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mel herab; selig ist, der sie auffängt; wer aber die Tropfen deiner Gnade verachtet oder mißbraucht in der Zeit, der ist keines Wassertropfens werth in Ewigkeit. Wer aber hier mit den Tropfen deiner Gnade vorlieb nimmt, den wirst du dort trunken machen von den reichen Gütern deines Hauses, und ihn mit Wollust tränken als mit einem Strom. Pf. 36, 9.

284. Die doppelte Blume.

Es wurden Gottholden in einem Garten als etwas Sonderliches gezeigt blaue und gelbe Veilchen mit doppelten Blumen, dabei er aber bald wahrnahm, daß so viel am Ansehen mehr, sie am Geruch weniger hatten, als die einfachen, und sagte: Wie mags kommen, daß gemeiniglich die prächtigsten und ansehnlichsten Gewächse von den niederträchtigen und schlechten an Kraft überwunden werden? Die Rosen, so man die Centifolien oder hundertblätterige von der Menge ihrer Blätter nennt, haben zwar ein schönes Ansehen, die andern aber, so zwar nicht viel Blätter haben, thun es ihnen an Geruch weit zuvor, und viele wollen auch das Wasser, so die wilden Rosen geben, dem, das von den Centifolien kommt, vorziehen. Die Tulpe und die Kaiserkrone find prächtige und ansehnliche Blumen, allein, wer weiß nicht, daß sie von den Veilchen, römischen Kamillen und andern kriechenden Blümlein an Geruch überwunden werden, deren Kraft auch in den Apotheken bekannt und beliebt, je= ner aber noch bis hieher unbekannt ist. So gehts auch unter den Bäumen zu; die Linden, Fichten und Tannen wachsen zwar hoch und breiten ihre Aeste weit aus, ihre Frucht aber ist wenig oder nichts nüße, da hingegen ein niedriger Apfelbaum und schwacher Weinstock die Früchte bringen, die den Menschen erquicken und erfreuen. Gemeiniglich gehts nicht anders unter den Menschen zu; wo viel Scheins ist, da ist wenig Kraft; wo viel Ansehens vor der Welt, da ist wenig vor Gott. Ja, (welches ich aber nicht sagen dürfte, wenn es nicht der gesagt hätte, dem niemand widersprechen mag,) was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott. Luc. 16, 15. Die hochgelehrten, hochweisen, hochbegabten, hochbegüterten und hochgeehrten Menschen sind mehrmals wie diese doppelten Blumen, denen es an Geruch der Gottseligkeit

und Kraft der Liebe fehlt. Darum auch nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle berus fen sind, sondern was thöricht, was schwach, was verachtet ist vor der Welt, das hat Gott erwählt. 1. Cor. 1, 26. 27. Was zeihen wir uns denn, daß wir immer wollen hoch, ansehnlich und reich sein, wenn Gott beliebt, seine Kraft in den Schwachen, Niedrigen und Armen zu bezeugen? Beffer niedrig und fruchtbar, als hoch und unfruchtbar. Mein Gott! viel Blätter äußerlichen Ansehens begehr ich nicht, ich will gern niedrig, schlecht und recht bleiben, wenn du mir nur Gnade giebst, dir und meinem Nächsten zu dienen! Das äußerliche Ansehen verwelkt wie eine Blume, die innerliche Kraft aber dauert auch nach dem Tode.

285. Die Bilder.

Gotthold kam mit etlichen Gefährten auf einer Reise in eine Kirche, die mit vielen Bildern ausgeschmückt war; indem sie dieselben besichtigten, fragte er, welches das schönste und beste Bild in einer Kirche wäre. Einer von der Gesellschaft antwortete: Ich weiß wohl, daß ihr mit dieser Frage weiter hinaus sehet, will also nicht sagen, daß der Materie nach die goldenen, silbernen und ehernen beffer seien, als die hölzernen und steinernen, auch nicht, daß die schönsten seien die künstlichsten, welche des Meisters Hand am meisten ausgearbeitet hat, sondern ich halte dafür, man müsse für das schönste Bild passiren lassen das Bild des gekreuzigten Herrn Jesu, welches von Alters her am meisten in der Kirche aufgestellt und zur Andacht am bequemsten gehalten worden ist. Ich meinestheils, wenn ich ein solches Bild ansehe und die Dornenkrone auf seinem Haupt betrachte, wundere mich nicht, daß Gott mich nicht auf Rosenblättern in den Himmel führt, weil sein liebster Sohn Dornen auf dem Haupte getragen hat. Wenn ich sein geneigtes Haupt an dem Bilde betrachte, so stelle ich mir vor, wie mein Erlöser seine Ohren zu mir neiget, mein Gebet zu hören und seinen Mund, mich in Gnaden zu küssen. An den ausgestreckten Armen erinnere ich mich, wie begierig mein Herr Jesus ist, alle Menschen in seine Arme einzuschließen, und sage mit jenem alten Kirchenlehrer: In den Armen meines Erlösers will ich leben und sterben. Bei seinen offnen

Wunden erinnere ich mich, daß meine Seele vor Sünde, Tod, Teufel und Hölle keine gewissere Zuflucht hat, als die theuren Wunden Jesu, und spreche:

Dein Blut wäscht mich, Herr Jesu Chrift!

Dein' offne Seit' mein Steinriß ist,
Drin will ich allzeit sicher sein,

Wie vor dem Wett'r das Läubelein.

Bei den Nägeln, die ich in seinen Wunden stecken sehe, erinnere ich mich, daß mir, der ich Christo angehöre, gebühren wolle, mein Fleisch sammt den Lüften und Begierden zu kreuzigen, Galat. 5, 24., und bitte meinen Erlöser, daß er selbst seine Nägel durch mein Fleisch schlagen und mich im guten und heiligen Vorfaz bestärken wolle. Gotthold sagte hierauf: Diese eure Gedanken können mir nicht anders, als wohl gefallen, ich halte aber dafür, daß ich ein Bild nennen will, welches dem Herrn Jesu auch selbst am besten gefällt, und also meiner Meinung nach für das schönste Bild in einer Kirche zu halten ist; ich meine einen rechtschaffnen, gläubigen und gottseligen Christen, der seinen Erlöser in der Taufe angezogen hat und im heiligen, göttlichen Leben denselben vorzubilden und darzustellen stets bemüht ist. Ein solches Bild ist mehr werth, als alle köstlichen und künstlichen Bilder der Welt, wiewohl die Welt sie am wenigsten achtet, als die keinen Verstand hat von himmlischen Kunststücken zu urtheilen. Hiernach laffet uns streben, daß wir dem Herrn Jesu je mehr und mehr ähnlich werden, und daß er in uns eine Gestalt gewinne. Galat. 4, 19. Mein Gott! ich bin ein unförmliches Bild; bearbeite mich und gestalte mich nach deinem Gefallen. Wenn ich nur so schön werde, daß das Leben Jesu in meinem Leben zu erkennen ist, so begehr ich nicht schöner zu sein.

286. Die schlaflose Nacht.

Es klagte Gottholden einer seiner Freunde, daß er die vorige Nacht fast wenig geschlafen und, ob er wohl den Schlaf auf allerlei Art gesucht, wäre doch derselbe von ihm geflohen. Gotthold antwortete: Wenn ihr wüßtet, wie man sich eine schlaflose Nacht zu Nuß machen könnte, würdet ihr darüber nicht klagen. Jener König,

Ich halte ihn,

als er erinnert wurde, schlafen zu gehen, sagte: Ich wollte gern so lange König sein, als ich kann; denn wenn ich schlafe, bin ich gleich einem der geringsten meiner Unterthanen; wenn ich aber wache, hab ich ihnen allen zu gebieten. Ich dürfte schier auch sagen: Ich wollte gerne so lange ein Christ sein, als ich kann; denn wenn ich schlafe, ob ich wohl ein Christ bleibe, so genieße ich doch so meines Christenthums nicht, als wenn ich wache, ohne was zuweilen in einem fröhlichen Traum geschieht, welches doch mit den gottseligen Uebungen der Wachenden nicht zu vergleichen ist. Ich schäße mich glückselig, wenn die Ruhe meines Leibes verstört, die Seele aber durchs Gebet und gottselige Betrachtung zur Ruhe in Gott geführt wird. Wenn ich den Schlaf nicht finden kann, so suche ich des Nachts in meinem Bette, den meine Seele liebt, und höre nicht auf zu suchen, bis ich ihn finde, und sage: und will ihn nicht lassen! Hohel. 3, 1. 4. Ich wollte, daß es die Schwachheit dieses nichtigen Leibs zugäbe, daß ich nimmer schlafen dürfte, auf daß ich immer im Lobe Gottes und Dienst meines Nächsten möchte erfunden werden. So der große Gerichtstag bei Nacht sollte herein brechen, wollte ich lieber, daß er mich wachend, als schlafend anträfe, damit ich desto bereiter wäre, meinen Herrn Jesum mit einem fröhlichen Jubelgeschrei zu empfangen. Darum, wenn euch dergleichen Nächte mehr kommen sollten, so plaget euch nicht lange mit Sorgen und allerlei mißlichen Gedanken, denn das find rechte Igel, die einem Menschen das Blut aus dem Herzen saugen, sondern richtet bald euer Gemüth zu Gott und haltet es geschäftig in göttlichen Dingen! nehmet Anlaß, der Güte Gottes, deren ihr euer Leben lang genoffen, nachzudenken! stellet euch im Geist unter die Chöre der h. Engel, welche nimmer schlafen, sondern Tag und Nacht ihren Schöpfer loben! nehmet einen Machtspruch der Schrift und gebet euern Gedanken daran zu thun, rebet mit Gott und dem Herrn Jesu und lasset ihn mit euch reden, zu welchem Ende nicht undienlich ist, wenn man ein fertiges Feuerzeug und gutes Buch vor dem Bette hat, damit man auf allen Fall sich jenes ein Licht anzuzünden und dieses zum Lesen bedienen könne. Mein Herr und mein Gott! ich bleibe dein, ich schlafe oder wache.

So oft die Nachi mein Aber schlägt,
Soll dich mein Geist umfangen;
So vielmals sich mein Herz bewegt,
Soll dies sein mein Verlangen,
Daß ich mit lautem Schall
Möcht rufen überall :

Herr Jesu! Jesu! du bist mein!

Und ich auch bin und bleibe dein!

287. Der Baum am Waffer.

Gotthold ging bei stillem Wetter an einem See spazieren und ward gewahr, daß der Schatten des am Ufer stehenden Baums ihn so gar eigentlich abbildete und erinnerte sich dabei, daß ein sinnreicher politischer Schriftsteller sich dieses Bildes bedienet, seinem Fürsten die Abwechslung des Glücks und Unglücks vorzustellen und ihn bei glücklichem Fortgang seiner Rathschläge vor Sicherheit und Uebermuth zu warnen. Denn wie leicht es geschehen kann, daß ein Baum am Wasser stehend, der sich mit seinen belaubten und fruchtreichen Zweigen im Wasser spiegelt und, also zu reden, an ihm selbst Gefallen hat, von einem Sturmwinde umgeworfen wird und selbst im Wasser zu liegen kommt, so leicht kann es auch geschehen, daß ein Mensch, den Gott am Wasser gepflanzt, ich will sagen, den er an zeitlichen Gütern, Glück und Ehren hat groß und ansehnlich werden lassen, von einem widrigen Fall auf des Höchsten Verhängniß gestürzt und zu jedermanns Spott und Verwunderung niedergelegt wird; davon der königliche Prophet sagt: Ich habe gesehen einen Gottlosen, der war trozig und breitete sich aus wie ein Lorbeerbaum; da man vorüber ging, siehe, da war er dahin, ich fragte nach ihm, da ward er nirgends gefunden. Ps. 37, 35. 36. Drum, wenn man satt ist, soll man gleichwohl denken, daß man wieder hungern kann, und wenn man reich ist, soll man denken, daß man wieder arm werden kann, denn es kann vor Abends noch wol anders werden, weder es am Morgen gewesen ist, und solches alles geschieht bald vor Gott. Sir. 18, 25. 26. Im weitern Nachdenken fand er auch in diesem Bilde eine Vorstellung der Flüchtigkeit der zeitlichen und der Beständigkeit der ewigen Güter. Das Wesen dieser Welt, sprach er, mit aller seiner

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