ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

lichen und traurig mit den Traurigen. Warum sollt ich meinem Nächsten nicht gönnen, was du ihm gönnst?

198. Das Gastmahl.

Gotthold ward an einem Ort zur Mahlzeit gebeten, wobei ihm Hoffnung gemacht ward, daß er einen seiner liebsten Freunde, mit dem er vor andern gern umging, auch daselbst finden würde. Als er nun sich einstellte, fand er, daß sein vermutheter Freund wegen eingefallner Hindernisse ausgeblieben war, worüber er voll Unmuths ward, und sich bei solchem Mahl wenig fröhlich bezeigen konnte. Er gerieth aber darüber in folgende Gedanken: einer gottseligen Seele, die den Herrn Jesum herzlich liebt und nach ihm ein brünstiges Verlangen hat, der geht es eben wie mir jezt; sie sucht ihren Freund an allen Orten, in allen Dingen, in allen Begebenheiten; findet sie ihn, wer ist fröhlicher, als sie? findet sie ihn nicht, wer ist trauriger, als sie? Ach, mein Herr Jesu, du getreuster Freund meiner Seele! du bists, den meine Seele liebt, denn du bists, der meine Seele liebt. Meine Seele sucht dich! Mein Herz sehnt sich nach dir! Was soll mir die Welt mit all ihrer Lust, Pracht, Macht und Herrlichkeit, wenn ich dich nicht darin finde? Was soll mir die niedlichste Speise, der lieblichste Trank, die lustigste Gesellschaft, wenn du nicht dabei bist, wenn ich nicht meinen Bissen in deinen Wunden feuchte, wenn nicht deine Gnade meinen Trunk gesegnet und süß gemacht, wenn du nicht mit meiner Seele freundlich redest? Fürwahr, mein Erlöser! wenn ich sollte im Himmel sein und fände dich im Himmel nicht, so würde ich den Himmel für keinen Himmel achten. Drum, mein Herr Jesu! wenn ich dich mit Thränen, mit Seufzen, mit Flehen, mit Händeaufheben, mit Verlangen, Harren und Hoffen suche, so verbirg dich nicht, sondern laß mich dich finden. Denn, Herr! wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, und wenn mir gleich Leib und Seele verschmächtet, so bist du doch, Gott! allezeit meines Herzens Troft und mein Theil! Pf. 73, 25. 26.

199. Die blühenden Bäume.

Als im Jahr 1662 nach unsers Erlösers Geburt an etlichen Orten die Bäume im Januar theils blühten, theils auszuschlagen begannen, gedachte Gotthold an des Herrn Jesu Wort: Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume, wenn sie jezt ausschlagen, so sehet ihrs an ihnen und merket, daß jezt der Sommer nahe ist; also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist, Luc. 21, 29. 30.

Und brach darauf bei sich selbst heraus und sagte:

Die Zeit ist nunmehr nah,
Herr Jesu, du bist da!
Die Wunder, die den Leuten
Dein Ankunft sollen deuten,
Die sind, wie wir gesehen,

In großer Bahl geschehen.

Ich zweifle nicht, daß alles im Himmel gerüstet und fertig ist. Die h. Engel haben die Posaunen in den Händen und warten auf des Herrn Wink, daß sie den großen und leßten Gerichtstag ausblasen sollen. Die Menge der Auserwählten hat schon ihr weißes Kleid angelegt und die Palmzweige in Händen und ist bereit, ihren Erlöser in seiner leßten Zukunft zu begleiten. Die vielen Wohnungen im Hause Gottes sind aufgeräumt und zugerüstet, die Himmel krachen, die Erde bebt, die Winde stürmen, die Wasser brausen, alle Kreatur sehnt, seufzt und ängstet sich. Mich däucht, mein Heiland, ich höre dich sagen: Ja, ich komme bald: Und ich sage: Amen, Ja! komm, Herr Jesu! Offenb. 22, 20.

200. Der füße Wein.

Gottholden hatte ein wohlthätiges Herz einen Trunk füßen Weins gesandt; als nun sein Söhnlein nach Kinderart denselben auch gern kosten wollte und er ihm ein weniges in sein Becherlein schenkte und zu trinken darreichte, fragte er: Wie schmeckt das? Das Kind antwortete: Süß. Er fuhr fort: Wie süß? Das Knäb

28 H.

13

lein antwortete: Süß, füß. Gotthold lachte und sagte: So weißt du denn nicht anders zu sagen, als daß es füß sei? Ach, mein Gott! fuhr er fort bei sich selbst, wie süß ist deine Gnade! wie lieblich sind die Tropfen deiner Güte! Ich fühle und schmecke es im Geist und Glauben; sollte mich aber ein anderer fragen, wie süß deine Liebe und wie schmackhaft deine Gnade sei, so weiß ich eben so wenig, als dies Kind es zu sagen. Süß, süß ist deine Güte. Wie aber füß, das läßt sich besser erfahren, als sagen. Ich empfinde ja etwas in meinem Herzen, ich koste etwas in meiner Seele, das durchgeht mir Mark und Bein, es ist lieblich über alle Lieblichkeit, füß über alle Süßigkeit. Es ist so süß, daß es alle Bitterkeit vers zehrt, so süß, daß ichs nicht weiß und es nicht sagen kann, wie süß es ist. Und das sind, mein süßer Gott! nur etliche Tropfen deiner Güte; deren Süßigkeit kann mein Verstand nicht erreichen und meine Zunge nicht aussprechen, was wird alsdann werden, wann du mich im Himmel mit deiner Liebe und Gnade als mit einem Strom tränken wirst! Was ist das ewige Leben? die süße Gnade, Liebe und Güte Gottes. Wie süß ist denn die? süß, süß ist sie. Mehr weiß ich nicht zu sagen. Du unendlicher Gott! deine Süßig= keit und Seligkeit ist unendlich, denn du bist die Süßigkeit und Seligkeit deiner Gläubigen. Wann werde ich dahin kommen, daß ich dein Angesicht schaue und deine Süßigkeit völlig schmecke? Wenn du alle Meere, alle Ströme, Seen, Pfüßen, Brunnen und Quellen zu Wermuth, Galle und Aloe machtest und göffest es alles in und über mich allein, so könnten doch etliche wenige Tröpflein deiner füßen Liebe und Güte dieses alles süß und lieblich machen. Gönne mir, mein Gott! so viel von deiner Lieblichkeit in diesem Leben, als dir gefällt und mir dienlich ist. In jenem Leben will ich die Krümlein deiner Gnade und die Tropfen deiner Güte unter dem Tisch deiner Auserwählten gern aufsammeln und dennoch in Ewigkeit nicht mehr begehren.

Im Namen Jesu! Amen.

Gottholds zufällige Andachten.

Das dritte Hundert.

201. Das neu geborne Kind.

Gotthold sah ein Kind, das vor wenig Stunden geboren war, in seiner Wiege liegen und sprach: Wohl haben die lieben Alten gesagt, man sollte ein solches Kind, sobald man es ansichtig würde, küssen, den wundersamen Händen Gottes zu Ehren, die allda auf frischer That ergriffen würden. Ach, wer ist unter den Menschen, der das große Wunder der Weisheit, Güte und Allmacht Gottes an der menschlichen Geburt recht beherzigt und, wenn er hört, daß ein Kind geboren ist, sich seiner Geburt mit Dankbarkeit gegen seinen Schöpfer erinnert? Und was sag ich von einem Wunder? Hier kommen ihrer viele zusammen. Der wunderbare Gott nimmt etliche wenige Blutstropfen, die in seltsamer Lust verschüttet worden, und verschließt dieselben aufs festeste an einem verborgenen und dunkelen Orte; da bearbeitet er den Menschen mit seinen Händen und bildet ihn im verborgenen so künstlich, daß der Mensch sich niemals genug über sich selbst wird verwundern können; bald überschattet er das zarte Bild so kräftiglich und ernährt es so weislich, daß aller Weisen Wiß hierüber erstaunt, und die Gelehrten noch jest nicht eins darüber werden können, woher und auf welche Art der Frucht unter mütterlichem Herzen die Nahrung zu ihrem Wachsthum zugeflößt werde; wie süßiglich aber solches geschehen müsse, ist aus den vielfältigen Freudensprüngen, so sie, also zu reden, ihrem Schöpfer und Erhalter zu Ehren thut, abzunehmen. Wenn nun die Zeit der Geburt da ist, so ist die Güte

38 5.

13*

Gottes die beste Hebamme, die den Menschen aus Mutter

allererst in den Schooß geworDieselbe ist auch die beste Wärterin, schläft, noch schlummert, ohne deren

leibe zieht und der er zu fen wird. Pf. 22, 10. 11. welche bei unsern Wiegen nicht Aufsicht aller andern Fleiß zu wenig wäre, einem Kinde aufzuhelfen. Eben sie macht es auch, daß sich nach der Geburt das Geblüt muß sofort in die Brüste ergießen, woselbst es der liebreiche Gott in Milch verwandelt und mit seinem füßen Segen zum Ge= deihen seines zarten Geschöpfes vermischt. Mein Gott! ich danke dir darüber, daß ich wunderbarlich gemacht bin; wunderbarlich sind deine Werke; das erkennt meine Seele wohl! Pf. 139, 14. Ich bin dir, mein Schöpfer und Erhalter! alles schuldig, meinen Leib und dessen Glieder, meine Seele und deffen Kräfte. So will ich mich mein Leben lang befleißigen, daß du an meinem Leib und meiner Seele allezeit hoch gepriesen werdest.

202. Der Schnee.

Als zur Winterszeit alles mit Schnee und Eis bedeckt war, kam Gotthold mit einem guten Freunde vom Schnee zu reden und sagte: Der Schnee gehört auch mit zu den wunderbaren Dingen, die Gott aus dem Schaß der Natur hervorbringt, und haben viel weise Leute, die manchen Schnee gesehen und darüber ein schneeweißes Haupt bekommen, bisher von Erzeugung desselben nichts Eigentliches und das für einen scharfsinnigen Kopf genug wäre, bes richten können. Der Höchste aber gebrauchet ihn entweder zu der Menschen Vortheil, oder zuweilen um der Sünde willen zu ihrem Schaden. Der Schnee ist kalt und muß doch auf Gottes Geheiß die Wintersaat als ein weißer Pelz bedecken und vor Kälte schüßen, wohin zweifelsfrei der Prophet gesehen, wenn er spricht: Er giebt Schnee wie Wolle. Pf. 147, 16. Darum es auch für ein Zeis chen eines fruchtbaren Jahres gehalten wird, wenn, wie unsere LandLeute im Sprüchwort reden, die weiße Gans wohl brütet, sie wollen sagen, wenn der Schnee die Aecker den Winter über bedeckt hat. Doch kann auch eben dieses Geschöpf großen Schaden thun, wenn es vom Zorn Gottes einen Nachdruck hat. In den mitternächtlichen Ländern ist es zuweilen geschehen, daß ein zu Anfang ganz geringes

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »