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Vaters Segen, Beistand, Gnade und Schuß mir die Hände gebunden sind, und ich etwas Gutes und Heilsames auszurichten mir nicht getraue. Weil wir auch wissen, daß zum rechtmäßigen Gebet die Andacht des Herzens erfordert wird, können uns die in einander geschränkten Finger erinnern, daß wir unsere Gedanken unterm Gebet nicht hin und wieder flattern lassen, sondern durch einen heiligen Vorsag fest in einander schließen und auf das Einige richten sollen, daß wir Gott im Geist und in der Wahrheit anruz fen mögen. Joh. 4, 24. So geben auch schließlich die gefalteten Hände Anlaß zur Demuth im Gebet, weil wir uns als Uebelthäter, mit gebundenen Händen gleichsam dem gerechten Gott darstellen, erkennend, daß wir mit unsern vielfältigen Sünden an Händen und Füßen gebunden und in die Finsterniß hinaus geworfen zu werden verdient haben, darum wir denn allein Gnade und kein. Recht begehren. Mein Herr Jesu! gieb mir, wenn ich bete, ein gläubiges, gelassenes und demüthiges Herz, so werde ich niemals umsonst beten!

212. Der Feind.

Einer klagte oft über seinen Feind, der ihm viel zu thun machte, und zeigte genugsam an, daß sein Herz voll Hasses gegen denselben wäre und er bei gegebener Gelegenheit ihn als einen Feind zu behandeln nicht unterlassen würde. Gotthold sagte: Ihr habt immer einen Feind im Munde und zweifelsfrei auch im Herzen, der aber, den ihr euren Feind nennt, kann euch nicht schaden, so ihr Gott vertraut und dem Guten nachkommt. Hütet euch nur vor euch selbst, die öffentlichen Feinde sind nicht so gefährlich, als die heimlichen. Der fleischliche Mensch aber ist sein selbst eigner Feind, indem er die, so er für seine Feinde hält, haßt und an ihnen sich zu rächen befliffen ist. Hiedurch macht er sich Gott zum Feinde, der von unversöhnlichen, zanksüchtigen und feindseligen Herzen nichts wissen will. Wenn ihr aber recht bedenkt, so könnt ihr von eurem vermeinten Feinde so viel Gutes haben, daß ihr ihn für euren Freund und Wohlthäter zu halten und Gott für seine Schickung zu danken Ursache habt. Ein Feind ist oft wie eine Arznei, die zwar anfangs Beschwerde und Schmerzen macht, hernach aber nur das Böse ab

führt und die Gesundheit wirkt; ein Feind lehrt uns behutsam wandeln, weil wir uns allemal seiner scharfen Aufsicht befahren müssen und wohl wissen, daß er unsere Fehltritte zu bemerken und zu unferem Schaden und Schimpf auszubreiten nicht unterlassen wird. Ein Feind treibt uns zum Gebet und lehrt uns die Freundschaft Gottes desto höher halten. Er übt uns in der Geduld, bewährt unsern Glauben, versucht die Liebe, pflanzt die Sanftmuth, unterdrückt den Stolz, verleidet uns die Welt und macht füß den Himmel. Wie wollte aus einem unförmlichen Stück Goldes ein köstlicher Pokal zur königlichen Tafel werden, wenn nicht das Feuer und der Hammer das Beste dabei thäten? Und wie wollten aus uns fleischlichen Menschen gottselige Christen werden, wenn nicht allerlei Widerwärtigkeit dazu käme? Darum seht nicht so sehr auf den Hammer, als auf den, der ihn führt zu eurem Besten. Mein Gott! wie soll ich dir genug danken, daß du auch mir meiner Feinde Zorn, Bitterkeit, Schmach, Verleumdung und Neid haft lassen zum Besten dienen; sie gedachtens böse zu machen, du aber nach deiner Weisheit und Güte hast auch ihrer Bosheit zu meiner Erbauung dich zu bedienen gewußt. Der Welt Feindschaft hat die beste Freundschaft unter uns gestiftet. Mein getreuer Gott! du haft alles wohl gemacht.

213. Das Lehn.

Es ward erzählt, daß in einer Stadt etliche Freihäuser nebst stattlichen dazu gehörigen Aeckern wären, damit vor Alters her etliche Geschlechter belehnt worden, doch mit dem Anhang, daß sie jährlich auf einen gewissen Tag in die Rentkammer einen Dreier bei Verlust des Lebens einbringen sollten. Als sich nun hierüber etliche verwunderten, sagte Gotthold: Die hohe Obrigkeit sucht hierin nichts, als daß ihre Lehnsleute ein immerwährendes Denkzeichen ihrer Pflicht haben, und, wem sie ihren Wohlstand zu verdanken, nicht vergessen möchten. Sonst ist freilich keine Gleichheit zwischen einem Dreier und einem stattlichen Gut, das jährlich etliche hundert Thaler tragen kann. Man findet aber dergleichen mehr in den Lehnsrechten und Geschichten. Kaiser Karl der Fünfte hat den Rhodiser Rittern die Insel Malta zu eigen gegeben mit dem Beding, daß sie ihm

und seinen Nachfolgern, den Königen in Spanien und Sicilien, jährlich einen Falken sollen einliefern · lassen. Ein Edelmann in Franken muß jährlich um Martini seinem Lehnsherrn einen Zaunkönig bringen. Andere müssen einen wilden Schweinskopf, andere einen Rosenkranz, andere eine Lerche auf einem Wagen angebunden, andere einen grünen oder blühenden Zweig liefern, ein anderer hat müssen in den Weihnachten ein Bündlein Holz zum Kamin seines Lehnsherrn tragen; ein anderer hat müssen seines Lehnsherrn Gemahlin ein Liedlein zu Ehren singen; einem andern ist obgelegen, zu gewiffer Zeit die Frösche stillschweigen zu heißen, und was der seltsamen und lächerlichen Verbindlichkeiten mehr sind. Wer sieht hier nicht, daß die Obrigkeit nichts, als ein dankbares, stetiges Gedächtniß und Erkenntniß ihrer Mildigkeit den Untern hat einknüpfen wollen? Laffet uns aber hiebei uns erinnern, daß es zwischen dem allgewaltigen, reichen und gütigen Gott und uns Menschen nicht anders zugeht. Er ist der oberste Lehnsherr, bei dem alle Kaiser, Könige, Fürsten, Grafen, Edelleute, Bürger und Bauern zu Lehn gehen. Denn obwohl die Erde und alles, was darinnen ist, ihm zugehört, so hat er sie doch den Menschenkindern gegeben, Pf. 24, 1. 115, 16. Also ist niemand, der nicht Gottes Vasall und Lehnsmann sein sollte. Einem jeden ist ein Theil der Güter Gottes eingeräumt; dem einen ist viel, dem andern wenig zugelegt, nachdem es der Weisheit Gottes gefallen. Was fordert aber der Höchste für alle seine Güter, deren wir genießen? Ein weniges, einen dankbaren Seufzer, ein herzliches Lob seines preiswürdigsten Namens, ein fröhliches Lied zu seinen Ehren und eine und die andere geringe Gabe für den dürftigen Nächsten. Ach, schäme dich, undankbarer Mensch, wenn du dieses nicht willig lieferst! Was ist all dein Dank gegen Gottes Wohlthaten gerechnet? Und dennoch vergiffest du so oft, dieses wenige zu leisten? Herr, mein Gott! ich bin auch dein Lehnsmann; viel hast du mir gegeben, wenig, ja nichts kann ich dir wieder geben, denn mein Dank, wie groß er ist, ist nichts. Nimm vorlieb, mein gnädigster Herr! mit meinem nichts; ich wollte dir gerne mehr geben, wenn ich mehr hätte.

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214. Das Vorgehen.

Gotthold sah bei einer vornehmen Zusammenkunft, wie die Leute um das Vorgehen sich nöthigten. Das gehört auch mit, sprach er zu einem Freunde, der bei ihm stand, zu der weltlichen Eitelkeit und hochschädlichen Thorheit. Hier stellt sich die Hoffart, als wenn sie nicht hoffärtig wäre, weil sie selbst wohl weiß, daß sie so scheußlich ist, daß sie anders, als unter dem Mantel der Demuth sich nicht darf sehen lassen. Mancher, der gerne die erste und Oberstelle ge= habt hätte, läßt sich um die dritte und vierte nöthigen, und der ihn am meisten nöthigt, dürfte sie ihm, wenn er sie annimmt, am wenigsten gönnen. Also verirt einer den andern mit einem Mund voll höflichen Windes, der Ort aber giebt oder nimmt der Person nichts; ich bin, der ich bin, ich gehe voran oder folge nach. Jener weise Heide, (Aristipp) als er an eines Königs Tafel unten an geseßt ward, nahm gern vorlieb und sagte: Ich sehe wohl, daß Eure Majestät diesem Ort gern ein Ansehen machen wollen; wohl wissend, daß er seiner Stelle und nicht die Stelle ihm ein Ansehen zu geben vermöchte. Jener fromme Fürst (Herzog Ullrich von Würtemberg), als er in einer Versammlung sah, wie man die Zeit mit Erörterung des Streits wegen der Oberstelle zubringen thäte, sagte aus heroischem Herzen: Sezet mich, wohin ihr wollt, auch hinter den Ofen, ich will vorlieb nehmen, nur daß wir etwas Gutes und Fruchtbarliches schließen mögen, darum wir ja zusammen gekommen. Es sah der weise Held wohl, daß der Satan kein kräftiger Mittel hat, gute Nathschläge zu zerstören und Mißtrauen, heimlichen Haß und endlich offenbare Feindseligkeit zu stiften, als das Obenangehen und Sigen. Wie nun dies bei hohen Häuptern schädlich ist, also ist es lächerlich, wenn die Geringeren es ihnen nachthun wollen. Mein Gott, wenn die Unterstelle verursachte, daß du mich nicht sehen könntest, so wollte ich mich auch um die Oberstelle bemühen, ich weiß aber, daß du dich zwar hoch gesezt hast, dennoch aber aufs Niedrige siehst im Himmel und auf Erden, Ps. 113, 5. 6. Was schadet es mir denn, daß ich hintenan gehe oder untenan size, wenn mich nur ein Blick deiner Güte anstrahlt? Mein Gott! ich will hiebei eins mit dir bedingen: hilf mir aus zu deinem Reich und in den Himmel, ich will nicht begehren mit Abraham, Isaak und

Jakob zu Tische zu sizen, sondern ich will die Brofamen, die von ihrem Tische fallen, auflesen und gerne vorlieb nehmen, ich will gern ein Fußschemel deiner Heiligen sein, nur daß ich mit ihnen einen Theil an der Seligkeit habe.

215. Das Licht.

Als zur Abendzeit in einer gottseligen Gesellschaft das Licht gebracht wurde, sagte einer, er hielte dafür, daß man in Anschauung des Lichts zu allerlei guten Gedanken würde Anlaß nehmen können. Freilich, antwortete Gotthold, und damit ihr dessen eine Probe habt, so nehmt wahr, wie etliche in dieser Gesellschaft bei Auftragung des Lichts die Hand vor die Augen gehalten haben, weil ihren schwachen Augen zweifelsfrei die geschwinde Veränderung des Lichts und der Finsterniß nicht erträglich und dienlich ist; diese (welches aber zu hören, ihnen nicht widerlich sein wird) bilden uns mißgünstige Leute vor, die anderer glücklichen Wohlstand und Aufnehmen nicht ohne . Augen- und Herzweh anschauen können, welches aber christlicher Liebe schnurstracks zuwider; denn warum sollte ich, wenn Gott ein Licht anzündet, dasselbe mit neidsüchtigem Anhauchen auszublasen bemüht sein? Das Licht wird gemeiniglich von einem Fünklein, aus zusammen geschlagenem Stein und Stahl aufgefangen, angezündet. Also ist kein Glaube, Tugend oder Gottseligkeit, die nicht durch viel Widerwärtigkeit entzündet und erhalten wird. Das angezündete Licht wird nicht unter die Bank oder unter einen Scheffel gefeßt, sondern auf einen Leuchter und Tisch, so leuchtet es denen allen, die im Hause sind; also sollen auch wir unser Licht lassen leuchten vor den Leuten, daß sie unsere guten Werke sehen und unsern Vater im Himmel preisen. Matth. 5, 15. 16. Das brennende und scheinende Licht verzehrt sich selbst, indem es andern leuchtet und dient; also sollen wir uns glückselig schäßen, wenn wir mit allen Leibes- und Gemüthskräften Gott und dem Nächsten dienen können, obwohl dieselben nach und nach verschwächt und wir zum Tode gezeitigt werden. Beffer ist es, sein Leben in Sorgen und Unluft andern zum Dienst, als in Ueppigkeit und Wollust sich selbst zum Verderben verzehren. Das Licht wird geschnäuzt, daß es klarer scheine; so belegt Gott seine Kinder mit Kreuz, daß ihr Glaube

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