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erworben und im Himmel beigelegt hat. Was frage ich darnach, daß der Bote häßlich aussieht, einen langen Spieß trägt, einen zerrißnen Rock anhat und mit Ungestüm anpocht? Ich sehe nicht so sehr auf seine Gestalt, als sein Gewerbe. Mein getreuer Erlöser! es sollte mir nicht zuwider sein, wenn alle Vögel mir von meiner Sterblichkeit täglich und stündlich sängen und predigten. Die Süßigkeit, so ich aus deinen bluttriefenden Wunden sauge, verschlingt die wenigen bittern Tropfen, so mir der Tod zum Valettrunk in der Welt einschenkt. Was sollt ich lieber wünschen, als abzuscheiden und bei dir, mein Herr Jesu! zu sein?

189. Die Sommerfliegen.

Gotthold sah etliche Knaben in einem Garten den Sommeroder Butterfliegen und Raupenschmeißern nachlaufen und hatte seine Luft daran, daß diese einfältigen Vogelsteller es sich so sauer werden ließen, das bunte Ungeziefer zu fangen. Er sagte zu einem guten Freunde: Wißt ihr, wem diese Kinder gleich sind? Sie sind den gelehrten und sinnreichen Leuten gleich, die in Erregung mancherlei unnüßer Fragen ihre Kunst und Verstand nicht so sehr, als ihren Fürwiß und Stolz beweisen. Was sind die hochfliegenden unnüßen Gedanken und Fragen anders, als dieses Ungeziefer? Und warum sollte nicht die Thorheit der Gelehrten so groß sein, als dieser Kinder, die da vermeinen, etwas Sonderliches erjagt zu haben, wenn sie allerlei seltsame, wunderliche, verworrne Fragen und Gedanken in geistlichen und weltlichen Dingen können vorbringen? Oder faget mir, was einer mehr Nußen, als der andere von seinem Fang hat? Und dennoch ists leider fast dahin gekommen in der Welt, daß, wer nicht solche bunte Mücken und bunte Fliegen mitjagen und fangen will oder kann, derselbe für einen ungeschickten Menschen gehalten wird. Ich meinestheils halt es dafür, daß, wie in weltlichen Dingen ein Unterschied ist unter einem gelehrten und Elugen Mann, also auch in geistlichen Dingen nicht weniger ein Unterschied sei unter einem gelehrten und gottseligen Mann. Sind fie beide zusammen, so ists, als wenn der Diamant im Golde spielt und leuchtet, oder als goldene Aepfel in silbernen Schalen. Soll ich aber nur eines davon haben, so wünsche ich mir die Gottselig

keit und will lieber mit den Ungelehrten den Himmel zu mir reißen, als mit großer Kunst und Geschicklichkeit verdammt werden. Was ist Wissen ohne Gewiffen? Was hilft alles lernen und des Vornehmsten vergessen? Ich habe Leute gesehen, die viel Bücher hatten nur zu dem Ende, daß sie auf Befragen sagen könnten, sie hätten sie; ich habe Handwerker gekannt, die viele und gute Werkzeuge hatten, von ihren Eltern ererbt, oder von andern erkauft, und wußten sie doch nicht zu gebrauchen. Mein, was war allen beiden damit gedient? Eben so viel, als einem Gelehrten mit aller seiner Kunst, die er nicht als ein Werkzeug zu Gottes Ehren und sein selbst und seines Nächsten Besserung gebraucht. Ich wollte nicht zweifeln, daß bei weitem mehr sinnreiche und gelehrte Leute würden in den Himmel kommen, wenn nicht der Gelehrteste unter allen Gelehrten gesagt hätte, daß an jenem Tage er zu vielen, die in seis nem Namen geweissagt, werde sagen: Ich habe euch noch nie erkannt, weichet alle von mir, ihr Uebelthäter. Matth. 7, 22. 23. Es sind zweierlei Leute, die vergebliche Arbeit thun und Herzeleid zu Lohn haben, die viel Geld und Güter sammeln und genießen ihrer nicht, und die viel Gutes erlernen und wissen und stellen ihr Leben nicht darnach an. Mein Gott! ich weiß, daß uns ser Wissen in diesem Leben ist Stückwerk, und daß die edelste und höchste Wissenschaft in deiner und des Herrn Jesu Erkenntniß besteht. Darum will ich allen meinen Fleiß dahin richten, daß ich an den gekreuzigten Herrn Jesum glauben, ihn lieben und in Geduld folgen möge, und wenn ich hievon nur ein weniges erfaffe, will ich mit dem Gelehrtesten der Welt nicht tauschen.

190. Die welken Blumen.

Gotthold sah etliche verwelkte Blumen auf dem Tische liegen und gedachte bei sich selbst: das ist weltliche Freude und Herrlichkeit, die in geschwinder Eile sich davon macht und nicht Fuß hält. Und im weitern Nachsinnen fand er, daß auch eine solche Blume ein von Traurigkeit und Sorgen ausgemergeltes Herz vorbilden könnte. Ach, sagte er, wie viel welker, hochbetrübter Herzen giebt es in diesen lezten hochbeschwerlichen Zeiten! Wie mancher fromme Christ kann sein sorgenvolles Haupt kaum mehr tragen, sondern

hängt es als eine verwelkende Blume! Wie viel tausend, tausend Thränen werden täglich in der bekümmerten Christenheit vergossen! Wie viel ängstliche Seufzer werden zu Gott im Himmel aufgeschickt! Und die sichere, gottlose, verzweifelte Welt achtet es nicht, sie beleidigt die armen Kinder Gottes und lacht dazu; sie preßt und ängstet die Herzen der Christen und nimmt es nicht zu Herzen. Aber wie die Dünste, so von der Erde aufsteigen, endlich im Regen, Wind, Donner und Blig wieder kommen, also wird alles traurige Seufzen und Winseln der Frommen endlich zum Feuer und Schwefel werden und auf der Gottlosen Häupter fallen. Ihr aber, ihr traurigen, betrübten Herzen, trauert und trauert nicht zu sehr! forget und sorget nicht zu viel! Gott im Himmel hat Acht auf eure Thränen und Wehklagen! Die sämmtlichen Kreaturen seufzen mit euch! Mich däucht, ich sehe alle h. Engel weinen über so viel Herzeleid, Angst, Unbilligkeit und Noth, damit eure Herzen beschwert sind; Gott wird helfen! Er wird den Gerechten nicht ewig in Unruhe lassen! Hebet die traurigen Augen auf und wisset, daß sich eure Erlösung naht! Sollte nicht Gott retten seine Auserwählen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte Geduld darüber haben? Ich sage euch, er wird sie erretten in einer Kürze. Luc. 18, 7. 8. Mein Gott! tröste alle traurige, beängftigte Herzen, so wird meiner auch nicht vergessen.

191. Die Gnadenwahl.

Ein trauriges Herz klagte Gottholden, daß es oft wider seinen Willen in die Gedanken von der ewigen Gnadenwahl geriethe und in Betrachtung der Vielheit der Verworfenen und der Wenigkeit der Auserwählten zweifeln müßte, ob es sich auch unter die wenigen rechnen und, daß es zum ewigen Leben verordnet, glauben könnte. Er antwortete und sagte: Es geht euch wie den unverständigen Kindern, die oft aus Fürwiß und Einfalt auf einer Leiter oder Stiege sich in die Höhe machen und sich also vergehen und versteigen, daß sie nicht wissen, wo sie wieder herunter kommen sollen. Ich weiß ein Erempel, daß ein kleines Kind aus einem hohen Fenster auf die Bretter, welche dahin gelegt waren, etliche Blumen- und Kräutertöpfe darauf zu sezen, sich begeben und bis an des Vaters Studier

stüblein mit großer Gefahr gegangen und durch die Fenster zu ihm hineingesehen, da er es dann mit höchstem Schrecken zu sich hinein genommen. So macht ihr es auch, ihr begebt euch in Gefahr und klettert in die Höhe und wollt zu Gott in seine Rathstube sehen; Lieber, wer hat euch das befohlen? Haltet gewißlich dafür, daß diese Gedanken des Teufels Irrwisch sind, dadurch er euch in Noth und Gefahr eurer Seele und in stetige Traurigkeit stürzen will. Denn was die Schrift von der Gnadenwahl sagt, sagt sie nicht, die armen angefochtenen Seelen, so ihre Sünde fühlen und gerne los wären, damit zu bekümmern und zu schrecken, sondern vielmehr zu trösten. Und eben darum ist Gottes einiger und liebster Sohn zu uns auf Erden gekommen, daß wir nicht dürfen mit gefährlichen Gedanken hinauf gen Himmel flattern, zu erfahren, wie Gott gegen uns gesinnt sei, und was er von unserer Seligkeit beschlossen habe; darum ist er so niedrig geworden, daß wir an ihn uns halten, in ihm ein gutes Vertrauen zu Gott und fröhliche Hoffnung von unserer Seligkeit schöpfen sollten. Seine Windeln, Krippe, Armuth, Traurigkeit, Todeskampf, Geißelung, Kreuz und Grab sind lauter Stufen zum Himmel; steiget durch dieselben im Glauben hinauf, so wird euch seine mächtige Hand halten, daß ihr in Ewigkeit nicht fallen werdet. Könnt ihr denn ja solche ängstliche Gedanken nicht los werden, so lernet, wie sie euch vermittelst göttlicher Gnade können zum Besten dienen. Kehret die Schlußrede des Satans, damit er ́euch an eurer Erwählung zweifelnd machen will, gerade herum und faget: eben daraus schließe ich, daß ich erwählt bin, weil ich über meine Erwählung so ängstlich bin und so viel ängstliche Seufzer deßfalls zu meinem lieben Gott aufschicke, und weiß gewiß, daß mein getreuer Gott sich stellt, als wollt er mich fallen lassen, daß ich ihn desto fester ergreifen und halten soll. Und wer ists, der die unaussprechlichen Seufzer meines bekümmerten Herzens wirkt und schafft, als der Geist Gottes? Daraus ich unfehlbar schließen kann, daß ich Gottes Kind sei und mich nichts, nichts von der Liebe Gottes in Christo Jesu scheiden wird. Will denn dieses alles nicht helfen, so trauet denen, die es erfahren haben, daß nichts besser sei, wie allezeit, also in diesem Fall sich ganz und gar in Gottes gnädiges Gericht ergeben und sich ins Meer seiner Barmherzigkeit und Güte stürzen und, wenn also zu reden vergönnt ist, sich ihm auf Gnade und Ungnade ergeben. Denn den angefochtenen Herzen ist

zu Muth, als einem, der an einer hohen Klippe etwa einen schwachen Zweig ergriffen hat, zwischen Himmel und Erde schwebt und an nichts, als an seinen Fall gedenkt, bis ihm seine Freunde eine Streu von Betten, Stroh und andern Dingen machen, darauf er ohne Schaden fallen kann. Wenn euch denn solche ängstliche Gedanken verleiten und ihr ja fallen follt, so fallet auf Gottes unbegreifliche, unendliche Güte, Gnade und Barmherzigkeit, in Christo Jesu allen Menschen verheißen, sagend: Mein getreuer Gott! du Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, ich stürze mich in den Abgrund deiner Güte! ich bin dein Geschöpf, ich bin auch dein Eigenthum, durch das Blut deines Sohnes erkauft, ich verzage und vers zweifle an aller meiner Würdigkeit, an allen meinen Kräften, an aller menschlichen und engelischen Hülfe; nur allein an deiner Gnade verzage ich nicht. Sollte ich versinken und vergehen, so will ich in deiner Gnade vergehen; auf deine Gnade und Barmherzigkeit in Christo Jesu will ich leben und sterben, und, wenn es möglich ist, zur Hölle fahren!

192. Der Vogel in der Kinder Händen.

Etliche Kinder hatten einen Vogel an einen Faden gebunden und spielten mit demselben. Gotthold fah solches und gedachte: so gehts mit unserm Gemüth und Geiste zu, wenn sich derselbe in zeitliche Dinge und weltliche Lüfte vertieft. Die guten Freunde, die lustige Gesellschaft, die mancherlei Zeitkürzung und Gespräche sind oft nichts anders, als Stricke, damit unser Herz nieder gehalten und verhindert wird, daß es sich in Andacht und brünstigem Verlangen nicht erheben und nach dem Himmlischen sich nicht sehnen kann. Ich bin oftmals zu einer Ergößlichkeit gekommen und habe nicht gemeint, auch nicht gemerkt, daß mein Herz in etwas ist verstrickt worden, bis ichs hernach erfahren habe, wenn es sich im Gespräch mit Gott zu erheben gesucht; also spielt ein Mensch mit dem andern, wie die Kinder mit diesem Vogel, und ist guter Meinung und, indem er ihn zu ergößen sucht, an seiner Gottseligkeit ihm schädlich. Wohl dem, der sich von diesem Bande los wirken und sich von weltlicher Freude je mehr und mehr abziehen kann! Wie selig ist die Seele, die ihre Ruhe, Freude, Luft und Ergößlichkeit in Gott sucht und etliche Tropfen von seiner Süßigkeit kostet und darüber

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