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gel fingen am meisten zur Frühlingszeit, im Sommer aber schweigen fie. Meines Erachtens hat es der fromme und milde Gott auch darum so verordnet, daß uns im Frühling, da die lieben Früchte erst im Wachsthum stehen und wir ihrer uns nur in Hoffnung freuen, die Vögel mit ihrem Gesang zum Lobe Gottes aufmuntern möchten; hernach aber, wenn wir beginnen, der mancherlei Gaben Gottes wirklich zu genießen und das liebe Korn mit vielen tausend Fudern in unsere Scheuern bringen, da schweigen die Vögel still, als hielten sie es für unnöthig, daß sie uns Gott zu preisen erinnern follten, weil wir ja bei Genießung so mancherlei Güter den milden Geber derselben zu loben nicht vergessen werden. Seht euch jezt um, ihr werdet hier und dorther ein Fuder Korn nach dem andern fahren sehen, meint ihr wol, daß der milde Vater, der das Korn aus der Erde wachsen läßt, für ein jedes ein dankbares Lob zu erwarten hat? da ihm doch für eine jede Aehre solches gebührt, weil aller Menschen Verstand und Vermögen ohne ihn nicht eine einige aus der Erde hervorbringen kann. Ich sehe die Aehren nicht anders an, als so viel tausend aufgereckte Finger, die gen Himmel weisen und mir Gott im Himmel zu loben Anlaß geben. Ach, heis liger Gott! wenn wir dich nur so lang loben, lieben und nach deinem Willen leben wollten, als du uns Gutes thust, so würde unser Herz von deiner Liebe, unser Mund von deinem Preise und unser Wandel von deiner Furcht nimmer ledig sein.

208. Der Hund.

Gotthold hatte einen Hund, der ihn, wenn er ins Feld spazieren ging, allezeit zu begleiten pflegte; als er aber einmal, ich weiß nicht warum, zurückblieb und ihn wider seine Gewohnheit allein ge= hen ließ, stellte sich Gotthold, als er wieder heim kam, als wollte er ihn sehr schlagen, hob den Spazierftab auf und redete ihm hart zu. Dieser, als seine Missethat erkennend, legte sich ihm vor die Füße und kroch mit Winseln vor ihm an der Erde herum. Ach! fing er bei sich selbst an, mein Gott, du gewaltiger, glorwürdigster, ewiger Herr! wann werd ich doch so klug werden, als dieses unvernünftige Thier! Ich fündige täglich wider dich und, mein Herr Jesu! da ich dir stets folgen sollte, verlaß ich dich mehrmals und

folge meinem fleischlichen Willen; wann demüthige ich aber mich so `vor meinem Gott, als dieses Thier vor mir sündhaften, ohnmächtigen Menschen? Jene bußfertige Sünderin, Luc. 7, 37. und das kananäische Weiblein, Matth. 15, 21., legten sich dem Herrn Jesu zu den Füßen; wenig aber sind, die es ihnen von Herzen nachthun. Das verderbte Herz ist wie eine Blase, mit Wind gefüllt, die im Wasser stets empor schweben will, und bedenkt nicht, daß kein anderes Mittel im Reich Gottes ist zur Erhöhung, als die Erniedrigung. Mein Herr Jesu! hier lege ich mein üppiges, fleischliches Herz vor dir nieder, tritt es, mein Heiland! mit Füßen, daß es lerne demüthig sein. Zerquetsche es als eine Traube, daß es mit Bußthränen fließe! Beschwere es mit deinem Kreuz, brücke es unter deine Last, beuge es unter dein Joch, daß es betrübt, elend, niedrig und gering werde; sonst ist es deines Trostes, deiner Gnade und Liebe nicht fähig und mit allem nichts nüge.

209. Der Traurige.

Es kam ein betrübter Mann zu Gotthold, sagend, er hätte mit ihm zu reden, wenn sie könnten allein sein. Als er nun von ihm in ein abgelegenes Zimmer geführt wurde, fing er an, mehr mit den Augen, als mit dem Munde zu reden, ich will sagen, er begann so viel Thränen zu vergießen, daß ihm die Rede dadurch gehemmt wurde. Gotthold sprach: Ihr sagt, ihr hättet mit mir zu reden, und ob ihr zwar mit eurem Munde nichts sagt, so reden doch eure Augen so viel, daß ich leicht erachten kann, daß euer Herz mit einem schweren Anliegen belästigt ist; Lieber, sagt mir etwas und erleichtert euer Herz. Ach, sprach der andere, Sünde! Sünde, du Seelengift! wie plagst und nagst du mein armes Herz! Darauf sagte Gotthold mit fröhlichem Gesicht: Es fehlte nicht weit, ihr hättet mich auch traurig gemacht und hättet meine Thränen durch die eurigen heraus gelockt, diese eure Traurigkeit aber, so viel ich vernehme, ift keines Betrauerns werth. Ach, wie freue ich mich über eure Traurigkeit, wie lieb ist mir eure Betrübniß! Ja, die h. Engel lachen, daß ihr weint, und der Herr Jesus freut sich, daß ihr traurig seid.. Wenn ich gesehen hätte eure Sünde, so hätte ich weinen wollen, jezt aber, da ihr eure Sünde mit Thränen beklagt, da hab ich Ur

fache, mich herzlich zu erfreuen. Dies ist die göttliche Traurigkeit, die da wirket zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereut. 2. Cor. 7, 10. Ich wünsche von Grund meiner Seele, alle unbußfertigen sichern Menschen in einem gleichen Zustande mit euch zu sehen. Viele sind, die beweinen, daß sie ihren Willen nicht haben mögen, wenige beweinen, daß sie ihren Willen gehabt haben. Ich sehe viel Trauerns in der Welt, aber wenige, die sich selbst betrauern. Es ist eine unglückselige Seele, die sich felbst noch niemals beweint hat. Die betrübten Herzen aber sind die Gefäße, die mit dem Blut und Trost des Herrn Jesu gefüllt werden. Darum weinet nur bitterlich, laffet die Thränenquellen nach ihrem Willen fließen; besser ist es, mit Reue weinen, als ohne Scheu fündigen. Der himmlische Arzt geht schon damit um, daß er ein Mittel für eure Traurigkeit finde. Ach, fuhr jener fort, warum hat mich doch Gott von seinen Wegen irren und in diese Sünde fallen lassen? Fürwahr, antwortete Gotthold, trauet sicherlich, daß es dem heiligen und frommen Gott lieber gewesen wäre, daß ihr nicht gesündigt hättet; weil es aber geschehen ist, so danket dem barmherzigen und langmüthigen Herrn, daß er euch auf frischer That nicht gestraft und durch einen plöglichen Tod zum ewigen Verderben nicht hingerissen hat. Wisset auch, daß der allmächtige und gütige Gott nicht zulassen würde, daß in der Welt etwas Böses geschehe, wenn er nicht so allmächtig und gütig wäre, daß er auch aus Bösem etwas Gutes zu machen wüßte. Den auserwählten Kindern Gottes müssen alle Dinge, auch die Sünde, zum Besten dienen. Röm. 8, 28. Aus Betrachtung der Sünde entsteht bei ihnen göttliche Traurigkeit, ein heiliger Haß des fündlichen Leibes, die Verschmähung der Welt, das Verlangen nach dem Himmel; und wo ein ́solcher Regen, als wie bei euch, die Bußthränen meine ich, trieft, da wächst die Demuth, die Sanftmuth und Langmuth, die Freundlichkeit und das Mitleiden gegen andere. Niemand lehrt sanftmüthiger, niemand erwartet geduldiger, niemand tröstet kräftiger, niemand vergiebt herzlicher, als der selbst solcher Hülfsmittel bedürftig gewesen. Niemand liebt den Herrn Jesum brünstiger, als dem viele Sünden vergeben sind, niemand ist seine Gnade süßer, als der in schmerzlicher Erkenntniß seiner Sünden feine Ungnade gekostet hat. Darum, daß ihr gefallen seid, das schreibt euch selbst und eurer Bosheit zu; daß ihr aber Zeit zur Buße gehabt und daß ihr zur Erkenntniß des Sünden

greuels und zum Herzlichen Verlangen nach der Gnade Gottes gebracht seid, das ist allein Gottes Güte, die so wundersam ist, daß sie uns durch Schwachheit befestigen und durch Fällen aufrichten kann.

210. Die blühende Roggenähre.

Die Erfahrung bezeugts, daß, wenn der Roggen in der Blüthe steht und man eine Aehre abbricht, die Blüthe ihr abstreift und sie eine Weile in den Händen trägt, aus derselben andere Blumen wieder hervor kommen. Als nun Gotthold hievon mit einem guten Freunde redete, der sich darüber verwunderte und die Ursache gern gewußt hätte, sprach er: Man kann in allen Dingen zu seiner Zeit eine treibende und dringende Kraft wahrnehmen. Aus dem Körnlein im Acker treibt die Natur ein Keimlein und ein Hälmlein, und zwar durch die harte Erde. In den Bäumen ist ein Nachdruck, der den Saft erregt und Blätter, Blumen und Früchte aus dem harten Holz treibt. In dem beschnittenen Weinstock und seinen Reben wird der Saft aufwärts getrieben, und wenn er wegen des Abschnittes nicht Raum findet, so ergießt er sich, als wenn er weinte. Eine solche Kraft ist auch in diesen Aehren, so stark, daß sie auch in der abgerupften Aehre die Blüthe ein und andermal zu erneuern genugsam ist. Ein anderer mag nun dieses nennen und beschreiben, wie er will, so sag ich, es sei die dringende und nimmer ruhende Güte Gottes, die stetig wirkt, treibt, wachsen macht und dein Menschen zum Besten nimmer stille ift. Was ihr aber an den Gewächsen seht, das muß sich bei euch selbst auch finden; welche der Geist Gottes treibt, spricht der Apostel, Röm. 8, 14., die sind Gottes Kinder. Fürwahr, die Kraft des Geistes Gottes ruht nicht, sie erregt und bewegt stets die frommen Herzen. Hieraus entstehen heilige Gedanken, gottselige Begierden, himmlisches Verlangen, sehnliche Seufzer, liebreiche Thränen, andächtiges Gebet, unermüdeter Fleiß, Gott und dem Nächsten zu dienen; hier folgt eine Blume der andern, eine Andacht der andern, eine Liebe der andern, eine Freude der andern. Empfindet ihr solches nicht, fo lernet heute an diesem schlechten Halm, daß die Schuld an euch ist, und daß ihr den Trieb des Geistes Gottes entweder nicht achtet, oder ihm nicht folgt. Mein Herr Jesu! was kann ich ohne deine Kraft? was vermag ich ohne deinen Geift? Treibt er nicht in mir

die geistlichen und innerlichen Kräfte, so ist bei mir weder Wollen, noch Vollbringen. So treibe nun mich, mein Gott! hilf aber auch, daß ich deinem guten Triebe willig folge.

211. Die gefalteten Hände.

Als nach gehaltener Mahlzeit das Gebet verrichtet wurde, fiel die Frage vor: was die gefalteten Hände beim Gebet bedeuten möchten. Gotthold sagte: Die äußerliche Stellung des Leibes im Gebet ist zu unterschiedlichen Zeiten bei unterschiedenen Völkern unterschiedlich gewesen. Im Alten Testament, auch zu Anfang im Neuen, hat man mit ausgestreckten Armen und Händen gebetet, so, daß der Betende ein vollkommnes Kreuz dargestellt, welches nach der gottse= ligen Väter und anderer gelehrten Männer Auslegung zur Erinnerung des gekreuzigten Herrn Jesu geschehen, als auf welchen unser Vertrauen zu Gott muß gegründet sein. Was aber unser Händefalten betrifft, kann selbiges ein und anderes gottseliges Nachdenken verursachen. Die Daumen liegen kreuzweise über einander und lehren, daß man nicht anders, als wegen des gekreuzigten Herrn Jesu Erhörung hoffen und erwarten soll. Die feft in einander geschlossenen Finger lehren, daß man in Einträchtigkeit und mit friedfertigem, versöhnlichem Herzen beten müsse; denn wenn unsere Herzen durch Unfried und Mißhälligkeit getrennt sind, so kann dem Gott des Friedens unser Gebet nicht gefallen. Man befindet auch in der Erfahrung, daß bei wachsender Andacht im Gebet man die Hände immer fester zusammen schließt, als hätte man etwas darin gefaßt, das man gerne fest halten wollte; davon sagte einmal ein gottseliger Mann: Mir ist beim Gebet oft zu Muth, als wenn ich das Vaterherz meines Gottes und die blutige Hand des Herrn Jesu zwischen meinen Händen gefaßt hätte; denn ich erinnere ihn seiner göttlichen, unbegreiflichen Gnade und Liebe, und ergreife meinen Herrn Jesum bei seiner Verheißung und bemühe mich ihn fest zu halten, sagend: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn, 1. Mos. 32, 26. Ein anderer sagte: Ich hebe zwar meine Hände zu Gott auf, andeutend, daß ich willig sei an meine Berufsarbeit meine Hände anzuschlagen, aber weil sie gefaltet und in einander verbunden sind, bezeuge ich damit, daß außer meines himmlischen

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