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Jest mag ich mit Wahrheit sagen, daß ich meinen Tritt in Buts ter wasche, Hiob 29, 6., und daß deine Gnade ist wie eine Thauwolke, Hos. 6, 4. Kann ich diese Perlen zählen, so kann ich auch deine Wohlthaten zählen. Deinem Namen sei ewig Lob! Mein Herr und Gott! laß auch ein und ander Tröpflein deiner füßen Gnade auf mein armes Herz und Gewissen fallen, dadurch es in Traurigkeit getröstet und zu deinem willigsten Dienst angefrischt werde.

2. Die Kohlpflanze.

Gotthold sah auf einem Acker Weißkohlpflanzen gesezt, die, ob sie wohl fein groß und schön gewesen, dennoch nach der Verseßung die äußersten Blätter meist alle verloren hatten, welche um das Herzkölblein und schwachen Stamm her verwelkt lagen; er gedachte dabei, das heißt: Gestorben zum Leben. Wären diese Pflanzen an dem Ort, wo sie aus einem geringen Samenförnlein erwachsen, unverrückt gelassen, hätten sie ihre Frucht nicht bringen können, jezt aber, da sie versezt sind, stirbt zwar das äußerliche Ansehen, aber die Herzblättlein leben, und werden in weniger Zeit durch fleißige Obacht und Begießen wachsen, sich schließen und auf einem starken Stamm das wundersame und nüzliche Kohlhaupt bringen. Mein Gott! so machst du es mit deinen Gläubigen. In der Welt find wir aus sündlichem Samen entsproffen, und würden, als Fleisch vom Fleisch geboren, Joh. 3, 6., zu keiner heiligen und tauglichen Frucht gelangen; deine Hand aber, Herr Jesu! verseßt uns in deinen Kirchenacker, daß wir sollen werden Pflanzen des Herrn, zum Preise, Jef. 61, 3.; da überfällt uns die Kreuzhige, und was dein wunderbarer Rath, Jes. 28, 29., zu unserem Aufnehmen sonst gut befindet. Also sterben wir zum Leben! Wir fterben ab der Sünde, daß wir der Gerechtigkeit leben; wir sterben der Welt, auf daß wir Gott leben; es stirbt der alte Mensch, daß der neue Mensch lebe; es stirbt das Fleisch, daß der Geist lebe und in uns herrsche. Mein Gott! laß mich eine solche Pflanze sein!

Ertödt mich durch dein Güte,

Erweck mich durch dein Gnad',
Den alten Menschen kränke,

Daß d'r neue leben mag.

3. Ein unvermutheter Schuß.

Im Durchgehen eines zur Rechten aus dem Geb

ht großen Waldes hörte Gotthold einen unversehenen Schuß, so stark,

daß ihm die Ohren gellten; davor erschrack er und erzürnte sich über den Jäger als einen Ursacher seines heftigen Schreckens, bald aber bedachte er sich und sprach bei sich selbst: Mein Gott! wie unvermuthet drückt der Jäger los auf ein sicher weidendes Wild! Und wie listig und unverdroffen schleicht der höllische Jäger meiner armen Seele nach, daß er sie plöglich fällen und ins Verderben stürzen möge! Ach! hab Acht auf mich, mein Gott! und laß ihm alle Anschläge wider meine Seele fehlen und versagen! Ich bin erschrocken vor dem unversehenen Schuß. Ach! was ist dieser Schuß gegen den lezten Donnerschlag, der dieses große Weltgebäude plößlich bei höchster Sicherheit und wollüftiger Stille der Menschenkinder erschüttern, zerschmettern, anzünden und einäschern wird!

Jesu! hilf zur selben Zeit

Von wegen deiner Wunden,
Daß ich im Buch der Seligkeit
Werb angezeichnet funden!

4. Der Widerhall.

In demselben Gehölze verspürte Gotthold einen artigen Widerhall, der ihm seinen Morgengesang wollte gleichsam verdoppeln und zu Gott aufschicken helfen; er vergaß schier darüber der innerlichen Andacht, die des Gebets Seele und Leben ist, und hatte seine Lust an seiner also verzwiefachten Stimme. Aber bald erinnerte er sich, daß der Widerhall keineswegs von Gott erschaffen, ihn von schuldiger Gebetsandacht abzuführen, sondern vielmehr ihn zu gottfeligen Gedanken zu veranlassen. Ich habe hierin, sprach er, mein Gott! eine Abbildung. deiner Güte, die meinem gläubigen Gebet recht herzempfindlich entgegen schallt und antwortet. Sag ich: Mein Gott! so antwortest du: Dein Gott! Sag ich: sprichst du: Ich liebe dich! Sag ich: du: Ich helfe dir! Sag ich: Ich heule, sprichst du: Ich heile! Zudem lehrt mich auch der Widerhall, daß ich niemals, auch in

Ich fleh

Ich lobe dich! zu dir! sprichst

der Einöde nicht, allein bin, sondern deine göttliche Aufsicht geleitet mich! Du siehest meine Gedanken von ferne; ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehest alle meine Wege; es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Herr, nicht alles wissest. Ps. 139, 2. 3. 4. Darum gieb, mein Gott! daß ich stets vor dir, (als vor deinem Angesichte, deiner göttlichen Allgegenwärtigkeit und Allwissenheit nimmer vergessend) wandle und fromm sei. 1. Mos. 17, 1.

5. Ein Eichbaum mit Ephen bewachsen.

Gotthold sah einen fast dürren Eichbaum mit Epheu bis an die obersten und meisten Zweige bewachsen. Ei, sprach er bei sich selbst, das Gewächs ist wol ein rechter Nahrungsdieb, welches dem Baum allmälig vermittelst seiner Fasern, die es ihm in die Rinde getrieben, den Saft entzogen und also mit dessen Schaden sich groß gemacht hat; ein wahres und eigentliches Bild eigennüßiger, listiger Leute, die andern, zuweilen denen, die ihnen erst aufgeholfen, die Nahrung abwässern und sie zu dürren Bäumen machen. Noch fiel ihm ein, daß hierinnen ihm die schnöde und höchst schädliche Fleischesluft vorgestellt würde, welche den Menschen gleichsam umarmt, faßt und ihm aufs geschwindeste alles Geblüt und Gemüth einnimmt, bis er ein fauler und dürrer Baum, der abgehauen und ins Feuer geworfen wird. Er gedachte an das Wort Petri: Enthaltet euch von fleischlichen Lüften, welche wider die Seele streiten. 1. Petr. 2, 11.

Indem er weiter ging, erinnerte er sich, daß dieser Baum ihm auch der Eltern und Kinder Beschaffenheit zierlich abbilden könnte. Die Eltern zeugen die Kinder mit Schmerzen und Traurigkeit, erziehen sie mit Sorgfältigkeit, ernähren sie mit saurer Arbeit, verheirathen sie mit Kostbarkeit, und werden darüber alt und kalt, arm und dürftig, geben oft den Kindern das Brod und leiden selbst Noth. Böse Kinder aber sind es, die nicht wie dieser Epheustrauch den alten dürren ausgesafteten Baum bedecken, ich will sagen, die nicht die alten, armen, schwachen Eltern mit Wohlschicken erfreuen, von ihren Bissen sie speisen, aus ihrem Becher sie tränken, mit ihrer Hülle sie decken und mit kindlicher Liebe und Ehre bis an ihr Ende ihnen

begegnen. Hilf, mein Gott! daß ich mich vor Eigennug, schnöder Lust und Undankbarkeit gegen meine wohlverdienten Eltern hüte! Laß mich wachsen in deiner Gnade und Segen, daß ich auch meinen Baum mit Ehre und Liebe stets umfangen und beschatten möge!

6. Die Art am Baum.

Es hörte Gotthold im selbigen Gehölze die verdoppelten Streiche der Holzschläger, und als er denselben in etwas gefolgt, fand er, daß ihrer zween in voller Arbeit begriffen waren, einen Eichbaum zu fällen, welchen sie auf Befragen: wozu sie ihn niederfällen wollten, ihm zeigten als wipfeldürr und unfruchtbar, sagend, daß er, zu nichts, als den Ofen zu heizen, nüß wäre. Er verwunderte sich über diese gute und unvermuthete Erinnerung, gedenkend an das Wort: Die Art ist schon dem Baum an die Wurzel gelegt, darum, welcher Baum nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Matth. 3, 10. Ach, sprach er bei sich selbst und an seine Brust schlagend, ich elender Mensch! wie leb ich doch oft so sicher in den Tag hinein, meines Lebens Ziel weit hinaussegend und an nichts weniger, denn an mein Ende gedenkend, da doch der Tod täglich an meinem Lebensbaum hackt und einen starken Streich nach dem andern vollbringt, dadurch er endlich (und wenn es Gott nicht aus Gnaden verhütet), vielleicht unvermuthet wird zu Boden gerichtet werden. Ach, mein Gott! gieb, daß ich mit Früchten der Gerechtigkeit erfüllt sei durch Jesum Chrift zu deinem Lob und Ehre, Phil. 1, 11., und den lezten Streich, den mir der Tod auf dein Zuwinken geben wird, mit gottseliger Wachsamkeit und gläubiger Freudigkeit erwarte.

7. Die unversehene Erinnerung.

Indem er fortging und sich über die mancherlei guten Erinnerungen verwunderte, fiel ihm bei, daß es eine nicht geringe, doch verborgene Wohlthat Gottes wäre, wenn einem zuweilen unvermuthlich das Herz von einem andern, der nicht daran gedächte, getroffen, und er entweder seiner Sünden oder seines Gelübdes erinnert, oder vom

Bösen abgemahnt und zum Guten gereizt würde. Er erinnerte sich, daß einmal ein betrübter Mann in schwermüthigen und tief traurigen Gedanken im Bette gelegen, sorgenvoll wegen Abgang seiner Nahrung und zerronnener Mittel, welchen seine Schwester, die von feiner damaligen Schwermuth nichts gewußt, unvermuthlich getröstet, indem sie mit heller und freudiger Stimme gesungen: Wer hofft in Gott und ihm vertraut, der wird nimmer zu Schanden! Auch war ihm wohl bewußt, daß, als einmal er selbst, durch Schimpfworte erregt, ins Feld gegangen, alle seine verworrnen und erzürnten Gedanken auf Rache richtend, er unvermuthet von etlichen, die an nichts weniger, als an sein Vorhaben gedachten und mit einander von andern Dingen redeten, gehört: Der ist weise und wohlgelehrt, der alle Dinge zum Besten kehrt, welches mit Salomos Ausspruch übereinstimmt: Wer geduldig (langmüthig) ist, der ist ein kluger Mensch, und ist ihm ehrlich, daß er Untugend überhören kann! Sprüchw. 19, 11. Dadurch er bewogen worden, sich der unverhofften Erinnerung gemäß zu verhalten und die Rache dem Höchsten zu befehlen. Er dachte auch dem, was er gelesen und erfahren, nach, und befand, daß durch einen starken Seufzer, durch einen Gesang oder andere zufällige Reden oft Mord, Diebstahl, Unzucht und andere Sünden verhindert, und mancher in Gesellschaften unverhofft durch eine Erzählung oder Kurzweil getroffen worden, daß es ihm weh gethan. Ach, sprach er, mein Gott! wie mancherlei ist deine Güte, und wie viel deiner Wohlthaten sind vor unsern Augen verborgen! Treffen uns deine Diener mit den scharfen Pfeilen deines Wortes, so müssen sie es aus Haß und heimlichem Widerwillen gethan haben, da sie doch oft dahin nicht gezielt, wo der Pfeil am besten eingefallen. Was sind denn solche Erinnerungen anders, als dein Winken und deine Langmuth, womit du uns zur Buße lockst? Gieb, mein Vater, daß ich keine Gelegenheit zu meiner Besserung versäume!

8. Die Schiffsleute.

Gotthold sah an einem schiffreichen Fluß wandelnd, daß ein Schiff gegen den Strom heraufgebracht ward mit großer Anstrengung der Schiffsleute, maßen sie denn entweder austreten, in die Seile

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