ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

sich nicht vermuthete, ihm desto angenehmer war. Er wünschte dabei von Herzen, daß der wohlthätige Gott mit einem unverhofften Segen solches erwiedern möchte, und sagte daneben Folgendes bei sich selbst: mein getreuer Gott! weil alle gute Gedanken und Gemüthsneigungen von dir ursprünglich herrühren, so weiß ich auch diese mir erzeigte Gunst niemandem, als dir zuzuschreiben! Wie alle Wasser aus dem Meer fließen und wieder dahin, Preb. 1, 7., so kommt alle Mildigkeit von dir, mildreicher Gott! und gebührt dir auch der meiste Dank. Ich sehe hieraus, daß du an mich gedenkst, auch da ichs nicht meine. Gedenke meiner, mein Gott, ferner allezeit im besten! Nehem. 13, 31.

36. Die finstere Nacht.

Als er in einer mondlosen Nacht erwachte und wegen der dicken Finsterniß die Hand vor den Augen, wie man sagt, nicht sehen konnte, gedachte er: nicht ohne ist es; die Finsterniß wird von bösen Leuten oft durch Antrieb des Fürsten der Finsterniß gemißbraucht und zu Sünden und Schanden angewandt; dennoch find ich in derselben, mein Gott! deine verborgene Güte und von wenigen erkannte Wohlthat. Die finstere Nacht dient zur Abkühlung und Erfrischung der abgematteten Gewächse, welche sie mit dem fruchtbaren Thau erquickt; sie schärft das Gesicht des Menschen, indem sie es blendet und den Augen Zeit giebt, die Sehkräfte wieder zu sammeln, und eben hiedurch dient sie auch dem Verstand, welcher bei Tage, von den Augen vornehmlich und andern Sinnen auf mancherlei Dinge verleitet, nicht alles zur Genüge und nach Gebühr erwägen kann; die Nacht aber schlägt ihm einen schwarzen Mantel um den Kopf, daß er von dem Aeußerlichen abgeführt bei sich selbst sein und wichtigen Sachen desto schärfer und ruhiger nachsinnen könne. Ja, was ist die finstere Nacht anders, als der Teppich, den du, mein Gott! um unser Bett gezogen haft, damit wir desto friedlicher und sanfter schlafen möchten, da du indeffen nicht schläfft, noch schlummerst, sondern uns, wie eine Mutter ihr Kind, hütest. Verleihe, mein lieber Gott! daß bei finsterer Nacht, so oft ich erwache, ich an dich denke und mein Gemüth auf die Betrachtung

deiner unbegreiflichen Güte anstrenge! Laß dein Licht auch bei finsterer Nacht in meine Seele leuchten!

Laß mich fest an dir bekleiben,

Und auch schlafend dein verbleiben!

37. Die Koloquinten.

Eine Gesellschaft, welcher ein tadelsüchtiger Mensch viel Verdruß verursachte, hatte Anstalt gemacht, daß demselben bei der Mahlzeit der Teller mit Koloquinten bestrichen ward, deren bitterer Saft alles, was darauf gelegt, bitter und abschmäckig machte; dieser, als er, was ihm vorgelegt, kostete, wußte nicht, wohin er es deuten follte; er nahm sich etwas anderes aus der Schüffel, er forderte einen andern Teller, (der aber auf Befehl nicht weniger bestrichen) und mußte doch allemal die vorige Widrigkeit der Speise empfinden, weshalb er von den andern fast auf die Gedanken gebracht wurde, als wäre er mit dem Fieber behaftet, welches die Speisen so unannehmlich zu machen pflegt. Dies hörte Gotthold und vermeinte hierin eine Abbildung zu haben eines vergallten und bittern Herzens. Fürwahr, sprach er, die Erfahrung bezeugt es, daß, so ein Widerwille zwischen zwei Nachbarn oder Freunden entstanden und das. Herz von bittrer Feindseligkeit und Haß eingenommen ist, ihm an dem andern nichts Wohlanständiges und Angenehmes zu sein dünkt. Geht er, so ist er ganz stolz und hoffärtig; lacht er, so ist er höhnisch; weint er, so ist er heuchlerisch; sieht er ernst, so ist er frech; hat er einen Fehler an sich, so ist er groß, eine Tugend, so ist sie gering; seinen Ruhm hört er mit Verdruß, seine Verkleinerung mit Lust, und hilft gerne dazu; und daher kommts, daß die Feindschaft immer zunimmt, weil der Satan immer Holz zuträgt, und der Argwohn Del ins Feuer gießt. Darum sagt der Apostel wohl: Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn sei fern von euch. Eph. 4, 31., und abermal: Sehet darauf, daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfriede anrichte, und viele durch dieselbe verunreinigt werden. Hebr. 12, 15. Be hüte mich, mein Herr Jesu! du sanftmüthiges Herz, vor solcher schädlichen Bitterkeit, daß sie mein Herz nicht übermeistere! Sollt

[ocr errors]

ich ja aus Schwachheit mit Unfug zürnen, so gieb, daß ich zur Versöhnung willig sei und die Sonne über meinem Zorn nicht untergehen lasse! Eph. 4, 26.

38. Die Vergessenheit.

Gotthold las in einem Sendschreiben eines guten Freundes, daß ein gelehrter und großer Mann zu allen wichtigen Verrichtungen untüchtig geworden, weil er sein Gedächtniß verloren und sich weniger Dinge erinnern könnte. Im Nachsinnen befand er, daß ihm dergleichen von andern aufgezeichnet schon viel vorgekommen, und daß der Allerhöchste ohne Ursache es nicht verhänge, sondern, wie er oft die Glücks- und Leibesgüter hinweg nehme, also wolle er beweisen, daß er mit den Gemüthsgaben dergleichen zu thun sich nicht wehren lasse, auf daß die Menschenkinder ihn als den rechten Lehnsherrn solcher Güter um desto mehr zu fürchten und alles zu seiner Ehre zu gebrauchen mögen bewogen werden. Sonst, dachte er hierbei ferner, weiß ich nicht, ob ein gutes Gedächtniß der Vergessenheit, oder diese jenem vorzuziehen sei. Das Gedächtniß ist zwar die Schazkammer, darin sich der Mensch einen Vorrath von allerlei guten Erinnerungen, nüßlichen Lehren, trefflichen Begebenheiten und nachdenklichen Fällen sammeln und diese seinem Verstande, des ganzen Menschen Wohlfahrt dadurch zu befördern, aufbehalten soll; aber mancher sammelt mehr Böses, als Gutes darin; manchen hat sein gutes Gedächtniß in der Jugend zur Nachlässigkeit gebracht, daß er des Papiers, etwas zu verzeichnen, nicht geachtet, der hernach solches zu spät bereuen muß. Wohl dem, der in stetem Gedächtniß behält: 1) seine Sünde, daß er nicht sicher und stolz werde, ste stets bereue und in gläubiger Demuth zu Gottes Gnade und seines Erlösers Verdienst Zuflucht nehme; 2) die Wohlthat, so ihm von andern widerfahren, damit er sich dankbar bezeige; 3) den Tod, daß er sich auf dessen Ankunft christlich bereite. Wohl dem auch, der gründlich vergessen kann: 1) seiner Gutthaten, damit er nicht vor Gott und Menschen damit prahle, und sie ihnen im Herzen oder in Worten vorwerfe; 2) anderer Leute Uebelthat, damit sie ihn belei digt, damit er nicht unsterblichen Zorn hege und rachgierig sei;

3) der verlornen Güter, damit er sich nicht umsonst betrübe und mit Sorgen plage. Verleihe mir, mein Gott, ein solches Gedächtniß und solche Vergessenheit!

39. Das verheftete Buch.

Er hatte ein Büchlein in Händen, darinnen etliche Bogen durch Versehen des Buchbinders verheftet waren. Nun, sprach er, ist ja alles gut, was auf diesem und jenem Blatt steht, allein, weil es nicht steht in der gehörigen Ordnung, ist es unschicklich. So gehts auch, dachte er, mit unsern Gedanken und Einfällen, welche mancher zwar gut genug hat, und dennoch, weil er sie nicht zu rechter Zeit, an gelegenem Ort und mit gutem Bedacht anzubringen weiß, werden sie mit eben so schlechter Lust gehört, als dieses Buch gelesen. Es geht aber auch so zu, fuhr er fort, in den Gedanken, die wir oft vor Gott bringen und ausschütten; oft soll unter währendem Gebet einem Hausvater etwas einfallen, das seiner Haushaltung nüßlich und zu verrichten nöthig ist; ein Regent soll beim Gebet und Lesen der Schrift einen Rath unvermuthlich finden, den er zuvor lange gesucht; einem Prediger soll unter dem Gespräch mit Gott zufallen, wie er eine Predigt anfangen, wie er sie einrichten und hie und da zieren will. Dieses ist ja nun an sich nicht böse, allein es gehört in die Ordnung, Zeit und Ort nicht, und thut der rechten Gebetsandacht großen Schaden; weil das Gemüth und Herz diesen Ohrenbläsern Gehör giebt, redet der Mund viel dahin, davon das Herz nicht weiß, und davon alsdann Gott auch nicht wissen will. Eine Kohlpflanze ist ein nüzliches Küchenkraut, aber wenn sie unter die Roßmarin oder Tulpen gerathen ist und mit ihnen auf einem Beete in die Wette wächst, da ist sie ein Unkraut und wird billig ausgerissen und an einen andern Ort versezt; so sind die fremden Gedanken, die unter dem Gebet ins Herz schleichen und es von der Andacht abführen. Hilf, mein Herr und Gott! daß ich von ganzem Herzen im Geist und in der Wahrheit dich anbete und, wenn ich beten will, durch deine Gnade meines Herzens Kämmerlein so fest verschließe, daß mich nichts an eifriger und gottfeliger Andacht hindern möge!

40. Das Stäublein im Auge.

Einem Kinde war unter dem Spiel ein Stäublein ins Auge gefallen, welches es lange rieb und wischte, aber damit nichts ausrichtete, als daß es die Schmerzen vermehrte und das Auge triefend und feuerroth machte, darum es endlich klagend zum Vater kam; der legte eine kleine Perle hinein, hieß das Kind das Auge zuthun und etliche mal herumwälzen, darauf die Perle herausfiel, an der das Stäublein klebte. Darüber hatte Gotthold die Gedanken. Das Auge, fagte er, ist des ganzen Leibes Licht, welches alles faßt, was ihm vorkommt, nur sich selbst sieht es nicht; es ist aber ein gar zartes Glied, welches, wie dieses Kind bezeugt, auch nicht ein Stäublein leiden kann, sondern thränt und schmerzt, bis es dessen los wird. Dies ist ein eigentliches Bild des Gewissens, welches, ob es wohl die Menschen oft nicht beobachten, alles weiß, faßt und gleichsam verzeichnet; es thuts dem Auge darinnen zuvor, daß dieses nur bei Tag, jenes auch bei Nacht sieht und alle Werke der Finsterniß in genauer Obacht hält. Nun dünft manchem die Sünde nur ein Stäublein zu sein, zuvörderst, wenn er von falschem Wahn, Eigenliebe und Sicherheit eingenommen ist. Aber, ach, mein Gott! was kann ein solches vermeintes Stäublein Schmerzen und Angst im Gewissen verursachen! Wie sticht es! Wie thränt es! Und ist da keine Hülfe, du gnädiger Gott! als bei dir. Mein Herr Jesus ist die edle Perle, Matth. 13, 46.; die legst du in unser verlegtes betrübtes Herz, die nimmt alle Sünde und Sündenschmerzen hinweg, und so finden wir Ruhe für unsere Seele und kriegen Lust, dir mit fröhlichem Herzen zu dienen. Hilf, mein Gott! daß ich allezeit behutsam und vorsichtiglich wandle und mich vor Verlegung meines Gewissens durch deine Gnade hüte!

41. Die geraubte Biene.

Gotthold stand vor einem Immenhaus und sah mit Lust zu, wie diese Honigvöglein ab- und zu reiseten und mehrentheils wohl beladen mit dem Blumenraub wieder heimkamen; indessen schnurrte auch daher eine große gelbe Horniß, ein rechter Immenwolf, der sei

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »