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Engel, aller meiner lieben Freunde und Verwandten, ja aller deiner Auserwählten vor deinem Angesicht mich ohne Ende erfreuen. Fahr hin, irdisches Vaterland! Fahr hin, Welt! der Himmel und mein Jesus ist mir beffer, als du und alles.

300. Das Krachen des Holzes.

Gotthold hatte sein Wesen eine Zeit lang auf einer Stube, in welcher ein Kasten stand, der mit starkem Krachen ein herannahendes Ungewitter zuvor anzudeuten pflegte. Als nun solches auch einstmals geschah, wie er mit einem Herzensfreunde sprach, wurden fie darüber redend, was doch die Ursache solches Krachens sein möchte. Gotthold sagte: Man hält dafür, daß sonderlich das windbrüchige Holz oder die Bretter, so aus einem nicht von der Art, sondern vom Winde gefällten Baum geschnitten sind, sich also hören lassen; was aber eigentlich die Ursache sei eines solchen oftmals harten Krachens, wird schwerlich recht genau zu erforschen sein. Die Natur hat auch ihre Wunder und ihre Tiefen, welche der menschliche Verstand nicht ergründen kann, der sich doch mehrmals erkühnen darf, die Tiefen der Gottheit zu untersuchen; davon er aber nichts, als vergebliche Mühe oder auch wol Verblendung und Thorheit zum Lohn hat. Lasset uns aber, indem andere, denen es belieben wird, nach den Ursachen dieses Holzkrachens forschen, auf eine nüßliche Erinnerung zur Gottseligkeit bedacht sein. Ihr wisset, was der H. Apostel sagt: Wir wissen, daß alle Kreatur sehnet sich mit uns und ängstet sich noch immerdar. Röm. 8, 22.; von welchen Worten, dergleichen man sonst in der Schrift nicht findet, die Ausleger zwar nicht einerlei Meinung haben, doch warum wollen wir ihnen eine andere geben, als sie selbst haben? Was hindert uns daran, daß wir nicht sollen sagen und halten, daß Himmel und Erde und andere Geschöpfe darinnen unter der Last der Bosheit der gottlosen Menschen und unter dem Dienst der Eitelkeit wahrhaftig seufzen, stöhnen, klagen und sich ängsten wie ein Weib in Kindesnöthen? Zwar wie es eigentlich mit diesem Seufzen und Aengsten zugeht, wissen wir nicht, wir hören auch solch Aengsten und Stöhnen der Kreatur nicht, Gott aber weiß und hört es, und der hat es durch seinen H. Geist seinem Apostel offenbart. Wohl sagt der liebe Luther (Kirchenpostille, Sommertheil): „Ob die Kreatur solche Zungen und

Sprache nicht hat, wie wir, so hat sie doch eine Sprache, die Gott und der H. Geifst hört und versteht, wie sie seufzt über das Unrecht." Als Kain seines Bruders Blut vergoffen hatte, wußte er nichts von dem Geschrei, das solches Blut zu Gott that, Gott aber hörte es. 1. Mos. 4, 10. Gleichwie die Kreaturen Gott loben und seinen Ruhm erzählen, nicht allein, weil sie die Menschen zum Lobe Gots tes aufmuntern, (denn dies erlangen sie bei den wenigsten), sondern auch mit ihren Kräften und Wirkungen, also seufzen sie und ängsten sich, indem sie eine verborgene Kraft als einen Seufzer zu Gott aufschicken und um die Offenbarung der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes und um Rache über die Gottlosen sehnlich rufen mit einem Geschrei, das Gott hört und versteht. Ach, wenn sich dessen die sichere heutige Welt, so oft fie ein belästigtes, hungriges oder sterbendes Thier seufzen, schreien und stöhnen hört, oder so oft sie ein solch Krachen hört, erinnern, und es zu Herzen nehmen wollte! Aber sie ist so überklug, daß sie solcher Dinge lacht, und so sicher, daß sie es nicht zu Herzen nimmt. Nun so fahr hin, du tolle sichere Welt, und wisse, daß es dir gehen wird, wie einem ungerechten Mann, der eine fromme Wittwe und ihre verlassenen Waisen beleidigt; der achtet ihr Gebet, ihr Seufzen, ihre Thränen nicht und fährt fort in seinem Muthwillen; er denkt: Ein Mund voll Wind und eine Hand voll Waffers thut mir nichts! Aber wie oft haben wir es erfahren, daß der Wittwen Thränen eines reichen und gewaltigen Schinders Vermögen haben hinweg geschwemmet, ihre Seufzer haben sein ganzes Haus als ein gewaltiger Wind umgestoßen. Gewiß, der Kreatur Seufzen und Aengsten wird endlich nicht vergebens sein, sondern die gottlosen Spötter und Verächter in ewige Angst und Seufzen stürzen. Indessen, mein Freund! laßt uns auch mit Seufzen und bei uns selbst heimlich, doch kräftig nach der Offenbarung unserer Kindschaft und unserer Erlösung sehnen; ach, wenn ich könnte alle auserwählten Kinder Gottes in der ganzen Welt dazu aufmuntern, daß sie keine Stunde wollten laffen vorbei gehen, da sie nicht sollten einen herzlichen Seufzer nach dem Himmel senden und sagen: Amen! Ja, komm, Herr Jesu! Offenb. 22, 20. Doch, was aufmuntern? Wie sollte in diesen lezten betrübten und verderbten Zeiten ein Kind Gottes sein, das nicht stündlich um die Zukunft des Herrn Jesu seufzte! Herr Jesu! du hörst das Seufzen deiner Gläubigen, du wirst es auch bald erhören.

Im Namen Jesu! Amen.

Gottholds zufällige Andachten.
Das vierte Hundert.

301. Das Buch Papier.

Als Gotthold im Beisein eines guten Freundes etliche Buch Papier gekauft hatte, sagte er: Ich gedenke jezt an einen berühm ten und klugen Weltmann, der, als er von einem jungen Herrn gefragt worden, was für ein Buch von Welthändeln er ihm vor andern empfehlen wollte, geantwortet: Ein Buch rein Papier; das nehmet und reiset damit durch die Welt, habt fleißige Acht auf alles, was euch Merkwürdiges vorkommt in Regiments und andern Sachen, und verzeichnet es euch und andern zur Nachricht, so werdet ihr ein gutes Buch haben, daraus ihr viel lernen könnt. Dieser kluge Mann hat die Erfahrung und die Beobachtung der Erempel höher gehalten, als alle andern Bücher. Gewiß, ich sollte fast auf gleiche Gedanken in geistlichen Dingen kommen. Wenn jemand von Kindesbeinen dazu angehalten würde, daß er Register hielte über die Wohlthaten Gottes und über die Wunder seiner Güte und Gerech tigkeit, die er an ihm selbst und andern sein Leben lang sieht und erfährt, was meint ihr, wie ein herrliches, nüzliches Buch sollte sich einer zusammen bringen? Wie erbaulich und tröstlich würde es sein, im Durchblättern sich zu erinnern, wie uns Gott so wunderlich, doch gnädiglich geführt, so väterlich versorgt, so mächtiglich beschüßt, so kräftig getröstet und seine väterliche Liebe, Treue, Langmuth, Sorgfalt und Güte so reichlich und mannigfaltig an uns erwiesen? Was mich betrifft, wenn ich alle große Barmherzigkeit, die mein Gott an 48 5.

mir gethan hat, sollte nach allen Umständen aufschreiben, ich wollte mehr, als ein Buch Papier damit erfüllen. Ich weiß es nicht allein aus dem Wort meines Gottes, sondern hab es auch in meinem ganzen Leben erfahren und befunden, daß Gott allmächtig, allweise, allwissend, gerecht, heilig, gnädig, gütig, langmüthig und von großer Gnade und Treue sei, ich hab es erfahren, daß er ein Vater der Waisen ist, daß er ein Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes ist, daß er uns mit seinen Augen nach seinem Rath_leitet und uns endlich mit Ehren annimmt, daß er so allmächtig, weise und gütig ist, daß er auch aus dem Bösen weiß etwas Gutes zu machen, daß er oft unser Gebet erhört, oft nicht erhört, um einerlei Ursach, nämlich um unsers Besten willen, daß er es nicht böse mit uns meinen kann. Und hierin werden mir ohne Zweifel alle frommen Herzen Beifall geben. Was machen wir denn oft mit dem lieben Gott für Händel und sind so zweifel- und kleinmüthig und so übel zufrieden mit seinen Wegen, als müßte er an uns die erste Probe seiner Barmherzigkeit, Almacht, Weisheit und Wahrheit sehen laffen? Oder als wenn wir heute erst mit ihm bekannt würden und seiner Treue nicht versichert wären. Kann er sich doch, wenn wir ja seinem Wort allein nicht trauen wollen, auf unsere eigne Erfahrung berufen und sagen: Ihr seid meine Zeugen! Jes. 43, 10. Was bekümmert ihr euch doch? Vernehmet ihr noch nichts und seid noch nicht verständig? Habt ihr noch ein verstarret Herz in euch? Habt Augen und sehet nicht, und habt Ohren und höret nicht, und denket nicht daran, Marc. 8, 17. 18. Da ihr in dieser oder jener Noth und Gefahr waret, wer hat euch geholfen und ausgeführet? Da ihr betrübt waret, wer hat euch getröstet? Da ihr verlassen waret, wer hat fich euer angenommen? Da ihr Waisen waret, wer hat euch verforget? Hab ichs nicht gethan? und kann ichs denn nicht ferner thun? Ich habe eine christliche kreuz- und tugendreiche Wittwe gekannt, welche berichtete, als sie wäre in ihren betrübten Zustand nach Gottes Willen gesezt und noch nicht viel Erfahrung gehabt, so habe sie oft, sonderlich wenn es gegen den Winter gegangen, da jeder nach Möglichkeit sein Haus mit allerlei Nothdurft versorgt, und sie keine Mittel gewußt, sich auch mit Vorrath zu versehen, sorgliche Gedanken gehabt und manche Thränen aus Mißtrauen und Kleinmüthigkeit vergoffen, als sie aber endlich durch jährliche Erfahrung

gelernt, daß sie der himmlische Vater wunderlich versorge und ihr über all ihr Denken und Verhoffen hindurch helfe, habe sie hernach nicht mehr auf sich und ihr Unvermögen, sondern auf Gott und seine unbegreifliche Weisheit und väterliche Güte gesehen, welche ste nunmehr so oft erfahren, daß sie sich weder gegen den Winter, noch sonst mehr gräme oder bekümmere. Nun, mein Gott! ich habe es erfahren, daß du mein Gott bist, ich habe viel Proben deiner väterlichen Fürsorge und Treue, ich thäte dir das höchste Unrecht, wenn ich einiges Mißtrauten in dich seßen wollte.

302. Der Blumentopf.

Gotthold sah in einem Luftgarten etliche Blumen in schön gezierten, gemalten und auf einem erhabenen Gestell gefeßten Töpfen prangen; er gedachte bei sich selbst: auch diese Blumen sind Töchter der Erde, fie leben von der Erde und werden zur Erde. Diese prächtigen und erhabenen Töpfe sind nichts, als eine angestrichene Erde, mit Erde gefüllt. Es wird nicht lange hin sein, so weiß man von diesen prächtigen und in der Höhe prangenden Blumen eben so viel zu sagen, als von den niedrigen und an der Erde kriechenden Veilchen, die im März abgeblüht haben. Darum könnte man einen solchen Blumentopf malen mit der Beischrift: Blumen finds! Oder: Erde ists, und nichts mehr. Oder: Vergänglich, wie andere! die Hoheit der Welt und ihre Herrlichkeit zu bedeuten. Gott hat zwar in dem Lustgarten der Welt etliche Personen über andere erhoben und sie in ihren Würden, Ehren, Aemtern, Reichthum, Wohnung, Kleidung, Bedienung, vor andern ansehnlich und prächtig gemacht, doch bleiben sie nichts desto weniger Erde und Asche, leben von der Erde, wie andere, und wenn sie ausgeblüht und ihre Zeit vollendet haben, so werden sie zur Erde. Merkwürdig ists, was der Herr von Thou berichtet, daß in vorigen hundert Jahren innerhalb zwölf oder dreizehn Monaten abgefallen und verwelkt sind nachfolgende hoch erhabene Blumen: Karl der Fünfte, römischer Kaiser, König in Spanien u. f. w., zwei Könige in Dänemark, einer, der auf dem königlichen Thron saß, Christian der Dritte, und ein anderer, der im Gefängniß gehalten ward, Christian oder Christiern der Andere, ein König in Frankreich, Heinrich der Andere, der im Lustspiel 48 §. 21

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