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232. Der Regenbogen.

Als Gotthold eines wunderschönen Regenbogens ansichtig ward, sagte er bei sich selbst: Mein Gott! das ist das Zeichen des Bundes, welchen du mit den Menschen nach der Sündfluth in Gnaden gemacht hast, 1. Mos. 9, 12. Herr, Herr Gott, barm= herzig und gnädig, geduldig und von großer Gnade und Treue, der du beweisest Gnade in tausend Glied und vergiebst Missethat, Uebertretung und Sünde! 2. Mos. 34, 6. 7. Du bist wunderlich in allen deinen Werken, am allerwunderlichsten aber und unbegreiflich in deiner Güte und Gnade. Du zeigst uns hier den Bogen als ein Zeichen deiner Macht, aber ohne Sehnen und Pfeile zum Beweis deiner Gnade. Dieses dein Gnadenzeichen erscheint in den dicksten Regenwolken, anzudeuten, daß du auch in Trübsal der Barmherzigkeit gedenkest, Habak. 4, 2. und wenn du zürneft, Gnade und Güte erzeigest. Tob. 3, 14. Ich fehe diesen Bogen an als ein hohes Portal deines himmlischen Hauses und weiß, daß die Gnadenthür niemals vor einem betrübten Sünder verschlossen ist. Dieses wunderschöne Himmelsbild entsteht, wenn sich die Sonne in so viel tausend herunter fallenden Regentropfen abbildet und spiegelt; also spürt man in allen deinen Werken deine unbegreifliche Güte. Doch, wie dieser Bogen nur ein halber Zirkel ist, also hast du uns in dieser Zeit die ganze Herrlichkeit deiner Güte noch nicht offenbart, sondern den größten Theil der seligen Ewigkeit vorbehalten, in welcher wir dich majestätischen, glorwürdigsten, liebreichen Gott auf dem Stuhl deiner Herrlichkeit mit dem Regenbogen deiner Güte umgeben Offenb. 4, 3. ewig und selig anschauen werden. Nun, mein Gott! es sei dir hiemit zugesagt, daß, so lange der Odem in mir ist, der Ruhm deiner Gnade aus meinem Herzen und Munde nicht kommen soll; ich will deine Gnade loben, weil ich lebe, denn deine Gnade ist mein Leben, deine Güte ist besser, denn Leben. Ps. 63, 4. Laß mich nur deiner Gnade allezeit versichert sein, so genüget mir.

233. Der Himmel.

Als Gotthold in Betrachtung der betrübten Zeit und großen Zerrüttung an allen Orten und in allen Ständen mit traurigen Gedanken ins Feld gegangen war und mit sich selbst zu streiten hatte, kam er auf einen Hügel, woselbst er ziemlich weit um sich sehen konnte, und gerieth endlich in folgende Gedanken: ich sehe hier Städte, Dörfer, Felder, Wälder, Aecker, Wiesen, Sträuche, Dornen, Steine, Vieh, Vögel und Menschen, alles aber ist mit dem Himmel gleichsam umfaßt, alles ist in den Himmelskreis eingeschlossen. Ich sehe, was ich sehe, so ist der Himmel das Aeußerste und Leßte, da mein Gesicht sich enden muß. Also bin ich auch versichert, daß alles, was in der Welt ist und vorgeht, Gutes und Böses, der himmlischen Regierung und Vorsehung unterworfen ist. Dies ist der große Reif, der die Welt bei so großer Zerrüttung und mannigfaltiger Mißhälligkeit zusammenhält, mit diesem Kreise hat mein Gott alle Dinge mächtiglich, weislich und gütiglich umschränkt, also, daß, wie niemand auf Erden einen solchen Ort finden kann, da ihn der Himmel nicht bedecken und umgeben sollte, so auch sich niemand der göttlichen allgemeinen Regierung entziehen kann, durch welche alles zu des Höchsten Ehre und der Frommen Seligkeit eingerichtet wird. Darum, meine Seele, was trauerst du? was sorgst du? Läßt es sich wunderlich an in der Welt, so bedenke, daß das Wunderlichste ist unter allen wunderlichen und verworrnen Dingen der Menschen, daß die Ordnung Gottes in der Unordnung dennoch besteht und die Allerklügsten sich oft verwundern, wie es doch so ganz anders läuft, als sie es vermeint hätten. Es gehe wie es will, so gehts doch nicht anders, als Gott will. Mußt du nun schon viel Widerliches, viel Trauriges, viel Schreckliches sehen und erfahren, schaue nur ein wenig weiter hinaus, so wirst du sehen, daß der Himmel das Lezte ist; der Himmel regiert, umfaßt, endet alles! Was achtest du es denn, wie es in der Welt zugeht, wenn es zum Himmel geht? Wenn in Kriegsläuften ein reisender Mann ein Stück Geldes bei sich hat und gerne sicher durch wäre, so ists ihm lieb, wenn er einen Wegweiser haben kann, der ihn durch einen Umweg an einen sichern Ort bringt; muß er schon demselben durch ungebahnte Steige, durch Sümpfe und Pfüßen, durch Dornen und Gesträuche

mit Beschwerlichkeit folgen, so zürnt er darum nicht mit ihm, sondern ist vergnügt und dankt ihm, wenn er ihn nur in seinen Gewahrsam bringt. Was wolltest du es denn übel aufnehmen, wenn dich durch die unsichere, kriegerische, räuberische Welt der liebe Gott nicht läßt in einer Sänfte in den Himmel tragen? Genug ists, daß feine Wege, wie wunderlich sie sind, eitel Güte und Wahrheit sind, Ps. 25, 10, und endlich auf den Himmel hinaus laufen! Hierüber ward er nun voller Muths und Freude und sagte:

Darum, ob ich schon dulde

Biel Widerwärtigkeit,
Wie iche auch wohl verschulde,

Kommt doch die Ewigkeit,

Ist aller Freuden voll.
Dieselb ohn einig Ende,

Dieweil ich Christum kenne,
Mir widerfahren soll.

234. Das Spielhölzlein.

Unter andern Spielen der Kinder ist ein viereckiges Hölzlein bekannt, welches auf einer Seite das Wort Omnia, auf der andern das Wort Nihil, auf der dritten das Wort Pone, auf der vierten das Wort Trahe geschrieben hat, zu bedeuten, daß, wie einem jeden, der mitspielt, im Herumwerfen eine Seite fällt, er entweder alles oder nichts wegnehmen, zusehen oder die Hälfte wegziehen solle. Als nun Gotthold etliche Knaben über diesem Spiele geschäftig sah, sagte er bei sich selbst: so recht, liebe Kinder; gewöhnt euch nur von Jugend auf daran, daß euch der Welt Eitelkeit, Unbeständigkeit und plögliche Veränderung nicht fremd vorkomme. Manchem gelingt alles wohl, und er hat alles, wie ers wünscht; einem andern geht nichts wohl von Statten, und hat nichts, als was ihm Kummer und Herzeleid macht. Einem will das Glücksspiel wohl, daß er immer zu sich nimmt und sammelt, ein anderer muß immer zubüßen und zerstreut. Es ist aber zwischen den Glücks- und Unglücksfällen ein geringer Unterschied und verwechselt sich alles und nichts so leicht, als dies euer Hölzlein herumfällt. Die Juden berichten, daß König David soll haben eine Münze schlagen lassen, da auf einer Seite

ein Hirtenstab und Tasche, auf der andern die königliche Burg Zion mit ihren Thürmen gebildet war; imgleichen, daß Mardochai nach seiner wunderlichen Erhöhung Pfennige habe prägen lassen, welche auf einer Seite einen Sack mit Asche, auf der andern eine köstliche Krone gezeigt. Dies haben sie zweifelsohne darum gethan, daß sie sich selbst ihres Herkommens und zuvor gehabten schlechten Standes erinnern, andere aber lehren möchten, daß zwischen einer königlichen Burg und Krone und zwischen einem Sack und Hirten- oder Bettelstab nichts sei, als das Umwenden. Darum denket allezeit daran, daß das Weltwesen ein solches Spiel ist, und wenn euch alles fällt, so erhebt euch nicht; fällt euch nichts, so verzaget nicht; müsset ihr einmal zubüßen, es kann bald kommen, daß ihr wieder wegnehmet. Niemand ist seines Zustandes versichert, als der aus der Eitelkeit zur Ewigkeit wandert. Mein Gott! alles ist unbeständig, nichts ist dauerhaft ohne deine Gnade. Ich will gern das Zeitliche zuseßen, laß mich nur das Ewige gewinnen. Ich getröste mich, daß das Glückspiel, wie wirs nennen, bei dir kein Spiel ist, daß auch weder dieses, noch jenes mir fällt ohne deinen weisen Nath und gnädigen Willen. Fällt mir denn alles, so soll alles deiner Ehre dienen; fällt mir nichts, so frage ich, wenn ich nur dich habe, nichts nach Himmel und Erde. Ps. 73, 25. Ich will dennoch auf Gewinn und Verlust über die zeitlichen Dinge mitspielen, so lange es dir gefällt; mein bester Gewinn aber ist keiner ungewissen Veränderung unterworfen.

235. Der Weihe.

Gottholds Freund erzählte ihm, daß er einen Weihen gesehen, der aus der Höhe auf seinen Raub gelauert, und fragte, ob auch der zu guten Gedanken Anlaß geben könnte? Er antwortete: Warum nicht? Er kann anfangs ein Bild eines weltgesinnten Menschen sein, der den Schein der Gottseligkeit zwar beliebt, aber die Kraft verleugnet. 2. Tim. 3, 5. Denn wie dieser Vogel zwar unter dem Himmel in freier Luft sich gern aufhält und schwebt, so daß es scheint, als wollte er dem Himmel gern nahe sein, so sind doch seine scharfen Augen stets auf die Erde gerichtet, ob er etwa einen Raub ersehen und erhaschen könnte. So sind die Heuchler,

sie reden gerne von geistlichen und himmlischen Dingen, sie gehen in die Kirche und zum h. Abendmahl, sie lesen, beten, singen; nichts desto weniger bleibt ihr Herz irdisch gesinnt und trachtet mehr nach dem Zeitlichen, als nach dem Ewigen. Auch wiffet ihr, daß die Niedersachsen und Holländer diesen Vogel einen Küchendieb nennen, weil er gemeiniglich den jungen Hühnern aufzupassen und sie zu entführen pflegt. Wenn nun unser Erlöser sich mit der Gluckhenne vergleicht, Matth. 23, 37., so find wir die Küchlein, der Teufel aber ist der höllische Weih und Raubvogel, der immer auf uns lauert und keine Gelegenheit zu unserm Verderben verabsäumt; wollt ihr nun sicher sein, so verlasset Jesum nicht, daß er seine Gnaden und Schußflügel über euch breite. Sonst ist zu verwundern, was Bellonius von der großen Menge dieser Vögel erzählt. Denn als er in Thracien gewesen und die Vögel im Frühling aus den warmen Ländern wieder hieherwärts ziehen gesehen, berichtet er, daß sie so viel und dick, als die Ameisen daher gezogen, mit solcher unglaublichen Menge, daß er nicht traut, wenn sie funfzehn Tage an einander so häufig flögen, daß so viele Menschen in der Welt leben, als dieser Vögel sein würden; darum er nicht ausdenken oder begreifen könne, wo solche große Menge Raubvögel Raum und Nahrung finden möchte. Dies dient, den Reichthum der milden Güte Gottes zu bedenken, der auch solche unnüße Tischgänger zu speisen und zu versorgen weiß, ob er schon nicht mit uns Menschen darüber zu Rathe geht. Sollte er denn nicht das vielmehr uns thun? O wir Kleingläubigen! Matth. 6, 30. So ist auch endlich an diesem Vogel das merkwürdig, wie Aldrovandus berichtet, daß er zur heißen Sommerszeit, wenn andere Thiere und Vögel Schatten zu ihrer Kühlung suchen, sich über die Wolken in die mittlere Luft schwingt und daselbst fast bis an den Abend flatternd und schwebend sich aufhält, auf daß er also seine hißige Natur erfrischen und kühlen möge; denn daß es in solcher Höhe kalt sei, ist an den Gipfeln der höchsten Berge zu sehen, auf welchen der Schnee auch in den heißesten Sommertagen nicht schmilzt, wie denn auch die Leute, so auf dem Gebirge wohnen, sich oftmals im Sommer ohne warme Stube nicht behelfen können. Hierin lasset uns nun diesem Vogel folgen; wenn die Hiße der Trübsal, 1. Pet. 4, 12., überhand nimmt, und innerliches oder äußerliches Anliegen uns abmattet, so laßt uns die Gedanken gen Himmel richten, und im Geist

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