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wenn wir ihn nicht wollen bei uns darinnen wohnen lassen, sondern aus unsern Wänden Umhänge machen, hinter welchen wir desto sicherer zu fündigen vermeinen! Ich erinnere mich aber hiebei, sprach er weiter, was es für eine Beschaffenheit habe mit den Seelen, die Gott aus gerechtem Gericht um ihrer beharrlichen Sünden und Unbußfertigkeit willen verlassen hat; fürwahr da nisten wol die höllis schen Nachtvögel und fliegen aus und ein nach ihrem Willen, da wird alles baufällig und schickt sich zum ewigen Verderben. Und dies ist die höchste Stufe der göttlichen Strafen, damit der Mensch in diesem Leben kann belegt werden, wenn Gott seine Gnadenhand von ihm abzieht, ihn in einen verkehrten Sinn giebt und läßt ihn wandeln nach seines Herzens Dünkel. Da hat der Satan gewonnen Spiel und zäumt, sattelt und reitet einen solchen Menschen nach feinem Willen; er ist der Teufel Ball, den sie einander zuspielen und aus einer Sünde in die andere stürzen; er ist eine Werkstatt der höllischen Geister, darinnen sie lauter Werke und Waffen der Finsterniß schmieden. Das heißt, was der Herr, unser Gott, fagt: Wehe ihnen, wenn ich von ihnen bin gewichen! Hof. 9, 12. Ingleichen: Ich habe meinen Frieden von diesem Volk weggenommen sammt meiner Gnade und Barmherzigkeit. Jer. 16, 5. Zwar ist dies der Unterschied zwischen diesem Hause und einem ruchlosen und übergebenen Menschen, daß jenes seinen kläglichen Zustand allen Vorübergehenden vor Augen stellt, bei diesem aber mehrmals seiner Seele Elend und Verderben mit zeitlicher Glückseligkeit und erwünschtem Fortgang alles seines Muthwillens verdeckt ist; allein die Gefahr ist so viel größer, als tiefer sie vor seinen und fremden Augen verborgen. Und daher finden fromme von Gott erleuchtete Menschen oft Ursache, dieselben Leute, welche ihres zeitlichen Wohlstandes halber jedermann selig preist, mit bittern Thränen zu beweinen und noch vor ihrem Tode zu betrauern. Ach, mein ge treuer und barmherziger Gott! laß mich nicht und thue die Hand nicht von mir ab, Gott mein Heil! Pf. 27, 9. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen H. Geist nicht von mir! Ps. 51, 13. Laß mir meinen Willen nicht, laß mich aus deiner Aufsicht nicht! Laß meine Seele allezeit eine Wohnung deines H. Geistes bleiben! Welt, von der Gesundheit, von der Ehre, von der Freude, von den

Ich will lieber von der

Gütern, von den Freunden, von allem verlassen sein, als von dir und deiner Gnade.

293. Das verrostete Eisen.

Als ein Stück hellpolirtes Eisen eine Weile an einem feuchten Orte gelegen hatte, fand es sich, daß es ganz rostig geworden war. Gotthold zeigte solches seinen Leuten und sagte: Lernet hieran, was böse Gesellschaft und Gelegenheit zu sündigen thun könne; es sei ein Gemüth so voll guten Vorsages, als es will, so ist es doch in der Gefahr nicht versichert; die Seele aber hat keine größere Gefahr, als wenn sie Gelegenheit und Gesellschaft zur Sünde findet. Hier wirft man ihr nicht stracks ein großes Schifffeil an den Hals, fie niederzureißen, sondern verstrickt sie mit subtilen Neßen und Fäden, daß fie fällt, ehe sie es merkt; man seßt ihr nicht den bloßen Degen an die Gurgel, sondern man trinkt ihr zu aus güldenen Schalen, bis sie das süße Gift beschleicht und ihr alle Kräfte benimmt. Woher kommt heutigen Tags alles gottlose Wesen in der Welt, als weil ein Mensch den andern unter dem Schein der Freundschaft und Höflichkeit ansteckt und verleitet? Man will nicht saufen, sondern lustig sein; man will nicht stolziren und prangen, sondern nur zierlich und nach seinem Stande sich kleiden; man will nicht tödten, sondern nur seine Ehre vertheidigen; man will nicht huren, sondern nur freundlich und höflich sein; man will nicht geizen und Unrecht thun, sondern nur die Seinigen versorgen; man will die h. Schrift nicht verwerfen oder ihre Wahrheit in Zweifel ziehen, sondern nur davon reden, und um bessern Verstand eines und anderes erläutert wissen. Hier überredet, hier ermahnt, hier treibt ein Mensch den andern, hier hilft einer dem andern, und läuft doch am Ende nirgends hinaus, als auf Sünde, Schande, Sicherheit und Gottlosigkeit, daß man nichts glaubt und sich doch stellt, als glaubte man alles. Darum traut nicht allen Leuten und Orten! Die Vielheit weltlich gesinnter Freunde ist nichts anders, als eine lustige Gesellschaft, die einem die Zeit vertreibt, auf dem breiten Wege, der zur Verdammniß führt. Die Gelegenheit aber und Veranlassung zur Sünde ist die Handhabe, dabei man die Sünde erfaßt, es ist die Angel mit einigem Vorwand verdeckt, damit der Satan viel tausend

wohlmeinende Gemüther fängt. Und wie eines Hungrigen Begierde gemehrt wird, wenn er den Geruch schmackhafter Speisen empfindet, so wird die Sündenbegierde in dem verderbten Herzen erregt und verstärkt, wenn es durch einige Veranlassung gereizt wird. Mancher wäre nicht gefallen, wenn er nicht aufs Eis gegangen wäre. Jener närrische Jüngling wäre der Hure in die Neze nicht gefallen, wenn er nicht in der Dämmerung auf dem Wege an ihrem Hause sich hätte finden lassen. Sprüchw. 7, 7. Klüglicher handelte der keusche Joseph, der, als er der unzüchtigen Begierden des Weibes seines Herrn kundig geworden, nicht nahe bei ihr schlafen oder um sie sein wollte. 1. Mos. 39, 10. Jener Mensch bildete sich ein, er wäre von Glas, und hütete sich aufs fleißigste, daß er nicht woran stieße, damit er nicht zerbreche. Das war Thorheit. Ich wollte wünschen, daß wir uns fest einbilden könnten, daß alle unsere Frömmigkeit nur ein Glas wäre, damit wir vorsichtig und behutsam wandeln möchten; das wäre Klugheit. Ach, mein Gott! was ist auch mein Gemüth anders, als ein Zunder, der allerlei Funken leicht fäht, als eine Klette, die allenthalben anklebt? Bes hüte mich, mein Vater! vor Gelegenheit zu fündigen, führe mich durch einen Weg zum Himmel, da die wenigsten Anstöße sind; mache mich einfältig, albern, blind und taub, daß ich der sündlichen Reizung nicht wahrnehme und der Welt Schmeichelei nicht verstehe! Ach, wer erst hindurch wäre

294. Das Holz.

Als jemand mit Gotthold vom Brennholz zu reden kam, sagte er: Wir dieses Orts können nicht erkennen, was für eine edle Gabe Gottes das Holz ist, weil wirs häufig haben und es uns wöchentlich mit vielen Fudern vor die Thür geführt wird. Darum, ob wir wohl täglich des Holzes uns bedienen zum Kochen, Backen, zum Waschen, zum Heizen, ob auch wohl große Leute sich verwundern, woher unser Herr Gott alles Holz nimmt zu so mancherlei Brauch für alle Menschen in der ganzen weiten Welt, als Bauholz, Brennholz, Tischlerholz, Böttigerholz, Stellmacher- und Wagnerholz, Schiffholz, Holz zu Schubkarren, Schaufeln, Kannen u. s. w., so halte ich doch dafür, daß unter Tausenden nicht ein einziger sei, der Gott sein Leben lang für die Erschaffung und Benuzung des Hol

zes gedankt hat. Diese aber alle sollte man eine Weile hinbringen an die Oerter, die so viel Holz nicht haben, auf daß sie aus dem Mangel erlernen möchten, wie gut es sei. Zu Toledo in Spanien wird das alte ausgeworfene Weinholz zur Feurung gebraucht und theuer verkauft. Zu Kairo, der großen Stadt in Aegypten, soll ein Pfund Holz um einen Groschen verkauft werden, darum das gemeine Volk seine Speise aus den Garküchen holt, deren 30,000 darinnen sind. Konrad Dieterich meldet, daß zu Ulm, in der bekannten Reichsstadt, woselbst er Superintendent geweser, das Holz eine theure Waare sei, daß einer fast mehr um dasselbe, als ums liebe Brok zu sorgen habe, darum es von der Obrigkeit mit großer Beschwerde und Unkösten dahin geschafft werde, daß sie nach Nothdurft und im Nothfall damit versehen seien, wie er denn auch meldet, daß von reichen Leuten gewiffe Holzstiftungen für arme Leute geordnet, davon ihnen zur Winterszeit gereicht werde; und endlich ermahnt er, daß man ja ein jedes Spänlein zu Rathe halten und auf der Gaffe nicht liegen lassen solle. Wenn das hier ein Prediger thäte, so würde er ausgelacht werden. Ich erinnere mich, daß in dem legten nordischen Kriege, als die königliche Stadt Kopenhagen gar hart belagert war, dieselbe nicht leicht an einem Dinge einen größern Mangel als am Holz erlitt, darum, als sich ein getreuer Unterthan mit einem Schiff voll Holz gewagt und glücklich hinein gekommen, hat er große Gnade und Belohnung bei seinem Könige verdient. Mein Gott! das lezte, das ich auf der Welt gebrauchen werde, wird ein Holz sein, nämlich der Sarg, von Brettern gemacht, darinnen dieser mein nichtiger Leib verfaulen wird; weil mir denn das Holz von meiner Geburt an bis in meinen Tod dient, wie sollte ich dir, dem alleinweisen und milden Schöpfer, nicht dafür danken!

295. Der Wein.

Gotthold ward bei der Mahlzeit ein schöner Trunk Wein geboten, darüber er Folgendes redend ward: Zu verwundern ist es, daß ein so unansehnliches und schlechtes Holz, welches sich durch eigne Kraft nicht aufrichten oder bestehen, daraus man auch nicht einen. Nagel machen kann, wie die Schrift redet, Hesek. 15, 3., eine so edle, schöne Frucht voller Kraft und Saft hervor bringt; doch

scheint es, als habe der Höchste das Holz darum so ungestaltet und schwach erschaffen, daß wir bei Genießung seiner edlen Frucht mehr auf ihn, den Schöpfer, und seine gütige Kraft, als auf einige natürliche Ursachen sehen sollten. Denn von ihm kommt es, daß der Wein des Menschen Herz erfreut. Ps. 104, 15. Merklich aber ist es, daß die Schrift sagt, daß der Wein nicht allein die Menschen, sondern auch Gott erfreue. Richt. 9, 13. Trinket denn der Höchste, den nimmer hungert oder dürftet, auch Wein im Himmel, daß sein Herz davon gutes Muths wird? Ach nein! sondern er trinkt Wein, wenn ihn die Menschen in seiner heiligen Furcht und Dankbarkeit trinken, er wird erfreut, wenn seine Gläubigen durch ein Trünklein Weins erfreut, ihres Leides und Kummers, damit sie auf Erden belästigt sind, vergessen. Gott, der wohlthätige und liebreiche Herr, hat den Wein vornehmlich für die bes trübten und sorgenvollen Gemüther, die blöden, schwachen, kranken und alten Leute erschaffen. Wenn nun solche mit einem Trünklein Wein sich erquicken, so erfreut er Gott und Menschen; denn es ist Gottes Lust und Freude, wenn er uns Gutes thut und wir seiner Gaben gottselig gebrauchen. Jer. 32, 41. 5. Mos. 28, 63. Ach, sagte einer aus der Gesellschaft, die Armen, Elenden, Traurigen und Kranken kriegen des Weins am wenigsten, und müssen sich wol mit saurem Kovent behelfen, wenn die Großen und Reichen sich selbst und andere im Wein fast ersäufen wollen. Gotthold antwortete: Was zur Ungebühr verschlemmt und den dürftigen Gliedern Christi entzogen wird, das gehört unter die Kreatur, welche über den schändlichen Mißbrauch und über die Eitelkeit, der sie wider ihren Willen unterworfen ist, ängstlich seufzt. Röm. 8, 20. Und darüber wird der Höchste voll Unmuths, daß, wenn er ein wandelbarer Mensch wäre, es ihn fast gereuen sollte, daß er den undankbaren Menschen diese und andere gute Gaben gegeben. Doch, wenn es ja frommen und armen Leuten am natürlichen Wein fehlt, so muß es ihnen am geistlichen doch nicht mangeln. Gott selbst ist ihr Wein, wie der königliche Prophet in seinem Elend sagte: Du erfreuft mein Herz, ob jene gleich viel Wein und Korn haben, Ps. 4, 8. Ich meinestheils will mein Leben lang gern alles Weins entbehren, wenn nur mein Gott mit seiner Gnade und Trost mein Herz und Mund fröhlich macht! Mein Gott! wenn du uns so erfreust in der Eitelkeit, was wirst du thun

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