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solches verdunkeln aus Mißgunst und Furcht, weil sie meinen, daß, so viel andere emporkommen, sie fallen müssen. Also gilt einer denn, so viel ihn Liebe, Haß, Freundschaft, Feindschaft, Gunst, Mißgunst will gelten lassen. In der Fremde aber sieht man mehrentheils den Mann an, und nicht das Kleid, und man macht es oft wie ein Gärtner und Blumenliebhaber, der mit ausländischen schönen Gewächsen seine Krautbeetlein am liebsten ziert. Mein Gott! ich danke dir, daß du mich auch über alles Vermuthen aus meinem Boden in einen fremden verseßt, und mich bisher mit deiner Gnade überschattet, und mit deinem Segen befeuchtet hast! Gieb, daß ich dir und meinem Nächsten viel Früchte trage, und täglich mit Jakob spreche: Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knecht gethan hast. 1. Mos. 32, 10.

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Gotthold hatte seine Lust gesehen an den blühenden Obstbäumen und sich gute Hoffnung gemacht, die Früchte im Herbst mit Freuden zu brechen, aber nach wenig Tagen fand er, daß durch einen schädlichen Mehlthau viel Raupen geworden, welche die Blüthen sammt den Blättern verzehrt und die bloßen Zweige, als vom Feuer versengt, hinterlassen hatten. So gehts, gedachte er, mit menschlicher Hoffnung und Freude, die, ehe man sichs versieht, wie ein Dampf verraucht, und wenn wir meinen, unsere Glückseligkeit stehe in voller Blüthe, und machen schon Anstalt, ihrer nach Wunsch zu genießen, so ist es im Augenblick geschehen, daß sie wie ein Schatten sich verloren hat. Indem er nun diese Gedanken einem guten Freunde eröffnete, erinnerte derselbe, daß diese Bäume gar cigentlich vorbilden könnten die mit Fleiß erzogene, hernach aber von böser Gesellschaft verderbte Jugend. Wie herrlich blüht doch oft ein junges Blut durch so viel stattliche Anzeichen eines sittigen, gottseligen und tugendliebenden Gemüths, so lang es unter der Eltern und Lehrer getreuen Aufsicht sich befindet, und wird hernach von böser Gesellschaft so schändlich verführt und verderbt, daß es sich selbst nicht mehr ähnlich ist, und die Eltern für all ihre Mühe, Sorgen und Kosten einen versengten Baum, einen Taugenichts zu Hause bekommen! Ach, lieber himmlischer Vater! du weißt, was ich dich 18 H.

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täglich der Meinigen halber bitte; bewahre sie vor der gottlosen Welt Aergerniß und Verführung! Sie sind dein, mein Gott! Du haft sie mir gegeben, und ich habe sie dir wieder gegeben. Darum segne und behüte sie, daß sie viel Frucht bringen zu deiner Ehre, meiner Freude und ihres Nächsten Dienst, und selig, selig werden!

24. Die Tulpen.

Ein gelehrter Gärtner hatte viel Tulpen von mancherlei Farben auf einem kleinen Gartenbeetlein zusammengebracht, und ob er wohl über 30 darauf zählen konnte, war doch nicht eine, die sich durchaus mit der andern verglich, sondern die eine war so, die andere so von der Natur gemalt, gestriemt, geflammt, gesprengt und ausgemacht. Dabei stand er mit fröhlicher Verwunderung und sprach: Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist, als dieser eine; so denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen vergeht, sollte er das nicht vielmehr uns thun? wir Kleingläubigen! Matth. 6, 29. 30. Gotthold sah dieses und sagte: Dies ist ein Bild der mancherlei Gnaden und Gaben Gottes, damit er die Menschenkinder ziert und ausrüstet, daß ein jeder in seinem Stande damit soll leuchten, auch Gott und Menschen ehren und erfreuen. Wie schön stehen diese Blumen in ihrer ordentlichen Unordnung! Wie neigen sie ihre Häupter gegen einander, als wollten sie sich küffen, so oft ein liebliches Lüftchen sie anweht! Wie benimmt doch der einen Schönheit der andern so gar nichts, sondern vermehrt dieselbe! Und wer kann diese so einhällige und schöne Mißhälligkeit ohne Ergößlichkeit anblicken? Also giebt der Höchste mancherlei Gaben, und theilt einem jeg= lichen seines zu, wie er will; 1. Cor. 12, 4. 6. 11., und ach, wie schön steht es, wie fein und lieblich ist es, wenn die Amtsbrüder einträchtig bei einander wohnen! wenn sie ihre Häupter nach Antrieb des Geistes der Liebe zu heilsamen Rathschlägen vereinigen! wenn sie nicht durch Mißgunst getrennt, sondern durch Freundschaft verbunden bei einander stehen, und mit unterschiedlichen Gaben einmüthiglich Gott und Menschen dienen! Mein Gott! verbinde uns in Frieden durch deinen Geist zu ungefärbter Bruderliebe,

daß wir uns unter einander brünstig lieb haben mögen aus reinem Herzen. 1. Petr. 1, 22. Was aber Distelköpfe sind und bleiben, die wird deine Hand finden, ausreißen und im Zornfeuer verbrennen.

25. Der liegende Baum.

Der Wind hatte einen verjährten Obstbaum mehrentheils gefällt und zu Boden gelegt, doch waren die meisten Wurzeln in der Erde verblieben. Weil nun des gefällnen Baums Zweige dem Gärtner viel Unordnung und Unraum machten, hatte er sie alle heruntergehauen und den bloßen Stamm mehr aus Versäumung, als wegen einiger Hoffnung also liegen lassen. Dieser aber hatte neue Sproffen getrieben und zwar gerade auf, daß, obwohl der Stamm der Länge nach mehrentheils auf der Erde lag, die Reiser dennoch gleichauf standen und lustig daher wuchsen. Gotthold dachte: So gehts mit manchen Kindern zu, deren Eltern von einem Unglückswind geniedrigt sind und unter gemeine, arme und verachtete Leute sich müssen zählen lassen; fürwahr, wenn sie der Gottseligkeit, Aufrichtigkeit und Redlichkeit sich befleißigen, so geschieht ihnen viel zu ungütlich, wenn man ihren niedrigen Stand ihnen vorrücken und fie deshalb verächtlich halten will. In weiterem Nachdenken fiel ihm ein, daß er dergleichen an den abgehauenen Weiden oft wahrgenommen, welche, etwa die Wege auszubeffern an der Erde gele= gen, gleichfalls ihre Schößlinge gerade aufrichten und ein artiges Vorbild geben können derer, welche durch Krankheit und anderes Unglück erniedrigt sind und der Welt gleichsam unter den Füßen liegen, deren Seufzer aber, Verlangen, Begierden und Gedanken einig und gänzlich gen Himmel gerichtet sind, wie Lazarus deren einer war. O wie selig ist die Erniedrigung, welche das Herz gen Himmel erhebt! Wie gut ists, der Welt dem äußerlichen Zustande nach unter den Füßen liegen und im Geist Gott im Schooß sizen!

26. Das Unkraut.

Gotthold sah einen Nesselstrauch an einem nicht gehörigen Orte stehen, und als er denselben auszureißen bemüht war, empfand er

daß viel Erde mit folgte, weil dies Unkraut sich mit vielen Wurzeln und Fasern darinnen befestigt hatte. So gehts, dachte er, mit unserer Bekehrung zu. Wenn Gott das Lasterkraut aus unsern Herzen reißen will, ach, wie fest hat sichs darinnen gesezt! wie ists mit so vielen Wurzeln der bösen Lust befestigt und hat sich allenthalben durchgeflochten! Da kanns wol nicht anders sein, es muß ein Stück vom Herzen mit fortgehen, ich will sagen, es kann ohne Schmerzen, ohne Angst, ohne Weh nicht zugehen. Aber was hilfts? Das Unkraut, so oben abgerissen wird, schlägt bald wieder aus, aber wenn Wurzel und alles weg ist, so kann man sicherlich etwas Gutes an die Stelle pflanzen. Also ists umsonst, wenn wir durch einen unbeständigen und gezwungenen Vorsag uns selbst wollen fromm machen, und die böse Luft im Herzen behalten, die nur auf gut Wetter und Gelegenheit wartet, von neuem auszuschlagen. Darum reiß, mein Gott! reiß aus meinem Herzen die bittere Wurzel durch Mittel, die du gut befindest! Weh thuts dem sündlichen Fleisch; besser aber zeitlich, als ewig Weh.

27. Der Ulm-, Ruft- oder Röstern-Baum.

Als Gotthold einen Rustbaum sah, fiel ihm bei, wie er vordem gelesen, daß, so im April oder Maimonat dieser Baum von wenigem und gelindem Regen befeuchtet und geschwind darauf von den Sonnenstrahlen erwärmt würde, seine Blätter sich krümmten und eine Blase machten, in welcher aus der verschloßnen und erwärmten zähen Feuchtigkeit Mücken und anderes Ungeziefer wüchsen, und von dannen sich häufig hervormachten, daher auch dieser Baum von etlichen der Mückenbaum genannt würde. Er ging hinan und befand es also, zumal etliche Blätter diese Frucht noch trugen, andere aber durch ein kleines Loch dieselbe schon ausgelassen hatten. So gehts zu, dachte er, mit den Leuten, welche sich in gute Tage nicht schicken können; Gott befeuchtet sie mit seinem Segen und bestrahlt sie mit seiner Gnade zum Wachsthum ihrer Gottseligkeit und Dankbarkeit, aber ihr böses Herz brütet den Geiz, die Ueppigkeit, den Stolz, die Undankbarkeit und gottloses Wesen aus. Behüte mich, mein Gott! davor, und gieb, daß ich deine Wohlthaten auch wohl gebrauche!

28. Die Kröte.

Gotthold ward gewahr, daß bei einem schönen und dickgewachfenen Salbeistrauch eine große Kröte saß, die vom Gift feuerroth und schwulstig war, und sobald sie seiner inne ward, wieder unter dem Schatten desselben Krauts sich verbarg. So ist es dennoch so, dachte er, daß dieser giftige Wurm das edle Kraut liebt und gern dabei hauset, warum denn etliche pflegen die Raute dabei zu pflanzen, als die seine Feindin ist und ihn von dannen hält. Im weitern Nachdenken aber befand er, daß ihm hierin der Zustand eines feindseligen und bittern Menschen abgemalt wäre. Mancher hat von Gott und der Natur feine Gaben, die er auch durch Fleiß und Kunst ausgeschliffen und in seinem Stande der Welt damit zu dienen tüchtig gemacht, er führt daneben ein ehrbares Leben, hält sich zum äußerlichen Gottesdienst, betet, singt, theilt den Armen aus nach seinem Vermögen; aber dagegen hat er eine bittere Feindschaft und unversöhnlichen Widerwillen wider einen und den andern gefaßt und verharrt in demselben mit Vorwand guten Fugs und Rechts, und wie der Kalk vom kalten Wasser entzündet, also, jemehr man aus dem Wort Gottes ihm zuredet, je eifriger und heftiger er wird. Was ist nun solcher Haß und Groll anders, als eine giftige Teufelskröte, die das gute Kraut seines ganzen Lebens vergiftet und vor Gott nichtsgültig macht? Wohl dem, der dies bedenkt und allezeit ein Rautenpflänzlein wider die Feindseligkeit aus dem göttlichen Wort im Herzen trägt! Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, wenn ich weissagen könnte, und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntniß, und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und hätte der Liebe nicht, so wäre mirs nichts nüße. 1. Cor. 13, 1. 2. 3.

29. Der Hecht.

Als Gotthold am Ufer eines Waffers spazieren ging, sah er einen Hecht an der Sonne stehen, welchem die lieblichen Strahlen so wohl und sanft thaten, daß er darüber sein selbst vergaß und der Gefahr, darin er schwebte, maßen denn ein Knabe ihm eine

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