auch seine Strafe uns muß zum Besten dienen, maßen denn der Schweiß für viele Krankheit gut ist und viel böse, giftige Dünste aus dem sterblichen Leibe abführt. So geht es auch mit der Arbeit zu, welche den Schweiß verursacht; wenn der Mensch sich selbst geLassen nach seinem Fall sollte ein Junker sein und nicht arbeiten dürfte, würde das seine Arbeit sein, daß er spornstreichs der Hölle in den Rachen rennen würde. Denn es ist unmöglich, daß ein müßiger Mensch nicht sollte Böses thun, weil Nichtsthun die Schule ist, darin man Böses thun lehrt und lernt. Ein arbeitsamer Mensch aber, der in den Werken seines Berufs geschäftig ist, hat nicht Zeit, des Teufels Einraunen zu beobachten. Es meint oft der Mensch, er habe umsonst und nur für andere gearbeitet, weil er die Frucht seiner Mühe andern zu brechen und zu genießen lassen muß; allein, wenn mans recht bedenkt, ist keine Arbeit umsonst und dir nicht zuträglich. Zum wenigsten hast du das davon, daß du das Böse zu thun vermieden und dich wohl gefaßt gemacht, Rechnung zu thun, wenn, wie du deine Zeit angewandt, wird gefragt werden. Mein Gott! du wirkest bisher, und dein lieber Sohn auch, Joh. 5, 17., du hast allen Kreaturen ihre stetige Arbeit gegeben, sollt ich denn allein mein Brod in sündlichem Müßiggang effen? Ich will nicht müßig sein, wenn ich schon müßig bin; ich will arbeiten, als wollte ich ewig leben, doch auch fromm sein und beten, als wollte ich noch heute sterben.

156. Der Weihrauch auf glühenden Kohlen.

Als in einem Zimmer etliche Weihrauchkörner auf glühende Kohlen geworfen wurden, fand Gotthold durch gottseliges Nachdenken darin eine artige Vorstellung der recht christlichen Almosen.

Denn, fagte er, wie diese wenigen kleinen Körnlein durch die Glut zerfließen und in einen weitschweifenden wohlriechenden Rauch verwandelt werden, der nach und nach sich in die Höhe schwingt und nicht allein den, der ihn erregt, sondern auch andere, die weit davon sind, ergößt, die Luft reinigt und die Flüsse und böse Feuchtigkeit verzehrt, also sind etliche wenige Pfennige, im Glauben mit einfältigem, fröhlichem Herzen gegeben, vor Gott groß geachtet, wie das Erempel der armen Wittwe, die zwei Scherflein in den Gotteskasten legte, bezeugt. Luc. 21, 2. Es steigt hievon auf ein guter Geruch ins Gedächtniß vor Gott und kommt hinauf. Apostelg. 10, 4. Also wird die Sünde vergessen, viel Böses abgewandt und viel Gutes erhalten, Dan. 4, 24., und ein solcher milder Gutthäter wird von allen Gottseligen, die es erfahren haben, selig gepriesen und sein Gedächtniß bleibt im Segen. Sprüchw. 10, 7. Die Almosen, sagte er weiter, sind wie Dünste, welche bei Tag von der Erde aufsteigen und des Nachts wiederum als ein fruchtbarer Thau dieselbe befeuchten. Die christliche Liebe und des Nächsten augenscheinliche Noth erzwingt von uns eine Gabe, die oft nicht werth ist, daß sie in Gottes Tagebuch kommen soll, und dennoch schüttet der dankbare, fromme Gott mit tausendfachem Segen sie wiederum über uns aus. Wir messen ihm mit Löffeln, er uns mit Scheffeln, und das ist, was Salomo sagt: Einer theilt aus und hat immer mehr; die Seele, die da reichlich segnet, wird fett, und wer trunken macht, wird auch trunken, Sprüchw. 11, 24. 25., als wollte er sagen: wer einem durftigen, dürftigen Herzen ein Trünklein seiner Mildigkeit nach dem andern bringt, dem wird der Herr voll einschenken und seine Seele mit der Süßigkeit seines Geistes und Gnade füllen und trunken machen. Mein Gott! mein Vermögen ist nicht groß, jedennoch bitte ich nicht so sehr, daß du mir geben, als daß ich durch deine Gnade andern mit willigem Herzen geben möge. Ist es schon wenig, was ich gebe, so ist es doch nicht wenig, was ich dafür empfange, nämlich einen Seufzer eines gläubigen Christen, der durch die Wolken zu dir dringt.

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157. Die Mühle.

Als Gotthold bei einer Mühle vorüberging, gedachte er an die Worte des Sohnes Gottes: Wer da ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wäre beffer, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er erfäuft würde im Meer, da es am tiefsten ist, Matth. 18, 6., und bat Gott mit Seufzen, daß er ihn vor Aergerniß bewahren und im behutsamen Wandel erhalten wolle. Im Fortgehen fiel ihm ein, daß jener Fürst (Markgraf Albert von Brandenburg, Erzbischof von Mainz und Magdeburg) wohl gesagt: Das menschliche Herz sei wie ein Mühlstein; wenn man Korn darauf schütte, so laufe es herum, zerreibe, zermalme es und mache es zu Mehl; ist aber kein Korn vorhanden, so laufe gleichwohl der Stein herum, aber er zerreibe sich selbst, daß er kleiner, schmäler und dünner werde; also wolle das menschliche Herz auch immerdar zu schaffen haben. Wohl dem, der allezeit mit guten, gottseligen Betrachtungen, mit wichtigen Geschäften und nüzlichen Gedanken es beschäftigt hält! sonst kann es durch unnüße Sorgen oder fleischliche böse Einfälle sich selbst bald verderben und verzehren. Wie aber, wenn die Mühlsteine nicht eng genug auf einander gehen, obschon Korn aufgeschüttet ist, dasselbe nur halb gemahlen wird, oder wol gar unzermalmt davon kommt, so gehts auch oft in unserm Herzen zu; wenn unsere Andacht sich nicht fest genug geschlossen hat, da lesen wir oft die schönsten Sprüche und wissen nicht, was wir gelesen haben, wir beten oft und hören selbst nicht, was wir beten; das Auge überläuft die Schrift, der Mund ergießt die Worte und klappert wie eine Mühle, aber das Herz flattert indeffen mit fremden Gedanken umher, und ist solch Lesen und solch Beten mehr eine untaugliche Gewohnheit, als eine` Gott wohlgefällige Andacht. Und dies ist ein Versehen, das zuöfters auch fromme Leute erschleicht, indem sie zwar mit andächtigem Eifer die Uebung der Gottseligkeit anfangen, unvermuthlich aber von unzeitigen Einfällen so weit verleitet werden, daß sie sich hernach wundern, wie sie so weit im Schlaf gehen, ich will sagen, so viel Worte machen und doch nicht darum wissen können. Das beste Mittel gegen diese bösgute Gewohnheit ist, nicht allezeit die gewohnten Worte behalten, sondern zuweilen nach seinem Anliegen andere

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