ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

in der seligen Ewigkeit? Ach, wie bitter und herbe ist aller Welt Wein und Freude, wenn ich an die Süßigkeit gedenke, damit deine Auserwählten, die schon bei dir sind, getränkt werden! Weinen ist mir hier oft näher als Wein. Ach, wann werde ich dahin kommen, daß ich den Wein deiner ewigen Gnade im Himmel koste!

296. Der Ring.

Eine vornehme Frau fragte Gotthold, weß sie denn bei den goldenen Ringen, die sie an der Hand trug, zur Uebung der Gottseligkeit sich erinnern sollte. Ist der Ring schlecht und ohne Stein, sprach er, wie die Trauringe zu sein pflegen, so bildet euch allezeit fest dabei ein, daß cure Seele des Herrn Jesu Braut ist, die er sich im Glauben vertraut hat. Darum seid ihm allezeit getreu und befleißigt euch, eure Seele von der Welt und aller Unreinigkeit unbefleckt, wie eine reine und keusche Jungfrau, zu erhalten. Fallen euch weltliche, fleischliche und fündliche Gedanken bei, so nehmt sie nicht anders an als unkeusche Zumuthungen des Satans, der euch dem Herrn Jesu abspenstig machen will. Ist ein Stein im Ringe, so gedenket, daß unser Glaube also müsse Christum, den hellen Jaspis und Rubin, eingeschlossen halten, weil der Glaube sonst und an sich nicht viel, mit Christo aber und durch ihn des ganzen Himmels werth ist. Weil wir die Ringe auch mehrentheils an der linken Hand zu tragen gewohnt, (davon jener finnreiche Kopf wohl gesagt, es wäre ein Vorbild, wie oftmals der Ehren müßten beraubt sein die, welche sie am meisten verdient, weil die rechte Hand mit der Feder, dem Degen und allerlei Arbeit die Ringe verdienen und erwerben, der Linken aber, die das wenigste thäte, die Ehre selbe zu tragen gönnen müßte), so sehet auch auf euch selbst, ob ihr unverdienter Ehren genießet, als daß man euch christlich, tugendreich, fromm, wohlthätig nennet, da ihr doch von euch selbst überzeugt seid, daß ihr das zu sein, was euch diese Titel nennen, noch nie euch ernstlich beslissen. Das Gold ist das edelste unter den Metallen, rein und fein, im Feuer bewährt, weich, und läßt sich leicht bearbeiten, auch weiter ausdehnen, als kein anderes Erz, und giebt den geringsten Schall von sich, wenn es mit dem Hammer ges trieben wird. Also befleißiget euch, ein reines und feines Herz zu haben, lasset euch auch Gottes Prüfefeuer, das liebe Kreuz, nicht zu

wider sein, denn dies ist eben das Mittel, dadurch die wilde Unart Dem Herzen ausgebrannt wird. Seid auch mitleidig, freundlich und friedsam, dehnet euren Willen den Dürftigen zu dienen aufs weiteste aus, als möglich ist, lernet auch geduldig und stille sein, wenn der Höchste mit dem Kreuzhammer an euch arbeitet, in Erwägung, daß es euch zum Besten dient. Wenn man solche und dergleichen Gedanken allezeit hätte, so würden die Ringe mit weniger Sünde und mehrerem Nußen getragen. Wenn aber das nicht geschieht, so hört, was ich von euren Ringen halte. Ich habe eine arme alte Frau gekannt, die pflegte, wenn sie etwas Angelegenes denken wollte, einen Faden oder Strohhalm um den Finger zu winden; wenn nun ihr jemand solches nachthäte, seines Christenthums, seines Gebets, seines guten Vorsages Gott und Menschen zu dienen sich dabei zu erinnern, so achte ich solchen Faden oder Strohhalm höher, als alle theuren Ringe, die zur leppigkeit ohne Gottseligkeit getragen werden.

297. Die Wespe.

Es war eine Wespe in Gottholds Studierstube gekommen, und als sie vor den Fenstern mit vielem Gebrumm flatterte, stand er endlich auf, fing und zerschnitt sie in 3 Stücke, daß das Haupt, die Brust mit den Flügeln und Füßen, und der Unterleib mit dem Stachel allein lag, da er denn mit Verwundern wahrnahm, daß alle drei Stücke nichts desto weniger lebten; der Kopf hatte noch die Macht, daß, wenn er ihm ein Spänlein darhielt, er darein biß, daß er daran hängen blieb; die Brust flatterte mit den Flügeln, liegend, immer rund herum; der Unterleib, so oft er angeregt wurde, war mit dem Stachel zu stechen fertig. Hiebei fiel ihm ein, was er ehemals bei dem H. Auguftinus gelesen, welchem, als er auf dem Lande gewesen, seine Gefährten einen langen vierfüßigen Wurm gebracht, dessen einzelne Stücke, als sie ihn etliche Mal zerschnitten, gleichfalls wie der ganze Wurm umher gekrochen, darin er sich nicht zu finden wußte. Gotthold ging es nicht anders, und er fand nicht zu erklären, wie es zuging, daß die Seele, also zu reden, mit dem Leibe zertheilt und zerstückt würde. Doch sagte er bald bei sich selbst: ich will auch aus dieser Begebenheit meine gottseligen Gedanken unterhalten und mich hiebei erinnern, wie die Gottlosen und Verdammten in der Hölle im ewigen Tode doch ewig leben werden.

Wer will zweifeln, daß nicht die Teufel aufs grausamfte mit den ihnen zuerkannten Menschen umgehen werden? Ich halte, sie werden sie alle Tage etliche Mal zerreißen und in viele Stücke zersplittern, nicht ihrer Qual durch einen endlichen Tod abzuhelfen, sondern dieselbe zu vermehren, weil in allen Stücken wird ein unsterbliches Leben sein, welches in einem jeden so viel Qual, als der ganze Leib zuvor, empfinden wird. Und also werden sie immer und nimmer sterben, sondern im Tode ewig leben.

So lang ein Gott im Himmel lebt

Und über alle Wolken schwebt,
Wird solche Marter währen;

Es wird sie plagen Kält und Hiß,
Angst, Hunger, Schrecken, Feu'r und Bliß,
Und sie doch nicht verzehren;

Dann wird sich enden diese Pein,

Wann Gott nicht mehr wird ewig sein.

Ach Ewig! Ewig! Dies ist das Allerschrecklichste in der Hölle. Was ein Ende nimmt, da ist noch Hoffnung und Troft dabei, wie schrecklich es auch sonst ist. Aber wo ist ein Ende in der unendlichen Ewigkeit zu finden? Zwar es haben sich Leute gefunden, die vermeint, die Barmherzigkeit und unendliche Güte Gottes gebe nicht zu, daß er sein Geschöpf in alle Ewigkeit zur Qual und Pein verstoßen sollte. Allein, daß ich hierwider nichts anderes sage, wenn es möglich wäre, daß in der Hölle Buße und Glauben sein könne, so hielte ich auch, daß Barmherzigkeit würde da sein. Aber wie kann da etwas Gutes sein, da die Teufel nach allem ihrem Willen im Leibe und der Seele herrschen? Wohl haben die Lehrer geschlossen, daß, wer in Sünden und vorfäßlicher Bosheit sterbe, immer und allewege darinnen bleibe; denn wem Gottes Gnade nicht zu Hülfe kommt, wie kann der anders, als böse sein? Drum wie dieser Wespenkopf auch nach dem Tode, so zu reden, beißen und der Schwanz stechen will, so werden die Verdammten ewig einen bösen Willen wider Gott und Menschen behalten, wie denn angezeigt ist Offenb. 16, 10. Die Menschen lästerten Gott und zerbissen ihre Zungen und lästerten Gott im Himmel vor Schmerzen. Darum werden fie in solcher ewigen Bosheit eine ewige Pein zu erwarten haben. Mein Gott! wenn dein Wort von der ewigen Qual und der Hölle redet, so geschieht es sehr kurz. Was ist die Ursache? Zweifelsfrei, daß es mit Worten nicht auszusprechen ist,

was für Qual die Verdammten in Ewigkeit plagen wird. Wie sind wir denn so blind, daß wir der Hölle so leicht und liederlich vergessen? Das beste Mittel, der Hölle zu entgehen, ist, die Hölle oft betrachten.

298. Die Erde.

Gotthold ließ einen Brunnen säubern, und ward der Sand, so herausgebracht, an einen Ort hingeschüttet, welchen Haufen er einige Zeit hernach mit allerlei Kräutern bewachsen fand, und erinnerte sich, daß er gelesen, wie ein gelehrter Neapolitaner in Acht genommen, daß, als man den Grund zu einem großen Gebäude tief hatte legen wollen und deshalb die Erde von unten herauf gebracht, dieselbe auch in Kurzem mit allerlei Kräutern, deren man an selbigen Orten gewohnt war, bewachsen sei. Dies ist, sagte er, das Wort unfers Gottes, da er der Erde allerlei Gras, Kräuter und Pflanzen aufgehen zu lassen befohlen, 1. Mos. 1, 11., und ohne Zweifel ihr zugleich die Kraft dazu eingepflanzt hat, die auch jezt noch währt. Man sieht aber in solcher Erde nichts, keinen Samen, keine Wurzel, keinen Anfang, und soll mir der Allerscharfsinnigste und Scharfsichtigste nichts dergleichen darinnen finden, bis es durch die jezt gemeldete Kraft Gottes, die wir die Natur nennen, sich eräuget und darstellt. Kann nun das allmächtige Wort meines Gottes Kräuter aus der schwarzen Erde über alles unser Sehen, Fühlen und Begreifen bringen, sollte er nicht die verstorbenen und verweseten Leiber der Menschen am jüngsten Tage wissen wieder hervor zu bringen? Ich habe oft auf den Gottesäckern die Erde aufgraben gesehen, die schon viele Leiber der Verstorbenen verzehrt hat; ich sehe nichts vom Menschen mehr, weder Haut, noch Haar, mit meinen leiblichen Augen, aber mein Gott sieht wohl, wo der Staub liegt, daraus er den verweseten Körper erwecken will, und mit meinen Glaubensaugen sehe ichs auch wohl. Mein Gott! das ganze Werk stehet auf dein Wort! Du hasts gesagt, du kannst und wirst nicht lügen. Was bilden wir ohnmächtige Menschen uns ein, daß wir deine Allmacht dürfen in Zweifel ziehen? Gerade, als könntest du auch nicht, was wir nicht können. Mein Herr Jesu! deine lebendigmachende gewaltige Stimme wird der Schlüffel sein, der alle vers borgenen und verschlossenen Oerter eröffnen und die Todten von

dannen heraus führen wird; deine Macht wird die Felsen zersprengen, die Höhlen eröffnen, die Gräber entdecken, die Wasser zertheilen, die Felder erregen, die Wälder durchsuchen, die Berge verseßen, daß nirgends ein Todter bleibe, sondern sie alle vor deinem Nichterstuhl lebendig dargestellt werden. Hast du uns das Leben können geben, ehe wir wurden, solltest du es uns nicht wiedergeben können, wenn wir schon gewesen sind?

299. Die Vaterstadt.

Als Gotthold, nachdem er nunmehr über elf Jahre seinem Gott und Nächsten in der Fremde zu dienen beslissen gewesen, in die sechs und dreißig Meilen auf bittliche Erforderung der Seinigen, dieselben einmal zu besuchen, zu seiner Vaterstadt gereiset und dieselbe nunmehr im flachen Felde vor sich liegen sah, sprach er mit thränenden Augen: Mein Gott! dies ist der Ort, da mich zuerst deine Güte umfangen; hier ward ich dir zuerst in den Schooß geworfen, hier hat mich deine Hut und Hand in meiner Wiege bewahrt, hier ist der Taufstein, da du mich aus Waffer und Geist wiedergeboren und zu deinem Kinde aufgenommen hast, hier hat mich deine Gnade allezeit begleitet, deine Barmherzigkeit ist mir nachgefolgt und hat mich aus mancher Noth errettet und in vieler Gefahr, welche mir die Unvorsichtigkeit meiner Jugend verursacht, beschüßt; hier hat deine göttliche Langmuth den Sünden meiner Kindheit mit großer Geduld nachgesehen und mir dieselben aus Gnaden vergeben; hier hast du mir ein ehrliches und vornehmes Geschlecht, christliche gottselige Eltern, getreue Lehrmeister, fromme Prediger und geneigte Herzen beschert; hier ruhen die Gebeine meiner Eltern und Geschwister; sollte ich dir nicht, mein Vater! mit einem demüthigen Fußfall danken für alle deine Barmherzigkeit und Treue, die du mir hier sonderlich und an vielen andern Orten mein Leben lang erwiesen hast? Mein Gott! ich freue mich, daß ich dieses mein irdisches Vaterland nach Verflies ßung etlicher Jahre wieder sehe. Ach, wie will ich mich freuen, wenn nach Verfließung aller meiner Jahre und nach vollendeter Pilgrimschaft des betrübten Lebens ich das himmlische Jerusalem, mein rechtes Vaterland, erblicken werde! Da wird mich deine Güte ewig umfahen, da wird mich keine Sünde beflecken, keine Noth betrüben, keine Gefahr schrecken, da will ich unter der Gesellschaft deiner H.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »