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dünkt ihm, er werde geehrt und sonderlich bewirthet, wenn ihm ein solches nichtswerthes Ding aufgetragen und eine Weile zu beschauen vorgestellt wird. Es ist eben, als wie es mit den Gemälden zus geht; ich habe gesehen, daß ein gemalter Mönch, ein gemaltes altes häßliches Weib, ein gemalter Bettler mit seinen zerlumpten Kleidern und Bettelgeräth um etliche hundert, ja um tausend Thaler ist gekauft worden, da doch selbe Käufer einen lebendigen Mönch, ein folch alt Mütterchen keines Worts gewürdigt und einem solchen lebenden und nackten Bettler kaum einen Pfennig zu seinem Unterhalt gereicht hätten. Also liebt der Mensch den Betrug und hat nicht allein Gefallen daran, wenn er von künstlicher Hand betrogen wird, sondern bezahlt auch solche betrügliche Vergnügung mit vielem Gelde. Was ist denn der Menschen Luft? Eitelkeit. Was ist ihre Kunst? Betrüglichkeit. Was ist ihre Ehre? Thorheit. Ach, wie gar nichts sind doch alle Menschen! Ps. 39, 7. Mein Gott! der schöne Himmel, deiner Finger Werk, ist mein Schaueffen; der gekreuzigte Herr Jesus ist mein Gemälde; an jenem beschaue ich, was deine Hand zur Seligkeit uns bereitet hat, an diesem, wie ich zu solcher Seligkeit gelangen könne. Weg mit aller Eitelkeit! Ich verlange allein die selige Ewigkeit.

220. Die sonderlichen Naturen.

Ein Vater hatte seinem kleinen Töchterlein seine Balsambüchse, damit zu spielen, gegeben, dessen aber das Kind bald genug hatte, . indem es nicht allein die Büchse wegwarf, sondern auch so oft man ihm dieselbe wieder geben wollte oder nur vorzeigte, mit Abwendung des Gesichts, als wenn ihm sonderliches Leid geschehen wäre, zu weinen anfing. Als man nun hierüber sich verwunderte und der Ursache nachforschte, fand sichs, daß dem Kinde der Ambrageruch, damit das oberste Fach gefüllt, zuwider war, weil man solches Fach von den andern abgeschraubt, in ein Schnupftuch gewunden und als eine Puppe gestaltet ihm darreichte; welches es auch zuerst mit Lust annahm, sobald es aber den Geruch empfand, es mit Thränen wieder wegwarf. Gotthold sah dieses mit an und sagte: Mich wird verlangen zu erfahren, ob mit zuwachsenden Jahren diese Eigenschaft bei dem Kinde bleiben und es sich selbst endlich, wenn es re

den kann, erklären wird, daß ihm dieser Geruch entgegen sei. Sonst hat man von diesem Handel, daß der eine dies, der andere jenes nicht leiden könne, so seltsame und sonderbare Anmerkungen, daß es manchem unglaublich dünken möchte. Eine vornehme Frau in den Niederlanden hat keinen Frosch sehen oder hören können, daß sie nicht in eine Ohnmacht gefallen wäre, darum sie dann die sumpfigen Oerter, wo die Frösche sich aufzuhalten pflegen, als die Peft geflohen. Ein vornehmer Mann zu Lüttich hat keinen Aal ohne Ohnmacht ansehen können, ja, als man einmal die Aale in einer Pastete gebacken und unvermuthet zu Tisch gebracht, ist er beim Tisch als todt niedergesunken und nicht wieder zu sich selbst gekommen, che man die Pastete weggeschafft. Ich kenne einen jungen Menschen, der keine Aepfel leiden, vielweniger kosten kann. Jener Mönch konnte keine Rose, eine Jungfrau von vornehmem Geschlecht und schöner Gestalt, des Scaliger Gefreundete, konnte ohne Ekel keine Lilie ansehen, und es wäre ihr Tod gewesen, wenn sie selbige hätte anriechen sollen. Und wie viel sind derer, welche die Kazen, die Käse und andere Dinge nicht sehen oder hören können! In Untersuchung der Ursachen dieser sonderlichen Naturen wird es wol am sichersten sein zu bekennen, daß der Faden unsers Verstandes auch die Geheimnisse der Natur zu ergründen zu kurz ist. Ich wünsche mir hiebei eine solche Natur, die vor der sündlichen Luft, als wie dieses Kind vor dem Ambrageruch, einen Abscheu habe, zuvörderft da nichts der Natur mehr zum Verderben gereicht, als das, was sie von Beobachtung des göttlichen Willens abwendet. Diese Art aber muß der H. Geist in uns pflanzen; sonst ist unsere Natur an ihr selbst so verderbt, so sonderlich und seltsam, daß sie ihr Gift liebt. Mein Gott! gieb mir diese heilige Art, daß ich ohne Ekel, ohne Abscheu, ohne Eifer, ohne Seufzer und bittere Thränen an keine Sünde gedenke!

221. Das Herzklopfen.

Als Gotthold mit einem seiner Freunde von allerlei erbaulichen Dingen sprach, kamen sie unter anderm auch auf das Klopfen und die stetige Bewegung des Herzens. Davon sagte er: Wie man weiß, daß an vielen Dertern die Wasserkünfte sind, durch deren stetigen

Trieb und Bewegung das Wasser durch viele Röhren hin und wieder vertheilt und geleitet wird, so ist es mit dem Herzen, welches durch Gottes Schickung die Seele in stetiger Bewegung hält, damit aus demselben durch die Luft- und Pulsadern die Lebensgeister zur Erhaltung des ganzen Leibes vertheilt werden. Diese Bewegung aber kann zuweilen durch einen Zufall sehr vergrößert und verstärkt werden, wie man denn sieht, daß in Angst, Furcht und Schrecken das Herz desto geschwinder und stärker schlägt, wie eine Uhr desto geschwinder geht, wenn man ihr ein schwereres Gewicht anhängt. Als einmal ein junger Mensch in der Brust gefährlich verwundet ward, stieß ihm daher ein so ungewohntes Herzklopfen zu, daß man auch außer dem Hause, darinnen der Verwundete lag, wenn man vorüber ging und das Ohr ans Fenster legte, solches hören konnte Jener weise Richter, als er unter vielen verdächtigen Personen gerne ohne Säumniß und Weitläufigkeit einen Todtschläger erkunden wollte, hieß sie sämmtlich mit entblößter Brust in einen Kreis stehen, da er denn von einem zum andern ging, die Hand ihnen auf die Brust legte und endlich durch das starke Herzklopfen den Thäter erfaßte. Darum hat man sich billig zu hüten, daß man sein Herz und Gewissen nicht mit vorsäglichen Sünden belästige, weil, wenn es schon in diesem Leben verborgen bleibt, wir dennoch unser Leben lang ein bebendes Herz tragen und den allwissenden Richter fürchten müssen, der alles wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rath der Herzen offenbaren. 1. Cor. 4, 5. Zuvörderst kann man die stärkere Bewegung des Herzens an sterbenden Leuten wahrnehmen, welches daher entsteht, weil das Herz wider die zunehmende Krankheit und hereindringenden Tod sich gerne wehren und, was ihm schädlich, von sich treiben will, dabei ihm aber endlich die Kräfte entgehen, daß es brechen und erliegen muß. Jener gottselige fromme Mann, als er in seinem Lezten lag und ungefähr hörte, daß die Umstehenden sagten: Ach, wie klopft ihm das Herz! sagte: Laffet euch solches nicht wundern; gleichwie ein Läufer, wenn er nun nahe zum Ziel gekommen ist, ob ihm schon der Odem und Kräfte fast entgehen wollen, so sucht er doch all sein Vermögen zufammen und eilt um desto mehr, damit ihm niemand zuvor komme; also läuft mein Herz, eilt und schlägt nach dem vorgestreckten Ziel, nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu; Phil. 3, 14. Und Gott Lob! ich bin bald hins

an, ich will mein Ziel bald erreichen, ich will meinem Herrn Jesu bald in die Arme fallen! darüber sich die Umstehenden der Thränen nicht enthalten konnten und ihm hiebei beständige Kräfte durch Beis stand des H. Geistes zu solchem Lauf wünschten, damit er denselben mit Freuden vollenden und die Krone der Ehren aus der Hand des Herrn Jesu empfangen möchte.

222. Die Rüben.

Als Gotthold im Felde spazieren ging und viele Weiber auf den Aeckern Rüben aufgraben sah, sagte er zu einem guten Freunde: Dies ist auch eines von den nüzlichsten Geschöpfen Gottes, dafür er doch wenig Dank hat. Es giebt uns nicht allein schöne, wohlschmeckende und nüzliche Früchte über, sondern auch unter der Erde; die märkischen, bortfeldschen, gottländischen und andere Rüben sind jederzeit, vornehmlich wo sie selten sind, in ihrem Werth gehalten, so, daß man sie zuweilen gereinigt auf einen Tell.r gelegt und unter anderm Confekt und Obst auf vornehme Tische getragen. Als Kaiser Rudolph der Erste einmal eine Stadt belagert und mit seinem Kriegsheer ziemlichen Mangel an Lebensmitteln hatte, weshalb auch die Soldaten begannen schwierig zu werden, ging er öffentlich hinaus auf einen Rübenacker, zog eine und andere heraus, säuberte fie und fing an, mit sonderlicher Luft davon zu effen, wodurch er seine Leute bewogen, daß sie sich auch nicht geschämt, ihren Hunger mit Rüben zu stillen. Woraus erhellt, theils daß die Natur mit Wenigem und Geringem zufrieden ist, wenn sie nur von üppiger sündlicher Lust nicht verleitet wird, theils daß vornehmer Personen Erempel bei dem Volk zum Guten und Bösen viel vermag. Zu verwundern ist es auch, daß an etlichen Dertern die Rüben über die Maßen groß werden, ob es wohl ein kleines Samenkörnlein ist, das zu ihrem Wachsthum in die Erde geworfen wird. Mathiolus erzählt, daß aus diesem kleinen Körnlein an etlichen Orten innerhalb 3 Monate eine Wurzel 100 Pfund schwer gezeugt wird; von 30 Pfunden habe er sie oft selbst in großer Menge gesehen. Das lehrt uns, wie es Gott in geistlichen und leiblichen Dingen unschwer sei, ein Geringes groß zu machen, darum wir mehr auf sein, als unser Vermögen zu sehen uns gewöhnen sollen. Wobei mir noch einfällt,

daß es im Jahre 1571 geschehen, als allenthalben große Theurung und Mangel an Lebensmitteln eingefallen, und zweifelsfrei viele ängstliche Seufzer gen Himmel geschickt worden, daß es in Schlesien um Goldberg, Lemberg und andere Oerter Weizen, Roggen, Erbsen und auch kleine Rübchen geregnet, welches armen Leuten, die allenthalben zusammen gelaufen und dieses Wundergeschöpf Gottes mit Freuden gesammelt, wohl zu statten gekommen. Also lebt derselbe Gott noch, der ehemals das israelitische Volk in der Wüste mit Himmelsbrod gespeist hat, und ist seine Güte noch unerschöpft und seine Hand unverkürzt. Wenn wir ihn nur fürchten, lieben und ehren wollten! Fürwahr, manche sichere, bittere, böse Menschen sind nicht werth, daß sie einen so gütigen, frommen, barmherzigen und wohlthätigen Gott haben sollen!

223. Die Eule.

Gotthold fah, als er bei einem Landgute vorüber reiste, daß man eine todte Eule am Thor desselben angenagelt hatte. Wisset ihr, sprach er zu seinem Gefährten, was es bedeutet, daß man diese Vögel zum öffentlichen Spektakel also anheftet? Es ist ein alter Aberglaube, aus dem Heidenthum herfließend. Selbiges, weil es viel auf die Vögelwahrsagerei hielt und die Eulen für Unglücksboten achtete, hat ihnen, wenn sie mit ihrem Geschrei ihrer Meinung nach ihnen etwas Böses angekündigt, mit Fleiß nachgetrachtet, bis es sie lebendig oder todt in die Hände bekommen, da sie denn also aufgeheftet worden in der Meinung, daß alles Unglück solchermaßen über fte käme und die Einwohner davor gesichert würden. Nun wäre zu wünschen, daß kein Christ solcher Thorheit nachhinge, allein ich kann mich wohl erinnern, daß ich oft gehört, wie die Leute sich über das Eulengeschrei allerlei furchtsame Gedanken machen, etliche auch wol sagen: Rufe über deinen eignen Hals! Und wenn einer sich Zeit nehmen wollte, allen Aberglauben, der noch der Chriften Herzen beherrscht, zu bemerken und zu verzeichnen, ihr solltet Wunder sehen, was es für ein großes Register werden würde. Ists aber nicht eine Schande, daß ein Christ so unchristlich ist, daß er vor eines Vogels, den Gott erschaffen hat, Geschrei sich fürchtet und Abscheu hat! Einen schrecklichen Fluch aber, ein schandbares und unnüges Wort,

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