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Herrlichkeit, ist wie dieses Bild im Wasser. Mein Gott hat seine selige Herrlichkeit in den Geschöpfen entworfen, doch als im Wasser, ich will sagen, er hat alles mit Eitelkeit verbunden, daß der Mensch das Schattenwerk nicht lieben, sondern ein Verlangen nach dem himmlischen Wesen daraus schöpfen soll. Wie eitel ist des Baumes Bild im Wasser! Rege und trübe das Wasser, so ists dahin so ists mit der Welt Dingen, eine geringe widrige Begebenheit zerschlägt und zernichtet alles; sind wir Menschen denn nicht thöricht, daß wir nach dem flüchtigen Schatten schnappen und denselben mit Gefahr unserer Seele suchen, um das beständige ewige Gut aber, das im Himmel für die Liebhaber Gottes behalten wird, uns so wenig bekümmern?

Alles, was ist auf dieser Welt,
Es sei Silber, Gold oder Geld,
Reichthum und zeitlich Gut,
Das währet nur ein' kleine Zeit
Und hilfet nichts zur Seligkeit.

288. Die blühenden Bohnen.

Es ist bekannt, wenn die Bohnen in der Blüthe stehen, daß sie gar einen füßen und lieblichen Geruch von sich geben, welchen auch einem die Luft oft von weitem entgegen führt. Als nun Gotthold diesen auch empfand, erinnerte er sich, gelesen zu haben, daß die Inseln Ceilon, Madagaskar und andere wegen der Menge des Zimmts und anderes Gewürzes, so darinnen wächst, einen starken und anmuthigen Geruch von sich geben sollen, also, daß man Ceilon oft eher riechen, als sehen kann. Hierüber erfreute er sich herzlich und sagte: Mein Gott! können die irdischen Früchte mir solche Anmuthigkeit machen, was hab ich von den himmlischen zu erwarten? Ach, wie manches liebliche Lüftlein empfinden deine Gläubigen, welches ihnen der himmlische Pfingstwind, dein werther Geist, aus dem Lande der Lebendigen zuführt, darinnen sie einen Vorschmack und die Probe der Seligkeit haben! Und wenn dies nicht wäre, wie wollten sie in so viel Trübsal aushalten? So oft ich an deines Propheten Worte gedenke, der da spricht: Wie groß ist deine Güte, Gott, die du verborgen haft denen, die dich

fürchten! Pf. 31, 20., dünkt mir, ich habe dich als einen Vater bilden wollen, der seine Kinder zwar unter der Ruthe und Zucht hält, indessen doch mit aller seiner Arbeit und Sorge nichts so sehr sucht, als ihnen einen Vorrath zu sammeln, dessen sie sich, wenn sie erwachsen und ihn zu gebrauchen verständig genug geworden sind, mögen zu erfreuen haben. Mein Vater! du verbirgst vor uns, deinen Kindern, deine große Güte in dieser Welt, als ginge sie uns nichts an; zuweilen erblicken wir etwas davon, welches aber unser Verlangen zu vermehren und nicht zu stillen dient; doch, weil wir deine Kinder sind, sind wir versichert, daß dein himmlischer Schaz niemand, als uns könne zu Theil werden. Darum will ich meinestheils mich gerne gedulden und sorgen, wie ich mich als ein gehorsames und frommes Kind gegen dich bezeige; du magst sorgen, wie du als ein liebreicher, milder Vater mir einen Schaß im Himmel beilegest! Laß mich nur zuweilen ein Lüftlein, mein betrübtes Herz zu erquicken, aus dem himmlischen und gelobten Lande anwehen, so will ich des völligen Genusses desto stiller warten. Wie lieblich find deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn, mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Pf. 84, 2. 3. Wann werd ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue? Ps. 42, 3.

289. Das Aderlassen.

Als Gotthold nebst einem andern seiner Freunde hatte zur Aber gelassen und die Umstehenden der Gewohnheit nach, daß es ihm Gott wohl bekommen laffen wollte, wünschten, bedankte er sich das für und sagte: Ich will euch euren guten Wunsch mit einer und andern guten Lehre, vom Aderlaffen genommen, bezahlen. In der Beschreibung des Lebens Heinrichs Suso, eines zu seiner Zeit und noch jezt berühmten Dominikanermönchs, wird gemeldet, daß, als er aus der Ader gelaffen, er sich zu dem gekreuzigten Herrn Jesu im geheimen gewandt und gesagt: O liebster Freund unter allen Freunden, mein Herr Jesu! du weißt, daß unter den Menschen die Gewohnheit ist, daß, wenn sie zur Ader gelassen, sie gern zu guten Freunden gehen und sich fröhlich bezeigen, damit sie, wie sie sagen,

gut Geblüt wieder sammeln mögen. Nun weißt du, Herr! daß ich keinen liebern Freund, als dich habe, darum komme ich auf mein Aderlassen zu dir und bitte, daß du dies mein Aderlassen mir segnen und mir recht gut Geblüt wieder geben wollest. Ach, wenn wir könnten alles böse und durch die Sünde verderbte Geblüt abzapfen und könnten durchs Blut Jesu Chrifti und seine Gnade und Geist ein reines und heiliges Geblüt wieder sehen! Weiter, ich finde bei den römischen Geschichtschreibern, daß die tapfern Römer ihre Soldaten, wenn sie etwas gesündigt hatten, unter anderm auch mit der Strafe des Aderlassens belegt, zweifelsfrei anzudeuten, daß die Muthwilligen und Ungehorsamen nicht wohl bei Sinnen wären, darum sie ihnen denn etwas Blut abgezapft, damit sie fittiger würden. So rathen auch die gelehrtesten Aerzte, daß man in gefährlichen und hißigen Fiebern, auch andern schmerzhaften Krankheiten durchs Aders lassen den Patienten zur Ohnmacht bringen solle, und bezeugen, daß sie aus der Erfahrung gelernt, daß mehrmals mit einem solchen starken Aderlassen die Hize und Schmerzen gehoben und erschöpft sind. Nicht anders kann es der Herr, unser Gott, oftmals mit uns halten, wenn er unsere Seele von der Krankheit des Stolzes, Une gehorsams, Muthwillens, Sicherheit, Eigendünkels, Geizes und der Weltliebe gesund machen will. Er kann unsern Muth_nicht anders, als durch Erniedrigung, unsere Ueppigkeit durch Mangel, unser eingebildetes Vermögen durch Offenbarung unserer Schwachheit, unsere Ehrsucht durch Verschmähung, unsere Hoffart durch Verachtung, unsere Weltliebe durch Verfolgung brechen. Drum sind solche Dinge unserer Seele wol so gesund, als dem Leibe das Aderlassen. Wie sind wir denn so seltsam, daß wir dem Barbier den Arm willigst darstrecken zum Aderlassen, weil wirs unserm Leibe dienlich finden, und des allweisen Gottes Kur uns widerseßen, wenn er uns an zeitlichen Gütern, Wolluft und Ehren etwas entziehen will, unserer Seele zum Besten? Fürwahr, es ist so schwer, als unmöglich, aus einem Himmel in den andern kommen! Des Leibes Wohl ist der Seele Weh. Gehts uns hier nach unserm Wunsch und Willen, so sehe ich nicht, wie die Seele in so viel Blut, Gut und Muth nicht ersticken sollte. Darum, mein getreuer Gott! will ich mich deiner Kur nicht widersezen; wird mein Fleisch zu muthig, wirst du schon wissen, wie du ihm thun sollst. Ich will lieber hier alles, als dort ein einiges verlieren, nämlich dich schauen.

290. Die Sonnenuhr.

Als Gotthold zur Sonnenuhr schaute, um zu erfahren, ob die Schlaguhren recht gingen, sagte er bei sich selbst: es ist zwar um diese Uhren eine künstliche Sache, allein, wenn die Sonne nicht scheint, so sind sie mit aller ihrer Kunst nichts nüße. Eben wie des Meisters Hand oft eine Leuchte oder Laterne, von getriebener künftlicher Arbeit verfertigt und mit hellem Horn oder Glas verseßt, die aber doch im Finstern zum Wegweiser nicht dient, wenn sie nicht von einem brennenden Licht erleuchtet wird, so ists mit uns Menschen auch. Ohne Gottes Gnade und des H. Geistes Trieb und Erleuchtung sind wir mit allen unsern natürlichen Gaben und Vermögen nichts nüße. Die Weisesten sind nicht weise, und die klügften Räthe fehlen am meisten, wenn ihren Verstand und Nath die Gnadenstrahlen vom Himmel nicht beleuchten; die scharfsinnigen Ges müther fallen in die gefährlichsten Irrthümer, wo sie nicht ihr Herz, in demüthiger Erkenntniß ihres Unvermögens, der Sonne der Gerechtigkeit zu bestrahlen darstellen; ja die sinnreichsten Köpfe sind wie die subtilen Uhren, welche oft am ersten ins Stehen und Stecken gerathen und ohne stetige Aufsicht nicht fort können. Was ists denn, wenn wir uns viel wissen, daß wir viel wissen? weil alles unser Wissen nicht allein nichts nüße, sondern auch uns und andern schädlich ist, wenn wir nicht wissen, das himmlische Gnadenlicht in demüthiger Andacht aufzufangen. Mein Gott! von deiner Gnade bin ich, was ich bin! Laß deine Gnade an mir nicht vers geblich sein; laß dein Antlig über mich leuchten, so kann und will ich vielen dienen.

291. Der Kürbis.

Gotthold fand in einer Stube einen Kürbis, welchen der Hausherr mit seinem Namen, der Jahreszahl und etlichen andern Buchstaben, seinen Denkspruch vorbildend, bezeichnet hatte, und sagte: Sehet ihr, was ihr in den zarten und kleinen Kürbis gerizt oder geschnitten habt, wie dasselbe aus und mit ihm gewachsen ist, also, daß man noch jezt eure Hand daran erkennen kann? Lieber, machet 38 5. 20

es auch so mit euren Kindern, weil sie noch zart und jung sind. Eure Zunge muß ein Griffel sein eines guten Schreibers, Ps. 45, 2., damit ihr ihnen die Gebote Gottes, die Liebe zur Tugend und den Haß der Sünde müsset ins Herz graben und schreiben. Was ihr ihnen von Kindesbeinen auf einschneidet und einbildet, das werdet ihr hernach an ihnen lesen und erleben. Manchen Eltern sind ihre Kinder ein Brief mit Ach und Weh auswendig und inwendig beschrieben, Hesek. 2, 10., ich will sagen, sie hören, erfahren und erleben an ihnen lauter Herzeleid, allein ste haben es sich selbst zu danken, weil sie ihnen durch ärgerliche Reden, böse Beispiele und Verzärtlung, wie auch durch Versäumung guter Zucht die Bosheit in der Jugend eingedrückt, die nach und nach ausgewachsen und endlich fast unauslöschlich geworden ist. Ach, wann werden wir Christen anfangen, die Kinderzucht besser zu beobachten! Dem ärgerlichen gottlosen Wesen, das wir an so vielen unchriftlichen Christen täglich mit Schmerzen sehen, ist nicht anders und nicht eher abgeholfen, als, wenn wir der Jugend anstatt der Frechheit, der Ueppigkeit in Kleidung, der Hochhaltung ihrer selbst, der Spitfindigkeit und Verschlagenheit die Gottesfurcht, die Demuth, die Sanftmuth, die gewissenhafte Einfalt und andere Tugenden einpflanzen. So lange wir unsere Kinder nicht gewöhnen, daß sie eine Sünde zu begehen schmerzlicher empfinden, als den Verlust von tausend Reichsthalern, ja ihres Lebens, so lange werden wir keine bessere Christen hinter uns lassen. Mein Herr Jesu! schneide deinen h. Namen tief in mein und der Meinigen Herz, daß wir deiner und der Pflicht, damit wir verbunden sind, nimmermehr vergessen!

292. Das wüste Haus.

Gotthold ging vorbei vor einem wüsten Haus, welches Krieg und Pest seiner Einwohner beraubt, daher es nunmehr dach- und fachlos geworden und zum Untergang und Einfall sich täglich je mehr und mehr anschickte. Das sind die Früchte, gedachte er, unserer Sünden, welche die Städte ohne Einwohner und die Häuser ohne Leute machen. Jes. 6, 11. Und ists kein Wunder, daß Gott uns aus unsern Häusern jagt und hinweg rafft,

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