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Schneeklöslein, von einem Vogel oder sonst durch einen Zufall er regt, im Herunterlaufen von dem hohen Gebirge dermaßen gewachsen und aufgeklumpt ist, daß es ganze Städte eingedrückt und verderbt hat. Solche Fälle sollen in den Alpengebirgen auch nicht selten sein und werden Schneelawinen (lewinnen) genannt, weil sie den Reisenden und andern oft mehr Schaden zugefügt, als eine erzürnte Löwin thun könnte. Wie auch der viele Schnee im Gebirge, wenn er im Frühling plößlich zergeht, die Ströme aufschwemmen und zu großem Schaden der Bewohner ergießen machen kann, haben wir oft mit Herzeleid erfahren. Mein Gott! es ist alles an deiner Gnade oder Ungnade gelegen. Das Schädlichste ist nicht schädlich, wenn deine Gnade es hemmt und regiert. Das Nüglichste ist nicht nüglich, wenn du den Einfluß deiner Gnade zurückhältst. Das allerverachtetste von deinen Geschöpfen ist mächtig genug, uns Ungehorsamen Schaden zu thun, wenn du es durch deinen Zorn wichtig machst. Ach, Herr! du wolleft. deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden, laß mich deine Güte und Treue allewege behüten! Ps. 40, 12.

203. Das bleiche Gold.

Es ward Gotthold ein spanischer Dukaten gezeigt, der etwas. bleicher war, als man sonst gewohnt ist, und deßhalb den Inhaber zweifeln machte, ob er auch gut und gültig wäre. Darauf sagte: er: So viel ich weiß, ist etliches Gold, das zwar dem ungarischen an Farbe viel, an Werth aber nichts zuvor giebt. Deßgleichen wird dieses auch wol sein. Allein es wundert mich, daß nicht längst alles Gold viel blasser und bleicher geworden ist, weil, wie jener kluge Mann sagt, so viel Hände sind, die darnach greifen und so viel Herzen, die es so eifrig suchen, zu keinem andern Ende, als daß sie es einsperren und als den ärgsten Uebelthäter in Schlössern und Banden gefangen halten wollen. Gott hat aus allen seinen Geboten einen kurzen Auszug gemacht und gesagt: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüth, du sollst deinen Nächsten lieben, als dich selbst. Matth. 22, 37. 39. Der Teufel hats ihm nachgethan und nunmehr alle seine Verführung in einen kurzen Begriff gebracht, welcher heißt: Du sollst Gold und Geld lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüthe,

über Gott, über Recht, über Gewissen, über den Nächsten, und von allen Kräften darnach trachten Urtheilet nun, welches Gebot heutiges Tags in der Welt am meisten gehalten wird. Erinnert euch ferner bei dieser Gelegenheit, was oft das erste und äußerliche Ansehen bei uns Menschen thut. Ihr saht diesen Dukaten für falsch an, weil er keine hohe Farbe hat; so meinen wir oft, was nicht scheint und gleißt, das gilt nicht. Mancher Mensch ist schlecht und recht, einfältig, unansehnlich, arm und niedrig, und sein Herz ist dennoch voll Liebe zu Gott und dem Nächsten, und was ihm an äußerlichen Gaben fehlt, das bringt er mit einem ungefärbten Glauben, herzlicher Andacht, gottseligem Eifer und tiefer Demuth wieder ein. Darum sollen wir nicht nach dem Ansehen sofort richten, damit wir nicht verwerfen, den Gott erwählt, und verachten, den Gott hoch achtet! Mein Gott! ich will mich bemühen, daß ich durch deine Gnade der Leute Vermuthen von mir übertreffe. Wenn mich alle Welt für fromm hielte, und ich wäre es nicht, so würde ichs darum nicht; ebenso, wenn sie mich für böse ausruft, und ich bes mühe mich, fromm zu sein und täglich frommer zu werden, so schadets mir nicht. Doch will ich, so viel ich kann, auch allen bösen Schein meiden und niemand Böses von mir zu vermuthen, so viel möglich ist, Anlaß geben. Herr, vor dir ist alle meine Begierde, und mein Seufzen ist dir nicht verborgen! Pf. 38, 10.

204. Das beste Gericht.

Als Gotthold bei einem Gastmahl unter guten Freunden war, gab er denselben zur ergößlichen Zeitkürzung die Frage auf, welches das beste Gericht wäre, das bei einer Bewirthung könnte aufgetragen werden. Hierauf fielen nun unterschiedliche Antworten. Einer sagte, das freundliche, vertrauliche und erbauliche Gespräch guter Freunde und ihr friedfertiges Wohlbegehen wäre das beste Gericht, weil auch der weise König sagt: Es ist besser ein Gericht Kraut mit Liebe, denn ein gemästeter Ochs mit Haß. Sprüchw. 15, 17. Ein anderer sagte: das beste Gericht wäre, wenn die Wirthin freundlich und reinlich wäre, denn, wenn sie ihre Geberden verstellt und so scheußlich wird, als ein Sack, Sir. 25, 23., oder

wenn sie zottig und unsauber daher geht und einem Vermuthung macht, daß sie mit den Speisen auch unreinlich umgehe, so sei wenig Freude und Schmack auch bei kostbaren Gerichten. Der dritte -sagte: er hielte das fürs beste Gericht, was einem, der Hunger hätte, zuerst vorgesezt würde; denn, daß sich die üppigen Menschen mit so vielen Speisen bedienen lassen, und doch oft kaum eine darunter ist, die ihnen recht schmecken will, ist keine andere Ursache, als daß sie ehe und mehr essen, als die Nothdurft erfordert, und den Hunger niemals zum Vorleger gebrauchen. Der vierte sagte: das beste Gericht seines Erachtens wäre ein wohlmeinendes und aufrichtiges Herz des Wirths, denn wenn einer erachten muß, daß die Einladung aus falschem, gewinnsüchtigem und gezwungenem Ges müth geschehen und ihm jeder Biffen in den Mund gezählt und jedes Wort aus dem Mund aufgefangen und beigelegt wird, so wird ihm wol kein Gericht recht schmecken können. Gotthold schloß : endlich und sprach: Ihr habt nicht ungereimt geantwortet, doch will ich auch meine Meinung entdecken. Ich halte fürs beste Gericht das, was durch ordentliche ehrliche Mittel mit gutem Gewissen erworben ist und mit Dankbarkeit gegen Gott in seiner heiligen Furcht genossen und dabei des armen Lazarus nicht vergessen wird. Denn, wie kann das ein gut Gericht heißen, das mit den Thränen und Seufzern der bedrängten Christen und mit dem Fluch Gottes abge= würzt ist? Kein Gericht ist gut, ohne was einem wohl bekommt. Wie kann einem aber wohl bekommen, was man mit solcher Brühe genießt? Wo man auch der Dankbarkeit gegen Gott und der Wohlthätigkeit gegen den dürftigen Nächsten vergißt, da pflegt der Schlaftrunk im höllischen Feuer zu erfolgen, wie es dem reichen Schlemmer widerfahren. Luc. 16, 23. Ach, mein Herr Jesu! gieb mir ein Stücklein Brods, das mit deinem Segen betrieft, in deinen Wunden gefeuchtet und von deiner Liebe schmackhaft ist, das will ich mit meinem dürftigen Bruder willig theilen; mehr und bessere Gerichte begehr ich nicht.

205. Die Einbildung.

In einer Stadt ging ein armer Mann umher in zottigen elens den Kleidern und sammelte sich, wo er konnte, etwas zu seinem Un

terhalt, und wenn er zu arbeiten ermahnt ward, gab er zur Antwort: Kaiser, Könige, Fürsten und Herren dürfen nicht arbeiten. Daraus, wie auch aus andern seinen Worten, Werken und Geberden war leicht abzunehmen, daß er sich im Wahnwig, ich weiß nicht, was für Hoheit einbildete. Als nun Gotthold einmal mit guten Freunden hievon redete, sprach er: Man findet merkliche Erempel solcher närrischen Einbildung. Zu Athen ist einer gewesen, Thrasyllus Aeroneus benamt, der sich eingebildet, alle Schiffe, die im Hafen der Stadt anlandeten und ausfuhren, wären sein, darum er auch sein Register darüber gehalten und bei ihrer Abreise ihrethalben sich bekümmert, bei ihrer glücklichen Wiederkunft aber sich übermaßen ge= freut. Ein anderer, ein gelehrter und berühmter Jurist, ist durch Eigendünkel und Ehrgeiz in die Thorheit gerathen, daß er vermeinte, er wäre mit einhälligen Stimmen der Kardinäle zum Pabst erwählt, welches er sich auch nicht wollte ausreden lassen, und in dieser hoffärtigen Thorheit pflegte er doch mit Ernst zu sagen, er hätte in vielen Jahren keine Anfechtung von eitler Ehre gehabt. Lernet aber hiebei, wie große Ursach wir haben, Gott für einen gesunden Verstand zu danken und ihn herzlich zu bitten, daß er uns vor stolzem Eigendünkel und Hochhaltung unserer selbst behüten wolle. Des Menschen Vernunft ist wie eine subtile und künstliche Uhr, die leicht ins Stocken geräth und ohne Unterlaß des Meisters Aufsicht und Hand bedarf. Thut Gott die Hand von uns ab, so können wir viel närrischer werden, als jemals solche Leute gewesen sind. Vor allen Dingen hütet euch vor Stolz und Hoffart, die aller Thorheit Mutter und Säugamme ist. Ein stolzer Mensch spiegelt sich in seinen eignen Gaben, er hat Gefallen an ihm selbst, er dünkt sich flug, fromm, gelehrt, ansehnlich, nüzlich vor allen andern, und das ist die gefährlichste Einbildung, darin einer immer fallen kann, weil er sich entweder selbst betrügt und sich anmaßt, was er nicht hat, oder sich doch aller Belohnung bei Gott verlustig und unfähig macht. Wohl hat ein alter Lehrer gesagt: „ein hoffärtiger Mensch, der in allen Dingen seinem eignen Sinn folgt, der bedarf keines Teufels, der ihn versuche und zu Fall bringe, weil er ihm selbst Teufels genug ist." (Joh. Gerson.) Ach, mein Herr Jesu, du demüthiges Herz, behüte mich vor Stolz! Ich könnte keine größere Thorheit begehen, als wenn ich mir einbildete, daß mein Verstand allein genug sei, mein Leben zu regieren; regiere du mich und beschere mir alle

zeit Herzen, die mir das Beste rathen, mir aber den Sinn, daß ich gern gutem Nath folge!

206. Das Kind.

Gotthold sah ein Kind sizen, welches, nachdem es sich satt gegessen, dennoch eine Semmelschnitte gefordert hatte und selbige verbrockte. Hier sehe ich, sprach er, was Ueberfluß thut, und was unferer verderbten Natur damit gedient ist, wenn sie zu viel hat. Dieses Kind, wenn es Hunger hätte, würde mit Lust das liebe Brod essen und ungern ein Krümlein verspillen. Jeßt aber, da es satt ist, da spielt es damit und verderbt es. So gehts uns alten Kindern auch; die schwersten Zeiten lehren am besten haushalten und die Gaben Gottes mit Furcht und Dankbarkeit genießen. Der Ueberfluß aber hat eine Nachfolgerin, die heißt Verschwendung, und werden wol niemals mehr Sünden begangen, als wenn Gott der Welt das meiste Gute thut und sie mit seinem reichen Segen überschüttet. Hingegen sieht man niemals mehr gen Himmel, als wenn Gott den Brodkorb hoch hängt, und im Mangel lernen wir erkennen, wie hoch und theuer der Segen Gottes zu halten fei. Mein gnädiger und lieber Gott! ich weiß bald nicht, wie du es der Welt eben machen willst. Giebst du wenig, so klagt und murrt fie; giebst du piel, so prangt und raset sie. Ach, Vater, halte der Thorheit etwas zu gute! Was mich betrifft, will ich mir weder Armuth, noch Reichthum, weder Mangel, noch Ueberfluß wünschen. Ich traue mir selbst in beiden Fällen nicht. Ich weiß wohl, was ich mir wünschen will: gieb mir, mein Vater, was du willst.

207. Die Erndte.

Als Gotthold zur Erndtezeit vor einer Stadt mit etlichen guten Freunden spazieren ging, fing einer unter ihnen an und sagte: Lieber Gott! wie eilt jezt schon alles, als bergab, dem betrübten und kalten Winter zu! Man hört nicht ein Vöglein mehr, die Lerche betrübt sich, da sie sieht das Getreide abmähen und wegführen und ihr ein leeres Feld hinterbleiben. Gotthold sagte hierauf: Die Vö

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